Bild: Beyerdynamic & PE

Beyerdynamic, da kann man kurz pausieren und es sacken lassen, gilt bei Streamern im Bereich Kopfhörer als Nonplusultra und war bisher mit dem MMX 300 Headset für viele Gamer eher ein Traum, da ihr Headset im hochpreisigen Segment angesiedelt war. Das MMX 300 gilt heute noch als weltbestes Headset, auch wenn es sich hierbei um eine kabelgebundene Version handelt und an die 225 Euro dafür auf den Tisch gelegt werden müssen. Wer mag, kann sich zudem das MMX 300 in der hauseigenen Manufaktur optisch personalisieren und auch die audiophile 600 Ohm Version ordern.

Im vergangenen November präsentierte Beyerdynamic das MMX 100 Headset, das sich optisch kaum vom beliebten MMX 300 unterscheidet, aber nun mit seinem Preis unter 100 Euro endlich auch die breite Masse ansprechen kann. Gleichzeitig wurde noch das MMX 150 auf den Markt gebracht, welches sich mit einer USB-Konnektivität und einer integrierten Soundkarte mehr an die anspruchsvolleren Gamer richtet. Wir haben uns das günstige MMX 100 angeschaut und auf die Löffel gestülpt, da es mit seinem 3,5 mm Klinkenstecker an so jedes Gerät gestöpselt werden kann, was uns in die Finger kam. Das Beyerdynamic MMX 100 steht in der farblichen Auswahl von Schwarz und Grau zur Verfügung.

Ersteindruck & Komfort

Verspielt und einfach gestaltet

Eingebettet in Schaumstoff liegt das MMX 100 in einem Karton, der relativ einfach in einem tiefen Schwarz gehalten wurde und uns neben einem Blick auf das Headset auch kleine Features des Beyerdynamic offenbart. Hier treffen zwei Welten aufeinander, die gewohnt gute Qualität und Nachhaltigkeit mit farblich verspielten Elementen und einer einfach gehaltenen Materialauswahl bilden, um eine Komposition für ein günstiges Headset für Gamer zu schaffen.

Optisch ein typisches Beyerdynamic

Vom Design her bleibt sich Beyerdynamic auch bei dem MMX 100 sehr treu, denn die bekannte Y-Gabel zur Aufnahme der Ohrmuscheln ist weiterhin das prägende Element. Damit der günstige Preis erreicht werden konnte, müssen wir auch mit einigen Kompromissen leben, da hier viele Details schlichter gestaltet wurden. Das fängt bei dem in Kunststoff gehüllten Kopfbügel an, geht über die Befestigung der Ohrmuscheln an der Y-Gabel und hört bei dem wohlwollenden Gefühl der Materialauswahl auf. Letzteres lässt uns verspüren, dass der Kunststoff uns doch eher an eine Tupperdose erinnert, statt an die Hochwertigkeit aus der Heilbronner Kopfhörer-Manufaktur. Über den mit Kunststoff überzogenen Kopfhörerbügel lässt sich geschmacklich streiten, aber die orangefarbenen Bedienelemente sprechen uns überhaupt nicht an, da hier wohl Plastik zum Einsatz kam, das wir aus dem Spielzimmer kennen. Gleichzeit ist die Unterbringung der Bedienelemente für die Mikrofon-Stummschaltung und Lautstärkeregelung an der linken Ohrmuscheln auch positiv hervorzuheben, denn die Fummelei am Kabel über eine Remote-Control-Einheit, wie beim MMX 300, hat ein Ende gefunden.

Setzten wir und das 296 Gramm schwere MMX 100 erstmalig auf, so werden unsere Ohren komplett von der Kunstlederpolster umschlossen. Sicherlich kann das Leder nicht mit dem kuscheligen Velours mithalten, aber auch beim MMX 100/ 150 lassen sich die Ohrpolster entfernen, ersetzen und austauschen – Das Kopfband leider nicht. Den Tragekomfort bezeichnen wir als gut aber straff, genau wie es die Gamer wünschen. An den großräumigen Komfort der Studiokopfhörer oder dem MMX 300 reicht das MMX 100 aber nicht heran. Wer hier über große Lauscher verfügt, wird das schon nach einigen Stunden anmerken, denn die Lederohrpolster mit Memory-Foam bieten nur 55 mm Platz. Obwohl die Gehäuse der Ohrmuscheln zwischen dem MMX 300 und MMX 100 als absolut baugleich zu bezeichnen sind, scheint hier der neuartige Bajonett-Mechanismus für den Wechsel der Ohrpolster, Platz zu beanspruchen. Da hat uns wohl Beyerdynamic mit dem MMX 300 zu sehr verwöhnt und eigentlich sollte das MMX 100 auch nicht mit dem „König“ verglichen werden, da hier auch ganz andere Ambitionen verfolgt werden.

Die Ohrpolster lassen sich schnell entfernen

Nun gut, damit wir das MMX 100 Headset auch in Betrieb nehmen können, legte Beyerdynamic gleich zwei passende Kabel bei. Ein 120 cm langes Kabel für Geräte wie PlayStation- und Xbox-Controller und ein 200 cm langes Kabel mit der bekannten Y-Trennung für Mikrofon und Klang am PC. Beide mit Textil umhüllten Kabel lassen sich nach Bedarf einfach am Headset einstecken und finden ihren Platz neben dem Stecker für das abnehmbare Mikrofon. Durch deutlich erkennbare Ausbuchtungen kann hier keine falsche Positionierung von Mikron und Verbindungskabel erfolgen. Etwas stutzig machen uns dennoch die speziell geformten Stecker von Beyerdynamic, da bei beiden Verbindungskabeln ein 5-poliger 3,5 mm Stecker in Erscheinung tritt. Bekannt sind uns bisher aber nur TRS und TRRS Stecker – Welches Geheimnis sich dahinter verbirgt, konnten wir nicht in Erfahrung bringen.

Klang & Sound

Kraftvoll, aber mit Grenzen

Setzen wir uns das MMX 100 auf und lassen die ersten Sounds erklingen, zeigt sich ein kraftvolles Klangbild, welches uns gute ausgewogene Höhen und einen starken Bass wahrnehmen lassen. Die 40 mm Treiber, die an 32 Ohm anliegen und einen Frequenzbereich von 5 Hz bis 30.000 Hertz bieten, liefern einen überzeugenden Klang im Gaming ab und lassen es sprichwörtlich richtig krachen. Leider schwimmt der Mittenbereich etwas zwischen den Höhen und Tiefen hin und her, was sich gerade beim 3D-Sound an der PlayStation 5 für die verwöhnten „Beyerdynamic-Ohren“ als kleiner Makel herausstellt und beim Hören von Musik mehr in Erscheinung tritt. Dennoch überragt der Sound deutlich gegenüber seinen Artverwandten in dieser Preisklasse und spiegelt die Kunst und Erfahrung aus dem Hause Beyerdynamic wider. Das Wort „Studioqualität“ wollen wir aber nicht gebrauchen, denn der preisgünstige DT770 Pro Kopfhörer hat uns gezeigt, was es heißt, Studioqualität erleben zu können. Das MMX 100 ist extrem Bass-stark, was die Gamer vermehrt bevorzugen, aber nie überladen wirkt und die Höhen weiterhin eine optimale Ortung ermöglichen. Hier trumpft das MMX 100 zudem mit seiner extremen Lautstärke auf, denn mit 116 dB gehört das Headset definitiv zu den Krachern und holt selbst aus einer Onboard-Soundkarte oder PlayStation-Controller mehr raus, als wir bisher vernehmen konnten. Leider schwindet die Ehrlichkeit im Klang, denn hier wird alles etwas zu viel in Szene gesetzt, was die Dialoge in Spielen leicht in den Hintergrund rücken lässt.

Farbliche Knöpfe, die sehr verspielt erscheinen

Das Manko des MMX 100 offenbart sich aber in der Regulierung der Lautstärke. Nicht nur, dass sich das Rädchen zu leicht bewegen lässt und kaum ein Widerstand zu verspüren ist, die Lautstärke lässt sich auch nicht gleichmäßig einstellen. Wir drehen es lauter und lauter und irgendwann macht es einen Sprung, der uns die Lautstärke schlagartig von etwa 70 Prozent auf volle Pulle wahrnehmen lässt. Das passt nicht ganz in das Bild und erzeugt auch ein unschönes Hörgefühl. Wenn wenigstens ein kurzer Widerstand spürbar wäre, der uns hier vor der maximalen Lautstärke warnen täte – Ist aber nicht!

Das Mikrofon mit Popschutz

Beim Mikrofon setzt Beyerdynamic auf ein genanntes META VOICE Mikrofon mit 9,9 mm Nierencharakteristik, welches sich frontal platziert und mit einem Popschutz versehen wurde. Unsere Stimme kommt sehr klar und verständlich rüber, auch wenn die Natürlichkeit etwas leidet und damit mehr Höhen als Tiefen aufgenommen werden. Mit einem Abstand von rund 7 cm vor unserem Mund kann das Mikrofon wunderbar störende Umgebungsgeräusche, wie das Heulen einer PlayStation 4 oder Klicken einer Tastatur, ausblenden, aber die Atemgeräusche nicht ganz unterbinden – Dabei leider wir nicht unter Asthma oder kommen beim Zocken ins Schnaufen. Zudem muss die Empfindlichkeit an der PlayStation enorm heruntergeschraubt werden.

Fazit

Ein Beyerdynamic auf Sparflamme

Mit dem MMX 100 liefert uns Beyerdynamic ein preisfreundliches Headset, das mit einem kraftvollen Sound aufwartet, um die Gamer in ihren Bann ziehen zu können. Leider trifft die Auswahl der Materialien nicht unseren Geschmack, denn das MMX 100 Headset fühlt sich nicht so wertig an, wie die weitere Produktpalette aus Heilbronn. Zudem können die Kabel unsere Bewegungen auf das Chassis übertragen und somit zu einem unschönen Nebeneffekt führen. Auch die Regulierung der Lautstärke erzeugte eine Enttäuschung. Rundum ist das MMX 100 ein schönes und klangvolles Headset, das uns bedauerlicherweise nicht überzeugen konnte. Das liegt vielleicht auch daran, dass uns Beyerdynamic in der Vergangenheit zu sehr verwöhnt hat.

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