[ TEST ] GRID – brings Motorsport home

Im Sommer 2008 erschien das erste Racedriver GRID, zwei weitere Ableger folgten bis 2014. Dann wurde es sehr still um die Rennserie von Codemasters. Am 11. Oktober, also 5 Jahre später, bringt das britische Entwicklerstudio das Rennspiel GRID für PlayStation 4, Xbox One und PC zurück. Wir haben uns hinter das Lenkrad geklemmt und sind für euch über die Pisten gedonnert. Mit GRID wollen die Briten uns den authentischen Motorsport fühlen lassen, bieten dazu zahlreiche lizenzierte Wagen und zahlreiche Rennstrecken. Ob es ihnen gelungen ist?

Die GRID-Spieleserie lässt sich bis zu den Zeiten einer PlayStation 1 zurückverfolgen – Zeiten zu denen Codemasters mit einem TOCA Touringcar Rennspiel für viel Aufmerksamkeit sorgte. Später folgten weitere Ableger, die sich sogar in der Deutschen Touringcar Meisterschaft wiederfanden. Mit Racedriver GRID erfolgte auch ein Multiplayer, welcher uns bis heute im Gedächtnis blieb. Die folgenden Ableger verloren sich dann leider im breiten Angebot der Rennspiele an Relevanz und Codemasters konnte mit dem Erwerb der Formel 1 Lizenz ein neues Rennspiel auf den Markt bringen, dass sich nun in der 10. Auflage wiederfand: F1 2019.

GRID von Codemasters benötigt 42,22 GB auf der Festplatte der Playstation 4 und wurde von uns mit dem Patch 1.03 getestet. Zusätzlich erhielten wir die Inhalte der Ultimate Edition. Getestet wurde das Spiel bei uns auf der PlayStation 4 Pro samt SSD Festplatte, auf einem Samsung 4K/ HDR Fernseher und dem Sennheiser GSP 670. Neben dem normalen Dualshock 4 Controller kam auch das Logitech G29 Lenkrad zum Einsatz.

Ersteindruck 

bringt das Benzin in den Adern zum kochen

Codemasters eröffnet das Spiel mit einem imposanten Trailer, der zugleich das Benzin in unseren Adern zum Kochen bringt. Hier wird schon Eines deutlich: Der Motorsport ist nach Hause zurückgekehrt. So finden wir uns auch gleich hinter dem Steuer einer Corvette wieder, um die ersten Runden, Spiegel an Spiegel, über die Piste donnern zu können. Doch es geht gleich weiter. Nach der amerikanischen Rennserie folgt ein Nascar-Rundkurs-Rennen, welches seinen Abschluss in einem Touringcar in Brands Hatch findet – In strömendem Regen. Damit haben wir genügend erste Eindrücke sammeln können und eine gewisse Begeisterung macht sich breit. GRID ist nicht irgendein arcadelastiges Need For Speed oder stumpfes Rundendrehen, wie wir es aus Gran Turismo Sport kennen. GRID ist purer Motorsport und vermittelt uns dies sehr gut. Die Wagen lassen sich gut händeln und das Rennen in Brands Hatch trumpft gezielt mit seinen Effekten im Regen auf. Davon träumen viele Gamer in einem GT Sport.

Nach Abschluss der ersten drei Rennen, können wir uns im Menü umschauen. Codemasters bietet uns neben der Nutzung eines Lenkrads zahlreiche Möglichkeiten, die Eingaben am Controller zu personalisieren. Wir bestimmen, welche Taste eine Aktion ausführen soll. Bei vielen Rennspielen müssen wir immer mit vorgegeben Controller-Konfigurationen vorlieb nehmen, hier allerdings nicht und das kennen wir aber aus F1 2019. So ist der Weg für eine erfolgreiche GRID-Karriere geebnet und wir geben weiter Gas.


Gameplay 

immer Herr der Lage

Bei GRID schafft es Codemasters einmal mehr, uns ein sehr gutes Fahrgefühl zu liefern. Zu jeder Zeit sind wir Herr der Lage und können die Boliden über die Strecken bewegen. Das Feedback der Fahrzeuge bezeichnen wir als herausragend und beherrschbar. Wir spüren selbst am einfachen Dualshock 4 Controller mit welcher Haftung sich die Reifen in den Asphalt beißen. In Kurven können wir gekonnt übersteuern und mit einem leichten Drift über die Kerbs poltern, ohne dabei die Kontrolle über den Boliden zu verlieren – mit einem Lenkrad macht das gleich doppelt soviel Spaß. Je nach Wagentyp zeigt sich dessen Charakter. Einen Fronttriebler über die Rennstrecke zu schicken, ist sicherlich keine Kunst, während uns so manches Classic-Car schon einiges mehr abverlangt. Hier zeigt sich die ganze Kraft im Heck und diese schiebt den Boliden immer leicht angewinkelt in eine Kurve. Anfänger werden sich in den ersten Runden etwas schwer tun, lernen aber auch sehr schnell die Handhabung. Die erste Pole Position oder gar der erste Sieg wird von „Denken“ geprägt. Warum? Sagen wir es einmal so: Hier einfach mit Vollgas einem Gegner vorbeizufahren bedarf Mut und Windschatten, ansonsten können sich neben dem Spiegel auch schnell mal andere Teile vom Wagen lösen.

Das Gameplay ist eine sehr gute Mischung zwischen einer authentischen Simulation und der Beherrschbarkeit, über die ein Gamer daheim verfügen möchte. Zudem wird uns ein Mittendrin-Fahrgefühl vermittelt. Wir spüren, wenn der Wagen Grip verliert, eine Kuppe den Wagen leichter werden lässt oder gar das Über- und Untersteuern. Mit dem wunderbaren Gas-Bremsespiel können wir alles aus einem Wagen herausholen, ohne dabei unverhofft im Kiesbett zu landen. Alles lässt sich gut handhaben und so kennen wir es auch aus Codemasters Rally oder Formel 1 Spielen. Genau hier punktet der britische Entwickler bei uns. Das Vermitteln des Rennsports ist Codemasters wieder mit Bravour gelungen. Das Feedback ist wesentlich besser und authentischer als es Polyphony Digital mit ihrem Gran Turismo Sport bietet.

Neben dem eigentlichen „Fahren“ steht uns ein Team in der Boxengasse zur Seite. So können wir taktische Anweisungen an unseren Teamkollegen geben oder erhalten selber Anweisungen über unsere Fahrweise. Das rundet das Motorsportgefühl ab und zieht uns noch mehr in diesen Bann. Die Frage: Warum wir Anweisungen an unseren Teamkollegen geben können, ergibt sich anfänglich noch nicht. Dazu kommen wir aber später. Was bei einem Motorsport-Racer aber nicht fehlen sollte, ist das einstellbare Setup für die Rennsemmeln. Auch hier bietet uns Codemasters ein Untermenü, um den Wagen nach unseren Bedürfnissen an die Strecken anpassen zu können. Dabei beschränken sich die Entwickler auf das Wesentliche und von einer Komplexität, wie wir es aus Gran Turismo kennen, ist man weit entfernt. Das Grundlegende wird geboten – dem einen dürfte das sicherlich zu wenig sein – große Kenntnisse sind somit nicht erforderlich.


Grafik, Sound & Technik

schön und bezaubernd aber ausgelastet 

Der Racer GRID zeigt sich auf der PlayStation 4 Pro in einem wunderbaren 4K samt HDR, offenbart aber ein wenig das Ende der aktuellen Konsolengeneration. Die Boliden mit ihren detaillierten Cockpits sind bezaubernd anzusehen, während hin und wieder die Streckrandgrafik blind und verwaschen in Erscheinung tritt. Das dürfte zum einen der Effekt der Geschwindigkeit sein, zum anderen die doch niedrige Framerate auf der PlayStation 4 Pro. So zeigen sich die Rennstrecken mit ihrem bekannten Charakter und Objekten. Auf der PlayStation 4 Pro wirken aber gerade die Streckenrandobjekte zu plastisch und künstlich – das macht sich aber nur ab einer gewissen Entfernung bemerkbar. Dennoch wird GRID von einem überzeugenden Gesamtbild geprägt. Eine sehr große Bedeutung erhält das Schadensmodell, welches so manche Spiegel oder Stoßstange realistisch weghaut oder gar einen Totalschaden erzeugt. So bietet Codemasters einmal etwas, was Gran Turismo und Forza Spieler schmerzlich vermissen, aber Rally- und Formel 1 Spieler kennen. Hier gibt es nur anfänglich hochpolierte Rennkarossen, die im Laufe der Runden zahlreiche Kampfspuren aufzeigen und sich sogar auflösen können. Das reicht zwar noch nicht an den Demolition-Derby-Racer Wreckfest ran, braucht es aber auch nicht.

Wenn die Startampel auf Grün springt, heulen die Benzin-schluckenden Motoren auf und brüllen einem förmlich in das Headset oder hallen mit viel Gebrüll über unsere Heimkinoanlage. So klingt ein Porsche auch wie ein Porsche klingen muss, während sich ein V8 Motor hörbar Luft verschaffen will. Jedes Fahrzeug kann am Klang erkannt werden, auch wenn hin und wieder der Turbo etwas zu schwach pfeift. Codemasters bietet viel Lärm im Motorsport und zieht uns auch akustisch mitten in das Spiel. In den Menüs hingegen, werden unsere Ohren von einer angenehmen elektronischen Musik unterhalten.

Technisch läuft GRID auf der PlayStation 4 Pro sehr rund, ohne auch nur Schwächen zu zeigen. Codemasters bietet ein sehr abgerundetes Bild, das den Spielspaß deutlich am Leben hält. Die Ladezeiten halten sich sehr in Grenzen und lassen uns schnell und munter am nächsten Event teilnehmen – Mit bis zu 16 Fahrern in einem Feld. Zu meckern gab es nichts, die PC Version wird aber sicherlich schöner anzusehen sein.


Umfang und Langzeitmotivation 

viele Rennen plus Multiplayer

Der Racer GRID bietet uns verschiedene Spielmodi. Auf jeden Fall, gehört der umfangreiche Karrieremodus dazu. Dieser bietet uns an die 100 Rennen in 6 unterschiedlichen Rennserien. Eine davon nennt sich Fernando Alonso, nach dem gleichnamigen zweimaligen Formel 1 Weltmeister, der in diesem Spiel mitgewirkt hat und für den Formelsport im Spiel mit beiträgt. Die unterschiedlichen Rennserien werden von unterschiedlichen Klassen gezeichnet, dessen Teilnahme den Erwerb eines passenden Boliden erfordert. So verdienen wir uns von Rennen zu Rennen Preisgeld, das wir auch zugleich in neue Wagen investieren können. Hierbei bietet uns Codemasters ein breites Angebot, denn 66 unterschiedliche Wagen können wir erwerben. Darunter lassen sich Marken wie Ferrari, Ford, Porsche und Andere finden. Um alle erwerben zu können, müssen wir nicht nur siegreich vom „Schlachtfeld“ ziehen, sondern auch mächtig Kohle gewinnen. Das geschieht aber eher automatisch, denn die KI ist nicht gerade flott unterwegs. Wenn wir von der Pole starten, gehört der Sieg so gut wie uns. Neben dem breiten Angebot an Fahrzeugen werden uns auch viele Rennstrecken geboten. Einige davon kennen wir: Silverstone, Indianapolis, Brands Hatch und Sepang. Der Rest ist uns eher unbekannt und entspricht wohl den Fantasien der Entwickler. Zu den verfügbaren Spielmodi gehören: Grand Prix Rundkurse, Street Racing, Ovals, Hot Laps, Point-2-Point Rennen und Zeitfahren. Alles nett verpackt im großen GRID World Series Championchip.

Damit wir uns in dem Karriere-Modus auch heimisch fühlen, können wir unserem Fahrer einen Namen geben, ebenso wie unserem Team. Zusätzlich öffnet sich eine Art Transfermarkt, in dem wir uns die passenden Teamkollegen einkaufen können. Alles wird von unserem hart erfahrenen Preisgeld bezahlt. Eine sehr interessante Option finden wir, die eine bekannte Eintönigkeit mindert. Doch damit ist noch nicht Schluss: Selbstverständlich bietet uns GRID auch optische Feinheiten unseren Wagen auf der Strecke präsentieren zu können. Wie schon einst in Racedriver GRID, werden uns verschiede Muster und Decals geboten, die wir alle farblich verändern und gestalten können. Das reicht zwar noch nicht an die Option eines Gran Turismo Sport heran, erfüllt aber den Zweck, uns etwas von der breiten Masse abheben zu können. So ist damit aller Nacht noch nicht Abend, denn wir können unser Profil mit zahlreichen Erfolgen schmücken. Dazu zählen ein Banner, der Hintergrund und auch diverse Auszeichnungen, was im Multiplayer bestimmt gut ankommt. Den Multiplayer konnten wir zum aktuellen Testzeitpunkt leider nicht explizit ausprobieren, da einfach viel zu wenig los war.


Fazit 

eine Legende kehrt zurück 

Mit dem neuen GRID liefert uns Codemasters eine Rennsimulation, um die Lücken, und damit die Herzen vieler Spieler, zwischen einem Need For Speed und Gran Turismo Sport füllen zu können. Das Gameplay fühlt sich wunderbar an, da wir jederzeit immer Herr der Lage über einen der vielen Boliden sind. Das breite Angebot an Rennstrecken könnte sicherlich noch etwas vielfältiger sein, reicht für den Anfang aber allemal aus. Mehr wird sicherlich in den kommenden Seasons folgen oder per DLC nachgeliefert werden. Der Karrieremodus fesselt einen mit seinen vielen Kilometern an den Controller oder lässt uns das Lenkrad nur schwer Beiseite stellen. GRID ist schon ein wenig ein „Festspiel des virtuellen Motorsports“ und wird auch viele Fans für sich gewinnen können. Ob es dabei sogar für den eSport reichen wird, bleibt abzuwarten. Wir sprechen GRID unsere Empfehlung aus, da der Motorsport endlich wieder dort zu Hause ist. 

 

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