[ TEST ] HELLBLADE: SENUA’S SACRIFICE

Am 8. August hat Ninja Theory das Action-Adventure Hellblade: Senua’s Sacrafice veröffentlicht. Wie außergewöhnlich dieses Spiel ist, erfahrt ihr in unserem Test.

Ersteindruck

Schon in den ersten Minuten des Spiels wird klar, dass Hellblade sich nur schwer in die bekannten Genres einordnen lässt. Es gibt weder ein Tutorial, noch ein Intro, welche euch an den Inhalt des Spiels heranführen. Ihr werden praktisch ohne irgendeine Einleitung ins kalte Wasser geworfen.

Was sofort auffällt ist, dass es weder ein Interface, noch die für Andventures typischen Items, Skillbäume oder Inventare gibt. Alles was ihr habt, ist euer Schwert und die Stimmen in eurem Kopf, die euch beim Spielen mal Tipps geben und mal verspotten. Dabei wird nach kurzer Zeit schon klar, dass Hellblade eine einzigartige Atmosphäre hat, die kein Spiel bisher auf so eine Weise erzeugen konnte.

5 von 5 Sterne

Gameplay

Das Gameplay von Hellblade orientiert sich zwar an gängigen Adventures, ist aber stark vereinfacht. Die Kämpfe verlangen von euch lediglich etwas Aufmerksamkeit und mehr oder weniger gute Reflexe.

Um die vielen kleinen Rätsel zu lösen, muss man zwar auch kein Genie sein, aber das ein oder andere Mal kann ein wenig kreatives Denken nicht schaden, denn die Lösungen sind oft unorthodox, aber trotzdem nie wirklich schwer.

4 von 5 Sterne

 Umfang

Insgesamt ist der Umfang mit ca. 7-9 Spielstunden überschaubar. Diese Stunden sind dafür aber ein durchgehend beeindruckendes Erlebnis, das seinesgleichen sucht.

Das Setting, welches besonders in Verbindung mit dem sensiblen Thema perfekt gewählt wurde, ist unverbraucht und erfrischend anders. Es hebt sich gut von der grauen Masse ab und bringt etwas frischen Wind in das ansonsten immer mit den gleichen Inhalten in leicht abgewandelter Form daher kommende Genre.

4 von 5 Sterne

Grafik / Sound / Technik

Optisch ist Hellblade nicht nur eine Augenweide, sondern setzt fast schon neue Maßstäbe. Vor allem was das Zusammenspiel zwischen Effekten, Licht und z.B. Unschärfe angeht. Angefangen beim Flackern von Fackeln, über herumfliegende Asche bis hin zu scheinbar willkürlich auftretenden Schleiern und Spiegelungen in der Luft, ist es wie eine Sinfonie bei der jedes Instrument seine Aufgabe perfekt erfüllt. Das erzeugt eine Stimmung, die wir bisher in keinem Spiel so intensiv wahrgenommen haben.

Besitzer einer PS4 Pro haben die Wahl, jederzeit zwischen einem 4K-Modus und einem 60fps-Modus zu wechseln. Ersteres sorgt für knackig-scharfe Grafik und schärfere Texturen. In der zweiten Einstellung bewegen wir uns mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde.

Auch was den Sound angeht, ist Hellblade näher an der Perfektion als jedes andere Spiel seiner Art. Was mit Sicherheit auch daran liegt, dass es bisher kein vergleichbares Spiel gibt.
Allein die Stimmen, die euch auf Schritt und Tritt begleiten und mal aus der Ferne flüstern und mal deutlich hörbar sind und ständig um euch herum kreisen und dabei scheinbar völlig willkürlich ihre Stimmungslage wechseln, sorgen für ein Gefühl der Unsicherheit und Unruhe. Mal bekommt ihr von ihnen Hinweise und im nächsten Moment verspotten sie euch oder lachen euch einfach nur aus.

Spielt ihr Hellblade mit einem 5.1 Headset, verstärkt das den Effekt sogar noch um ein Vielfaches, was das Spielgefühl nochmal um einiges intensiviert.

Auch die Musik unterstreich das Spielgeschehen perfekt. In einem Moment beruhigend und dezent, schlägt es von einen auf den anderen Moment zu bedrohlich und treibend um. Die Musik passt in jedem Moment zum Spielgeschehen, welches ebenso von einer auf die andere Sekunde komplett in eine andere Stimmungslage kippt.

Rein technisch gibt es nur wenig zu bemängeln. Hier und da gab es mal einige durch die Kamera verursachte Schönheitsfehler in Form von durchsichtigen Wänden oder Objekten, aber an sonsten sind uns keine Fehler aufgefallen.

5 von 5 Sterne

Inhalt / Thematik

Normalerweise lassen wir in unseren Tests den Inhalt etwas außen vor. In erster Linie um euch nicht zu spoilern und euch damit das Spielerlebnis kaputt zu machen. In diesem Fall müssen wir aber eine Ausnahme machen, da vor allem Inhalt und Thematik des Spiels so speziell und sensibel sind, dass wir nicht darum herum kommen.

Themen wie psychische Erkrankungen gelten leider oft als Tabu und werden daher in Spielen (wenn überhaupt) nur in sehr simpler Art und Weise aufgegriffen und dargestellt. Meist aus Angst, man könnte es falsch oder unzureichend umsetzen.
Um so schöner ist es, dass Ninja Theory in Hellblade eine Geschichte erzählt, bei der die schwere Psychose der Hauptfigur Senua im Mittelpunkt steht.

Dabei hat man es bewusst vermieden, zu sehr ins Detail zu gehen und zu versuchen die Gründe für die Psychose zu erklären, oder die komplexen Zusammenhänge zwischen der Erkrankung und den Auswirkungen zu thematisieren. Lediglich der Auslöser und die Ereignisse, die die Psychose verstärkt haben, werden während des Spiels erklärt.

In erster Linie geht es in Hellblade darum, euch ein Gefühl davon zu vermitteln, wie ein Betroffener seine Welt wahrnimmt. Wie die Grenzen zwischen Realität und Vorstellung in einem Gewirr aus Stimmen, Visionen und scheinbar willkürlich auftretenden Erscheinungen verschwimmen und er kaum noch in der Lage ist zwischen Realität und Einbildung zu unterscheiden. Immer wieder kippt die Stimmung des Spiels von einen zum anderen Moment, Dialoge und Monologe sind kaum noch voneinander zu unterscheiden und von einer auf die andere Sekunde ist der Hauptcharakter z.B. nicht mehr euphorisch sondern verzweifelt, ängstlich oder wütend.
Selbst wenn man sich gut in andere Menschen hinein versetzen kann, ist es nur sehr schwer nachzuempfinden, was Betroffene durchmachen. In Hellblade schafft man es aber, zumindest ein Gefühl dafür zu vermitteln.


Fazit

Mit konventionellen Methoden lässt sich Hellblade kaum bewerten. Betrachtet man es als reines Spiel, ist es auch „nur“ durchschnittlich. Betrachtet man es allerdings in Verbindung mit dem Thema und der Umsetzung (sowohl in Sachen Storytelling, als auch Präsentation), ist es einzigartig. Ein so sensibles Thema auf so beeindruckende Art und Weise anzugehen und umzusetzen, schaffen nicht viele Studios. Hellblade hat ohne Zweifel das Potential das Medium Videospiel, und die Art wie wir Spiele und ihre Inhalte wahrnehmen und erleben,  auf ein neues Level zu heben.

5 von 5 Sterne

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