[ TEST ] THE SPECTRUM RETREAT – unfreiwilliger Hotelaufenthalt

Mit The Spectrum Retreat dürfen wir uns ein weiteres Mal auf einen Ausflug in die Welt der Rätselwelten wagen. Bis uns die Köpfe rauchen. Das engagierte Spiel vom ein-Personen-Entwicklerstudio Dan Smith Studios gibt sich mysteriös und überaus interessant. Wir sind der Spur auf den Grund gegangen.

Ersteindruck
Wo bin ich und was mache ich hier?

Alles beginnt damit, dass wir die Augen öffnen und uns in einem Bett liegend wiederfinden. Wir stehen auf und erkunden unser Zimmer. Alles wirkt aufgeräumt und schick. Die Möbel sind in makellosen Zustand. Dennoch wirkt der Raum steril und vermeidet geradezu, die Persönlichkeit seines Bewohners widerzuspiegeln. Uns düngt, dass wir hier nicht heimisch sind. Wir scheinen nur ein Gast an einem fremden Ort zu sein.

Plötzlich klopft es an der Tür. Wir öffnen zaghaft unserem unbekannten Besucher. Als wir erkennen, wer da vor uns steht, erschrecken wir leicht. Es ist kein Mensch, der uns da begrüßt, sondern eine Maschine. Ein höflicher Roboter, vornehm im schwarzen Smoking gekleidet, weckt uns zum allmorgendlichen Frühstück. Es bestätigt sich, was wir vorher schon erahnt haben, wir befinden uns in einem Hotel.

Einem verdächtig leeren Hotel. Denn ziemlich schnell müssen wir erkennen, dass wir in dem riesigen Gebäude der einzige Bewohner zu sein scheinen. Jedenfalls der einzige menschliche Bewohner. Das Hotelpersonal besteht ausschließlich aus Robotern. Die sich zwar höflich und diskret verhalten, aber sich ebenso fordernd und gleichzeitig nichtssagend ausdrücken. Die künstlichen Wesen haben zudem kein Gesicht, aus denen wir irgendeinen Funken Mimik herauslesen können. Und trotzdem fühlen wir uns seltsamerweise ständig beobachtet. Eine berechtigte Angst, oder werden wir etwa schon paranoid?


Gameplay
Ein Stilbruch zwischen Rätsel und Thriller

Eines steht fest, wir sind nicht freiwillig hier. Man hat uns vielmehr hierhin verschleppt. Aber aus welchem Grund sind wir eigentlich hier? Einfach aus dem Vorderausgang fliehen können wir jedenfalls nicht. Die Drehtür führt uns in einer 360-Grad Drehung direkt wieder ins Hotel zurück.

In unserer ausweglosen Lage bahnt sich dennoch ein kleiner Silberstreifen der Hoffnung an. Ein Handy liegt da zwischen den Kissen unseres Bettes und vibriert uns eilig herbei, auf das wir es aufsammeln und den Anruf entgegennehmen. Eine Frauenstimme gibt uns zu verstehen, dass wir in Gefahr sind. Wir werden im Hotel gefangen gehalten und das Personal darf auf keinen Fall vom Handy erfahren, dass sich nun in unserem Besitz befindet und unsere einzige Möglichkeit auf Rettung darstellt.

Die Frauenstimme leitet uns durch die Flure des Gebäudes, welches die subtile Atmosphäre des Overlook-Hotels aus Stephen Kings The Shining wiedergibt. Wir sollen nach einem ganz bestimmten Zimmer Ausschau halten. Kein HUD, kein Hinweis oder Wegfinder in Form eines Pfeils weist uns dorthin. Unseren Weg müssen wir schon allein ausfindig machen.

In diesem Raum angekommen, bricht The Spectrum Retreat stilistisch mit seiner Mystery-Thriller-Atmosphäre und entfaltet sich als anspruchsvoller Rätsel-Puzzler nach Art eines ChromaGun oder Thalos Prinzip. Auf unserem Weg durch die verworrenen Flure und Stockwerke des Hotels sind wir gezwungen, zahlreiche Rätsel zu lösen. Jedes dieser Rätsel funktioniert dabei nach dem gleichen Prinzip: Mit unserem Handy können wir entweder eine weiße oder rote Farbe aufnehmen. Dabei dürfen wir immer nur eine Farbe gleichzeitig aufnehmen. Mit dieser färben wir die quadratischen Schalter in der entsprechenden Farbe ein um das Tor zu deaktivieren, das unser Weiterkommen behindert.

Was als einfache Logikaufgabe beginnt, entwickelt sich in den fünf Stockwerken, in denen das Hotel unterteilt ist, schnell als sehr fordernde Kopfnuss, in denen wir immer verzweigtere Lösungswege finden müssen. Spätestens wenn sich ein Level in mehrere Ebenen, Brücken, Treppen und Ecken aufteilt, zwischen denen wir hin und her wechseln, wird es richtig verworren. Und wenn letztlich neben rot und weiß noch weitere Farben hinzukommen, fangen unsere Synapsen endgültig Feuer.

Bei all dem fordernden Rätselspaß wird die mysteriöse Story weitergesponnen. Wobei sich hier auch der wohl größte spielerische Schwachpunkt von The Spectrum Retreat zeigt: Den vielen unnötigen Laufwegen innerhalb des Hotels. Die gestalten sich schnell als nervige und stupide Laufarbeit, die wir nur so bereitwillig erledigen, weil wir zum einen wissen wollen, wie sich die Geschichte weiterentwickelt und zum anderen, weil wir die übrigen Rätsel knacken möchten.


Grafik & Sound
Minimalistisch und dennoch effektiv in seiner Wirkung

Grafisch präsentiert sich das Spiel als eher unspektakulär und angestaubt. Aufwendige Effekte, Animationen oder ähnliches dürfen wir hier nicht erwarten. Auch die PS4 Pro kommt hier gar nicht erst in Versuchung ihre Muskeln spielen zu lassen. Zugutehalten muss man aber, dass die Performance jederzeit einwandfrei ist und das virtuelle Abenteuer ohne größere technische Schwächen oder nervige Bugs auskommt.

Die englischen Sprecher machen dabei einen hervorragenden Job und sorgen dafür, dass gerade in den Gesprächen zwischen Uns und der Stimme an dem Handy eine bedrohliche Spannung entsteht.


Umfang
Kleines Spiel zum kleinen Preis

Zum kleinen Preis von gerade einmal 12,99 Euro aus dem PlayStation Store bekommen wir ein handwerklich sauber umgesetzten Rätsel-Thriller mit einer Länge von ungefähr fünf Stunden. Weitere Modi oder Boni gibt es leider keine. Nach dem einmaligen Durchspielen ist Schluss. Einen Wiederspielwert sehen wir nicht. Aber das ist bei Rätseln ganz natürlich. Kennt man deren Lösung, löst sich der Reiz des eifrigen Grübelns in Luft auf.


Fazit
Spannender und fordernder Rätsel-Thriller

4 von 5 Sterne empfehlenswertMit The Spectrum Retreat ist Dan Smith eine tolle kleine Ode an alle Liebhaber virtueller Kopfnuss-Abenteuer gelungen. Die Rätsel sind ähnlich wie in Portal nach dem immer gleichen Prinzip aufgebaut, variieren in ihrem Aufbau und ihrer Komplexität so stark, dass wir uns immer neuen Herausforderungen entgegenstellen müssen.

Mit minimalistischen Mitteln gelingt es zudem, dem Hotel einen spannenden und bedrückenden Anstrich zu verleihen und eine unterhaltsame Story zu erzählen. Einzig die Laufwege zwischen den einzelnen Rätsel-Etagen wirken wie ein einfallsloser Lückenfüller.


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