Bild: Astragon

[ TEST ] SNOWRUNNER – very much Matsch

Normalerweise sollte die Spitzenposition das Ziel sein, wenn sich Videospieler hinters virtuelle Lenkrad pressen. Doch in dem unter Matsch begrabenden Spielestreich Snowrunner aus dem Entwickler Hause Saber Interactive, ist der Weg das Ziel. 

Ersteindruck
Durch Schnee und Schlamm

Hier gibt es keine vor Pferdestärken strotzende Rennboliden oder feingetunte Formel 1 Wagen. Alles was hier zu Verfügung steht, hat schon Jahre auf den Buckel und ist für unwegsames Gelände ausgelegt. Denn bei Snowrunner gibt es keine rasanten Fahrten. Nur wer Herr über den zu befahrenden Untergrund ist, kommt auch an den gewünschten Ort. Wie schon im Vorgänger: Spintires: Mudrunner, herrscht die Natur mit Schlamm, Schnee und noch mehr Matsch über die Straßen.


Gameplay
Jeder Meter Weg ist ein Kampf

Gleich an unserem ersten Arbeitstag wird klar welch große Herausforderung uns bevorsteht. Schon die ersten 15 Meter im Tutorial stellen die erste Hürde dar. Hier erwartet uns kein perfekter Blitzstart, sondern ein gemächliches Herantasten an unseren Weg abseits der Hauptstraße. Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten, haben wir es von der Nebenstraße auf festen Grund geschafft. Nur um zu bemerken, dass selbst hier kein wehender Fahrtwind uns die Frisur versauen wird. Denn selbst auf den asphaltierten Straßen fahren sich die Gefährte wie ein kaum zu kontrollierendes Schlachtschiff.

Als wir dann die Serpentinen entlang schlängelten und uns auf baufälligen Strecken in aufgezwungene Richtungen lenken. Es entfaltet sich ein Gefühl von Arbeit. Selbst die kleinsten Schlammpfützen können das Fahrzeug zum Stillstand bringen. Zum Glück ist jeder Bolide mit einer automatischen Seilwinde versehen, um sich aus solchen Situationen „stilvoll“ zu befreien. Diese wird entweder auf Knopfdruck mit den am nächstliegenden Ankerpunkt verbunden oder über ein Auswahlmenü der wählbaren Schnittpunkte zugewiesen. Wurde die erste kleine Matschparty beendet, begrüßt uns eine freistehende Tankstelle.

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Denn in Snowrunner verbraucht jeder Truck eine Menge Benzin und jeder Zapfhahn sollte von uns genutzt werden. In wenigen Sekunden, ist der Tank gefüllt und die Fahrt geht weiter, denn das nächste Schlammloch wartet schon. Ganze fünf Meter von der Oase entfernt, vegräbt sich unser Gefährt immer weiter in den Matsch, wo es anscheinend kein Entrinnen gibt. Selbst die Seilwinde versagt, da nichts in der Nähe ist, das uns als Ankerpunkt dienen könnte. Mühselig arbeiten wir uns Stück für Stück aus dem matschigen Gefängnis. Jedes der Vehikel verfügt über einen Lastengang um in Schneckentempo durch unwegsames Terrain zu passieren. Nach zahlreichen Versuchen und zehn Minuten harter Arbeit, schafften wir es schlussendlich den schlammigen Fängen des Weges zu entfliehen. Darauf erreichten wir unseren ersten Meilenstein, einen von vielen Aussichttürmen, um die Umgebung von oben herab auszukundschaften. Dies war unsere erste Begegnung, mit den von der Natur befallenen Straßen in Snowrunner, was uns auch gleich zu einer Pause zwang.

In Snowrunner trennt sich die Spreu vom Weizen. Für einen Otto-Normal-Spieler fühlt sich das Spielgeschehen wie Arbeit an. Fans wiederum werden vermutlich in der anspruchsvollen Fahrsimulation eine willkommene Herausforderung mit einem realitätsbezogen Verhalten von Schnee und Schlamm finden. Wenn das Wetter einen Umschwung erlebt, hat dies leider keine weiteren Auswirkungen auf das Fahrverhalten.

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Auch die hartgesottenen Truckfahrer werden mit dem Gefühl konfrontiert, der letzte Mensch auf Erden zu sein. Alle drei ausufernden Gebiete wie Alaska, Michigan und dem nordrussischen Taimyr wirken wie in einer fernen post-apokalyptischen Welt. Nur wir alleine befahren die Straßen und zu keiner Zeit kommt es uns so vor, als wären wir Teil einer funktionierenden Gesellschaft. Natürlich erhalten wir Aufträge um unseren Ruf als Fahrer zu festigen oder auch um genügen Geld für Upgrades unsere Benzinschleuder zu finanzieren. Einzelne hiervon sind auch in der Welt versteckt oder auch neue Fahrzeuge sind zu finden. Allerdings sind diese durch eine anspruchsvolle Strecke gesichert und nicht gleich für jeden zugänglich.


Umfang
Maschine vs Natur

Um mit den vorhandenen Maschinen jedes Gelände zu meistern, sind die Upgrades essenziell. Hier können wir in der Garage Anpassungen vornehmen. Von verschiedenen Reifentypen, Getrieben und leistungsstärkere Motoren ist alles dabei was einem Truckerfahrer das Herz aufgehen lässt. Auch divers Anhänger und Kräne lassen sich verbauen, um bei späteren Aufträgen gewinnbringender zu arbeiten. Doch bei der Fahrt sollte immer die Vorsicht mit am Bord sein. Auch bei Fahrten im Schneckentempo oder in zu tiefem Wasser, können die einzelnen Bauteile beschädigt werden. Da dadurch die Leistung sinkt und unsere Arbeit erschwert wird, müssen wir uns regelmäßig in der Garage aufhalten, um kurz den Mangel zu beseitigen. Dies passiert dann allerdings automatisch und der ramponierte Wagen erstrahlt im Glanz.

Die ganzen Komfortoptionen nehmen Snowrunner auch die Immersion, denn so hart erarbeitet auch die bewältigten Strecken auch seinen mögen. Fallen die kostenlosen Reparaturen, sowie die gebührenfreie Befüllung des Tanks und auch die Teleportation in den einzelnen Fahrzeugen etwas zu human aus. Weil jeder, der hier gerne seine Arbeit verrichtet, hätte vermutlich eine stimmige Portion Realismus erwartet.


Multiplayer
Schlammcatchen mit Freunden

Eine nette Funktion ist der beiliegende Multiplayer, um zusammen mit einem Freund die kräftezehrende Umgebung zu befahren. Allerdings profitiert nur der Host von dem gemeinsam erreichten Fortschritt. Der die Koop-Sitzung als Helfer betritt, muss in seinem eigenen Spiel dieselben Missionen nochmals absolvieren. Hier hätten wir uns gewünscht, dass beide gleichgestellt behandelt werden.

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Grafik & Sound
Brummi gibt Gummi

Bei der optischen Umsetzung mangelt es Snowrunner eigentlich nur bei der Darstellung einer lebendigen Welt. Die Grafik selbst kann sich durchaus sehen lassen, es gibt nur einige matschig Texturen, diese fallen bei der Fülle an Matsch aber kaum auf. Die Inszenierung fällt durch die fehlenden Zwischensequenzen und den lieblosen Soundtracks allerdings sehr unspektakulär und trist aus.

Ziemlich unübersichtlich geht es in den Menüs zu, hier werden wird gerade zu Beginn mit kleinen Informationshäppchen erschlagen und haben erst alle Kniffe nach mehreren Stunden herausgefunden. Als zu erwähnendes Beispiel wird einem nicht direkt erklärt das alle gefunden Fahrzeuge über die Kartenansicht direkt ausgewählt werden können. Dies erleichtert manche Situationen erheblich, auch um sein eigenes Fahrzeug aus einer ausweglosen Situation zu bergen.

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Fazit:
Die Natur ist gnadenlos

Snowrunner ist wohl einer der wenigen Spiele, die gleich zu Beginn die Spielerschaft spalten wird. Wer eine rasante lebensfrohe Welt mit spannenden Pisten erwartet, wird maßlos enttäuscht sein. Denn richtiger Spielspaß stellt sich bei den anspruchsvollen Strecken nicht wirklich ein. Nur wer sich für beeindruckende Simulationen und ein anspruchsvolles Fahrzeugverhalten begeistern kann, erfährt den gebotenen Spielspaß.

Im Großen und Ganzen geht es einfach darum, sich einer gameplay-basierenden Herausforderung nach der nächsten zu stellen. Wer nicht über das nötige Fahrgeschickt und der richtigen Blechschüssel verfügt, gelangt schon bei einer scheinbar harmlosen Wegzweigung an seine Grenzen. Die Natur ist gnadenlos. Entweder man möchte sich mit Ihr messen oder lässt die Karriere eines Offroad-Truckers hinter sich bevor Sie überhaupt begann.


SnowRunner ist seit dem 28. April 2020 für den PC (angebunden an den Epic Games Store), PlayStation 4 und Xbox One im Handel erhältlich. Die Standard-Version von SnowRunner, die das Basis-Spiel enthält, kostet 39,99€, die Premium Edition inklusive Season Pass 59,99€.

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