Die Filmindustrie hat im Laufe ihrer Geschichte zahlreiche Antikriegsfilme hervorgebracht, die den Zuschauern über die Grauen und Verbrechen des Krieges wachrütteln sollten. In der Welt der Spiele gab es so eine kritische Betrachtungsweise des Krieges eher weniger. Bekannte Vertreter wie Medal of Honor, Call of Duty oder Battlefield lassen den Krieg eher so wirken, als wäre es ein großer Spielplatz für Erwachsene voll von Action und Explosionen.
Das am 29. Januar erschienene This War of Mine: The Little Ones geht da einen ganz anderen Weg. Wir schlüpfen in die Rollen der Opfer eines Krieges und bekommen das gesamte Leid hautnah mit.
Wir erfahren, dass selbst die kleinste Verletzung tödlich sein kann, wenn keine Medizin da ist und die Krankenhäuser in Trümmern liegen. Wir müssen entscheiden, wer von unserer Gruppe etwas zu Essen bekommt, und wer weiterhin hungern muss – für alle ist nicht genug da. Wir werden vor dem Dilemma stehen, von anderen Opfern des Krieges zu stehlen und diese Menschen dem Elend zu überlassen, um das eigene Überleben zu sichern. Wir werden Weggefährten Sterben sehen und feststellen müssen, dass der Krieg auch keinen Halt vor dem Leben eines Kindes macht.
This War Of Mine: The Little Ones ist derart gnadenlos und packend in der Darstellung des Krieges, dass man als Spieler alles versuchen möchte, um seine Gruppe unversehrt durchzubringen und man furchtbar deprimiert ist, wenn man unmoralisch handelt und Charaktere sterben.
Menüführung/Steuerung
Die Steuerung und das Menu sind simpel aufgebaut und gehen nach kurzer Eingewöhnung leicht und intuitiv von der Hand. Nur vereinzelt macht die Steuerung einige zicken, zum Beispiel wenn wir vor einer Treppe stehen, dann läuft der Charakter schon mal nach oben oder unten, obwohl wir eigentlich im Stockwerk bleiben wollten.
Gameplay
Unser Spiel beginnt in einem zerbombten Anwesen, dass unser Unterschlupf und Zuhause ist. Wir starten mit 3 Charakteren, die alle unterschiedliche Persönlichkeiten und Stärken und Schwächen haben. Da hätten wir zum Beispiel Boris, der körperlich sehr Fit ist und daher eine große Last tragen kann und nicht so leicht krank wird. Aber Boris ist dafür psychisch labil und reagiert sehr empfindlich auf den Tot eines Menschen oder den Ressourcenmangel der eigenen Gruppe.
Das Ziel des Spiels heißt: überlebe den Krieg. Ob das um jeden Preis geschied oder man moralisch handelt, ist einem selbst überlassen. Der Ablauf des Spiels ist durch Tag und Nacht geteilt. Am Tag haltet ihr euch in eurem Unterschlupf auf und verbringt die Zeit damit, aus den spärlichen Vorräten ein Essen zuzubereiten, Gemüse anzubauen und Nützliches aus gesammelten Ressourcen zu craften. Ihr müsst beispielsweise Betten bauen, damit sich die Charaktere dort erholen können und neue Kraft schöpfen. Eine Kochstelle und das sammeln und filtern von Regenwasser sind ebenso ganz elementar für das Überleben. Und spätestens wenn der Winter kommt, sind Heizung und Feuerholz eure einzige Rettung.
In der Nacht müsst ihr Rollen verteilen. Wer von eurer Gruppe darf sich schlafen legen und damit Kraft für den nächsten Tag tanken, wer muss Wache stehen, um das eigene Zuhause vor Plünderern zu verteidigen und wer begibt sich auf Diebeszug durch die kriegsversehrten Gebäude der Stadt um lebenswichtige Ressourcen und Lebensmittel zu sammeln.
Wir steuern den plündernden Charakter dann selbst und begeben uns an Orte in der Stadt, an der wir wertvolle Ressourcen vermuten. Am Ort angekommen, müssen wir schleichen, da wir nicht wissen, ob sich dort bewaffnete Überlebende aufhalten, die ihren Besitz verteidigen und uns gnadenlos erschießen. Wenn wir erschossen werden, dann gibt es keinen Checkpoint und kein Savegame, an den wir einen Neuversuch unternehmen können. Der Charakter ist dann unwiederbringlich Tot!
Wir halten nach Lebensmitteln Ausschau und knacken verschlossene Türen mit zuvor gecrafteten Dietrichen auf. Dabei müssen wir oft moralisch entscheiden, stehlen wir heimlich das Essen der Menschen, die an diesem Ort Schutz gesucht haben, in dem Wissen, dass sie dann wohl den Krieg nicht überleben werden, oder lassen wir ihnen ihr Essen und haben dann selbst mit Hunger und Elend zu kämpfen.
Grafik
Die Kriegsthematik wird mit kalten Farben noch verstärkt. Die Optik selbst, ist mit einer Grafik im Stil von Kohlestiftzeichnungen gehalten. Besondere grafische Effekte darf man bei This War Of Mine: The Little Ones nicht erwarten. Es wird schnell klar, dass die Grafik nur ein Stilmittel ist und das Gameplay und Erlebnis im Vordergrund steht.
Sound
Das Spiel wird von melancholischen Gitarrenklängen untermalt, die sich sehr dezent im Hintergrund halten. Dazu hört man Bombeneinschläge und Gewehrfeuer in der Stadt, die die Kriegskulisse Glaubwürdigkeit verleiht.
Umfang/ Langzeitmotivation
Das Spiel ist gewonnen, wenn der Krieg vorbei ist und mindestens ein Charakter überlebt hat. Da der Krieg, je nach Spielsession, unterschiedlich lang ausfällt und mal 20 Ingame-Tage und mal sogar über 40 Tage anhält, lässt sich die Spielzeit kaum bestimmen. Auf jeden Fall wird man This War Of Mine: The Little Ones nicht nur einmal spielen, sondern auch ein weiteres Mal in Angriff nehmen. Da jedes Spiel vollkommen zufallsgeneriert ist und Charaktere und Ereignisse jedesmal anders sind, motiviert das Spiel auch zum mehrmaligen Durchspielen.
Was uns gefallen hat und was nicht
– Jederzeit freie Entscheidungsmöglichkeiten
– Kriegsthematik emotional und bedrückend eingefangen
– Alle Entscheidungen haben spürbare Auswirkungen
– Motiviert zum mehrmaligen Durchspielen
– Steuerung manchmal etwas hakelig
– Keine Sprachausgabe
Fazit
Die polnischen Entwickler von 11 Bit Studios haben mit This War Of Mine: The Little Ones ein Antikriegsspiel geschaffen, dass auch noch nachwirkt, wenn die Konsole schon lange ausgeschaltet ist. Auf kompromissloser, emotionaler Weise wird hier von den Opfern des Krieges erzählt.
Wertung
Ein eindringliches Erlebnis über die Opfer des Krieges
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