Live-Streaming von Gaming oder anderen Inhalten erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Schon längst haben einige Hardware-Hersteller das Potenzial dieses Marktes erkannt und bieten die unterschiedlichsten Produkte, vom Greenscreen, über Kameras, bis hin zu Mikrofonen und Beleuchtung, an. Auch Avermedia legt nun zu der von uns bereits getesteten Webcam ein neues Mikrofon und ein Mischpult, wobei zweiteres mehr als nur Audiosignale verarbeiten kann. Vielmehr ist das Nexus ein Control Center der besonderen Art. Wir stellen euch das neue Mic 330 und das Live Streamer Nexus in diesem Test vor.
AVerMedia Technologies wurde in den 90er Jahren von Michael Kuo gegründet und bietet modernste Audio- und Video-Peripheriegeräte und professionelle Lösungen für Capturing, Streaming und Embedded Vision sowie High-Definition-Video und audiovisuelle Produkte an. Als taiwanesisches Unternehmen ist AVerMedia stolz darauf, seit Jahrzehnten exzellente Produkte vor Ort zu entwickeln und herzustellen. AVerMedia Technologies, Inc. hat seinen Sitz in New Taipei City, Taiwan. Das Unternehmen ist seit 2000 an der Börse notiert.
Verarbeitung und Technik
Das Nexus AX 310
Die genaue Bezeichnung des neuen Mischpultes mit eingebauter Kontrolleinheit von AVerMedia ist „Livestreamer Nexus AX310“ und es kommt mit einigem Zubehör. Neben dem Mischpult liegt eine mehrsprachige Anleitung und ein schwarzer Karton, der uns natürlich auch seinen Inhalt offenbart. Drinnen findet sich ein Steckernetzteil mit diversen Adaptern für internationale Steckdosen, ein Klinkenadapter für 3,5 mm auf 6,3 mm Klinke und zwei Kabel. Ein Klinkenkabel mit zwei 3,5 mm Steckern und ein USB-Kabel. Das USB-Kabel benutzt dabei einen etwas veralteten USB-B Steckerkontakt auf der Geräteseite. Den kennt man eher von Druckern und Monitor-HUBs. Außerdem verfüg das Nexus über ein kleines angewinkeltes Podest mit magnetischer Halterung, mit dem man es etwas steiler aufstellen kann.
Optisch wirkt das Nexus wie eine Mischung aus Streamdeck und Mischpult, was es im Grunde ja auch ist. Die Maße betragen mit Ständer 21,7 x 14,5 x 9,4 cm wobei ohne Ständer die Höhe auf 6,1 cm schrumpft. Die Oberseite wird von einem kapazitivem 5 Zoll IPS-Touchscreen dominiert, neben dem sich vier Softtouch-Pads befinden, die als programmierbare Funktionstasten fungieren. Darunter sind 6 Drehregler angeordnet, die für die Pegel der Ein- und Ausgänge zuständig sind. Diese sind in Abstufungen einstellbar und schalten beim Drücken den Kanal stumm. Die Funktionstasten und die Drehregler sind beleuchtet, wobei Letztere den jeweils eingestellten Pegel anzeigen. Die Beleuchtung ist farblich einstellbar, allerdings können wir nur aus 10 Farben wählen und sie nicht selbst definieren. Bei den Drehreglern können wir außerdem den Pegel live anzeigen lassen, wir müssen allerdings wählen, ob wir dieses Livepeaking wollen oder die feste Pegelanzeige. Zwar wird beim Verstellen der Pegel wieder kurzzeitig umgestellt aber beides geht leider nicht zusammen. Dennoch ein guter Kompromiss. Im Seitenrand des Nexus ist außerdem ein RGB-Streifen verbaut, den wir mit diversen Effekten betreiben können. Auf der Rückseite unseres neuen Kontrollzentrums finden sich verschiedene Anschlüsse. Zum einen haben wir hier zwei 3,5 mm Klinkenbuchsen, eine ist für die Kopfhörer, über die wir uns und alle anderen Kanäle abhören können. Die zweite Klinkenbuchse ist für Lautsprecher oder ein externes Aufnahmegerät. Daneben befindet sich eine XLR-Buchse, die zum Anschluss des Mikrofons per XLR oder 6,3 mm Klinke dient. Eine weitere 3,5 mm Klinkenbuchse ist als AUX-Eingang für externe Musikplayer gedacht. Zusätzlich bietet das Nexus einen optischen Eingang für den Anschluss einer Spielkonsole oder anderer Geräte. Der die USB-B Buchse dient zur Verbindung mit dem Streaming-PC. Neben dem Power-Schalter findet sich nur noch der Kontakt für die Stromzufuhr. Das AVerMedia Livestreamer Nexus macht in Sachen Ausstattung und Verarbeitung einen sehr durchdachten und hochwertigen Eindruck.
Das Mic 330
Dem farbenfrohen Karton des Live Streamer Mic 330, liegt neben dem Mikrofon eine mehrsprachige Bedienungsanleitung bei. Außerdem ist zum Anschluss des Mikros ein 3 Meter langes XLR-Kabel dabei, es gibt einen austauschbaren verchromten Zierring und es ist ein Gewindeadapter von 3/8″ auf 5/8″ dabei. Das Mic 330 hat die Maße 56 x 167 mm und wiegt mit der formschönen Halterung 620 Gramm. Es ist kein Standfuß dabei, weswegen das Mikrofon an einem Stativ, oder besser noch, an einem Schwenkarm befestigt werden muss. Die gesamte Technik steckt in einer runden, oben und unten etwas abgeflachten Hülle aus schwarz eloxiertem Metall. Da man frontal in das Mikrofon hineinspricht, befindet sich dort ein Metallkorb mit integriertem Popschutz. Um diesen Metallkorb ist ein roter Zierring aufgeschraubt, den wir gegen den verchromten Ring tauschen können. Seitlich sind zudem weitere Öffnungen eingefräst, die allerdings nur zur Zierde dienen und ebenfalls mit einem Metallgeflecht verdeckt sind. Eine konische Abstufung in der Mitte des Gehäuses lockert die Form etwas auf und trägt zum sehr schicken und minimalistischen Design bei. An der unteren flachen Kante befindet sich ein Schiebeschalter, mit dem wir das Mikrofon deaktivieren können. Am hinteren Ende ist der Anschluss für das XLR-Kabel zu finden. Aufgehängt ist das Mic 330 an einer sehr schicken Bügel-Halterung die am oberen Ende die 3/8″ Gewindeaufnahme für Stativ oder Schwenkarm hat. Das Mic 33ß ist ein dynamisches Mikrofon und benötigt daher keine Phantomspeisung. Die unveränderliche Richtcharakteristik ist Niere und der Frequenzgang liegt zwischen 50Hz und 18KHz, bei einer Empfindlichkeit von -52 dB ± 3 dB bei 1KHz (1V/Pa). Das Mikrofon macht mit seinem schicken Design und der guten Verarbeitung einen sehr guten Eindruck.
Installation und Bedienung
Umfangreiche Ausstattung
Die Installation des Livestreamer Nexus, als auch des Mikrofons Mic 330, ist schnell erledigt. Grundsätzlich wird das Mischpult wie jedes USB-Interface mit dem beiliegenden USB-Kabel an den PC angeschlossen. Nachdem wir außerdem die Stromzufuhr sichergestellt haben, können wir das Nexus einschalten. Von unserem Windows Betriebssystem wird es auch direkt erkannt und als USB-Soundkarte betrieben. Auf dem Display des Nexus leuchtet uns der AVerMedia-Schriftzug entgegen. Bevor wir nun das Mikrofon verbinden, installieren wir jedoch die Treibersoftware, die wir von der Herstellerseite herunterladen. Ohne diese Software können wir das Nexus nicht benutzen. Nach der Installation startet das Livestreamer Nexus eine kleine Lichtshow mit seiner Beleuchtung und signalisiert uns damit seine volle Einsatzbereitschaft. Außerdem öffnet sich sogleich das Fenster der Software und bietet und eine Vielzahl von Optionen. So bildet das Hauptfenster der Software eine Abbildung des Mischpultes mit allen Schaltern und dem Display. Interessant ist hierbei, dass das Display über fünf Tabs, mit jeweils 20 belegbaren Plätzen verfügt und wir diese mit einer seitlichen Wischbewegung durchblättern können. In den Grundeinstellungen ist allerdings nur eines der Tabs belegt, alle anderen können wir uns dann zusätzlich selbst zusammensetzen. Dafür stehen an der linken Seite in der Software diverse Kategorien bereit. Zum einen haben wir eine Nexus-Kategorie in der wir Schalter finden, die auch schon im Hauptfenster der Grundeinstellungen zu sehen sind. Zum einen gibt es das sogenannte Mixer-Dashboard mit einer Anzeige, wie die jeweiligen Pegel der Drehregler eingestellt sind und in welchem Mix wir den Ausgang betreiben. Außerdem gibt es Schalter für einen Soundboard-Player, mit dem wir eigene Sounds abspielen können und diverse andere vordefinierte Tasten für das Mischpult selbst. Eine weitere Kategorie trägt den Namen „System“. Hier können wir Tasten in unser Tab ziehen, die eine Webseite öffnen, ein Programm starten, Mediendateien starten oder Text einblenden. In weiteren Kategorien können wir mit den Presets AVerMedias Aufnahmesoftware RECentral, die Streamingsoftware OBS Studio und SLOBS bedienen oder uns wichtige Informationen von Twitch oder Youtube anzeigen lassen. Auch Spotify lässt sich mit dem Livestreamer Nexus bedienen. Für diese Dienste muss man das Mischpult allerdings in der Software mit dem jeweiligen Anbieter verbinden. Das klappt hervorragend und ist in wenigen Sekunden erledigt. So können wir sehen wie viele Follower wir haben, wie viele Zuschauer gerade zuschauen oder auch den Chat im Display einblenden. Wir können den Stream starten oder stoppen, zwischen Szenen umschalten oder selbst definierte Steuersignale senden. Wie das bekannte Streamdeck eines anderen Herstellers, können wir das Livestreamer Nexus also mit seinem Display als Fernbedienung oder als erweitere Tastatur benutzen. Toll ist dabei außerdem, dass wir die Symbole für unsere Tabs sogar selbst grafisch gestalten können und unser Display damit zum Einzelstück wird. Der Iconbuilder von AVerMedia lässt uns dabei viel Spielraum für unsere eigenen Grafiken. Doch diese Kontrollzentrale des Nexus ist ja noch nicht alles. Immerhin ist es ja auch ein Mischpult. Und darum schließen wir nun das Mic 330 an…
Mikro ran und los!
Bevor wir jedoch ein Mikrofon anschließen gilt es ein wichtiges Detail des Nexus zu erklären. In der Software lässt sich nämlich festlegen, ob wir ein dynamisches Mikrofon wie das Mic330, oder aber ein Kondensatormikrofon mit 48 Volt Phantomspeisung nutzen wollen. Kondensatormikrofone nutzen diese zusätzliche Stromversorgung für eine Vorverstärkung, die dynamische Mikrofone nicht benötigen. Daher kann eine solche Spannung für ein dynamisches Mikrofon tödlich sein. Stellt daher vorher ein welche Art Mikrofon ihr nutzen wollt! Haben wir nun unser Mikrofon angeschlossen, gilt es dafür die Verstärkungsleistung und den Volumenpegel einzustellen. Dafür stehen zwei Schieberegler in der Software bereit. Die Verstärkerleistung liegt im niedrigsten Wert allerdings schon bei 32 dB und der maximale Höchstwert liegt bei 60 dB. Drehen wir bis dorthin auf wird es aber schon massiv verzerrt. Hier gilt es einen guten niedrigen Wert zu finden. Beim Mic 330 mussten wir allerdings diesen Wert schon auf 45 dB anheben, da das Mikrofon sonst recht leise aufnimmt. Leider bringt es dann auch ein hörbaren Rauschen mit. Neben den Reglern für die Grundwerte des Mikrofons liegen, sind softwareseitige Effekttabs zu finden. Hier können wir sehr detailliert ein Noisegate, einen Kompressor, Echo und Reverb einstellen und mit einem Equalizer den Klang unserer Stimme auf bis zu 8 Bändern einstellen. Das funktioniert sogar ziemlich gut und lässt uns viel Spielraum für unseren ganz persönlichen Sound. Dank aktivem Monitoring können wir uns und auch die eingestellten Effekte direkt abhören. Leider ist der Monitoring-Kanal nicht einzeln regelbar, was einen Lautstärkeregler am Kopfhörer erfordert. Auf die anderen Kanäle wie „Line in“, „Konsole“, „System“, „Game“ und „Chat“ haben wir vollen Zugriff und können die letzten drei auch frei in unserem Betriebssystem definieren. Schön wäre eine etwas neutralere Benennung der Kanäle, weil man eben auch statt einer Konsole einen CD-Player oder zweiten PC anschließen könnte. Über „System“ läuft der Systemsound, über „Game“ lassen wir den Sound von Spielen oder Anwendungen laufen und über den Kanal „Chat“ können wir unsere Freunde in Teamspeak oder Discord plappern lassen. Das funktioniert hervorragend und ist auch im Alltag praktisch. Schön ist auch die mögliche Trennung des Output-Mixes in zwei separaten Kanälen wie Creator-Mix und Audience-Mix, mit denen wir genau festlegen können welche Quellen für unser Publikum zu hören sind. Leider ist das Mic 330 recht leise, weshalb wir den Pegel schon aufdrehen müssen um damit aufnehmen zu können. Ein Kondensatormikrofon mit Phantomspeisung lieferte uns einen besseren Sound und war aufgrund des niedrigeren Pegels deutlich rauscharmer. Wir vermuten hier allerdings die Schwäche beim Vorverstärker des Nexus Mischpultes.
Fazit zum Nexus AX 310
Geniale Kombination
Mit dem Design des Nexus AX 310 ist AVerMedia ein großer Schritt in einen neuen Markt gelungen. Das Mischpult mit integrierter, programmierbarer Steuerzentrale ist ein geniales Produkt und zeigt, dass man sich im Hause AVerMedia mit guten Produkten anderer Hersteller auseinandersetzte. Das Design, als auch der Aufbau des Livestreamer Nexus können uns vom ersten Moment an überzeugen. Die Installation ist kinderleicht und die Bedienung der Software geradezu intuitiv. So lassen sich die wichtigsten Programme wie Spotify, OBS und weitere mühelos bedienen. Dank einiger Effekte lässt sich aus jedem Mikrofon ein Optimum herausholen, wir hätten uns aber über eine Möglichkeit eigene VST-Effekte hinzufügen sehr gefreut. Vielleicht beim Nexus 2? Der Vorverstärker des Nexus wirkt etwas schwach auf der Brust und bringt bei hohem Pegel viel Rauschen mit. Gerade wenn das hauseigene Mic 330 angeschlossen ist, welches einen recht hohen Pegel benötigt, kann das Rauschen stören. Nutzt man allerdings einen sogenannten FetHead oder ein Kondensatormikrofon kann man hier deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Dennoch ist die Kombination aus Mischpult und Kontrollcenter mit Touchscreen ein genialer Coup von AVerMedia, den wir durchaus feiern. Mit 350 Euro ist das AVerMedia Livestreamer Nexus zwar kein Schnäppchen, kostet so aber auch nicht mehr als ein gutes Mischpult und ein Streamdeck im Set. Wir sprechen eine Empfehlung aus.
Fazit zum Mic 330
Ein absolut zu empfehlendes Stück Technik
Auch das Mikrofon, als einzelnes Produkt betrachtet, kann uns überzeugen. Die Verarbeitung ist absolut hochwertig und auch das moderne Design macht wirklich viel her. Die formschöne Halterung dient außerdem zur Kabelführung und uns fehlen lediglich ein guter verbauter Popschutz und eine Entkoppelung der Kapsel, da man sonst jede Erschütterung an sie überträgt. Der Klang ist sehr neutral und kann daher noch nachträglich gut angepasst werden. Sowohl Bass, Mitten und Höhen sind sehr harmonisch und ausgeglichen. Als dynamisches Mikrofon mit grundsätzlich niedriger Empfindlichkeit sollte man einen Vorverstärker nutzen der einige Reserven und wenige Grundrauschen bietet. Mit einem Preis von sagenhaften 99 Euro ist das Mic 330 von AVerMedia aber ein absolut zu empfehlendes Stück Technik und kann mit deutlich höherpreisigen Mikros mithalten.