Wer heute einen Fernseher, Waschmaschine, Kühlschrank, Trockner oder Leuchtmittel kauft, wird verdutzt auf dessen Energielabel blicken. Was einst als energiesparend mit A+++ ausgezeichnet wurde, erhält heute nur noch C, D oder sogar F. Bei großen Fernsehern kommt das große Staunen, da viele sogar ein Energielabel mit G erhalten. Sind das alles pure Stromfresser oder was hat es mit den neuen Energielabel auf sich?
Seit über 20 Jahren ziert das Energielabel zahlreiche Haushaltsgroßgeräte und informiert Käufer und Kunden über dessen Energieverbrauch, der sich nicht nur im Stromverbrauch, sondern auch in der Effizient des Wassers zeigt. Im Laufe dieser Zeit haben die Hersteller ihre Geräte optimiert und dafür gesorgt, dass zahlreiche Geräte sich nur noch in den oberen Effizienzklassen von A bis A+++ befinden. Es gibt sogar Geräte, die die Anforderungen mehr als gefordert erreichten und eine neue Energieklasse von A mit bis zu 5 Sternen erforderlich machte. Letztendlich zeigten sich aber die Unterschiede in der Klasse A nur sehr marginal und für den Kunden wurde das Label nicht mehr als relevant bezeichnet.
Im März 2021 führte die EU ein neues Energielabel ein, welches bis zum Februar 2023 von allen Herstellern verwendet werden muss, da die Unterschiede bei der Energieeffizienz für Verbraucherinnen und Verbraucher beim Vergleich kaum noch zu erkennen waren. Die Neugestaltung stärkt die Transparenz und Aussagekraft des EU-Energielabels mit Blick auf den Energieverbrauch und stellt seine Wirksamkeit auch in Zukunft sicher. Als Spielraum für technische Fortschritte und zusätzlicher Anreiz für Hersteller wird die Energieeffizienzklasse A zunächst frei bleiben. Die aktuell effizientesten Modelle werden sich daher nach der Neuskalierung zunächst in niedrigeren Klassen befinden – Ob die Umstellung wirklich zukunftssicher ist, wird die Zeit zeigen, denn mittlerweile gibt es aber schon erste Haushaltsgeräte mit der Effizienzklasse A.
In der ersten Betrachtung unterscheidet sich das alte Label nicht vom neuen Energielabel, da es weiterhin 7 Klassen gibt, die farblich von Grün über Gelb zu Rot gegliedert sind. Da es vorher mehrfach die Klasse A gab, finden wir jetzt nur noch ein A vor und die zusätzlichen Klassen F und G. Was einst A war, ist jetzt D, wie B zu E wird.
Das neue Energielabel bietet aber noch mehr: Dazu gehört in erster Linie der QR-Code, womit Kunden schnell per Smartphone mehr Informationen über das Gerät erhalten. Zudem werden die Energielabel in verschiedene Nutzungsklassen geteilt, die sich wie folgt zeigen:
- Leuchtmittel
- Geschirrspüler
- Waschmaschinen & Trockner
- Kühlschränke, Gefrieren & Weinlager
- Fernseher & PC-Displays
Kleinstelektronik wie Haarföhn, Toaster, Kaffeemaschinen oder Spielekonsolen werden nicht gekennzeichnet. Hersteller der PlayStation oder Xbox machen aber freiwillige Angaben, die dennoch sehr Waage sind und sich nicht auf einer Grundlage berechnen lassen. Wer einmal in ein Autohaus geht, wird auch dort schon diese Balken der Energieeffizienz bei der Ausweisung von Neuwagen vorfinden.
Jetzt heißt es Augen auf beim Kauf!
Wer jetzt beabsichtigt, sich ein neues Gerät anzuschauen, sollte einen Blick mehr riskieren, denn das neue Energielabel basiert auf einer neuen Berechnungsgrundlage. Das zeigt sich zum Beispiel bei Waschmaschinen. Diese wurde vorher im Jahresverbrauch angegeben, während heute 100 Waschladungen berechnet werden. Hier erkennt jeder eine gewisse Logik, da je nach Haushalt eine Waschmaschine mal mehr, mal weniger zum Einsatz kommt. Bei einigen alten Geräten lässt sich in der Bedienungsanleitung der Jahresverbrauch auf 160 Waschladungen erkennen. Es muss also ein wenig ins Verhältnis gerechnet werden, bevor man sich ein neues Gerät anschafft.
Wichtig und interessant zugleich dürfte für euch das Energielabel bei Fernsehern und PC-Monitoren sein. Vorher diente eine Nutzung von 4 Stunden täglich als Grundlage, während das neue Energielabel gleich zwei Angaben macht. Zum einen der Verbrauch im SDR (Standard Dynamik-/Kontrastumfang) und im HDR (hoher Dynamik-/Kontrastumfang) und alles auf 1000 Nutzungsstunden angegeben (das entspricht bei 365 Tagen im Jahr, täglich 2,74 Stunden). Da sollte dann aber mehr auf die Angabe des HDR geachtet werden, da diese natürlich deutlich höher ist.
Fernseher der Effizienzklasse G – Muss jetzt in Panik verfallen werden?
Nein! Panik ist sicherlich nicht angesagt. Auf dem Papier ist der neue Fernseher sicherlich als Stromfresser abgestempelt worden, was aber nur zum Ausdruck bringt, dass er einige der geforderten Parameter im Prüfverfahren nicht erfüllen konnte. Wer genauer hinschaut, wird feststellen, dass der neue TV trotz seiner modernen Technik von HDR, Dolby Atmos, Dolby Vision und einem OLED- oder QLED Display deutlich effizienter ist, als der alte LCD-Fernseher oder gar eine Röhre. Hier lohnt dann ein Blick auf die Webseiten der Hersteller, die in vielen Fällen Angaben zum Stromverbrauch in Watt tätigen.
Was ist nun effizienter? Ein 32:9 Monitor oder zwei 16:9 Monitore?
Wer heute im Home-Office arbeitet oder gerne zockt, der wird kaum nur noch vor einem Monitor am PC sitzen. Ein zweiter Monitor bringt enorme Vorteile, da wir uns gleich zwei Fenster im Vollbild darstellen lassen können. Beim Gaming haben sich die Ultra-Wide 31:9 Monitore etabliert, da wir nicht nur ein extra breites Bild erhalten, sondern auch auf die störenden Trenner zweier Monitore verzichten können. Doch gerade in Bezug des Energieverbrauchs stellt man sich die Frage, was ist nun besser?
Die Frage kann im ersten Augenblick nur schwer beantwortet werden, da viele Hersteller von ihren 32:9 Monitoren kaum ein technisch vergleichbares Gegenstück im 16:9 Format anbieten. So kann man nur eine grobe Prognose abgeben, denn während ein 32:9 Monitor nicht nur in der Effizienzklasse G eingestuft wurde, kann ein 16:9 Monitor es schon in die Klasse F schaffen. Hier muss näher geschaut werden. Und schon fühlt man sich ein wenig über das Ohr gehauen, denn zwei einzelne Klasse F Monitore verbrauchen deutlich mehr Strom als ein einzelner großer Monitor. Leider sind die 32:9 Monitore im Preis so unattraktiv, dass jeder gerne mit dem Mehr an Stromverbrauch leben kann. Im Gaming und Home-Office muss es auch nicht unbedingt ein 4K HDR-Monitor sein, der mit seiner Hertz-Angabe den neusten Rekord bricht, denn viele Nutzer werden die technische Effizienz niemals ausnutzen oder gar ausschöpfen können.