Die Rennspiel- Experten vom britischen Entwicklerstudio von Codemasters und Publisher Electronic Arts veröffentlichen mit GRID Legends einen langersehnten neuen Teil der Rennspiel-Arcade-Serie GRID. Wir haben das Spiel einmal einem umfassenden TÜV unterzogen.
Ersteindruck
Im Windschatten der Konkurrenz?
GRID Legends befindet sich in einer etwas schwierigen Lage. Ein Rennspiel in unmittelbarer Nähe zur Konkurrenz auf den Markt zu bringen, kann ein wenig heikel sein, aber Codemasters neuester Eintrag in der GRID-Reihe erscheint nur eine Woche vor dem heiß erwarteten PlayStation-exklusiven Gran Turismo 7 von Polyphony. Kann sich GRID Legends über den Hype der Konkurrenz erheben und seinen eigenen Wert beweisen?
GRID Legends konzentriert sich stark auf das Einzelspieler-Gameplay und bietet einen brandneuen Story-Modus als zentrales Feature. Hier durchleben wir in 36 Kapiteln eine fulminante Saison und unseren Aufstieg vom Reserve-Fahrer zum Motorsport-Star. Eine tragende Rolle spielt hierbei die Story, die wir zwischen den Rennen immer wieder in Echtfilm-Zwischensequenzen zu sehen bekommen. GRID-Veteran Nathan McKane liefert sich mit Neuling Valentin Manzi einen erbitterten Kampf um Ruhm, Preisgeld und Pokale.
Aber ganz ehrlich: Nach dem wir die Story nach rund fünf Stunden abgeschlossen haben, sind wir der Meinung, dass man die Geschichte, die hier erzählt wird, gleich wieder vergessen kann. Es ist eine altbewährte Underdog-Geschichte, in der wir – als der mysteriöse „Fahrer 22“ – dem strauchelnden Seneca-Team beitreten und die Ränge erklimmen, wobei unsere Rivalen wie Manzi und McKane sich gegenseitig das Leben schwer machen.
Die Story-Rennen
Rennsport-Seifenoper auf der Lindenstraße
Die Echtfilm-Zwischensequenzen sind stets nur kurze Einspieler und dauern allenfalls zwei Minuten. Stilistisch werden diese in einem Dokufilm-Stil präsentiert, in denen die Schauspieler Interviews geben, sich neben der Rennstrecke in die Haare kriegen und wir einen Einblick in die Welt des Rennsports bekommen sollen – allerdings hängt an alldem eine Aufmachung wie in einer Seifenoper.
Die Charaktere selbst sind so eindimensional, wie man es erwarten würde, wobei insbesondere McKane das klassische Klischee-Bild eines Top-Talents versprüht, samt arrogant-narzisstischer Persönlichkeit. Man hat definitiv das Gefühl, dass die Schauspieler hier das absolute Minimum für ihren Gehaltsscheck tun, aber natürlich sind sie nur so gut, wie das Drehbuch es ihnen erlaubt, und das ist… nun ja, nichts Besonders. Das Hauptproblem ist jedoch, dass unser eigener Charakter in den Zwischensequenzen überhaupt nicht auftaucht, sodass es schwierig für uns wird, sich überhaupt in die Geschichte zu vertiefen.
Wir haben ja noch nicht mal einen Namen. Wir werden lediglich von allen nur „Fahrer 22“ genannt – als wären wir eine Art Roboter. Ob wir nun in einem Rennen allen davongefahren sind und den ersten Platz belegt haben oder eher mittelmäßig bis schlecht über die Strecken gurken – für die Story und die Reaktion der Fahrer ist das vollkommen unerheblich. Diese sind stets nur auf ihre eigenen Dramen fixiert. Das alles wirkt dann so, als wären wir das Rennen, dass wir gerade eben durchlebt haben, gar nicht gefahren. Niemand interessiert sich wirklich für uns und das, obwohl wir uns regelmäßig an die Spitze setzen – das ist paradox und nicht besonders motivierend.
Gameplay
Karriere-Modus, Story-Modus und ein bisschen Online-Modus
Nichtsdestotrotz sind die Story-Ereignisse selbst eine perfekte Demonstration dessen, was Codemasters am besten kann: reines, unbelastetes Renn-Gameplay. Wir bekommen alle bekannten Ereignistypen zu sehen, einschließlich Standardrennen, Ausscheidungsrennen, Zeitfahren und mehr. Die Autos selbst fühlen sich gut an und unterscheiden sich klar fühlbar in ihrem Handling. Das Spiel bewegt uns immer wieder dazu, uns nicht auf eine Wagenklasse zu beschränken, im Laufe des Spiels werden wir zwischen verschiedenen Marken und Modellen hin- und herspringen. Die Optionen zum Tunen oder Aufrüsten der Wagen sind gering, aber wir können bestimmte Funktionen an den eigenen Spielstil anpassen, wie z. B. Getriebeübersetzung, Federn, Dämpfer und mehr, die alle ihre eigenen Vor- und Nachteile haben. Ansonsten bleibt das Gameplay angenehm zugänglich, und die meisten Spieler werden die Autoeinstellungen wohl einfach so lassen, wie sie sind.
Neben dem Story-Modus kehrt auch der Karrieremodus zurück, in dem es eine Fülle verschiedener Events zu bestreiten gibt, mit Rennen, die denen des Story-Modus ähneln. Hier finden wir jedoch die meiste Abwechslung im Spiel und es ist wahrscheinlich der Modus, mit dem Autoliebhaber die meiste Zeit verbringen werden. Darüber hinaus können wir im Spiel benutzerdefinierte Rennen mit einem angemessenen Grad an Zugänglichkeit einrichten. Vollständiges Cross-Play ist mit GRID Legends verfügbar, wenn wir also Lust auf Online-Spiele haben, sollte die Spielerpopulation für eine gute Weile ziemlich gesund sein.
Kommen wir nun zum Schwierigkeitsgrad. Wenn wir schon eine ganze Weile Rennspiele spielen und Traktion von einer Federung unterscheiden können, werden wir den Schwierigkeitsgrad hochschrauben wollen. Das macht einen spürbaren Unterschied zu den Ereignissen im Story-Modus, bei denen wir oft Vorgaben erreichen müssen, in denen wir etwa den 5. Platz oder besser erreichen müssen, um uns für die nächste Etappe zu qualifizieren. dies auf dem Schwierigkeitsgrad „Normal“ – oder sogar „Schwer“ zu erreichen, ist in den meisten Fällen überraschend einfach. Das nimmt dem Spiel viel von seiner Spannung, vor allem, wenn der Kommentator uns ständig dazu antreibt, unsere Rivalen zu schlagen, und diese bereits mit jeder Menge Abstand hinter uns liegen. Wir fanden, dass die Erstellung eines benutzerdefinierten Schwierigkeitsgrads hier die beste Option ist, wobei Funktionen wie Schaden und KI-Schwierigkeit vollständig anpassbar sind – F1 lässt grüßen.
Grafik & Sound
Da wäre mehr drinnen gewesen
Optisch sieht GRID Legends im Großen und Ganzen solide aus. Es gibt ein paar kleinere Probleme, wie z.B. unscharfe Funkeneffekte bei Kollisionen und gelegentliches leichtes Stottern der Kamera, wenn man auf ein Hindernis trifft. Es gibt nichts, was an sich schlecht aussieht, aber da wir immer noch in der generationsübergreifenden Schwebe zwischen alter Konsolengeneration und neuer Konsolengeneration stecken, sieht GRID Legends auf der PS5 nicht ganz so gut aus, wie es könnte oder vielleicht sollte – es sieht einfach nur solide aus. Was die Besonderheiten der Konsole angeht, so funktioniert das Beschleunigen und Bremsen mit den adaptiven Triggern wunderbar und bietet einen schönen Widerstand, der sich einnehmend anfühlt, ohne vom Gameplay abzulenken. Auf der anderen Seite ist das haptische Feedback enttäuschend, fast so, als wären die Entwickler mit der Standard-Rumpelfunktion der PS4 zufrieden gewesen und hätten es dabei belassen.
Der Ton ist ein wenig durchwachsen. Die Autos klingen großartig, wie man es von Codemasters erwartet, aber die Musik ist im Allgemeinen nicht sehr überzeugend. Das Haupttheme des Spiels wird bei jeder sich bietenden Gelegenheit gespielt, einschließlich des Hauptmenüs und zu Beginn jeder einzelnen Zwischensequenz – das wird nach einer Weile ein wenig nervig. Ähnlich verhält es sich mit der dramatischen Musik, die während der Rennen im Story-Modus gespielt wird. Es handelt sich dabei um rasante, schnelle, elektronische Tracks, die die Rennen anfangs ganz gut auflockern, aber da es nur wenige von ihnen gibt, hört man immer wieder die gleichen Melodien.
Umfang
Jede Menge Autos, jede Menge Strecken und viele Anpassungsmöglichkeiten
Abschließend müssen wir Codemasters ein Lob für die Vielfalt der Optionen aussprechen, die im Spiel zur Verfügung stehen. Standardmäßig haben es ganze 128 Autos ins Spiel geschafft. Auch die Strecken sind abwechslungsreich gelungen und finden in zahlreichen Großstädten ihren Schauplatz. Barcelona ist dabei, genauso wie Paris, Chicago, Tokio, Moskau und einige mehr.
Das eigentliche Highlight ist die schiere Menge an Anpassungsmöglichkeiten, vom Wetter bis hin zu den Fahrzeugfarben – es ist wirklich beeindruckend. Wir können auch Spielwährung ausgeben, um sowohl unseren Teamkollegen als auch die Teammechanik zu verbessern, umso unsere Chancen in den Rennen zu erhöhen und höhere Preisgelder zu kassieren. Und schließlich können wir unser Team sponsern, wodurch wir während der Rennen bestimmte Herausforderungen bewältigen müssen, was eine nette optionale Ergänzung zum normalen Gameplay darstellt.
Fazit
Cooles Gameplay mit unnötiger Story
GRID Legends ist ein würdiger Nachfolger in Codemasters Rennspiel-Serie und bietet jede Menge unkomplizierten und schnell zugänglichen Arcade-Racer-Spaß. Es beinhaltet die gleichen hervorragenden Gameplay-Elemente, das man vom Entwickler gewohnt ist. Die viel beworbene Hauptattraktion des Spiels – der Story-Modus – bietet keine fesselnde Geschichte und ist letztlich nur eine ablenkende Kulisse für den wahren Star der Show: die Rennen.
Die Grafik sieht solide aus, aber vielleicht nicht gut genug für die PS5, und die Musik ist insgesamt zu repetitiv und unnötig. Alles in allem ist GRID Legends aber einen Blick wert, doch die Zeit wird zeigen, ob es sich gegen die nahende Konkurrenz behaupten kann.
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