Viele technische Errungenschaften nutzt man täglich vielfach, ohne näher darüber nachzudenken. Dazu gehören auch Systeme für die drahtlose Weiterleitung von Informationen. Bluetooth ist ein solcher Standard, der heute fest in den Alltag integriert ist. Im Büro kommuniziert der Computer kabellos mit dem Drucker, im Auto wird die Verbindung zwischen Smartphone und Freisprecheinrichtung kabellos hergestellt und zu Hause startet man auf dem Smartphone eine Playlist, um sie auf einem externen Bluetooth Lautsprecher zu hören. Aber was steckt eigentlich hinter Bluetooth? Die Entwicklungsgeschichte ist äußerst spannend und sicher noch lange nicht beendet.
Wer steckt hinter der Entwicklung von Bluetooth?
Kabel sind die Nervenbahnen der Elektrotechnik. Auch in der Zukunft wird man nicht ohne derlei Drahtverbindungen auskommen. Allerdings können dort, wo zwar ein Informationsfluss, aber kein Energiefluss stattfinden muss, auch drahtlose Techniken eingesetzt werden. An solchen arbeitet man bereits seit den 1980er Jahren. Um Kopfhörer und andere Geräte kabellos mit einer Quelle zu verbinden, setzte man zuerst auf die Infrarot-Technik. Große Unternehmen aus der IT-Branche wie Hewlett-Packard und IBM schlossen sich dafür zur „Infrared Data Association“ (lrDA) zusammen, um einen gemeinsamen Standard zu entwickeln. Natürlich war den Entwicklern klar, dass eine Einschränkung nach wie vor bestehen blieb: Wenn es zwischen Sender und Empfänger keinen Sichtkontakt gab, konnten auch keine Daten übertragen werden. Es wurde also immer deutlicher ersichtlich, dass eine alternative Technik benötigt würde. Und zwar eine, die sich möglichst universell einsetzen ließe.
Daher gründete man im Jahr 1998 eine neue Interessen- und Forschungsgemeinschaft. Die Bluetooth Special Interest Group (SIG) war ein Gemeinschaftsprojekt von IBM, Toshiba, Nokia, Intel und Ericsson. Schon 1999 konnte man die Bluetooth-Versionen 1.0a und 1.0b vorstellen, die allerdings noch einige Kinderkrankheiten hatten. Diese wurden mit der 2001 veröffentlichten Version Bluetooth 1.1 abgestellt. Seither hat sich Bluetooth in schnellen Schritten weiterentwickelt und auch der Kreis der Entwickler wurde stetig größer. Heute gehören mehr als 30.000 Unternehmen zur SIG und sorgen dafür, dass der Standard weiterhin optimiert wird. Wenn König Harald Blauzahn das gewusst hätte …
Was hat ein dänischer König mit einem technischen Standard zu tun?
Der dänische König, dessen Spitzname wohl auf einen toten und daher sichtlich blau gefärbten Zahn in seinem Mund zurückzuführen ist, war nicht an der Entwicklung beteiligt. Das wäre auch schwer möglich gewesen, denn König Harald lebte bereits im 10. nachchristlichen Jahrhundert. Allerdings gelang es ihm, die zuvor verfeindeten Länder Dänemark und Norwegen zu vereinen und damit auch die Christianisierung Skandinaviens zu beschleunigen. Wohl auch deshalb gilt er als ein großes Kommunikationstalent – genau wie die neuentwickelte Drahtlos-Technologie. Hinzu kam, dass die skandinavischen Unternehmen Ericsson und Nokia maßgeblich an der Entwicklung beteiligt waren. Offenbar wurde das Wort zuerst innerhalb der Forschungsgruppe verwendet und etablierte sich dort, sodass man sich schließlich auch für diesen Markennamen entschied. Auch das genutzte Bluetooth-Symbol spiegelt die Initialen von Harald Blauzahn wider, denn hier wurden die altnordischen Runen „Hagalaz“ (H) und „Berkano“ (B) in einem Monogramm zusammengesetzt.
So hat sich Bluetooth bis heute entwickelt
Von Anfang an war die Bluetooth-Technologie auf Weiterentwicklung ausgelegt. Dabei mussten nicht nur Fehler korrigiert werden, es fanden auch ständige Verbesserungen und statt. Diese lassen sich zum Beispiel an der Übertragungsgeschwindigkeit erkennen.
Juli / Dezember 1999: Bluetooth 1.0a & 1.0b
Die ersten beiden Bluetooth-Versionen erreichten eine Übertragungsgeschwindigkeit von maximal 732,2 kbit/s, waren also noch sehr langsam. Außerdem gab es hier noch zahlreiche Sicherheitslücken. Aus diesen Gründen konnte sich Bluetooth noch nicht auf einem Massenmarkt durchsetzen.
Februar 2001: Bluetooth 1.1
Mit dieser Version wurde Bluetooth massentauglich. Zwar war der Standard nach wie vor langsam, dafür war die Signalstärke höher und die meisten Sicherheitsprobleme waren behoben.
November 2003: Bluetooth 1.2
Bluetooth wurde resistenter gegenüber fremden Signale (zum Beispiel WLAN). Auch die Übertragungsrate konnte auf immerhin 1 Mbit/s gesteigert werden.
November 2004: Bluetooth 2.0 + EDR
Schon ein Jahr später bekam Bluetooth tatsächlich einen Booster. Die neue Enhanced Data Rate (DER) brachte es auf maximal 2,1 Mbit/s und war komplett abwärtskompatibel. Sie ließ sich also mit Geräten koppeln, die für vorherige Standards entwickelt wurden.
August 2007: Bluetooth 2.1 + EDR
Nach einigen Jahren kam der neue Standard mit neuen Funktionen heraus. Dazu gehörte etwa das Secure Simple Pairing, also die so einfache wie sichere Kopplung von Geräten.
April 2009: Bluetooth 3.0 + HS
Im Frühling 2009 wurde dieser Standard herausgebracht, der einen zweiten Highspeed-Kanal (HS) besaß. Er war allerdings störanfällig (zum Beispiel durch WLAN) und konnte sich daher bei den Nutzern nicht durchsetzen.
Oktober 2009: Bluetooth 4.0
Aufgrund der Anfälligkeit der Vorgängerversion wurde dieser neue Standard bereits im Herbst desselben Jahres eingeführt. Er besaß ein Low Energy Feature, arbeitete also mit einem verringerten Stromverbrauch. Dieser machte es möglich, neue Produkte wie Smart Watches und Fitnessarmbänder zu entwickeln. Viele Geräte bleiben seit diesem Standard dauerhaft im Schlafmodus und werden nur bei Bedarf geweckt.
November 2013: Bluetooth 4.1
Nach einigen Jahren Pause kam der leicht verbesserte Standard heraus, der noch mehr Sicherheit versprach. Im Zuge dessen wurden zahlreiche weitere Bluetooth-Geräte entwickelt.
November 2014: Bluetooth 4.2 Smart
Noch etwas sicherer, schneller und energiesparender war das Bluetooth, das im Herbst 2014 veröffentlicht wurde. Zu dieser Zeit hatte sich der Übertagungsstandard längst so weit durchgesetzt, dass kabelgebundene Geräte oft schon exotisch wirkten.
Dezember 2016: Bluetooth 5.0
Dieser Standard bildet die Basis für viele heute selbstverständliche Funktionen. So lassen sich beispielsweise mit einer Audioquelle mehrere Bluetooth-Lautsprecher für eine parallele Wiedergabe koppeln.
Herbst 2019: Bluetooth 5.1
Auch wenn sich die Vorgängerversion etabliert hatte, kam es nochmals zu Verbesserungen. Als wichtigstes Beispiel ist das Direct Finding zu nennen, mit dem ein Bluetooth-Gerät die Richtung von Objekten präzise erkennen kann.
Herbst 2020: Bluetooth 5.2
Der aktuellste Standard brachte nochmals Verbesserungen im Audio-Bereich. LE-Audio ist ein Audio-Stack für eine besonders energiesparende Übertragung von Audiosignalen. Hiervon profitieren Kopf- und Ohrhörer und Hörgeräte mit Bluetooth-Funktion.