Mit dem Arcade Racer Slipstream lässt der spanische Indie-Publisher BlitWorks die Augen von Retro Arcade Racern der 80er und 90er Jahren aufleuchten. Auch wir haben uns ein paar Jahrzehnte zurückschicken lassen und schauten uns das Spiel für Euch an.
Man kann es drehen und wenden wie man möchte, aber die 80er und 90er Jahre haben auch die Videospielbranche geprägt. Und auch heutzutage gibt es noch eine Vielzahl an Spielern, die gerne wieder mal in die Retro-Welt eintauchen oder als Neuling schauen möchten, mit welchen Spielen ihre Eltern damals ihren Spaß haben. Nicht umsonst gibt es Publisher, die auf diesen Zug aufgesprungen sind, um zum Beispiel ein Super Nintendo Mini oder, gerade aktuell, den Amiga 500-Mini zu veröffentlichen und das Feeling der „guten alten Zeit“ zu verbreiten.
Natürlich gibt es auch viele Entwickler, oder kleine Indie-Studios, die sich mit diesem Thema beschäftigen, so zum Beispiel der spanische Publisher Blitworks, und dessen brasilianischer Solo-Entwickler ansdor.
Er präsentiert uns sein Arcade-Rennspiel Slipstream. Das Spiel greift auf die Sprite-Scaling-Grafiktechnik der Rennspiele aus den 80ern und 90ern zurück, um das echte, authentische Retro-Erlebnis auf moderne Hardware zu bringen. Die zusätzliche Leistung sorgt für ein flüssiges Gameplay mit konstanten 60 FPS. Es bietet einen Mehrspielermodus für bis zu 4 Spieler im geteilten Bildschirm und erweitert die klassische Formel um eine einzigartige Mischung aus modernen Features und Optionen für den Spielkomfort hinzu, wie Zeitrücklauf, Driften, Windschatten und Anpassung der Spielgeschwindigkeit.
Das Spiel gibt es digital zum Preis von 8,99€ für Xbox, PlayStation 4 und Nintendo Switch. Unsere PS4 Version hatte nach dem Installieren die Patchnummer 1.04. Nach einem schnellen Download von gerade mal 376 Megabyte und einem Festplattenverbrauch von 387 Megabyte konnten wir das Spiel starten.
Ersteindruck
Retro-Feeling wohin man auch schaut
Schon kurz nach dem Start des Spiels und dem Erscheinen des animierten Titelscreens, der uns sehr an den Klassiker Outrun aus dem Jahr 1986 erinnerte, waren wir sozusagen mit Leib und Seele im Retro-Feeling versunken. Die ganze Aufmachung mit seinen bunten Farben, der typischen Schriftart der Menüs und der Musik tropft nur so vor Retro-Arcade Design. Hier hat der Solo-Entwickler ansdor sich wirklich sehr an dem schon angesprochenen Spiel Outrun und anderen Klassikern mehr als inspirieren lassen, aber das meinen wir nicht negativ. Es ist eher wie ein Wiedersehen eines Spieles, das wir auf jeden Fall auch Anfang der 90er viele Stunden gespielt hätten, aber hier verbaute man auch einige Funktionen, die es damals nicht gab und die man nur aus heutigen Rennspielen kennt, aber dazu gleich mehr.
Euch werden 6 Einzelspieler sowie 4 Multiplayer Renn-Modi geboten, wobei der Multiplayer nur auf Couch – Koop mit bis zu 4 Spielern begrenzt ist. Eine Erwähnung sind bei diesem Spiel auch die Einstellmöglichkeiten wert, denn hier kann man die Grafik, wie schon aus diversen „Mini-Konsolen“ bekannt, mit Optionen wie „Pixel oder CRT“ in Richtung des guten alten Röhren-Monitors verändern, aber auch noch einiges mehr.
Gameplay
Mein Maserati fährt 210
Auch wenn es nur ein Fun-Racer ist, bietet Euch Slipstream ein Tutorial an, in dem ihr in 4 kurzen Lektionen erlernt, worauf es bei diesem Spiel ankommt. Während uns die erste Lektion nur das Gas geben und Lenken lehrt, hat uns gerade die „Drift“-Lektion ein paar graue Haare gekostet, da man bei jedem berühren der Spielwelt abseits des virtuellen Asphalts wieder komplett an den Anfang der Lektion geworfen wird, und wer meint das ganze einfach etwas langsamer zu fahren wird auch wieder an den Anfang teleportiert.
Den Namen des Spiels bekommen wir in der 3. Lektion erklärt, denn hier kommt es darauf an eine Zeitlang hinter einem anderen Wagen zu fahren um den Windschatten (Slipstream) zu erwischen und so mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit an den Konkurrenten vorbeizuziehen. Die 4. und letzte Lektion kennt man eigentlich eher aus aktuellen Spielen, und zwar geht es um die „Rückspul-Funktion“. Möchte man einen Fahrfehler wieder rückgängig machen, so hat man mit einem Tastendruck die Möglichkeit 5 Sekunden des Spiels zurückzuspulen und den Streckenabschnitt besser zu meistern. Nach einer kurzen Abklingzeit ist diese Funktion wieder aktiv.
Ansonsten ist das Spielprinzip recht schnell erklärt, wir suchen uns eines von 5 Fahrzeugen aus, natürlich alle mit verschiedenen Attributen, geben Gas und werden am besten Erster. Zu beachten ist, dass Ihr das Zusammenspiel zwischen Windschatten und Driften gut beherrscht, denn auch wenn es nur ein Fun-Racer ist, darf man diesen nicht unterschätzen, und dies in Zeitrennen oder Rennen gegen bestimmte Gegner sowie Ausscheidungsrennen, in denen der Fahrer mit der letzten Position ausscheidet. Auch einen Grand Prix-Modus gibt es, in dem wir 5 Rennen fahren müssen, und mit dem Geld, das man nach jedem Rennen bekommt, sein Fahrzeug in 3 Kategorien anzupassen, um noch besser zu werden. Das Gameplay für solch eine Art von Spiel ist gut, die Kollisionsabfrage mit gegnerischen Fahrzeugen oder der Umgebung ist fair, bereits im leichtesten der drei Schwierigkeitsgrade wird man gut gefordert.
Umfang
Gut ausbalanciert
Dass dies kein Spiel ist, das Euch stundenlang vor dem TV fesseln wird, sollte jedem klar sein, dafür sind die Strecken viel zu kurz, auch wenn es 15 an der Zahl sind. Die sechs Spielmodi des Singleplayer wissen zu Gefallen und werden Euch eine ganze Zeit lang unterhalten. Mehr Spaß werdet ihr natürlich im Multiplayer zu Hause mit Freunden haben, auch wenn es hier „nur“ viel Spielmodi reingeschafft haben. Aber allein der Tatsache, dass man hier zu Hause mit bis zu drei anderen Spielern auf einem Bildschirm seinen Spaß haben kann, verspricht schon einiges.
Grafik / Sound
Retro-Feeling vom Feinsten
Die Sprite-Scaling-Grafiktechnik wurde hier sehr gut umgesetzt, wir hatten in unseren Testsessions nie Framedrops, das Spiel lief immer flüssig mit 60 Fps. Bezogen auf die Art von Spiel und den Retro-Faktor, ist die Grafik gut umgesetzt. Alle 15 Level haben ein anderes „Thema“ und Wiedererkennungswert. Der Soundtrack mit Synthiepop- und Fusion-Einflüssen von Stefan Moser alias Effoharkay gefiel uns ziemlich gut, mit seiner Mischung aus mal treibenden Rhythmen aber auch relativ ruhigen Tracks. Der Ingame Sound ist dem Stil des Spieles angepasst und relativ minimalistisch gehalten.
Fazit
Von einem Retro-Fan für Retro-Fans
Slipstream ist, wie schon erwähnt, vom brasilianischen Solo-Entwickler ansdor, und dieser lässt mit diesem Spiel die alten Zeiten der relativ unkomplizierten Racer hochleben. Hier wird einfaches Gameplay mit einem nicht zu verachtendem Schwierigkeitsgrad geboten, der mit seinem ordentlichen Spielumfang und günstigen Preis seine Fans finden wird.