Am morgigen Tage veröffentlicht der britische Computerspiel-Entwickler mit Sitz in Oxford Rebellion Developments den 5. Ableger der bekannten Sniper Elite Reihe: Sniper Elite 5 France. Wir konnten nicht widerstehen, haben nicht nur einmal den Abzug gedrückt und es für euch getestet.
Die Sniper Elite Serie gibt es seit 2005, zu Zeiten der PlayStation 2, und mittlerweile wurden an die 10 Titel der Serie veröffentlicht, wobei die Zombie-Teile und VR-Version mit eingerechnet sind. Ganz offiziell ist das hier aber der 5. Teil und Rebellion hat schon im Vorfeld alles daran gesetzt, dass auch dieser Teil erfolgreich wird, denn in der Vergangenheit hatte es ein Sniper Elite nicht einfach. Das lag zum einen daran, dass die hochgelobte und letztendlich ausschlaggebende Kill-Cam anfänglich in Deutschland gar zensiert wurde und erst ein Jahr später nach dem Erscheinen von Sniper Elite V2 von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien im Jahr 2013 freigegeben wurde und damit vom Index genommen wurde, aber weiterhin keine Jugendfreigbae erhielt. Mittlerweile ist die X-Ray-Kill-Cam der absolute Garant für die Serie und einfach nicht mehr wegzudenken – Sniper Elite V2 erhielt im Jahr 2019 eine Remastered-Version, was Fans der Serie glücklich machte. Auch diesmal brauchen die Spieler nicht darauf verzichten und können sich zudem über die künstlerisch optisch richtigen Symbole der damaligen Zeit freuen. Es wirkt damit authentischer und garantiert nicht geschnitten, gekürzt oder umgeschrieben. Das Spiel ist Uncut und mit einer Altersfreigabe von 18 Jahren von der USK freigegeben. Wir bitten das zu beachten, denn solche Spiele gehören nicht in Kinderhände!
Ersteindruck
Vive La France
Nach Berlin, Nordafrika und Italien entführt uns Rebellion diesmal nach Frankreich, genauer gesagt geht es in die Normandie im Jahr 1944, da wo der Atlantikwall gebaut wurde, um einer möglichen Invasion durch die Alliierten entgegenwirken zu können – Wir kennen ja alle den Verlauf der Geschichte. Wir schlüpfen einmal mehr in die Rolle eines Spezialagenten, dessen Name so irrelevant ist, wie unsere Mission. Mit einem U-Boot werden wir an der Küste abgesetzt und der eigentliche Storyverlauf ist so nebensächlich, wie die bekannte dumme Darstellung der deutschen Soldaten. Letztendlich zählt nur das Gameplay mit ihrer Slow-Motion-Kills! Das heißt aber nicht, dass die Kampagne langweilig ist oder keinem Ziel folgt.
Wir haben das Spiel auf der PlayStation 5 gezockt, da hier die Next-Gen-Funktionen des DualSense-Controllers voll ausnutzt werden. Der technische Unterschied zeigt sich schon bei der Installation, denn auf der PlayStation 5 werden an die 69 GB Speicherplatz benötigt, während es auf der PlayStation 4 nur etwas mehr als 34 GB sind. Die Installation erfolgt in zwei Schritten, um gleich mit der Kampagne starten zu können. Der Multiplayer folgt im Anschluss.
Die ersten Schritte im Spiel gleichen einem Tutorial, denn mit jedem zurückgelegten Meter werden uns die Mechaniken des Spiels nähergebracht. Dabei dreht sich nicht alles rein ums Snipern, den schleichen, verstecken und täuschen gehören weiterhin zu den grundlegenden Spielmechaniken, damit auch ein taktisches Vorgehen möglich ist. Je nach gewählter Schwierigkeitsstufe können wir wild vorstürmen oder einen nach dem anderen still und klammheimlich zur Strecke bringen. Die Schwierigkeitsgrade sind sehr gut gewählt und bieten zahlreiche Hilfen für Einsteiger, als auch herausfordernde Verhältnisse für die Hardcore-Gamer, welche die Windrichtung und Entfernungen in ihren Schuss präzise miteinbedenken müssen.
Gameplay
Mehr Präzision, dank DualSense
Sniper Elite 4 erschien 2017, was jetzt schon 5 Jahre her ist, und man spürt schon den technischen Fortschritt, der gerade mit dem DualSense geboten wird. Mit dem PlayStation 5 Controller können wir nun sehr präzise zielen. Dabei bieten sich die Möglichkeiten, von einfachem Fadenkreuz in das Zielfernrohr zoomen zu können. Gleiches gilt für die weiteren Waffen, denn neben dem Sniper führen wir noch eine Pistole und ein kleines Maschinengewehr mit uns. Der Wechsel erfolgt über das bekannte Waffenrad, welches uns auch weitere Gadgets wie Flaschen, Handgranaten, Sani-Pack oder mehr bieten. Interessant bleiben dabei die Sprengfallen und Minen, die mehr taktischen Vorgehen ermöglichen. Damit das alles auch klappt, sind Nahkampfangriffe aus der Deckung das beste Mittel zum Zweck, um unentdeckt zu bleiben.
Auffällig in Sniper Elite 5 ist, dass wir diesmal auch mit schweren Waffen unseren Gegner nicht nur das Fürchten lehren können, sondern auch hier in den Genuss der beliebten Abschusskamera kommen können – Wann und wie oft, kann in den Optionen eingestellt werden. Dabei können wir eine Menge Punkte für unseren Rangaufstieg, Auszeichnungen und Orden sammeln. Jene Punkte sind notwendig, um unseren Fähigkeitsbaum ausbauen zu können. Hier gibt es dann ganz nette Optionen zum Freischalten, die das Spielerlebnis deutlich vereinfachen und uns des Öfteren auch mal mit dem MG 42 durch die Landschaft ziehen lassen. Ja, man muss es so sagen: Sniper Elite 5 ist kein reines Sniper-Game mehr, sondern bietet für jeden Spieler etwas. Der Ausbau der Waffen geschieht ganz nebensächlich und kostet soweit auch nichts, während nur der Fortschritt weitere Freischaltungen ermöglicht.
Obwohl sich Rebellion Developments bei Sniper Elite 5 in der Gameplay-Mechanik sehr treu geblieben ist, können wir nun mehr klettern und hangeln, auch wenn unser Karl niemals mit einem Nathan Drake mithalten kann. Problematisch entpuppen sich die Interaktionen zum Aufnehmen von Gegenständen von unseren niedergestreckten Gegnern. Hier nehmen wir schneller die Waffe auf, als ihn zu durchsuchen. Das Leerräumen eines Safes gleicht letztendlich einer Tanzeinlage, denn ganz sauber läuft es hier nicht und kann in hektischen Situationen schon mal zu Frust führen. Gerade dann, wenn wir schnell durch eine Tür verschwinden wollen und erst auf das Symbol zum Öffnen mit dem Controller fummeln müssen.
Grafik, Sound & Technik
Allemal schick
In Sniper Elite 5 bietet uns der Entwickler die bekannte und typische Grafik, wie wir sie aus den vergangenen Spielen kennen. Diesmal hat aber Rebellion Developments ordentlich eine Schippe draufgelegt und die Macken aus Sniper Elite 4 gründlich beseitigt. Jetzt können wir nicht nur sauber und klar in die Ferne schauen, alles aufklären, sondern auch Gegner in 500 Meter markieren und erledigen, ohne dass Texturen verschwinden oder es zu ungewollten Pop-ups kommt. Es läuft auf der PlayStation 5 zudem alles sehr flüssig und sieht allemal sehr schick aus. Hier bekommen wir den französischen Frühling präsentiert. Blühende Wiesen, grasgrüne Landschaften und detailverliebte Dörfer heben das Spielgefühl enorm. Sicherlich gibt es einige Ungereimtheiten im Spiel, denn im Monat Mai tragen die Apfelbäume hier schon ihre Frucht, was wir einfach mal auf den Klimawandel schieben…
Sehr interessant und lobenswert gilt es die Slow-Motion-Kill-Kamera zu erwähnen, die hier fast einem Anatomie-Kurs gleichkommt und uns sämtliche Aufbauten des menschlichen Körpers sehr detailreich liefert. Das sieht sehr nett aus, aber manchmal wirkt das schon zu viel und könnte den Effekt etwas trüben.
Obwohl Sniper Elite grafisch schon eine Augenweide ist, humpelt die Grafik gerade in engen Innenräumen. Hier blitzt und schwankt das Bild ruckartig und erschwert manchmal unsere Hausdurchsuchung. Das stellt uns jetzt nicht gerade vor Probleme, lässt uns aber schnell die Orientierung verlieren und nervt gerade im Gameplay, wenn wir einmal mehr durch Fenster visieren oder einen Safe leerräumen wollen. Ebenfalls negativ ins Auge sind uns die flackernden Lampen in der Ferne aufgefallen – Eine einfach Straßenlaterne blitzt wie ein Leuchtturm durch die Landschaft.
Technisch ist Sniper Elite 5 das beste Spiel der Reihe, was auch auf die schnellen Ladezeiten zurückzuführen ist. Auf der Map selber gibt es keine Ladezeiten und der Start vom Menü zum Spiel erfolgt prompt. Wie es auf der PlayStation 4 aussieht, können wir nicht sagen, auch wenn Gamer mit dem Spiel gleichzeitig die Last- und Next-Gen-Version geboten bekommen. Die maximalen Möglichkeiten wurden aber auf der PlayStation 5 nicht ganz ausgeschöpft, was sich im fehlenden 3D-Sound zeigt. Hier greift der Entwickler auf den bekannten 5.1 Sound zurück, der sich aber nicht verstecken muss. Unser DualSense macht Geräusche beim Nachladen, während die Umgebung füllig und satt über eine Heimkinoanlage läuft oder imposant mit einem Headset in Erscheinung tritt. Erwähnen müssen wir aber, dass das Spiel in englischer Sprachausgabe läuft. Das kann je nach Ansicht positiv oder negativ gesehen werden. Da es aber deutsche Untertitel gibt, verpassen auch nicht fremd-sprachgewandte Gamer keinen Hauch vom Spiel.
Umfang & Langzeitmotivation
Hier wird es nicht langweilig
Es darf ruhig laut gesagt werden: Sniper Elite 5 lässt zu keiner Zeit Langeweile aufkommen, da es immer neue Wege und Möglichkeiten zu entdecken gibt. Den obersten Reiz bildet sicherlich die Slow-Motion-Kill-Kamera, unsere Gegner immer wieder aufs neue und in einer anderen Art zur Strecke zu bringen. Belohnt wird man mit dem Anblick, wie die Kugel die Gegner regelrecht zerfetzt und zu Boden wirft. Erwähnt werden muss aber auch, dass sich Sniper Elite 5 auch weiterhin nicht sehr ernst nimmt. Die deutschen Grau- und Schwarzröcke kommen weiterhin übertrieben herüber und lassen sie nicht nur simpel dumm erscheinen, sondern wirken auch in grober Form sehr steif. Ausgreift und intelligent wirkt die KI nicht gerade und viele Schritte lassen sich vorahnen.
Das gesamte Paket von Sniper Elite 5 darf als reichhaltig und umfangreich bezeichnet werden. Alleine im ersten Akt „Atlantikwall“ haben wir uns an die 4 Stunden beschäftigen können und bedenkt man, dass das Spiel 8 Locations bietet, kommt man schnell auf eine Spielzeit, die uns alleine in der Kampagne 30 Stunden beschäftigt. Hinzukommt der Koop-Modus, damit wir alles nochmal mit einem Freund durchleben können. Zusätzlich gibt es den Multiplayer für ein wildes Getümmel und den Achsenmächte-Modus – Alles für 60 Euro in der PlayStation 5 Version.
Wer von allem dann noch nicht genug hat, kann sich auf die Suche der Sammelobjekte und anderen versteckten Gegenstände begeben. Ein Fotomodus wird ebenfalls geboten, damit ihr auch Erinnerungen an euren Besuch in Frankreich erhaltet. Die Platin-Trophy wird euch einiges an Zeit abverlangen. Aber so soll es doch sein! Ein Spiel für einen humanen Preis, mit viel Spielzeit!
Fazit
Das Beste der Serie
Mit Sniper Elite 5 legt der britische Entwickler Rebellion Developments ihr bestes Spiel der Serie ab. Sicherlich ist das Thema rund um den Zweiten Weltkrieg in der Spiele-Landschaft schon mehr als ausgelutscht, aber Sniper Elite 5 schafft es dennoch, sich genüsslich auf der Couch bequem zumachen und alle Ecken der Map auszukundschaften, alle Missionsziele hingebungsvoll zu erledigen und ein Lächeln auf unser Gesicht zu zaubern. Zu keiner Zeit kommt Langeweile auf, denn die taktischen Möglichkeiten sind sehr vielfältig gestaltet worden. Die Geschichte ist sicherlich etwas sinnfrei und einmal mehr übertrieben, aber das Spiel nimmt sich ja auch nicht so ernst.
Die Grafik ist wirklich schön anzusehen und das Gameplay gut gemacht, auch wenn es einige Macken hat. Der Spielspaß ist auf jeden Fall garantiert, ob nun alleine, im Ko-op oder gar Multiplayer. Sniper Elite 5 ist mehr als nur empfehlenswert.
- Umfangreiche Kampagne
- Verbesserte Waffenphysik und Bewegungsoptionen
- Großkalibrige Anpassungsmöglichkeiten