Bild: Sony & PE

Perfekt für PlayStation? Das Sony INZONE H9 Headset im Test

Im Sommer dieses Jahres präsentierte Sony mit INZONE eine neuen hauseigene Marke, die mit PC-Gaming-Produkten, die Sinne der Spieler schärfen und ihnen helfen soll, ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Neben zwei Monitoren gehören auch gleich 3 Headsets dazu. Wir haben uns das Flaggschiff INZONE H9 Headset angeschaut, welchen von Sony zu einer UVP von 299 Euro angeboten wird.

Ersteindruck

Gehörschutz aus dem Astro Playroom

Sony präsentiert das INZONE H9 in einem Karton, der mit seinem Lila schon sehr auffällig, aber dezent und unverspielt ins Auge fällt. Punkten kann Sony mit der nachhaltigen Verpackung, die rein aus Kartonage besteht, da auf Kunststoffe verzichtet wurde. Neben dem Headset finden wir den zugehörigen USB-A-Dongle vor, ein Ladekabel von USB-A auf USB-C, eine mehrsprachige kurze Anleitung, sowie weiteren Papierkram. Darunter befindet sich auch ein Aufkleber, für jene, die sich INZONE und Sony gerne wo hinkleben möchten.

Entnehmen wir nun das H9 seinem Bett der Verpackung, macht sich sofort dessen Leichtigkeit bemerkbar, welche auf die schon stark dominante Verwendung von Kunststoffen zurückzuführen ist. Das Design ist prägend für die Ära der PlayStation 5 und wir können es uns nicht verkneifen, den Astro Playroom mit in Bezug zu nehmen. Das Design gleicht einem Kapselgehörschutz, wobei die Kopfbügelaufhängung dennoch als innovativ bezeichnet werden kann. Gegenüber seinem Bruder, dem H7 für 70 Euro weniger, bietet das INZONE H9 an der Aufhängung der Hörmuscheln einen RGB-Lichteffekt und weiches „Soft-Fit-Leder“. Das H3 und H7 müssen hier mit Ohrpolstern aus Nylon-Material auskommen. Hier kommen wir zugleich zum ersten Kritikpunkt: Die Ohrmuscheln wurden festgeklebt und sind nicht austauschbar. Es werden auf der Sony-Webseite auch keine Alternativen in Leder, Velours, Mesh oder gar ein Ersatz angeboten. Eine Problematik, die schon das Sony Pulse 3D hervorbrachte, wenn nach 2 Jahren intensiven Gebrauch die Ohrpolster durchgescheuert sind und man letztendlich das komplette Headset vergessen kann – Soviel zu Thema Nachhaltigkeit als Leitprinzip bei Sony.

Die Ohrpolster aus Soft-Fit-Leder sind in dieser Preisklasse leider nicht ansprechend.

Komfort & Bedienung

Leichtigkeit und Noise Cancelling

Setzen wir uns das H9 erstmalig auf, werden unsere Ohren sofort komplett umschlossen, während sich das Headset problemlos an unsere Rübe anpasst. Ein Ziehen und Zurechtrücken ist nicht notwendig. Die Ohrpolster sind weich, auch wenn zugleich wir kein Freund von diesem künstlichen Leder sind. An heißen Sommertagen könnte hier das Schwitzen sehr unangenehm werden, auch wenn alles sehr atmungsaktiv gestaltet wurde. Das Bügelmikrofon wurde auf der linken Seite angebracht und präsentiert sich ganz ohne zusätzlichen Popschutz. An der linken Ohrmuschel befinden sich die Hauptbedienelemente. Darunter der Lautstärkeregler, die Taste für den Noise Cancelling/Ambient Sound-Modus und die Stummschalttaste, die über den Mikrofonbügel geschaltet wird. Dort befindet sich auch der USB-C-Anschluss mit Lade-LED. An der rechten Ohrmuschel befindet sich die Taste für das Wechseln zwischen Chat und Spiel sowie die Ein-/Aus- und Bluetooth-Taste. Alle Buttons sind eher als Taster ausgelegt, statt als Feststellknopf.

Alle Bedienelemente sind Teil des Designs

Wie es sich für ein Headset in dieser Preisklasse gehört, liefert uns Sony auch eine passende Software am PC mit. Mit dieser INZONE Hub PC-Software können wir das INZONE H9 ganz individuell gestalten und eine Vielzahl von Optionen anpassen. Dazu zählen auch unterschiedlichste Sound- und Hardware-Einstellungen. Eine Personalisierung der Klangfrequenzen stehen ebenso zur Auswahl, wie das Abspeichern in verschiedenen Soundprofilen. Zu den weiteren Optionen zählen die Aktivierung der Geräuschunterdrückung, des Ambient Sounds und die Einstelllungen für den 360 Spatial Sound. Jener umfasst einen neu entwickelten Virtualiser für Gaming, der Audiosignale aus mehreren Kanälen in räumlichen Klang umwandelt – so, wie es die Macher des Spiels vorgesehen haben. Außerdem bietet Sony mit der Smartphone-App 360 Spatial Sound Personalizer den räumlichen Klang optimal an die Ohrform anpassen. Leider haben wir diese App nicht ausfindig machen können, während die PC-Software hier heruntergeladen werden kann.

Gamern an der PlayStation 5 werden visuell Informationen geboten, die euch die Lautstärke, die Stummschaltung, das Einschalten und den Akkustand in Pop-up-Fenstern darstellen. Eine Einstellung über das PS-Menü und der EQ-Voreinstellungen für otimierten Klang mit dem 5-Band-Equalizer wie beim Pulse 3D gibt es beim INZONE H9 enttäuschenderweise nicht, was uns sehr traurig macht. Das würde sehr viel einfacher machen. Trotz des gebotenen Bluetooth verzichtet Sony auf eine App für das Smartphone, um wenigstens darüber seine Klangeinstellungen tätigen zu können. Es werden auch die getätigten Soundeinstellungen in der Hub PC-Software nicht auf das Headset übertragen und gespeichert. Damit müssen Gamer an der PlayStation 5 mit den Grundeinstellungen leben und können den Sound in keinster Weise ihren persönlichen Bedürfnissen anpassen. Vielleicht kommt ja irgendwann eine PS5-Firmware, die euch mit einem Update jene Möglichkeiten bietet.

Sound & Klangbild

Kraftvoll im falschen Klangkörper

Sony verbaute im INZONE H9 Headset zwei Treiber, die uns eine Frequenz von 5 Hertz bis 20.000 Hertz liefern. Mit weiteren spezifischen technischen Angaben hält sich Sony leider zurück. Dabei setzen die Japaner auf eine Expertise ihrer Musik-Kopfhörer, die realistische Wiedergabe von Klängen mit extrem hoher oder niedriger Frequenz liefert. Gepaart wird alles beim H9 Headset mit Geräuschsensortechnologie wie die Noise-Cancelling-Kopfhörer der 1000X Serie von Sony. Kurzum: Der INZONE H9 verfügt über eine aktive (zuschaltbare) Geräuschunterdrückung. Eine Aktivierung erfolgt über den Button an der Ohrmuschel oder über die PC-Software, wobei sich auch für den Ambient Sound entschieden werden kann, mit dem wir nicht ganz von der Außenwelt abgeschnitten sind.

Trotz Software, kann die RGB-Beleuchtung nicht personalisiert werden.

Lassen wir nun die ersten Klänge der PlayStation 5 durch die Ohrmuscheln sausen, entfaltet sich die ganze Kraft der Treiber. Der Klang darf als kräftig und intensiv bezeichnet werden und deckt sowohl die Höhen als auch den Tiefbass sehr gut ab. Hier hat Sony nicht zu viel versprochen. Stimmen und Schritte gehen nicht verloren und harmonisieren sich mit den Mitten und Tiefen. Kein Klangbereich überlagert den anderen und lässt sie gar in den Hintergrund rücken. Der von der PlayStation 5 gelieferte 3D-Sound der Tempest-Engine macht richtig Laune. Die Dynamik wird dem Gamer gerecht, der sich zugleich über einen intensiven Bass freuen kann. Uns war das dann etwas zu viel, da wir mehr auf den ehrlichen Klang eines Studiokopfhörers setzen, der auch ohne Probleme ein wohlwollendes, warmes Klangbild mittels 3,5 mm Klinge über den DualSense liefern kann.

Die Treiber schlagen selbst bei maximaler Aussteuerung nicht an, offenbaren aber, dass der Klangkörper den Treibern nicht gerecht wird. Damit bestätigt sich unsere anfängliche Vermutung, dass der Fokus auf Leichtigkeit zu setzen sich mit den verwendeten Materialien negativ auswirken kann. Dem Klangkörper mangelt es deutlich an Masse, um diese Klänge auffangen und kompensieren zu können. Es schadet vorab nicht dem Soundbild, machts sich aber in Verwendung mit dem Mikrofon bemerkbar. Die Kunststoffe sind viel zu leicht und übertragen nicht nur ein Hands-On auf das Mikrofon, sondern in gewisser Weise auch den ausgegebenen Klang. Dabei kann der Ambient-Sound gar einen furchtbaren Effekt auslösen, der sich wie ungewolltes Monitoring bemerkbar macht. Hier wirkt der Sound eingebremst und die Wahrnehmung der Umgebung wird so als störend empfunden. Wer auf seine Umgebung beim Zocken achten will, sollte daher lieber auf offene System setzen, statt auf geschlossene mit technischen Spielereien.

Am PC in Verbindung mit der INZONE-Software sieht die Sache dann etwas anders aus, da wir hier über einen Equalizer nicht nur verschiedene Soundprofile nutzen und uns personalisieren können, sondern auch den Ambient-Sound über einen Regler definieren können. Gleichzeit lässt sich der 3D-Spatial-Sound aktivieren, der dem 3D-Sound an der Playtation 5 gleichkommt. Hier können PCler jedoch über den Vorteil des Einmessens ihrer Ohren profitieren, wobei aber eine Installation einer weiteren Software vonnöten ist. Ob das nun wirklich ausschlaggebend ist, werden wohl nur verwöhnte Zuhörer bemerken.

Einfaches nach Oben klappen und die Stummschaltung ist aktiv

Wie schon angemerkt, lässt sich das Mikrofon in bekannter „Sennheiser-Manier“ für die Stummschaltung einfach nach oben klappen. In aktiver Stellung reicht das Mikrofon bis zum Mundwinkel und leichte Atemgeräusche können sich bei unserem Gesprächspartner bemerkbar machen. Das Klangbild unserer Stimme kommt aber sehr kraftlos und kalt herüber, da Sony sich hier auf die Verständlich konzentrierte. Ein natürliches Bild kann leider nicht erfolgen, da auch die notwendigen Einstellungen fehlen. Als großen Nachteil entpuppte sich die voreingestellte Nivellierung des Sidetones, der uns, uns selber hören lässt. Das lässt sich ungünstigerweise erst in der PC-Software ändern. PlayStation-Gamer, denen das ein Dorn im Auge ist, werden somit zur PC-Software gezwungen. Ungünstigerweise war es dann das auch mit den Einstellungen für das Mikrofon. Okay, man kann eine automatische Verstärkungsregulierung setzen, die immer das Optimum aus unserer Stimme bieten soll, damit wir jederzeit gut verstanden werden. In dieser Preisklasse erwarten wir aber deutlich mehr, als nur die Einstellung der Lautstärke und den Sidetone.

Letztendlich steht beim INZONE H9 noch die Geräuschunterdrückung im Fokus, die beim H7 und H3 Headset nicht geboten wird. Diese mischt sich mit dem schon erwähnten Ambient-Sound und kann uns schon als ANC komplett von der Außenwelt abkoppeln. Ob man das aber nun als Gamer braucht, ist eine Frage des persönlichen Bedürfnisses. Immerhin kommt ANC im Alltag beim Bus- und Bahnfahren gut an und wird wohl E-Sportler in vollen Stadien sich auch auf das Wesentliche konzentrieren lassen. Wir haben letztendlich diese Funktion nicht genutzt, da selbst der Ambient Sound unsere PC-Lüfter derartig hervorhob, dass wir es schon als störend empfunden und mehr auf die passive Geräuschunterdrückung setzen.

Weitere Features

Ganz im Rahmen der Zeit

Beim Dongle müsst ihr zwischen PC und PlayStation schalten

Neben einer Verbindung über den 2,4 GHz-Dongle können wir das INZONE H9 noch über Bluetooth mit einem kompatiblen Gerät wie ein Smartphone verbinden. So können wir zusätzlich noch Musik laufen lassen, telefonieren oder gar an der PlayStation 5 mit unseren Freunden im Discord reden. Eine nette Möglichkeit, die aber in dieser Preisklasse von minderwertigen unterstützten Audioformaten von SBC und ACC getrübt wird. Hier hätte Sony eher auf aptX oder das hauseigene LDAC setzen sollen – Das würde die Klangqualität beim Musikhören deutlich steigern. Da es aber nicht geboten wird, muss damit gelebt werden, genau wie mit dem Bluetooth 5.0 Standard, wobei 5.2 wünschenswert gewesen wäre.

Damit wir alles im Wireless-Betrieb erleben können, verbaute Sony einen 32-Stunden-Akku. Dabei bezieht sich Sony auf einen Betrieb ohne NC und Bluetooth. Mit einer gewissen Lautstärke und Bluetooth über Smartphone kann sich die Laufzeit deutlich reduzieren. Es darf daher eher von 20 bis 25 Stunden ausgegangen werden. Das ist jetzt nicht weltbewegend, aber zeitgemäß. Sicherlich gibt es mittlerweile Headset, die gar das 10-fache schaffen, aber soweit ist Sony wohl noch nicht.

Fazit

Reichlich Potenzial verschenkt

Mit dem INZONE H9 liefert uns Sony ein Headset, bei dem wir sehr zwiegespalten sind. Einerseits spricht das Design die PlayStation 5 Gamer an und klanglich kann das Headset sehr begeistern. Auf der anderen Seite wird hier dem PlayStation 5 Gamer viel Potenzial vorenthalten und selbst der PC-Gamer bekommt auf dem Markt für sein Geld deutlich mehr Features geboten.

Das INZONE H9 wird in erster Instanz überhaupt nicht seinem Preis gerecht. Dafür ist die verwendete Materialauswahl viel zu minderwertig und metallische Verbindung suchen wir vergeblich. In zweiter Instanz liefert Sony hier einen Support ab, der uns weder Dongle noch Kabel oder gar die so wichtigen Ohrpolster als Ersatz anbietet – Und das bei einem 300 Euro Headset! In dritter Instanz sind die gebotenen Features an Software und Akkulaufzeit viel zu wenig, um wenigstens annähernd an die Konkurrenz aus audiophilen Haus gerecht werden zu können.

Wir können das INZONE H9 nicht empfehlen, da wir für die verlangten 300 Euro auf dem Markt deutlich hochwertigere Headsets erhalten, die zugleich mehr Support, Akkulaufzeit und Qualität bieten bei mehr oder gleichwertigem Klang und alles wunderbar in einer Software einbinden. PlayStation Gamer sollten gar gänzlich von den INZONE-Headsets Abstand nehmen, da selbst mit dem Pulse 3D schon mehr geboten wird – alles zu einem sehr attraktiven Preis.

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