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Aktie des amerikanischen PC-Hardware-Anbieters Corsair (Elgato & Scuf) weiter im freien Fall

Mit Aktien beschäftigen sich Gamer nun weniger oder hören nur mit einem Ohr zu. Seit dem Release von Cyberpunk 2077 ist aber auch jedem Gamer klar, dass Aktien von Spieleunternehmen in einem wichtigen Zusammenhang mit ihren Produkten stehen und schnell auch mal an Wert verlieren können. Gleiches gilt natürlich für jedes Unternehmen an der Börse, doch nicht jedes Unternehmen scheint von Interesse für den Gamer zu sein.

Die Corona-Pandemie darf auch gerne als Blüte des digitalen Zeitalters bezeichnet werden, in der Software- und Spieleanbieter kräftige Umsätze verzeichnen konnten. Aber auch Anbieter von Computern und deren notwendige Peripherie können sich nicht beklagen. Zu den großen Gewinnern seit 2020 gehört der taiwanischer Hersteller von Computerhardware Gigabyte, der seinen Aktienwert gar verdoppelten konnte. Ähnlich sieht es bei den taiwanischen Computerunternehmen ACER, ASUS und Microstar International (MSI) aus. Razer kann sich gerne hier einreihen, lassen wir aber außen vor, weil das Unternehmen im Mai 2022 in Hongkong von der Börse gegangen ist und aktuell als Privatunternehmen läuft. Die Recherche ergab aber, dass auch Razer in den vergangenen Jahren deutlich zulegen konnte. Zu den Verlierern muss sich leider Corsair gesellen, die auch ziemlich alleine dastehen.

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Corsair ist ein US-amerikanisches Unternehmen, welches 1994 seinen Lauf nahm und sich anfänglich auf Hochleistungs-Arbeitsspeicher spezialisiert hat und mittlerweile auch in den Markt der Peripheriegeräte und Fertig-PCs eingestiegen ist. Im Sommer 2018 kaufte Corsair den Streaming-Spezialisten Elgato, um mit dem Massenphänomen Streaming von Videospielen sein Engagement im Bereich Gaming ausbauen zu können. Ein Jahr später erfolgte die Übernahme des Fertig-PC-Anbieters Origin-PC. Im Dezember 2019 übernahm Corsair zudem den amerikanischen Anbieter von Gaming-Controllern, SCUF. Obwohl das amerikanische Unternehmen mit den Tochterunternehmen und einem breiten Portfolio gut aufgestellt ist, konnte man in der Zeit der Corona-Pandemie keine Gewinne einfahren. Der Aktienwert sank von einstigen 50 US-Dollar im November 2020 auf rund 12 US-Dollar. Der Umsatz ging seither um 40 Prozent zurück. (Quelle)

Wie kann es soweit kommen?

In das Innere eines Unternehmens zu blicken ist sicherlich schwierig, aber man kennt die Gamer und den Markt und kann von Außen die Ursachen erkennen. Das Angebot an Produkten von Corsair kann gerne als reichhaltig bezeichnet werden und so findet der Gamer vom PC-Gehäuse bis Arbeitsspeicher und Kühlungen, alles was das Herz begehrt. Abgerundet wird die Sache mit einem breiten Portfolio von Peripherie, was uns Maus & Tastatur, Headsets und mehr bietet. Sogar Möbelstücke, also Gaming-Chairs bietet Corsair an. Doch alles ist sehr Fan-basiert und kein Produkt scheint sich aus der breiten Masse am Markt herausheben zu können. Gemeinsam mit Elgato kann Corsair dem Gamer und Content-Creator ein Setup aus einer Hand anbieten. Doch der Profi im Bereich Streaming greift schon längst nicht mehr auf Elgato zurück. Capture-Cards haben längst ausgedient, da selbst mit der Spielekonsole von Sony oder Microsoft es sehr einfach geworden ist, seine Inhalte übertragen zu können. Die Mikrofone runden die Sache zwar ab, aber auch hier greift man wohl eher zu den Audioprofis, statt auf Produktionen aus China.

Gleiches gilt für das Angebot an Headsets, wo Gamer mehr auf die Spezialisten zurückgreifen, satt auf einseitige Produkte, die nur über Umwege auch an der Konsole genutzt werden können. Es fehlen eindeutig die Eigenproduktionen, also Produkte, die intern erforscht und entwickelt werden. Zwar arbeitet Corsair auch mit deutschen Unternehmen wie Cherry zusammen und brachte mit den CHERRY MX Ultra Low Profile Tactile-Schaltern ein wahres Flaggschiff hervor. Aber welcher Gamer kann sich eine Tastatur von 300 Euro leisten?

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Nun muss sich Corsair auch noch auf den nächsten Rückschlag gefasst machen. Nachdem Microsoft seinen Jüngern schon längst den eigenen Elite-Controller anbietet und ein breites kreatives Programm zur Personalisierung des Xbox-Controllers vermarktet, kommt indessen sehnsüchtig erwartet auch Sony um die Ecke. Der DualSense Edge Wireless-Controller für PlayStation 5 kommt im Januar 2023 auf den Markt und lässt weitere Scuf-Kunden abwandern. Originalzubehör ist bei den Gamern, gerade bei den Konsoleros, beliebter als Ware von Drittanbietern. Bisher waren PlayStation-Gamer regelrecht gezwungen, auf Drittanbieter sogenannter E-Sports-Controller zurückzugreifen. Das wird an Corsair ebenfalls nicht ganz unbemerkt bleiben, zudem der PS5-Scuf-Controller auch deutlich teurer ist, auch wenn mehr Optionen zur Personalisierung bereitstehen. 300 und mehr Euro müssen auch erst einmal verdient werden, um sie dann in einen PS5-Controller investieren zu können.

Warum kein Umsatz?

Obwohl die Corona-Pandemie das Home-Office förderte und nun fast jeder ein Büro samt PC mit Maus & Tastatur sein Eigen nennt, machte Corsair keine Umsatzsteigerung? Teilweise waren weder Tastaturen noch Headsets im Handel verfügbar, während es bei Routern sogar richtig schlecht aussah. Die Ursache kann an zwei Punkten ausgemacht werden: Entweder stimmt die Qualität der Produkte nicht mehr und kann damit den Ansprüchen des Kunden nicht gerecht werden, während auch der Support nicht vergessen werden sollte. Der zweite Punkt ist die Strategie des Marketings. Werden Produkte gut beworben? Sind zahlreiche Testberichte namhafter Fachzeitschriften vorhanden, an denen sich ein interessierter Käufer orientieren kann? Sind die Produkte dann auch dementsprechend im Handel verfügbar, oder halten nur Influencer etwas in der Hand, was gar nicht erworben werden kann?

So öffnet sich auch der Strudel des Teufelskreises. Weniger Umsatz bedeutet auch weniger Budget für Marketing und damit Reichweite. Zudem zeigen solche Entwicklungen, dass Kunden das Vertrauen in eine Marke schnell verlieren können. Schlechte Zahlen sind nie gut und verunsichern Käufer. Investoren halten sich zurück, was auch es auch schwieriger macht, neue Produkte auf den Markt bringen zu können. Eines ist aber sicher: Corsair hat die Möglichkeiten der Pandemie verpennt und letztendlich irgendwo auf das falsche Pferd gesetzt. Zu teuer und zu unattraktiv sind sicherlich nicht nur die einzigen Faktoren. Sollte der neuste Quartalsbericht (ab 3. November) keine positiven Zahlen hervorbringen, könnte die Aktie weiter fallen.

Seit Anbeginn der Datasette von Computergames begeistert. Spielt alles was sich bewegt und für Atmosphäre sorgt. Nimmt gerne Peripherie unter die Lupe und auch auseinander, es bleiben immer Schrauben übrig. Germany 48.406558, 9.791973

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