Alle Jahre wieder, zünden wir die Lichtlein in der Adventszeit an, schieben im Herbst nicht nur die neuste Fußball-Simulation in die Rechner und Konsolen, sondern können uns auch über ein neues Call Of Duty freuen. In diesem Jahr entführt uns Activision in die Welt von Modern Warfare, welche 2009 begann und 2020 mit einem Reboot der Serie neu aufgelegt wurde. Eigentlich gab es 2010 schon ein Call Of Duty Modern Warfare 2, das sich als Remaster auf zahlreichen Plattformen zocken lässt. Das neue Modern Warfare 2 knüpft an das Reboot von 2020 an und auch wir konnten die Finger nicht ruhig halten und haben uns in die virtuelle Welt des Krieges geworfen.
Singleplayer
Mit Ghost, Soap und Price durch die Welt ziehen
Eine Kampagne in einem Ego-Shooter kann heute nicht mehr als selbstverständlich angesehen werden, umso freudiger ist es dann, ein Wiedersehen mit Capt. Price, Soap und Ghost feiern zu können. Was im Reboot von Modern Warfare seinen Lauf nahm, beginnt nun endlich weiter Fahrt aufzunehmen. Mit Ghost, Soap und Price durch die Welt ziehen und den bösen Buben den Garaus zu machen. Immerhin gehört Captain John Price zu den Videospiele-Legenden.
Satte 17 Locations bietet uns Modern Warfare 2 in der Kampagne, die eine Mischung aller bekannten Standorte aus dem Modern Warfare Universum hervorbringen. Sicherlich gibt es auch neue Abschnitte, aber Gefängnis, Bohrinsel und den Flug in einer AC-130 werden eingefleischte Fans der Serie noch gut in Erinnerung haben. Zudem lassen sich in einigen Levels Andeutungen zu bekannten Locations wahrnehmen, die dann auch ein „zu Hause Gefühl“ aufkommen lassen. Hier gehören wir hin.
Wie es sich für ein gutes Call Of Duty gehört, wurde die Kampagne bombastisch und imposant in Szene gesetzt. Es darf reichlich geballert werden und auch die eine oder andere Explosion könnte aus den Fingern eines Michael Bay stammen. Optisch weiß Modern Warfare zu imponieren und auch der Sound lässt es ordentlich krachen. Die Zwischensequenzen laden zum Verweilen und Luft holen ein, da es auch taktische Manöver gibt und teilweise sehr hektisch wird. Einige Abschnitte sind mehr auf ein Rainbow Six Siege ausgelegt, während andere Abschnitte eher an Loot-Shooter oder ein Metal Gear Solid erinnern und erst Sachen gesammelt werden müssen, um weiter fortfahren zu können. Das grundlegende „Durchgerenne“ wird selbst auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad von zähen Schleichmissionen unterbrochen, während actiongeladene Verfolgungsjagden sich nervtötend in die Länge ziehen können. Die Mischung macht es, wird sich der Entwickler gesagt haben und so lässt man uns sogar nervige Jump’N´Run-Einlagen bewerkstelligen. Manch eine Mission erinnert aber auch an bekannte Lückenfüller oder simples Moorhuhngeballer. In einer Mission aber, springen wir von Fahrzeug zu Fahrzeug und fragen uns nach wenigen Minuten schon was das denn überhaupt soll. Beschäftigung ist angesagt, auch wenn nicht jeder Abschnitt als Shooter-typisch bezeichnet werden kann.
Obwohl sich die Call Of Duty Reihe seither als Melodrama präsentierte, den Kampfeswillen unserer Protagonisten, mit dem Patriotismus übertrieben darzustellen, fehlt es dem Reboot eindeutig an Theatralik. Das liegt nicht an den hervorragenden Filmsequenzen oder der fast schon hollywoodreifen Story, sondern an der Mischung altbekanntes wiederzuverwenden ohne einen ständig aufbauenden Prozess der Emotionen verfolgen zu können. Erlebte Szenen wie in Prypjat, der Flucht aus dem Gulag über den Duschraum bis hin zum Tod von Ghost und Soap kann man nicht mit Andeutungen emotional neu entfachen. Dazu gehört auch der Soundtrack, der sich hier leider im Hintergrund bewegt und man als Gamer eigentlich darauf wartet, den Kick, den Höhepunkt im Spiel erreicht zu haben.
Die Kampagne spielt sich wie ein Michael Bay Film und weiß zu unterhalten. Es gibt reichlich Action, wobei einige Abschnitte deutlich kürzer hätten ausfallen können. Mit rund 6–8 Stunden wurden wir unterhalten, werden uns aber in naher Zukunft nicht an eine spezielle Szene zurückerinnern können, da alles viel zu flach und unbedeutend gehalten wurde. Letztendlich ist auch noch der eine oder andere Patch notwendig, da wir im Stehen durch Gänge kriechen oder Granatwerfer in engen Räumen einfach verpuffen.
(Kampagne gezockt von Viktor Kaczmarek auf der PlayStation 5)
Multiplayer
Flottes Geballer – Typisch Call of Duty
Der Multiplayer von MWII bietet uns nach dem Durchspielen der Kampagne sogar noch mehr als wir erwartet hätten. Nicht nur die Zusatzinhalte der Vault-Version liegen im Inventar bereit, sondern auch freigespielte Operatoren und ein Waffenbauplan. Auch wenn die Menüführung schon mal besser war, finden wir uns irgendwie zurecht in dem Wirrwar aus Waffenschmiede Operatorenauswahl und Zusatzitems. Natürlich dürfen die bekannten Spielmodi wie TDM, Herrschaft, Suchen & Zerstören und Abschuss bestätigt nicht fehlen. Zusätzlich kommen aber Stellung, Gefangenrettung, Hauptquartier und Knock-Out hinzu. Bei Gefangenenrettung müssen wir Verwundete bergen und aus der Gefahrenzone bringen, was eigentlich nur mit echtem Teamwork funktioniert. Auch in Stellung oder Hauptquartier sind wir auf fähige Mitspieler angewiesen, die mit uns das eroberte Ziel verteidigen. Interessant wird es aber bei den Spielmodi Bodenkrieg und Invasion. Während wir bei Bodenkrieg auf Teilabschnitten der neuen Warzone Karte verschiedene Flaggen einnehmen müssen, spielt sich Invasion auf den gleichen Karten eher wie ein großes Team Deathmatch. Und hier sind auch Bots unterwegs, für deren Tötung wir aber ebenso viele Punkte bekommen, wie für den Kill eines echten Spielers. Nur, dass letztere sich nicht so leicht kriegen lassen. Zudem kommen hier gepanzerte Fahrzeuge und Helikopter zum Einsatz, die wir auch selbst steuern können. Das ist wie bei Battlefield und funktioniert sogar sehr gut. Allgemein spielt sich das neue Modern Warfare 2 ziemlich flott und das Gunplay macht jede Menge Spaß.
Was die Auswahl der Waffen angeht, haut das neue Call of Duty mal wieder so richtig einen raus. Hier wählen wir aus Sturm- und Kampfgewehren, MPs und Schrotflinten, nutzen Maschinengewehre oder DMRs, oder verpassen unseren Gegnern Kopfschüsse mit präzisen Scharfschützengewehren. Doch das ist nicht genug. Jede Waffen die wir frei schlaten basiert auf einer Waffenplattform, die wir ändern können. Erspielen wir bestimmte Level der Waffen, können wir diese Plattformen erweitern, ändern und so weiterentwickeln. Zusätzlich gibt es Sekundärwaffen, wie Pistolen, Raketenwerfer und Messer. Als taktische Waffen setzen wir diverse Granaten, einen Schockstab oder Tränengas ein. Auch Hilfsmittel wie einen Herzschlagsensor oder ein Markierer sind erspielbar. Außerdem sind als primäre Gadgets eine Bohrladung, Semtex eine Claymore oder das beliebte C4 verfügbar. Gerade die Bohrladung entpuppt sich dabei als grandioses Mittel, einen Gegner durch Wände zu bekämpfen. Natürlich darf in keinem Call of Duty das Paket mit Spezialfähigkeiten fehlen und so sind Extras wie „Kampfgestählt“, „Geist“ und „Plünderer“ auch nutzbar. Diese können wir anfangs nur in festen Paketen auswählen, spielen wir sie aber frei, können wir uns diese auch selbst zusammenstellen. Um das eigene Setup zu vervollständigen, müssen wir aber auch noch eine Feldaufrüstung wählen. Auch hier steht eine große Auswahl zur Verfügung. So nutzen wir eine mobile Deckung, eine taktische Kamera oder gar eine Aufklärungsdrohne im Kampfeinsatz, um uns Vorteile zu verschaffen.
(Multiplayer gespielt von Uwe Marohn auf dem PC)
DMZ und Warzone 2.0
Kommt alles noch…
Ein komplett neuer Spielmodus wird allerdings erst noch in den kommenden Wochen seinen Weg in das Spiel finden. Dieser DMZ-Modus wird stark an „Escape from Tarkov“ erinnern und auf der neuen Warzone Karte spielen. Hier werden Spieler oder Teams dann Loot extrahieren und Aufgaben erledigen müssen, für die es dann XP und andere Belohnungen gibt. Hier treten wir gegen Bots und menschliche Gegner an und müssen am Ende an einem Exfiltrationspunkt die Runde beenden. Auch Warzone 2.0 ist noch nicht im Spiel integriert und soll zusammen mit dem DMZ-Modus am 16. November erscheinen. Beide Spielmodi sollen die Spieler dauerhaft binden und sind daher kostenlos spielbar. Zumindest war das bisher, nach unserem Kenntnisstand, so geplant.
Grafik und Sound
Bombastisch bis Explosiv
In Sachen Grafik trumpft Call of Duty Modern Warfare 2 auch auf. Das Engine-Update hat dem Spiel sichtlich gut getan und auch wenn die letzten Teile der Serie immer recht schick waren, ist es in diesem Spiel deutlich mehr, was die Grafikkarte leisten muss. Hochauflösende Texturen, Fotogrammetrie und eine grandiose Beleuchtung bescheren und schon in den ersten Missionen einige sehr hübsche Momente. Über fehlendes Raytracing können wir zwar hinwegsehen, ein modernes Spiel sollte es aber zumindest in Ansätzen bieten. Was den Detailgrad angeht, haben die Entwickler wieder mal übertrieben. In jedem Winkel finden sich Gegenstände, kleine Details und einfach ne Menge Krempel der auch in der echten Welt so herumliegt. Allein die Mission in Amsterdam ist grafisch ein Augenschmaus. Hier staunt man nicht schlecht, wie gut Spiele die Realität bereits nachahmen. In den Einstellungen können wir sehr viel tweaken, falls das Spiel etwas zu viel Hardware begehrt und so läuft das neue MWII auch auf aktuellen Mittelklasserechnern in akzeptablen Bildwiederholraten. Auch Nvidias DLSS ist aktivierbar und sorgt so für eine bessere Performance. Zwar fielen uns auch einige Male ein paar Grafikfehler auf, diese waren aber keine Gamebreaker und sorgten höchstens für ein Schmunzeln. Etwa wenn ein Haus bereits vor seiner Zerstörung die Texturen der Zerstörung trug. Apropos Zerstörung: In Moder Warfare 2 geht ne Menge in die Luft. Ständig explodiert etwas, wir sind mitten im Chaos und alles sieht grandios aus. Um einen Youtuber zu zitieren: In MWII gibts in wenigen Minuten mehr Zerstörung zu sehen als in Battlefield. Und das will doch was heißen…
Bugs und Fehler?
Oh Patch, please!
Natürlich gibts auch Bugs und Fehler im neuen Modern Warfare 2. Die bleiben ja bei keinem Spiel aus und fallen gerade bei solch umfangreichen Titeln, mit dieser großen Spielerzahl, dann auch mal massiver aus und auf. Wir haben es zwar im Bereich der Singleplayer-Kampagne und nur am PC mit Abstürzen zu tun gehabt, aber als schlimme Fehler würden wir das noch nicht werten. Anders schaut es da aber im Multiplayer aus. Hier klagen Spieler über fehlenden oder nicht gezählten Fortschritt in den Freischaltungen und auch wir hatten das eine oder andere Problem dieser Art. Außerdem können wir unseren Operator zwar wechseln, er wird aber nicht korrekt angezeigt und auch das Waffensetup wird nicht gewechselt. Zudem stürzt das Spiel häufig ab, wenn man mit Freunden im Team spielen will. Außerdem gibt es Berichte zu Problemen mit der korrekten Audio-Darstellung und Stabilitätsproblemen mit dem Grafiktreiber. Wir hoffen zumindest auf baldige Besserung durch Patches.
Fazit
Call Of Duty will alles sein oder muss?
Mit dem neuen Call Of Duty Modern Warfare II kann Activision natürlich auf die legendären Protagonisten von Ghost, Soap und Price aufbauen und fesselt mit einer Menge Action die Spieler in der Kampagne. Dabei gingen die Entwickler mal einen anderen Weg und brachten neue Elemente ins Spiel, die nicht gerade bei jedem Spieler gut ankommen werden. Was dem einen gefällt, kann dem anderen auf das Gemüt schlagen. Zudem fehlt es eindeutig an prägenden Szenen.
Das Rundum-Paket von Call Of Duty Modern Warfare II kann sich sehr sehen lassen. Es gibt eine Kampagne, Coop-Missionen, einen umfangreichen Multiplayer, Warzone und DMZ. Einiges mehr soll noch kommen, anderes kann heute schon für Stunden die Gamer vor dem Bildschirm binden.
Optisch und akustisch tritt das neue Call Of Duty voll auf das Gaspedal und lässt einen regelrecht erstaunen. Leider häufen sich die technischen Bugs in der Gesamtzahl zu sehr, sei es nun in der Story oder dem Multiplayer. Hier fehlt es dem Spiel eindeutig an Feinschliff. Bei allem wird das neue Modern Warfare II aber seinem Ruf eines CoD mehr als gerecht und wir können es empfehlen, wenn man sich zu diesem Zeitpunkt auf die technischen Fehler einstellen vermag.
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