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[ TEST ] GOD OF WAR RAGNARÖK – Kannst du deinem Schicksal entfliehen?

God of War Ragnarök gehört ohne Zweifel zu den meist erwarteten Titeln des Jahres. Rund viereinhalb Jahre nachdem Kratos im Vorgänger die eisig kalte Götterwelt des Nordens betreten hat, schickt uns Sony und Entwickler Santa Monica Studios erneut auf die Reise. Wir haben das epische Vater-Sohn-Abenteuer für euch getestet. 

Eines vorab: Dieser Test wird Spoiler vermeiden und daher keine wichtigen Story-Momente vorwegnehmen. Wir wollen euch nicht den Spaß an den Überraschungsmomenten der Geschichte nehmen.  

Ersteindruck 
Der Wolf und der Bär 

Kratos begleitet uns nun schon seit der PS2-Ära des Jahres 2005, als mit God of War einer der ikonischsten Charaktere der Spielegeschichte geboren wurde. Aus dem wütenden Kriegsgott, der einst den gesamten Olymp abgeschlachtet hat, ist ein reifer Mann fortgeschrittenen Alters geworden. Kratos bereut seine damaligen Taten und schämt sich oft für seine Vergangenheit. Das Bild eines reumütigen und hadernden Halbgottes wird in Ragnarök weitergezeichnet. Kratos sei schon lange kein Gott des Krieges mehr, wie er sagt. Er ist vor allem Vater.  

Sohn Atreus – seines Zeichens halb Gott und halb Riese, ist zu einem jugendlichen Mann herangewachsen. Atreus hat seine ganz eigene Vorstellung von der Welt des Nordens und je näher er seinem Erwachsenenalter kommt, desto weniger will er sich von seinem grummeligen Vater im Zaum halten lassen. Die strengen Regeln, die Kratos seinem Sohn auferlegt, dienen vordergründig dem Schutz Atreus´. Vor allem seitdem es der Allvater Odin auf ihn abgesehen hat, hat Vater Kratos ein besonders strenges Auge auf seinen Sohn geworfen.  

Auf der anderen Seite versucht Atreus seinen Vater vor einer bösen Prophezeiung zu schützen, die er auf den Steintafeln Jötunheims erblickt hat. Atreus möchte alles in seiner Macht Stehende tun, um seinen Vater vor seinem Schicksal zu schützen und Ragnarök abzuwenden.  

Obwohl Vater und Sohn im Schutz des jeweils anderen die gleichen Absichten teilen, ist es ironischerweise genau das, was zwischen beiden zu unheimlich großen Spannungen führt. Und das Verhältnis zueinander tief belastet.  

Gameplay 
vorsichtige Evolution statt riskanter Revolution 

Nachdem uns Sony freundlicherweise das Spiel bereits drei Wochen vor dem offiziellen Launch zum Testen zur Verfügung gestellt hat, hatten wir mehr als genug Zeit, die neun Welten zu durchstreifen und uns unzähligen Gegnern zu stellen. Es ist wahrscheinlich keine große Überraschung zu sagen, dass sich der zweite Teil der Geschichte von Kratos und Atreus bereits als ein weiteres Meisterwerk erweist.

God of War Ragnarök setzt genau das fort, was den Vorgänger so unvergesslich gemacht hat.

Es setzt genau das fort, was God of War von 2018 so unvergesslich gemacht hat, indem es kleine, aber signifikante Änderungen im Kampf und bei der Fortbewegung einführt, gepaart mit einer Geschichte, die uns einfach immer mitgerissen hat und einer Grafik, die das Beste aus der Technologie der PlayStation 4 und 5 herausholt, in jeder Hinsicht. 

In God of War haben Kratos und Atreus Entscheidungen getroffen, die die Götter des Nordens mehr als verärgert haben. Es mag nicht ihre Absicht gewesen sein, aber Vater und Sohn haben nun mal getan, was sie für notwendig hielten. Die Asen Odin, Freya und Thor sind darüber überhaupt nicht erfreut und haben die beiden schon längst zu ihrem Ziel gemacht. Zu allem Übel hat die Welt auch noch den Einbruch des Fimbulwinters zu beklagen, der die neun Reiche in einen rauen Winter hüllt und den Weg zu Ragnarök ebnet. 

In God of War Ragnarök gibt es viele Feinde, die den Weg zum großen Krieg säumen. Soldaten, die die Macht des Bifrosts ausüben, reptilienartige Wilde, die sich aus den Sümpfen erheben, riesige drachenähnliche Bestien, die im Wasser leben, Plünderer, Drauger, Walküren, Wikinger, Zentauren, Trolle und mehr. Einer der größten Kritikpunkte des Vorgängers – die fehlende Gegnervielfalt – wurde in God of War Ragnarök ausgemerzt und so müssen wir uns einer reichhaltigen Horde unterschiedlicher Gegner und spektakulärer Minibosse stellen.  

Die neun Welten beherbergen hartgesottene Feinde, die wir nur mit voller Konzentration auslöschen können. Der eigene Tod ist vorprogrammiert, es sei denn, wir nutzen unsere Kräfte voll aus, setzen unseren Schild zum Blocken und Parieren ein und weichen aus, wenn ein Feind ein Sperrfeuer an Schaden auf uns wirft. Besonders ab der zweiten Hälfte des Spiels zieht die allgemeine Schwierigkeit noch einmal spürbar an. Einige optionale Bosse erweisen sich sogar als brettharte Widersacher, die den Walküren aus dem Vorgänger in nichts nachstehen. 

Kratos´ Leviathan-Axt ist einmal mehr unsere Hauptwaffe. Sie kann mit Frostschaden ausgestattet werden, um verheerende Angriffe auszuführen, und sie kann auf Feinde geworfen und per Dreieicktaste zurückgerufen werden, um Kreaturen in der Ferne zu erledigen. So weit, so bekannt. Allerdings bietet der deutlich umfangreichere Skillbaum eine Palette an neuen Fähigkeiten, die die Möglichkeiten der Waffen erweitern. Die Klingen des Chaos sind nun von Anfang an Teil unseres Arsenals und können ebenso wie die Axt umfangreich aufgerüstet werden, um feuerbasierten Schaden zu verursachen.  

Dem Schild wird nun eine prominentere Rolle zuteil, mit der wir unsere Gegner blocken, schlagen und rammen können. Überhaupt fällt uns sofort auf, dass die Kämpfe flotter ablaufen als im Vorgänger und sich dynamischer und flüssiger spielen. Ausweichen und Blocken sind dabei wichtiger denn je, denn so mancher Diener Odins verfügt über zerstörerische Attacken. Wer blind Haudrauf-Kämpfe vollführen will, wird sich schnell KO am Boden liegend wiederfinden.  

Atreus setzt seinen Bogen zur zusätzlichen Unterstützung ein und wird so im Kampf zu einem Verbündeten seines Vaters. Bei all der Brutalität, die wir an den Tag legen, spielen unsere Waffen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, sich fortzubewegen, Rätsel zu lösen und allgemein in den Reichen voranzukommen. Die Axt kann wie zuvor Wasser einfrieren und Mechanismen arretieren, aber die Klingen des Chaos spielen jetzt auch eine große Rolle beim Lösen von Umgebungsrätseln und bei der Fortbewegung. Wir können sie benutzen, um von einem Ort zum anderen zu schwingen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und Blockaden aus Brombeeren und Büschen zu verbrennen, die uns im Weg stehen. 

Alles, was uns zur Verfügung steht, erfüllt einen Zweck, und es gibt in den weitläufigen Umgebungen immer kleine Rätsel zu lösen. Atreus kann jetzt eine Fähigkeit einsetzen, um leuchtende, blaugrüne Objekte zu entfernen, die sowohl bei Rätseln als auch im Kampf hilfreich sind. Bei einem Rätsel mussten wir Wasser einfrieren, um seine Strömung zu verändern, damit es riesige Wasserräder in Bewegung setzen konnte, aber wir mussten auch Atreus‘ Fähigkeit in Verbindung mit Kratos´ Axt einsetzen, um eine sich bewegende Plattform in unseren Weg zu bringen, damit wir uns mit den Klingen des Chaos auf sie schwingen konnten. Überall, wo man in God of War Ragnarök hinkommt, gibt es immer ein Problem zu überwinden, sei es ein versperrter Weg oder ein Haufen Feinde, die wir vernichten müssen. 

Neben dem Fortschreiten in der Geschichte gibt es auch jede Menge Sammelobjekte zu finden, die Spielwelt zu erkunden und optionale Quests zu lösen. Odins Raben fliegen durch die Welt, damit wir wieder mit der Axt zuschlagen können. Überall sind Artefakte versteckt, zu denen Mimir eine kurze Geschichte erzählt; Truhen, die sich öffnen lassen, wenn wir in der Nähe ein Runenfeuer entzünden und vieles mehr. In Truhen und bei gefallenen Gegnern findest wir Handwerksmaterialien, mit denen wir unsere Waffen und Rüstungen aufwerten können, sowie Hacksilber, das Kratos bei Besuchen bei Brok und Sindri für die Aufwertung und den Kauf neuer Waffen und Rüstungen ausgeben kann., und Erfahrungspunkte, die du beim Besiegen von Feinden erhältst. 

Das Storytelling ist fantastisch gelungen. Selbst Nebencharaktere werden mit einer interessanten Hintergrundgeschichte greifbarer und nachvollziehbarer.

Das Storytelling in God of War Ragnarök ist fantastisch gelungen und bietet neben bombastischen Actionszenen eine Vielfalt aus wirklich gut geschriebenen Dialogen. Innerhalb der Handlung bekommt jeder Charakter viel Aufmerksamkeit und eine eigene Hintergrundgeschichte. Selbst kleine Nebencharaktere wie Sindri und Brok lernt man nun detailliert kennen, erfährt eine Menge über das, was sie im Leben bewegt. Diese ausführliche, vielseitige und langsame Erzählweise sorgt dafür, dass Charaktere mehr werden als nur irgendwelche Sidekicks oder Bösewichte.

Sie werden greifbar und menschlich. Eines der größten Stärken Ragnaröks ist diese wirklich wunderbar ausgearbeitete Charakterzeichnung. Keine Person wirkt unwichtig, niemand wirkt deplatziert. Alle spielen eine entscheidende Rolle für die Ereignisse, die auf alle Welten Auswirkungen haben und sich nicht einfach nur auf die beiden Leben von Kratos und Atreus beschränken. 

Grafik und Sound 
Ganz großes Kino

Die fließenden Übergänge zwischen Zwischensequenzen und Gameplay sind allgegenwärtig und wir waren immer wieder überrascht, wie nahtlos die fesselnden Szenen ins Gameplay übergehen. Alles in diesem Spiel wirkt wie aus einem Guss.  

Grafisch werden uns wunderbar detaillierte Umgebungen präsentiert. Die Entwickler nutzen die Vielfalt der neun Welten voll aus und greifen in der einen Welt zu kräftigen, lebhaften Farben, nur um uns in der nächsten Welt die eisige Kälte spüren zu lassen, während in einer weiteren Welt eine mediterrane Sonne auf die blasse Haut von Kratos scheint.  

Getestet haben wir die PS5-Version, die bereits Wochen vor dem offiziellen Launch eine hervorragende Performance bietet. Die Einstellungsmöglichkeiten innerhalb der Optionsmenüs sind riesig und ein Vorbild für jeden weiteren Entwickler. Die PS5-Version verfügt über vier Grafik-Modi.  

Die erste Option bietet die volle Grafikqualität bei lediglich 30 fps, die zweite Option reduziert die Auflösung und sorgt auf der anderen Seite für stets flüssige 60 fps. Als Bonus existiert dann noch ein Modus, in dem das Gameplay sogar in 120 fps abläuft. Wer über einen Fernseher verfügt, der einen nativen HDMI 2.1 Anschluss und VRR unterstützt, kann die Option nutzen, für die wir uns beim Spielen von Ragnarök entschieden haben: Volle Grafikqualität bei 40 fps. In dieser Einstellung wirkt die Grafik wirklich fantastisch und das Spielgeschehen läuft sehr flüssig – der Unterschied zu 60 fps ist praktisch nicht zu sehen. 

Wer einen Fernseher mit HDMI 2.1 Anschluss und VRR-Unterstützung besitzt, sei die Option ans Herz gelegt, die volle Grafikqualität in 40 fps zu wählen.

Der Soundtrack wird einmal mehr von Komponist Bear McCreary beigesteuert, der bereits den Vorgänger mit epischen Klängen musikalisch unterstützt hat. Der Soundtrack in Ragnarök verzichtet allerdings weitestgehend auf die stampfenden Rhythmen des Ablegers von 2018 und greift auf Musikstücke zurück, die vielseitige Klangbilder zeichnen und oft auch leisere Töne anschlagen. 

Die Vertonung der Charaktere ist einmal mehr fantastisch gelungen. Die deutschen Sprecher sind sehr sorgsam ausgewählt worden und liefern eine überaus überzeugende Performance ab, die der englischen Originalvertonung in Nichts nachsteht.  

Umfang 
Das mit Abstand größte und vielseitigste God of War 

Über den Umfang von God of War Ragnarök haben wir bereits einiges in diesem Test geschrieben. Vorbildlich sind die vielen Einstellungsmöglichkeiten in den Optionen. Die levelbaren Fähigkeiten sind nun noch umfangreicher und bieten eine größere Freiheit individueller Anpassungen. In den neun Welten gibt es viele Geheimnisse zu entdecken und immer wieder erzählen Dokumente und unser gesprächiger Begleiter Mimir von interessanten Geschichten aus der Welt der nordischen Mythologie. Die Nebenquests erzählen dabei eigene kleine Geschichten und Schicksale, die die Pfade der Hauptgeschichte auf gelungene Weise auflockern.  

Insgesamt bewegt sich die Spielzeit der Story bei circa 50 Stunden. Das ist etwa doppelt so lang wie der 2018 erschienene Vorgänger. Wer die gesamte Spielwelt erkunden möchte, kommt am Ende leicht auf eine Spielzeit von 70 Stunden. Ein enormer Umfang für ein Spiel, das auf eine offene Spielwelt verzichtet und sich stattdessen auf lineare Areale verlässst. Viel wichtiger dabei ist, dass diese lange Zeit auch noch wirklich verdammt viel Spaß macht.  

Fazit 
Ein Meisterwerk, das seinen bereits meisterhaften Vorgänger übertrifft 

Gameplay, Storytelling, Charakterzeichnung, Umfang, Vielfalt, Spielspaß, Technik – Bereits God of War aus dem Jahr 2018 hat die Latte in sämtlichen Disziplinen hochgelegt. God of War Ragnarök erfindet das Rad nicht neu und knüpft nahtlos an die Stärken seines Vorgängers an und übertrumpft ihn dadurch auch noch mühelos.  

Kratos und Atreus´ Abenteuer ist dabei zu einem Ausnahmeerlebnis herangewachsen, das die nordische Mythologie auf wunderschöne Weise bebildert, eine sehr erwachsene Geschichte erzählt, über die man auch dann noch denkt, wenn die Konsole schon lange ausgeschaltet ist und die es schafft, dass selbst Nebencharaktere spannend beleuchtet werden. Nichts in God of War Ragnarök wirkt unpassend oder deplatziert. Alles wirkt wichtig und gut aufeinander abgestimmt.  

Bedenkt man, wie umfangreich dieses Spiel geworden ist und dass selbst die Rollenspielelemente weiter vertieft und verfeinert wurden, ist es umso beeindruckender, dass nichts davon wie ein nerviger Lückenfüller wirkt, der uns von der Geschichte oder dem eigentlich Wichtigen ablenkt. Nein, God of War Ragnarök präsentiert sich als Gesamtkunstwerk, das uns von der ersten bis zur letzten Minute in seine Welt zieht.

God of War Ragnarök ist ab dem 9. November 2022 für PS4 und PS5 erhältlich.

Top-Angebot
God of War Ragnarök [PlayStation 5] 100% Uncut
  • Atreus ist auf der Suche nach Wissen, das ihm helfen soll, die Bedeutung von „Lokis“ Prophezeiung und seine Rolle in Ragnarök zu verstehen. Kratos muss sich entscheiden, ob er sich weiterhin von der Angst, seine Fehler zu wiederholen, gefangen halten lassen will, oder ob er sich daraus befreit, um für Atreus der Vater zu sein, den er braucht
  • Die Leviathanaxt, die Chaosklingen und der Wächterschild kehren zurück und reihen sich in ein ganzes Arsenal neuer Fähigkeiten ein, die Kratos und Atreus zur Verfügung stehen. Kämpfe gegen Götter und Monster aus allen neun Welten stellen Kratos‘ gnadenlose Spartaner-Fähigkeiten auf eine nie dagewesene Probe, während er versucht, seine Familie zu beschützen
  • Reise durch gefährliche und atemberaubende Landschaften und stell dich den verschiedensten feindlichen Kreaturen, Monstern und nordischen Göttern, während Kratos und Atreus nach Antworten und Verbündeten suchen