Schon zum achten mal dürfen wir mit The Devil’s Daughter in die Haut des wohl berühmtesten Detektiven der Welt schlüpfen. Big Ben Interactive und Frogwares Games schicken uns ein weiteres mal ins London des 19. Jahrunderts, um die Verbrechen im zwielichtigen Stadtviertel Whitechapel aufzuklären.
Ersteindruck
Sherlock Holmes flüchtet gehetzt durch einen verschneiten Wald – plötzlich löst sich ein Schuss! Ob der Meisterdetektiv ernsthaft getroffen wurde, erfahren wir nicht. Der Bildschirm wird schwarz und die Szene schwingt über zu einem früheren Zeitpunkt. Da befinden wir uns nun, in der Bakerstreet 221B, dem Wohnsitz und Büro von Holmes und Watson. Das Spiel beginnt spannend und reizt zum Weiterspielen an.
In unserem ersten Fall stürzt ein Junge in unser Büro. Das Kind, aus dem ärmlichen Gassen Whitechapels, wirkt sichtlich verzweifelt. Sein Vater ist verschwunden, seitdem er einen „besonderen Job“ angenommen hat. Wir befragen den Jungen und untersuchen die Wohnung des Verschwundenen nach Hinweisen. Schnell wird klar, dass hinter der Sache mehr steckt, als nur ein vermisster Vater. Mehr wollen wir an dieser Stelle aber nicht verraten.
Die insgesamt fünf Hauptfälle des Spiels sind sehr spannend und mysteriös erzählt. Schnell beginnt man selbst eigene Schlussfolgerungen zu ziehen und noch im laufenden Fall die Auflösung zu erahnen, doch die Entwickler sind sehr gut darin, die Spieler im Ungewissenen zu lassen und falsche Fährten zu legen.
Gameplay
Ein Fall beginnt stets damit, dass wir auf eine Person in Not treffen, die uns mit einen neuen Verbrechen konfrontiert. Klar, dass wir diese Verbrechen lösen möchten, wir sind schließlich Sherlock Holmes.
Als erstes betrachten wir uns die Zeugen einmal äußerlich. Auf diese Weise lässt sich schon einiges über die Person in Erfahrung bringen. An der Kleidung sehen wir beispielsweise, ob die Person aus adligem Hause kommt. Ein Ring am Finger lässt uns darauf schließen, dass die Person verheiratet ist und ein Wappen am Rever des Anzugs zeigt uns, die Mitgliedschaft eines Clubs. Diese kleinen Details können bei der Wahrheitsfindung des Falls eine große Rolle spielen.
Zudem befragen wir Zeugen und Verdächtige und setzten unsere Indizien ein um Falschaussagen aufzudecken. Wir begeben uns an die verschiedensten Orte, um Beweise zu finden. Mittels Geschicklichkeits- und Minirätsel knacken wir Schlösser, stellen den Tathergang nach, oder suchen unter unserem heimischen Mikroskop nach Spuren im Blut eines Verdächtigen.
Als letztes müssen wir unsere gesammelten Indizien so verbinden, dass sich daraus Motive und Beweise ergeben, mit denen wir den Täter überführen können. Wir müssen unsere Schlussfolgerungen mit Bedacht wählen und sorgsam überdenken, denn ansonsten beschuldigen wir noch den Falschen des Verbrechens, während der Täter ungeschoren davon kommt.
Ihr müsst übrigens kein Kenner der Spielserie oder der berühmten Buchreihe von Arthur Conan Doyle sein, um The Devil’s Daughter verstehen zu können. Auch Neueinsteiger finden ohne Probleme ins Spiel, und da jeder der Fälle in sich geschlossen ist, gestaltet sich auch die Story Einsteigerfreundlich.
Grafik/ Sound
Die Optik von Devil‘ Daughter hat sich gegenüber dem Vorgänger sichtlich verbessert, schließlich kommen mit dem Physic Based Rendering und der Unreal Engine 3 zwei Grafikverfahren zum Einsatz, die auch schon Assassin’s Creed: Black Flag oder The Order 1886 zu grafischer Raffinesse verhalfen. Die Umgebungen sind nun weitläufiger und sehr stimmig und detailverliebt gestaltet. So macht das Detektiv-Adventure spaß. Ein schaurig-mysteriös anmutender Soundtrack hält sich im Hintergrund und unterstützt dezent die Spannung des Spiels. Zudem dürfen wir uns diesmal über eine deutsche Vertonung der Charaktere freuen – ein Debüt für die Serie.
Ohne grafische Schwächen kommt aber auch The Devil’s Daughter nicht aus. So beobachten wir des öfteren, wie Texturen bei Szenenwechsel erst sehr verspätet nachladen und hier und da die Bildrate in die Knie geht.
Umfang
The Devil’s Daughter bietet insgesamt fünf Hauptfälle, die mit jeweils etwa drei bis vier Stunden Spielzeit sehr umfangreich ausgefallen sind. Insgesamt dürftet ihr locker 20 Stunden ins Spiel investieren, was für ein reines Singleplayer-Spiel sehr ordentlich ist.
Steuerung
Die Steuerung geht stehts einfach und intuitiv von der Hand und unterscheidet sich kaum von den Steuerungsmöglichkeiten gängiger Adventure-Spiele.
Was uns gefallen hat und was nicht
– Einige Ruckler und Grafikfehler
– Fälle kommen nicht ganz an die Qualitäten des Vorgängers heran
– Verbesserte, detailverliebte Grafik
– Weitläufigere Level
– Mit 20 Stunden recht umfangreich
– Erstmals mit deutscher Syncro
Fazit
Mit Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter bietet Big Ben Interactive und Frogware einmal mehr ein spannendes Rätsel-Adventure, dass eines der bekanntesten Romanfiguren der Literaturgeschichte charmant und stimmig auf den Bildschirm bringt. Zwar gestalteten sich die einzelnen Fälle etwas weniger packend als noch im großartigen Vorgänger Crimes & Punishment, doch Fans und Neueinsteiger kommen mit The Devil’s Daughter auch ein weiteres mal auf ihre Kosten.
Wertung
https://youtu.be/pi88TaLCo-o