Könnt ihr euch ein Leben ohne WLAN vorstellen? Wir nicht und wenn wir nicht gleich mit einem automatischen Login begrüßt werden, fühlen wir uns einfach nicht zu Hause. Gut, ganz so extrem mag es bei dem einen oder anderen nicht sein, aber bei der Fülle an smarten Geräten im Haushalt, ist eine vernünftige Abdeckung, mit einer stabilen Internetzugang-Pflicht.
Idealerweise verlegt ihr LAN-Kabel und verbindet Geräte wie Smart-TV, Computer oder möglicherweise separate Streaming-Boxen direkt mit dem Router. Das ist aber meistens einfacher gesagt als getan, denn die baulichen Gegebenheiten verlangen eher eine Wi-Fi-Abdeckung. Und ganz ehrlich: Auf aufwendige Bohrungen und akkurate Verlegearbeiten haben wir auch keine richtige Lust.
In diesem Fall kommen Meshsysteme zum Zug, die für eine Signalabdeckung bis in den letzten Winkel sorgen sollen und wirklich überall im Haus oder Büro schnelles Internet bereitstellen. Netgear verspricht mit ihren Orbi-Produkten eine einfach zu installierende und leistungsstarke Möglichkeit, mittels Router und mehreren Satelliten Funklöchern und stotternden Stream den Garaus zu machen.
Wie einfach sich das rund 650 Euro teure Paket Netgear Orbi RBK763S aus Tri-Band-Router sowie zwei Satelliten in der Praxis tatsächlich einrichten lässt und wie gut das Smart Roaming über mehrere Stockwerke funktioniert, das haben wir ausführlich getestet.
Lieferumfang und Ausstattung
Schickes Design, wertige Verarbeitung
Der erste optische und haptische Kontakt mit dem RBK763S-Set fällt sehr positiv aus: Sowohl der Router als auch die beiden Satelliten sind identisch in Farbe und Formgebung und unterscheiden sich nur anhand der Anschlüsse auf der Rückseite sowie einem Aufkleber auf der Front des Routers. Hier finden sich die benötigten Informationen zur Erstinstallation, wie der Name des Netzwerkes und das Zugangspasswort, welches ihr tunlichst nach der Installation ändern solltet.
Die ovale Form und die matt weiße Farbe mit den hellgrauen Absätzen an der Basis wirken dezent und so lassen sich die Geräte problemlos in eine gediegene Einrichtung integrieren, ohne wie ein Fremdkörper zu wirken. Clever mitgedacht: Die breiten LEDs sind nur während der Verbindungsphase aktiv und schalten sich nach ein paar Minuten automatisch aus. Gut, denn auf ein zusätzliches Nachtlicht können wir gerne verzichten.
Aber keine Sorge, sollte es Funktionsstörungen geben, erleuchten die LEDs in Orange oder Magenta, wenn die Verbindung zwischen Router und Satellit nicht optimal ist oder erst gar nicht zustande kommt. Im Lieferumfang enthalten sind noch drei Netzteile mit verschiedenen Aufsätzen für den Gebrauch in Deutschland oder Ländern mit einem anderen Steckerformat, ein ausreichend langes LAN-Kabel sowie eine wirklich sehr knappe Anleitung in mehreren Sprachen. Eine ausführlichere Beschreibung findet sich aber zum Download auf Netgear.com.
An der Stelle haben wir auch gleich ein wenig zu meckern, denn die Netzteile sind klobig und wirken überdimensioniert, sodass in einer normalen Steckerleiste gleich zwei Plätze benötigt werden. Schade eigentlich, denn die Optik der Geräte ist ansonsten wirklich gut gelungen und hat auf uns einen edlen Apple-Appeal ausgestrahlt.
Bezüglich der Ausstattung gibt es dann allerdings keine Klagen. Der Orbi-Router verfügt über einen Gigabit-WAN-Port sowie vier Gigabit-LAN-Ports, die Satelliten bieten je zwei Gigabit-LAN-Ports zum Anschluss von kabelgebundenen Geräten. Beim Router sowie den Satelliten finden sich neben dem Netzanschluss noch eine Reset- und Synchronisationstaste, die wir aber bei der Einrichtung nicht benötigt haben.
Installation und Konfiguration
Schnell ins Netz
Ob die Einrichtung so schnell verläuft, wie versprochen? Tatsächlich steht das gesamte Meshsystem in einer halben Stunde, wenn man vorab ein paar Vorbereitungen trifft. Zuerst ladet ihr euch auf jeden Fall schon mal die Orbi-App aus dem Play-Store von Google oder App Store von Apple herunter und deaktiviert danach das bestehende WLAN. Jetzt wird der Orbi-Router an den Strom angeschlossen und die gelb markierte Gigabit-WAN-Buchse mit einem LAN-Port des vorhandenen Routers oder Modem verbunden. Wenige Augenblicke später ist der Orbi-Router im Netz und es geht an die Feinheiten der Einrichtung.
Jetzt kommt die Orbi-App ins Spiel, die euch durch die Installation führt. Dazu solltet ihr euch aber ein wenig Zeit nehmen, denn es gilt ein Netgear-Konto sowie einen Admin-Zugang mit Passwort und Sicherheitsfragen zu erstellen, bevor es losgehen kann. Während mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nach dem Erkennen des Routers erst einmal einige Firmware-Updates durchgeführt werden, platziert ihr die Satelliten in der Nähe des Steuergeräts und versorgt diese mit Strom.
Ist der Orbi-Router betriebsbereit und die Satelliten angemeldet – klappt das nicht automatisch, dann drückt die Synchronisationstaste auf der Rückseite – dann platziert diese strategisch günstig in den Räumen oder Etagen. Durch die Trennung vom Strom müssen sich diese dann aber natürlich noch mal neu mit der „Zentrale“ verbinden. Das dauert schon mal fünf bis zehn Minuten, es ist also etwas Geduld gefragt.
Mittels der recht übersichtlichen Orbi-App lassen sich nun diverse Einstellungen vornehmen: Die Änderung von Standard-SSID und Passwort, Suche nach Updates, Anzeige aller verbundenen Clients, eine Netzwerkübersicht mit dem Status von Router und Satelliten, Informationen über den Funkkanal und die Signalstärke oder die schnelle Einrichtung eines Gastzugangs für Besuch, der nicht gleich euer Passwort bekommen soll.
Alles in allem ist die Funktionsvielfalt nicht allzu üppig, aber ausreichend für die Kontrolle des Mesh-Netzwerkes. Wer sich die häufige Nutzung der App sparen möchte, kann auch über ein Webinterface auf das Orbi-System zugreifen. Das haben wir dann nach einer Weile gemacht, einfach, weil uns die penetrante Werbung für eine 30 Tage-Testversion einer Kindersicherungssoftware gehörig auf den Geist gegangen ist. Nichts gegen die Kontrolle der Kleinen, aber das sollte dann doch bitte bei dem stattlichen Paketpreis eine inkludierte Option sein. Für ein Jahr Schutz durch den automatisch aktivierten Bitdefender hat es ja auch gereicht.
Praxistauglichkeit
Hervorragende Netzabdeckung
Bevor wir den Geschwindigkeitszuwachs an ungünstigen Stellen durch das RBK763S-Paket in höchsten Tönen loben, erst einmal zu den Gegebenheiten: Das Testhaus mit rund 200 qm Wohnfläche, verteilt auf drei Ebenen, mit viel Stahlbeton in den Decken, wurde bislang mit einem Fritz-Repeater sowie einer ausrangierten Fritz!Box als IP-Client versorgt. Als zentraler Router steht eine aktuelle Fritz!Box 7590 im untersten Stockwerk, an der jetzt der Orbi-Router eine Verbindung per LAN-Kabel gefunden hat. Die Leitung der Telekom liefert 100 Mbit/s, die auch vollständig ankommen, auf der 1. Etage aber bereits auf 40 Mbit absackt und weiter nach oben verteilt im Dachgeschoss kaum noch die 20 Mbit knackt.
Diesen Datendurchsatz schaffte zu unserer Verblüffung bereits der Orbi-Router alleine, wobei die Signalstärke dann doch in den oberen Gefilden auf unter 30 % abnahm, was die Gefahr von Verbindungsabbrüchen birgt. Nach einigem Ausprobieren konnten wir die Satelliten dann derart platzieren, dass Signalstärke sowie Datenrate auch unter der Dachschräge im hintersten Winkel 4K-Streaming erlaubten. Möglich macht der Geschwindigkeitszuwachs das clevere Meshsystem, welches zwischen dem 2,4 GHz und 5 GHz Frequenzbereichen simultan makelt und dank 802.11ax-Standard, besser bekannt als Wi-Fi 6, höhere Datenübertragungsraten zwischen 10 und 11 Gbit/s erlaubt. Kompatible Endgeräte, die von Wi-Fi 6 wirklich profitieren, sind zwar noch dünn gesät, aber mit der steigenden Anzahl an internetfähiger Hardware im Haushalt eine sinnvolle Investition in die Zukunft.
Fazit
Nicht ganz günstige, aber sehr zuverlässige Mesh-Lösung
Wenn ihr keine Lust habt, meterweise LAN-Kabel zu verlegen, dann ist ein Meshsystem genau die probate Lösung gegen Funklöcher und stotternde Streams. Mit dem Netgear Orbi RBK763S, bestehend aus Router und gleich zwei Satelliten, lassen sich auch ungünstig geschnittene Wohnungen und Häuser mit mehreren Etagen zuverlässig mit schnellem WLAN versorgen. Die Einrichtung gestaltet sich einfach und ist auch für nicht geübte Netzwerker sehr gut nachvollziehbar. Mehr als eine halbe Stunde braucht es nicht, bis das neue Wi-Fi-Netz aufgespannt ist und stabil hohe Geschwindigkeiten im 2,4 GHz- sowie 5 GHz-Band liefert. Sollen Geräte mit einem LAN-Kabel verbunden werden, stehen dazu vier Gigabit-Ports am Router und je zwei an den Satelliten zur Verfügung. Wir haben das Testsystem nun gut vier Wochen im Dauerbetrieb laufen und konnten keine Unregelmäßigkeiten oder Geschwindigkeitsschwankungen feststellen. Lediglich die arg nüchterne Orbi-App mit der nervenden Werbeeinblendung könnte durchaus mal ein Funktionsupdate vertragen.