Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Koelnmesse Gerald Böse und game-Geschäftsführer Felix Walk gaben bekannt, dass vom 15. bis 17. März 2024 erstmals die gamescom LAN in den Kölner Messehallen stattfinden wird.
Das von MYI Entertainment und TaKeTV organisierte Event soll den 2.000 erwarteten Gamern nicht nur Mehrspieler-Action ohne Ende bieten, sondern zugleich einen Digital Playground mit auffahren, bei dem Deutschlands bekanntesten Creatorn mit dabei sind. So werden sich unter anderem Allyance, Bonjwa, Ciberdime, Fairplay Management, Flow:fwd, Insight, Instinct3 und die Rocket Beans, die E-Sport-Organisationen BIG, Esports Cologne, Fokus Clan, mouz und SK Gaming sowie die Esports Player Foundation auf der gamescom LAN tummeln und den Digital Playground mit ihren bekanntesten Gesichtern und Shows zum Leben erwecken.
„LAN-Partys sind die Gaming Events, die das Wichtigste in den Mittelpunkt stellen: Die Gamer und das Spielen. Gemeinsam mit allen Partnern und den Communitys soll die gamescom LAN das legendäre Format LAN-Party weiterentwickeln und neue Maßstäbe setzen“, sagt Cédric Schlosser, Mitgründer und Geschäftsführer von MYI Entertainment.
Kurze dazwischen geredet:
LAN-Partys sind fast schon ein Relikt aus dem vergangenen Jahrhundert, als das Internet nur ein Gedanke war und man seinen schweren Rechner ganz ohne RGB in einem geschlossenen Netzwerk miteinander verbunden hat, um dann auf einem 13 Zoll großen Röhrenmonitor zocken zu können. Bevorzugt wurden dabei Spiele wie Doom oder Quake und das nicht nur gegen eine KI, sondern in riesigen Turnhallen gegen menschliche Gegner. Schon zu Zeiten der PlayStation 2 verlor sich dieser Treff von Gamern, da das Zocken über das Internet ermöglicht wurde und spätestens mit der PlayStation 3 zum Standard wurde. Das ist gut 20 Jahre her und heute sollte jeder über 100 Mbit Leitung verfügen.
Das Zocken in geschlossenen Netzwerken wird heute nur noch auf sogenannten E-Sports-Veranstaltungen getätigt, wo eine kleine Gruppe oder gar Teams gegeneinander antreten.
Felix Falk, game-Geschäftsführer: „Bei der gamescom steht die Community im Mittelpunkt. Darum ist die gamescom LAN mit ihrer starken Fokussierung auf die Spielerinnen und Spieler die perfekte Ergänzung der gamescom. Unsere Partner MYI Entertainment und TaKeTV werden ein großartiges Konzept für die LAN-Party inklusive digitalem Playground umsetzen, auf das sich jetzt schon alle Gamerinnen und Gamer freuen können.“
Wer wird sich freuen können?
Eine gute Frage, denn es ist ja nur Platz für 2.000 Gamer. Das entspricht entweder allen Anspielstation der Gamescom aus dem Jahr 2019 oder gerade mal 1,8 Prozent aller Besucher des Jahres 2019. Wie lange die Warteschlangen einst waren, dürfte noch bekannt sein – 10 Stunden. Dementsprechend werden die Tickets schneller verkauft sein, als es Wacken je schaffen wird. Als besonderes Highlight wird es exklusiv für Besucherinnen und Besucher des Standes auf der gamescom einen Rabatt-Code für den in Kürze startenden Ticketverkauf geben und sogar erste Freikarten für die LAN zu gewinnen geben (Halle 6).
Die Preise für eine Karte sind noch nicht verkündet worden. Ebenfalls die maximale Anzahl an Ticket ist noch unbekannt. Bekannt wurde aber, dass es Premium-Tickets gibt, die einen mit High End-Gaming-Hardware ausgestatteten Platz bieten. Zusätzlich wird es Plätze in den Creator-Sitzreihen geben. Insgesamt zwölf Communitys der bekanntesten Content Creator werden so räumlich beieinander und mit den „Vorzockern“ gemeinsam das LAN-Feeling erleben. Hier können alle mit ihren Lieblings-Creatorn die LAN erleben.- So die Aussage aus der Pressemeldung.
Das Zirkusfestival von Monte-Carlo mitten in Köln
Im ersten Augenblick wirkt es interessant, aber auch von viel VIP geprägt, denn bei 3 Tagen und den geringen Spielplätzen, werden die Tickets wohl an der Kasse höher gehandelt, als es ein Schwarzmarkt hergeben könnte. Hier trifft sich dann alles, was Rang & Namen von Twitch und Youtube sich in den Spenden-Button für den nächsten Mercedes-AMG haut, um einem dann das Zocken erklären zu wollen. Ganz umsonst werden die angekündigten Creatorn dann auch nicht kommen und sind gebucht wie ein Entertainer alias Gottschalk bei Wetten das.
Vorgetragen werden Shows, die an das Springen durch den Feuerreif aus dem Zirkus Monte-Carlo erinnern, weil mächtig geklatscht wird, sei das Spiel auch noch so überladen und eintönig. Mal abgesehen von dem erhabenen und dennoch eintönigen Gequatsche bekannter Youtuber und Twitcher, die einmal mehr dem Gamer die Welt erklären wollen, während im Hintergrund yFood und Dr. Oetker die erste Pizza Hawaii aus der Trinkflasche präsentieren.
Letztendlich versucht man E-Sport massentauglich zu machen, damit die Veranstalter der gamescom unter einer guten Marketing-Strategie auch etwas vom fetten Kuchen abbekommen. Mit KoRo gibt es einen Presenting Partner und mit Mifcom, Cherry Xtryfy, Netcologne und Nyfter bereits weitere Sponsoren.
Den Sinn verfehlt, weil nie erlebt
Wer einmal in den 90er Jahren gelebt hat und mit dem Bollerwagen oder Opel Kadett zu eines dieser LAN-Party gegangen ist, der wird das Gefühl nie vergessen. Hier ging es um das Zocken miteinander, auch wenn der Wettbewerb vorhanden war, aber noch nicht vermarktet wurde. Wer eine LAN-Party in dieser Größenordnung heute organisiert, hat den Sinn der damaligen LAN-Partys nie begriffen und wird es auch nicht. Es wirkt eher wie ein Remaster oder Remake eines Videospiels, was wir einst liebten oder sogar vergötterten. Anderen würden eher von „die Kuh wird gemolken“ sprechen, auch wenn die Milch schon längst nicht mehr so lecker schmeckt wie in den Kindestagen.
Die Veranstalter hätten das Wort LAN so nicht verwenden soll, denn es ist absehbar, dass weder der Besucher noch ein Zuschauer dort ein LAN-Kabel zu Gesicht bekommen werden. Auch dass man jetzt den Namen Gamescom mehr und mehr ausschlachtet, ein perfektes Paradebeispiel, wie es in der Videospielindustrie zugeht. Ideenlos, geprägt von Remakes und Remastered Games, weil man alles ausschlachten muss, bis Marken wie Medal Of Honor oder gar Command & Conquer vollkommen ausgesaugt wurden. Alleine schon, dass die diesjährige Gamescom in der kommenden Woche mit einem derartig schwachen Line-up auftritt, wo BND oder gar das Landwirtschaftsministerium neben der Knochenmarkspende als Aussteller auftreten, zeigt, dass die Tage der Gamescom längst gezählt sind. Da hilft dann auch keine LAN-Party mit Entertainment-Charakter mehr. Der Casual-Gamer wird sich solche „Partys“ gar nicht leisten können, da auch gerade zu Messezeiten die Hotelpreise ins Utopische wandern. Letztendlich ist es wohl dann auch kein Wunder, dass der Head of Gamescom Christian Baur ab Oktober sich beruflich neu orientieren will – Er wirft das Handtuch.