Mit Vertigo Remastered brachte man eine überarbeitete Version des VR Shooters aus dem Jahr 2016 nach 4 Jahren nochmals auf den Markt und konnte die Spieler überzeugen. Im Jahr 2023 versuchen Zulubo Productions, das gerade mal aus einer Person besteht, die Spieler auch auf der PlayStation VR 2 in seinen Bann zu ziehen. Ob dies gelungen ist, wird unser Test näher beleuchten.
Das Spiel wurde im März 2023 auf Steam veröffentlicht und hat nach einigen Release-Verzögerungen seit dem 15. Januar nun auch den Weg auf die PlayStation gefunden. Das Spiel, das gerade mal ein Ein-Mann-Projekt (und ein wenig Unterstützung) ist, kann man als Einzelspieler-Action-Adventure betiteln, das von Grund auf für VR entwickelt wurde. Story technisch bezieht es sich direkt an seinen Vorgänger, unser Alter Ego erwacht tief unter der Erde in den Weiten des Quantum Reactor VII, und versucht die angefangene Heimreise zu beenden.
Wir haben Vertigo 2 auf der PlayStation VR 2 in der Version 1.000.011 gespielt. Das Spiel gibt es sowohl im Handel als auch digital über den PSN Store. Es gibt nur englische Sprachausgabe, deutsche Untertitel sind aber natürlich auch vorhanden. Nach einem Download von 5,168 Gigabyte und einem letztendlichen Festplattenverbrauch von 5,18 Gigabyte haben wir uns dem Abenteuer gestellt.
Ersteindruck
Es gibt viel zu tun, packen wir es an
Nachdem unser weibliches Alter Ego namens Sonja im ersten Teil des Spiels durch den Quantenreaktor aus ihrer Welt auf einen fremden Planeten teleportiert wurde, die Rückreise aber nicht geschafft hat, schließt Vertigo 2 direkt an die Ereignisse an. Wir erwachen in einem Labor, wo wir von einem NPC namens Brian gesund gepflegt wurden. Nachdem wir nun wieder fit genug sind, geht es auf die beschwerliche Reise zum Kern des Reaktors, um wieder zu unserem Heimatplaneten teleportiert zu werden.
Der Mix aus Action-Adventure und Shooter, den so mancher sogar mit Perlen wie Half-Life Alyx vergleicht, diesem aber, unserer Meinung nach, nicht das Wasser reichen kann, besticht trotzdem mit einer großen und grafisch kreativen Gegnervielfalt und einem abgedrehten Sci-Fi-Setting.
Dass der gerade mal 22-jährige Zach Tsiakalis-Brown auch bei Half-Life:Alyx an der Entwicklung beteiligt war, merkt man an Vertigo 2 öfter mal, aber das ist nicht von Nachteil.
Damit auch VR-Neulinge nicht zu schnell die virtuelle Flinte ins Korn durch Motion Sickness werfen, gibt es zahlreiche Einstellmöglichkeiten in den Optionen zu entdecken, um das Spiel so angenehm wie möglich zu machen. Außerdem gibt es sogenannte Mutatoren zur Auswahl, die zum Beispiel einen Gottmodus, unendliche Munition und vieles weiteres bieten. Warum man dies direkt zum Start eines neu gekauften Spieles zur Auswahl bekommt, und so etwas nicht als Bonus nach erfolgreichem Durchspielen bekommt, erschließt sich uns nicht. So wird man durchaus verleitet diese, wir nennen sie mal „Cheats“ schon beim erstmaligen Spielen zu nutzen, was natürlich den Spielspaß verwässert, aber am Ende muss das jeder für sich selbst entscheiden.
Gameplay
Das ist also ein Kernreaktor?
Zum Start des Spieles werden wir von einer umprogrammierten und nun durchaus netten Kampfdrohne namens Therus in die Spielmechaniken eingeweiht, und unsere erste Waffe ist dann sogar, wenn auch nur wenige Sekunden, ein Brecheisen! Solche durchaus witzige Anspielungen auf andere Spiele lockern das Ganze auf und haben uns gut gefallen.
Durch einen Zwischenfall müssen wir uns aber relativ schnell von unserem Kampfdrohnen-Begleiter erstmal trennen und treffen schnell auf die ersten Gegner, die wir mit einer Art Plasma-Pistole ins Jenseits schicken. Dies wird grafisch, wenn auch das Ganze einen Cartoonlook hat, sehr explizit dargestellt, abgetrennte Körperteile und rote Körperflüssigkeiten werden großzügig verteilt, dies kann man aber in den Optionen regulieren. Ab und zu müssen auch kleinere Rätsel gelöst werden, wie zum Beispiel „Finde Kombination zum Öffnen der Tür“ und ähnliches. Diese Rätsel sind eine nette Auflockerung vom Run and Gun Spielprinzip. Die Laufwege sind im Großen und Ganzen relativ klar vorgegeben, man wird kaum dazu kommen sich groß zu verlaufen. Trotzdem lohnt es sich ab und an auch mal in einen vermutlichen dunklen Gang oder ähnliches einen Blick zu werfen, hier verstecken sich gerne mal Goodies wie Gesundheitsspritzen. Apropo Gesundheit, dies bringt uns zu einem Armband, welches wir tragen, dies verrät unseren Gesundheitszustand, außerdem können wir hier noch ein paar Gegenstände verstauen. Ab und an gibt es auch Gesundheitsstationen an Wänden, hier lässt sich eine weitere Parallele zu HL:Alyx nicht verleugnen.
Auch wenn wir eigentlich nur zum Kern eines Reaktors gehen sollen, so entpuppt sich dahinter doch eine ganz eigene Welt mit riesigen Bossen, Dschungellandschaften und vielen weiteren abwechslungsreichen Schauplätzen. Die angesprochene Gegnervielfalt ist durchaus beachtlich, diese und vieles weitere kann man sich in einer Enzyklopädie durchlesen, die mit Entdecken von Gegenden, Gegnern oder neuen Waffen immer erweitert wird.
Apropos Waffen, auch diese können an Stationen „aufgewertet“ werden, was das Erledigen der diversen Gegner im Laufe des Spiels natürlich vereinfacht.
Wenn wir bisher durchaus positiv von dem Spiel geschrieben haben, so müssen wir aber auch die Schattenseiten hervorheben. Wir müssen zum Beispiel in einer Spielsequenz in einem „Hubschrauber“ein stationäres Maschinengewehr bedienen, oder in einem Kran Container verschieben. Hier dreht sich unsere Figur nicht mit, soll heißen wir müssen unsere Sicht immer ein wenig korrigieren, was schnell nervig werden kann. Außerdem kann versehentliches Entladen unserer Waffen darin münden, dass wir unsere Munition dann nicht mehr aufheben können. Die Munition, die wir am Körper tragen scheint, unendlich, doch dauert es immer ein wenig, bis diese im Inventar wieder auftaucht, so ist Stress und Hektik vorprogrammiert.
Auch wenn die Waffen relativ vielfältig sind, so ist das Feedback der Waffen eher bescheiden, auch die hochgelobten Features der VR2-Controller findet hier kaum Verwendung, die adaptiven Trigger-Tasten werden nicht unterstützt, und auch das haptische Feedback spürt man kaum bis gar nicht.
Umfang/Grafik/Sound
Eine solide Mischung
Mit Vertigo 2 werdet Ihr gute 10 Stunden, wenn nicht sogar ein wenig länger beschäftigt sein. Grafisch muss man natürlich Abstriche von „Großen“ Titeln machen, manchmal sieht man Pixelmatsch oder grobe Texturen, aber alles in allem erwartet uns hier ein Spiel, das flüssig läuft und mit seinem einfallsreichen Art-Design gefällt. Man ist immer wieder erstaunt, wie vielfältig sich die Spielwelt darstellt.
Die englische Syncro geht in Ordnung, bis auf die Stimme von Brian, der im Spiel ein älterer Mann ist, aber die Stimme eines gefühlt zwanzigjährigen bekommen hat. Auch auf der musikalischen Ebene bekommen wir nur Gutes vorgesetzt, Synthieklänge und eine ordentliche Soundkulisse begleiten unseren Weg zum Kern des Reaktors.
Fazit
Da kann sich so manches große Studio eine Scheibe abschneiden
Ich muss zugeben, am Anfang hat uns das Spiel so gar nicht abgeholt, aber mit zunehmender Spielzeit ist man fast schon gefangen in dieser eigenartigen, aber doch faszinierenden Welt mit seinem originellen und abwechslungsreichen Bewohnern und Spielwelt. Auch die witzige und abgedrehte Story wird mit der Zeit immer interessanter und nur ungern machen wir mal eine Pause, da wir neugierig sind wie es weiter geht. Ist Brian wirklich hilfsbereit oder führt er etwas im Schilde? Was hat es mit der unheimlichen Macht in der Dunkelheit auf sich? Dies und noch weitere Storyelemente treiben uns voran. Es ist wirklich erstaunlich, was Zach Tsiakalis-Brown mit ein klein wenig Hilfe hier erschaffen hat. Klare Kaufempfehlung!