Alle Jahre wieder können Gamer mit einem neuen FIFA/ EA Sports FC, Call Of Duty, einer Fortsetzung, der Fortsetzung zur Fortsetzung, dem Remake zur Fortsetzung, Remaster oder gar Neuauflagen beliebter Spiele aus vergangenen Tagen rechnen und letztendlich die bittere Pille mangelnder Kreativität schlucken.
Aktuell äußerte sich dazu nun auch der ehemalige PlayStation-Manager Shawn Layden, der auf der gamescom Asia, die an diesem Wochenende vom 17. Oktober bis zum 20. Oktober stattfindet, deutliche Worte fand:
Die Kreativität in der Branche erleidet einen dramatischen Rückgang und kollabiert, während der Fokus auf Blockbuster-Titel langfristig ein Todesurteil für die Branche bedeuten könnte.
Zurückzuführen sei das auf die Explosion der Entwicklungskosten von AAA-Titeln, was große Studios dazu zwingt, auf Altbewährtes und sichere finanzielle Konzepte zu setzen. Darunter leidet die Kreativität, um neue Ideen und Spiele hervorbringen zu können. Die Risikobereitschaft an seine Ideen zu glauben ist gegenüber den 90er und 2000er Jahren deutlich gesunken, wenn nicht sogar verschwunden. Das führt dazu, dass die Spielebranche vermehrt auf Fortsetzungen und Nachahmungen setzt und neuen Konzepte und Ideen keine Betrachtung geschenkt wird. Am schlimmsten seien diese Klone, also Spiele, die auf ein bewährtes Konzept setzen und letztendlich eine Kopie in Abwandlung zu einem sehr erfolgreichen Spiel darstellen.
… es gibt immer einen noch größeren Fisch
Aufgrund der steigenden und explodierenden Produktionskosten sehen sich viele AA-Studios mächtig unter Druck und werden letztendlich von AAA-Studios aufgekauft und wenn nicht sogar zerschlagen. Gerade jene AA-Studios haben in der Vergangenheit für neue und mutige Titel gesorgt, die die Videospielindustrie belebten. Dieser Vorgang schränkt die Kreativität und den Mut aller Entwicklerstudios ein, die sich mit Abomodellen und Monetarisierung gegen die großen Publisher behaupten müssen. Dieser übermäßige Fokus auf Blockbuster und Monetarisierung wird auch als Kollaps der Spieleindustrie bezeichnet, was zu einer ernsthaften Bedrohung führen wird.
Auch wir in der Redaktion müssen erschreckend feststellen, dass die letzten Ankündigungen und Spiele wirklich nicht von Innovationen und Kreativität gezeichnet sind. Alles setzt eher auf Altbewährtes und Dinge, die fast schon altbacken wirken. Sicherlich bieten bekannte Spielereihen kleine Innovationen und Verbesserungen, die aber eher unbewusst wahrgenommen werden und fast schon als selbstverständlich angesehen werden, um den Zahn der Zeit von modernen Technologien gerecht werden zu können. Dazu gehören sicherlich die schicke 4K-Grafik samt modernem HDR, schnellere Ladezeiten, ein flüssiges Gameplay mit beachtlichen Animationen. Das Problem daran ist nur, dass der Kunde, der Gamer, nicht mehr bereit ist dafür zu bezahlen. Ein Spiel, was einst zu Zeiten der PlayStation 3 oder PlayStation 4 erschienen ist, mag zwar schicker aussehen als damals, hat aber den Reiz des Erlebten verloren. Man kennt die Protagonisten und Charaktere, man kenn den Storyverlauf und man weiß letztendlich wie die Geschichte ausgeht. Dieser verlorene Reiz des Unbekannten wird niemals an die Zeit heranreichen, als man das Spiel erstmalig in den Händen hielt.
Eine dominante Marktwirtschaft zerstört die Kreativität
Wie schon angesprochen, setzen viele Publisher und Entwickler auf erfolgreich verkaufte Spielserien, die Jahr für Jahr in Abwandlungen versuchen, die einstigen Verkaufsrekorde zu brechen. Mittlerweile wird mehr Geld in die Vermarktung gesteckt, als in die eigentliche Entwicklung eines Spiels, um einstige Erfolge zu brechen. Man setzt auf Spiele, die der Gamer kauft und lässt ihn weiterhin im Fahrwasser schwimmen, ohne ihn in Versuchung kommen zu lassen, sich mal in neue Gefilde zu begeben oder die Neugier zu wecken, was die Kreativität hervorgebracht hat. Hin und wieder gelingt das zwar, aber zu schnell bewegt sich der Gamer dann in das bewährte und wohlwollende Fahrwasser zurück.
Videospiele sind im Grunde ein Kunstwerk, was die Ideen, Fantasien und Kreativität der Schöpfer hervorbringt. Wie ein Schriftsteller, der neue Geschichten erzählt, ein Maler, der mit seinen Farben ein Bild schafft, was zum Nachdenken, erleben und verweilen einlädt. Aktuell sind Videospiele Mainstream, abgedroschene Unterhaltung, um den Gamer vor den Bildschirm zu bringen. Diese Arroganz selbst dem Gamer zu erzählen, was gut ist und was nicht, wird von der Marktwirtschaft dominiert, die auch Kreativität im ersten Augenschein zertrampelt.