Totgesagt leben länger: So ist es auch bei den Plattenspielern und da jene Scheiben aus Vinyl sich immer mehr beliebt machen und das auch mit zahlreichen Game-Soundtracks, haben wir uns den JBL Spinner BT zur Brust genommen und mal näher angeschaut.
Die Schallplatte gehört zu den ältesten mobilen Tonträgern und begann ihren Siegeszug 1857, als der Franzose Édouard-Léon Scott de Martinville den Phonautographen patentieren ließ. Damals noch in Walzenform wandelte sich dieser Tonträger im Jahr 1880, mit einigen technischen Problemen letztendlich durch den deutsch-amerikanischen Erfinder und Industriellen Emil Berliner im Jahr 1887 zur heutigen Schallplatte. Zwei Jahre später ging die Schallplatte als Tonträger in Serie und entwickelte sich im Laufe der Jahre von einer Hartgummischeibe, zur Schellackplatte, bis zur heutigen Vinylplatte. Mit dem Einzug der Compact Disc verlor die Schallplatte an Bedeutung, kann sich aber seit den 2020er Jahren vermehrt in Szene setzen und das sogar optisch mit neuen Verfahrensmethoden.
Durch ihren ehrlichen, klaren und natürlichen analogen Klang gehört die Schallplatte auch heute noch in die Regale audiophiler Musikliebhaber, die Musik pur und nicht digital bearbeitet erleben wollen. Da gehört das Knistern und Rauschen dazu, auch, wenn moderne Plattenspieler und Vinyls dieses Phänomen deutlich in den Hintergrund rücken lassen.
Ersteindruck
Nostalgie eingefangen
JBL, eine Marke von Harman, die zum Samsung-Konzern gehört, liefert den JBL Spinner BT in einem Karton aus, der mit einigen Bebilderungen versehen wurde, damit wir einen ersten Eindruck von dem Plattenspieler erhalten. Zudem gibt es eine „Auspack-Anleitung“ und eine Angabe zum Inhalt, da wir letztendlich den Plattenspieler in einer gewissen Art noch „zusammenbauen“ müssen. Aber keine Angst, es ist weder ein IKEA-Model noch aus einzelnen Lego-Steinen gefertigt. Es dreht sich einzig und alleine um die Montage des Plattentellers, der mit einem Riemen angetrieben wird und den Tonabnehmerarm. Etwas fachlich-handwerkliches Geschick sollte man dennoch mitbringen. Warum man den Plattenspieler aber in einem Karton-in-Karton verschickt, ist uns ein Rätsel und eigentlich Ressourcenverschwendung. Von den Schaumstoffeinlagen mal abgesehen, die zwar unseren JBL Spinner BT sanft einbetten, aber nicht gerade nachhaltig sind.
Angeboten wird der JBL Spinner BT in zwei farblichen Variationen, die sich in BlackOrange oder BlackGold zeigen. Wir entschieden uns für die unauffälligere BlackGold-Variante. Beide Varianten werden zu einer UVP von 399,99 Euro angeboten, sind aber bei JBL direkt für 339,99 Euro erhältlich, wobei die BlackGold-Variante aktuell ausverkauft ist. Bei amazon.de ist der JBL Spinner BT schon ab 329,– Euro erhältlich.
Optisch präsentiert sich der JBL Spinner BT sehr schlicht, ganz unverspielt und kann in einem Atemzug modernes Design mit dem Hauch von Nostalgie verbinden. Gerade die auffällig abgerundeten Kanten der Kunststoffabdeckung, die hier in Milchglas auftritt, erinnern an die späten 60er Jahre.
JBL verwendete beim Spinner BT nur hochwertige Komponenten, die sich schon beim Gehäuse selber zu Schau stellen. Die Wahl von MDF, welches schwarz, gar matt-punktiert, hervorhebt, werden mit einem modernen Design und dem auffälligen JBL-Logo abgerundet. Aluminium ist die weitere Komponente, die beim Teller und dem Tonarm verwendet wurde. Eigentlich alles nur vom Feinsten, würde da der einfache Adapter, für die 45er-Single-Platten, nicht so plastisch auftreten. Hier hätten wir uns auch etwas mehr Aluminium gewünscht, um die Wertigkeit steigen zu lassen.
Inbetriebnahme & Klang
laufruhig und ehrlich
Dank der bebilderten Bedienungsanleitung ist der Aufbau und die Montage des Tonabnehmers kein Problem, wobei der Tonabnehmer ATN3600L von Audio Technica über einen Bajonettanschluss an den Tonarm AT3600L von Audio Technica befestigt wird und wir nur noch das einstellbare Gegengewicht aufklickem müssen. So lässt sich auch die eigentliche Nadel austauschen, was überlichtweise nach etwa 300 Stunden Laufzeit erfolgen sollte.
Die Rückseite des JBL Spinner BT wirft anfänglich einige Fragen auf, da hier viele Anschlüsse und Schalter erkennbar sind, aber zugleich dessen flexible Tonausgabe offenbart. Der JBL Spinner BT kann, wie die Bezeichnung BT schon sagt, über Bluetooth mit Audioausgabegräten verbunden werden. Sehr interessant für Nutzer, die auf Aktivlautsprecher setzen oder gar mal ihre Musik über den Kopfhörer in Ruhe und ganz für sich genießen wollen. Hier wird einem sogar Bluetooth 5.2 mit Qualcomm aptX HD-Audio geboten. Mit den rot und weißen Cinch-Anschluss kann der Plattenspieler an einen Verstärker angeschlossen werden, wobei der Schalter PRE AMP einem die Möglichkeit gibt, den JBL Spinner BT auch ganz ohne vorhandene Phono-Anschlüsse erleben zu können. Als audiophiler Enthusiast schließen wir den Plattenspieler natürlich an einen Verstärker mit Phonovorverstärker an, um den puren und unverfälschten Musikgenuss zu erhalten.
Der Schalter Auto Stop bewirkt einen automatischen Stop des Plattentellers, wenn der Tonarm in Ausgangsstellung gebracht wird. Für uns eine Selbstverständlichkeit, dass der Teller sich automatisch zu drehen beginnt, wenn wir den Tonarm in Richtung Platte bewegen. Diesen Schalter sollte man nicht falsch verstehen, da der JBL Spinner BT letztendlich nur ein halbautomatischer Plattenspieler ist und wir am Ende der Rille den Tonarm händisch in die Grundstellung bewegen müssen. Kurze Anmerkung hier: Ein vollautomatischer Plattenspieler hebt am Ende der Rille den Tonarm und fährt ihn selbständig in Grundstellung zurück. Gleiches gilt für den Spielbeginn, wo der Tonarm sich selbständig zum Anfang der Platte bewegt und senkt.
Auch der JBL Spinner BT läuft nicht ohne Strom, was hier über ein externes Netzteil erfolgt. Das hat den Vorteil, dass wir am Plattenspieler keine ungewollten Brumm-Geräusche beim Stromwandeln erhalten. Leider erzielt das externe Netzteil nicht ganz den Anspruch, den wir mittlerweile hegen. Ein runder Stromstecker wirkt altbacken und ein USB-A-Anschluss wäre vielleicht doch zeitgemäßer gewesen.
Der JBL Spinner steht mit seinen Schock-absorbierenden Füssen sicher und gut, wobei man immer beim Betrieb Abstand nehmen sollte und nicht in darunterliegenden Schubladen kramen sollte. Der Riemen-betriebene Teller läuft konstant und sehr ruhig und kann sogar ältere, leicht verzogene Schallplatten, gar Schellackplatte, abspielen, da mit dem einstellbaren Gegengewicht immer ein optimaler Punkt des Tonarms erzielt werden kann. Ausgelegt mit Umdrehungen von 33 1/3 und 45 können die aktuellen handelsüblichen Schallplatten und Singles damit abgespielt werden. Wer auf Opas Dachboden noch Schallplatten, aus dessen Jugend gefunden hat, muss eventuell darauf verzichten, da 16 und 78 Umdrehungen nicht geboten werden.
Klanglich kann der JBL Spinner BT in Verbindung mit unserem Yamaha-Vorverstärker überzeugen, auch wenn der Plattenspieler nur die 19 Euro teure Audio Technica ATN3600L Plattennadel mitbringt, die für gelegentliches Hören ausgelegt ist. Dank dem flexiblen Headshell – Komplette Einheit der Plattennadel – lässt sich hier aber noch viel Klangvielfalt und Präzision nach oben bewegen. Aber das ist wohl weniger die Intention, die JBL mit dem Spinner BT verfolgt. Hier sei gleich mal angemerkt, dass es sich um ein Abspielgerät handelt und nicht um DJ-taugliches Equipment. Sauberer, ehrlicher und unverfälschter analoger Klang über die Chinch-Ausgänge stehen im Vordergrund, die selbst über Bluetooth so manche Optionen zur Wiedergabe ermöglichen.
Fazit
Ein Schmuckstück von JBL
Mit dem Spinner BT liefert uns JBL die Möglichkeit die geliebte Schallplatte in seiner ganzen klanglichen Vielfalt erleben zu können. Ob man nun gerne den alten Weg über Verstärker mit Phonovorverstärker geht, ihn gar direkt an handelsübliche Verstärker anschließt oder via Bluetooth an eine Partybox oder Kopfhörer weiterleitet. Der JBL Spinner BT vereint nostalgisches Design und Moderne und punktet mit aktueller Technologie, auch wenn es sich hierbei nur um einen halbautomatischen Plattenspieler handelt. Klanglich überzeugt er auf ganzer Linie und lässt uns so manchen Game-Soundtrack, die alten AC/DC Platten oder Dieter Bohlens alte „You’re My Heart, You’re My Soul“ Single genießen. Auch wenn hier hochwertige Komponenten eines MDF-Gehäuses und Aluminium zum Einsatz kommen, erscheint uns die UVP mit knapp 400 Euro zu teuer. Dafür bekommt man aber Qualität der gehobenen Stufe aus dem Hause JBL, welche sich sehr ästhetisch in Szene setzen kann.
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