Wer taktische Raffinesse besitzt, gerne komplexe Aufgaben löst, und dazu ein Setting im Zweiten Weltkrieg nicht verschmäht, der wird sicher nicht um die Spiele der Commandos-Reihe herumkommen. Deren Einsätze führen die Spieler seit 1998 an die unterschiedlichsten Schauplätze ins Feindgebiet der Achsenmächte. Mit Sabotageaktionen, Zerstörung feindlicher Ausrüstung und Informationsbeschaffung verhelfen wir den Alliierten zum Sieg. Also, schleichen wir los!
Ersteindruck
Eine handvoll Männer und ne Menge Geduld…
Wer die Commandos-Reihe kennt, weiß, dass die Spiele nie ohne eine gewisse Begleitgeschichte daher kommen. Statt also einfach nur mit namenlosen Soldaten in isometrischer Perspektive durch feindliches Gebiet zu schleichen, werden uns unsere Spezialisten auch in kleinen Nebengeschichten vorgestellt. Getreu einigen Klischees bekannter Haudegen-Kriegsfilme, wie „Das dreckige Dutzend“ beginnt auch Commandos: Origins mit einem augenzwinkernden Plot. In der Wüste Nordafrikas, mitten in den Kämpfen zwischen Wehrmacht und Alliierten, sucht Sergeant Hancock nach Material, um eine Spezialeinheit zusammenzustellen – in einem Gefängnis. Dort sitzt unser erster Mann, der Green Beret Jack O’Hara, im Bau, weil er offenbar immer wieder gegen die Regeln verstößt. Seine Chance sich zu beweisen, hat er direkt in der ersten Mission, die auch als Tutorial für die verschiedenen Mechaniken des Spiels gilt. Man sei aber gewarnt – Commandos: Origins ist wie seine Vorgänger, ein Spiel für geduldige Fans taktisch-kniffliger Probleme. Ich gehöre nicht dazu…
Das Gameplay
Erst der Ausbruch dann der Durchbruch!
Legen wir also los! Nachdem uns Sergeant Hancock freundlicherweise unsere Gefängniszelle geöffnet hat, müssen wir unsere Fähigkeiten beweisen, um aus dem Gefängnis zu entkommen. Hierbei erlernen wir die Basisfähigkeiten, also die Bewegungsarten, das Betäuben von Gegnern und das Beobachten der Abläufe der Soldaten, die es auszuschalten oder zu umgehen gilt. Alle Soldaten gehe dabei ihren Aufgaben nach. Einige Arbeiten, hacken etwa Holz, reparieren etwas oder sie unterhalten sich. So sind diese oftmals abgelenkt und entweder einfache Ziele oder auch leicht zu umgehen. Wichtig ist es in Commandos: Origins, sich Zeit zu lassen, die Dinge zu beobachten und so unerkannt wie möglich zu bleiben. So lenken wir Wachen mit Geräuschködern ab, kriechen von Deckung zu Deckung und schalten einen nach dem anderen aus. Wie wichtig dabei das verdeckte Vorgehen ist, erfahren wir aber noch in den folgenden Missionen. Kaum sind wir aus dem Gefängnis entwischt, greifen deutsche Einheiten das Dorf an. Hier wechselt die Perspektive in kleine Animationssequenzen, die in Spielgrafik ablaufen. Nun heißt es sich einen Weg aus dem Dorf zu bahnen, auf dem wir allerdings nun zwei Spezialisten steuern und deren Fähigkeiten koordinieren. Das wirkt anfangs etwas hakelig, doch schnell gewöhnt man sich daran. Hier lernen wir auch den Befehlsmodus kennen, in dem wir unseren Spezialisten unterschiedliche Aufgaben zuteilen und diese per Klick starten können. So schalten wir etwa zwei Wachen gleichzeitig aus, die sich gegenüber stehen. Schon heftig, wenn die in ihrem letzten Augenblick sehen, wie der Kamerad gegenüber schlafen geht. Das wichtiges Feature ist übrigens für mich – das Zwischenspeichern…
In den folgenden Missionen wird es dann schon schwieriger. Zwar stehen uns meist mehrere Wege zur Verfügung, die haben es aber auch oftmals in sich. Engstellen mit mehreren Wachen die sich gegenseitig absichern oder Patroullien die immer wieder ihre Runden drehen zählen noch zu den kleineren Schwierigkeiten. Oft müssen wir bestimmte Wege nehmen, weil wir zusätzliche Dokumente sichern oder spezielle Dinge sabotieren sollen. Um Commandos: Origins zu spielen braucht es nicht unerheblich oft eine Menge Hirnschmalz, hier müssen teils komplexe Abläufe erkannt und ausgehebelt werden. Anfangs habe ich mich wirklich sehr schwer mit diesem Spiel getan, ich bin gar in der zweiten Mission schon verzweifelt, weil ich nicht erkannte, wie gewisse Engstellen zu lösen sind. Hier muss man umdenken, sich Zeit lassen und die Fähigkeiten seiner Spezialisten gezielt miteinander wirken lassen. Nur dann erkennt man die Lösung. Apropos Spezialisten – wer gesellt sich denn sonst noch in unser Team?
Spezialisten am Werk – Teamwork auf höchstem Niveau!
Schon in der dritten Mission lernen wir den Scharfschützen Francis T. Woolridge kennen. Auch er hat seinen ganz speziellen Aufgabenbereich. Mit ihm schalten wir entfernte Ziele aus, lenken Gegner ab und sorgen so für freie Abschnitte für unsere Kameraden. Aber auch der Scharfschütze ist kein Allrounder, denn er kann er keine Felsen oder Mauern erklimmen und ist auf Zuarbeit angewiesen. Außerdem hat er nur begrenzt Munition dabei, sodass wir nicht einfach drauflos ballern können. In weiteren Missionen lernen wir alle anderen Mitglieder unserer Einheit kennen. Wie etwa Rene Duchamp, der Verkleidungen und eine Giftspritze nutzt, um in feindliche Komplexe einzudringen. Ebenso stoßen Sergeant James Blackwood und Samuel Brooklyn zum Team, der eine ist Kampftaucher mit Harpune und der andere, als Dieb und Einbrecher, der Mann fürs Grobe. Ziel ist es, in Commandos: Origins die einzelnen Fähigkeiten unserer Spezialisten perfekt zu kombinieren und so in Teamarbeit die Ziele der Missionen zu erreichen. Dabei ist der Befehlsmodus ein Feature, dass es stetig zu nutzen gilt. Wir programmieren unseren Soldaten ihre Aufgaben und lassen sie dann einfach abspielen oder passen unser Timing nochmals an.
Ja, in unserer Testversion traten auch einige Bugs auf. So wurden Trigger bestimmter Mechaniken nach dem Laden eines Speicherstandes nicht ausgelöst. Oft kam es auch vor, dass Gegner in Gesprächen festhingen und nicht mehr ihre Position wechselten oder dass beim Überspringen einer Animation die Mausbewegungen die Kamera steuerten.
Grafik und Sound
Ein Erlebnis für Augen und Ohren
Die Grafik von Commandos: Origins hebt sich durch ihre Detailverliebtheit und die Nutzung der Unreal Engine 5 deutlich von den Vorgängern ab. Die Umgebungen sind nicht nur größer und interaktiver, sondern auch visuell beeindruckender gestaltet. Jede Mission spielt in einer einzigartigen Kulisse, die mit kleinen Details wie wehenden Fahnen, Spuren im Schnee oder realistischen Licht- und Schatteneffekten zum Leben erweckt wird. Spieler können beispielsweise in den Wüsten Nordafrikas Sandstürme erleben oder in den eisigen Ebenen der Arktis die Reflexionen des Mondlichts auf dem Schnee bewundern. Diese Liebe zum Detail sorgt dafür, dass es in jeder Ecke der Karte etwas Neues zu entdecken gibt, sei es ein versteckter Pfad oder ein interaktives Objekt, das strategisch genutzt werden kann. Im Vergleich zu den früheren Spielen der Serie, die auf 2D-Grafik und isometrische Perspektiven setzten, bietet Commandos: Origins eine vollständige 3D-Umgebung. Dies ermöglicht nicht nur eine dynamischere Kameraführung, sondern auch eine intensivere Immersion. Die Charaktermodelle und Animationen sind ebenfalls deutlich verbessert und verleihen den Figuren mehr Persönlichkeit und Ausdruck.
Der Sound und die musikalische Gestaltung von Commandos: Origins tragen entscheidend zur Atmosphäre und Immersion des Spiels bei. Die Soundeffekte sind präzise und detailreich – jede Aktion hat ihre eigene akustische Nuance, sei es das leise Knirschen von Schnee unter den Füßen, das Knacken einer Tür oder das entfernte Dröhnen von Fahrzeugen. Besonders gelungen ist die akustische Darstellung von Umgebungen: Vögel zwitschern in friedlichen Waldgebieten, während der Wind bedrohlich durch die Wüsten Nordafrikas pfeift. Diese kleinen Details verstärken das Gefühl, in einer lebendigen Welt zu operieren. Die musikalische Untermalung ist ebenso bemerkenswert. Sie orientiert sich stark an klassischen Kriegsfilm-Scores und bietet eine Mischung aus spannungsgeladenen Stücken und subtileren Melodien, die die taktische Tiefe des Spiels unterstützen. In intensiven Momenten bauen dynamische Orchesterklänge die Spannung auf, während ruhige Passagen durch dezente, atmosphärische Musik unterlegt sind. Jede Mission hat eine spezifische musikalische Begleitung, die die Stimmung der jeweiligen Umgebung und Aufgabe betont.
Ein besonderes Highlight ist die Sprachausgabe, die den Charakteren zusätzliche Tiefe verleiht. Jeder Protagonist hat seine eigene Stimme, die perfekt zu seiner Persönlichkeit passt – vom Green Beret mit seinem lässigen Auftreten bis hin zur charmanten Art des Spions. Diese Facetten heben die Figuren hervor und machen sie unvergesslich. Auch eine deutsche Synchronisation ist vorhanden, die aber nicht ganz an die englische Sprachausgabe heranreicht.
Was die Systemanforderungen betrifft, zeigt sich das Spiel überraschend zugänglich. Für minimale Einstellungen benötigt man einen Intel Core i5-4690K oder einen vergleichbaren Prozessor, eine GeForce GTX 970 oder Radeon RX 580 Grafikkarte, 8 GB RAM und 31 GB freien Speicherplatz. Für ein optimales Spielerlebnis werden jedoch ein Intel Core i7-9700, eine GeForce RTX 3060 oder Radeon RX 6600 XT, 16 GB RAM und ebenfalls 31 GB Speicherplatz empfohlen2. Das Spiel läuft auf Windows 10 (64-bit) und nutzt DirectX 11. Eine SSD wird für schnellere Ladezeiten empfohlen.
Fazit
Commandos in frischem Glanz – mit Raum für neue Horizonte!
Commandos: Origins ist ein würdiger Nachfolger der beliebten Serie, der mit beeindruckender Grafik und einem durchdachten Sounddesign überzeugt. Die detailreiche 3D-Umgebung, umgesetzt mit Unreal Engine 5, bietet lebendige und abwechslungsreiche Schauplätze – von Sandstürmen in der Wüste bis hin zu funkelnden Schneelandschaften in der Arktis. Das verdeckte Gameplay fordert in 10 Missionen unser taktisches Geschick, gepaart mit der Notwendigkeit, die Fähigkeiten der Spezialisten sinnvoll zu kombinieren. Die Musik und Soundeffekte schaffen eine mitreißende Atmosphäre. Klassische Kriegsfilm-Scores unterstreichen die Spannung und präzise Geräusche beleben die Umgebungen, während die Sprachausgabe den Charakteren Charisma verleiht. Wir loben diese audiovisuelle Präsentation, auch wenn die deutsche Synchronisation qualitativ etwas hinter der englischen zurückbleibt. Spieler sollten sich jedoch auf eine steile Lernkurve und knifflige Aufgaben einstellen, da das Spiel nach Strategen mit Geduld verlangt. Leider traten in der Testversion noch ein paar technische Probleme auf, darunter Bugs bei Triggern und KI-Verhalten nach dem Laden von Spielständen, was den Spielfluss störte. Mit zugänglichen Systemanforderungen und spannungsgeladenem Gameplay wird Commandos: Origins die Fans der Reihe sicherlich begeistern. Ein Spiel, das taktische Tiefe mit ästhetischer Brillanz verbindet und der Commandos-Reihe alle Ehre macht.
Commandos: Origins zeigt jedoch auch Potenzial für eine „Frischzellenkur“. Ein modernes Setting könnte nicht nur die Zielgruppe erweitern, sondern auch innovative Ansätze ermöglichen, die die Reihe auf ein neues Level heben. Denn so beeindruckend die Atmosphäre des Zweiten Weltkriegs inszeniert ist – eine thematische Weiterentwicklung würde die Serie sicherlich bereichern und ihr mehr Vielfalt verleihen. Ein Schritt, der Fans gleichermaßen überraschen wie begeistern könnte.
Commandos: Origins wird ab dem 9. April Tag mit dem Xbox Game Pass für Konsole und PC verfügbar sein und für Windows PC, Xbox Series X|S und PlayStation®5 erscheinen! Digitale Versionen für PlayStation®4 und Xbox One, werden später in diesem Jahr folgen.