Die Gamescom bleibt auch die kommenden Jahre in Köln – sehr zur Freude vieler Fans, aber offenbar zum Ärger zahlreicher Journalistinnen und Journalisten. Denn während die Veranstalter stolz verkündeten, dass die weltgrößte Videospielmesse langfristig am Standort Köln verbleibt, sorgt eine Maßnahme hinter den Kulissen für große Unruhe: Die Zugangsmöglichkeiten für Pressevertreter werden spürbar eingeschränkt.
Bisher galt: Wer einen gültigen Presseausweis und nachweislich journalistisch zum Thema Videospiele arbeitete, konnte sich relativ unkompliziert akkreditieren lassen. Damit war nicht nur der Zugang zur Messe möglich, sondern auch freies Parken, die kostenlose Nutzung des Nahverkehrs und vor allem: die Möglichkeit, über drei Tage hinweg möglichst viele Termine im Business-Bereich mit Entwicklerstudios, Publishern und Hardware-Herstellern wahrzunehmen.
Doch damit scheint nun Schluss zu sein. Die Gamescom beschränkt in diesem Jahr die Anzahl der zugelassenen Pressevertreter pro Medium – selbst renommierte Fachmagazine dürfen nur noch maximal drei Personen akkreditieren lassen. Für größere Redaktionsteams bedeutet das eine erhebliche Einschränkung der Arbeitskapazitäten vor Ort. Ein vierköpfiges Team konnte bislang etwa 70 Termine wahrnehmen – das entspricht rund fünf Prozent aller Aussteller. Mit nur drei zugelassenen Personen sinkt die mögliche Abdeckung auf rund 3,75 Prozent.
Der Nutzen der Gamescom für die Branche liegt aber genau in dieser Berichterstattung. Denn ohne Presse, keine Öffentlichkeit – und ohne Öffentlichkeit, kein erfolgreiches Marketing. Es ist der journalistische Besuch, der Spiele, Studios und Hardware ins Rampenlicht rückt. Genau dieser Motor wird jetzt ausgebremst.
Warum dieser Schritt erfolgt, bleibt unklar. Offizielle Antworten auf Nachfragen sucht man bislang vergeblich. Weder die Koelnmesse noch der Veranstalter game – Verband der deutschen Games-Branche geben sich kommunikativ. Stattdessen werden Anfragen pauschal mit vorgefertigten Textbausteinen beantwortet. Von Dialog oder Verständnis für die journalistischen Arbeitsbedingungen fehlt jede Spur.
Brisant ist auch der organisatorische Aspekt: Pressevertreter buchen ihre Hotels oft Monate im Voraus, da die Kapazitäten in Köln zur Messezeit knapp und teuer sind. Wer nun auf eine Akkreditierung hoffen muss, ohne Planungssicherheit, läuft Gefahr, entweder unnötig hohe Kosten zu tragen – oder am Ende ganz außen vor zu bleiben.
Bereits in den vergangenen Jahren mussten Influencer und kleinere Creator Einschränkungen bei der Akkreditierung hinnehmen. Dass sich der Fokus inzwischen offenbar auf die Fachpresse verschiebt, wirft Fragen auf: Welche Rolle misst die Gamescom der klassischen Berichterstattung eigentlich noch bei? Ist der mediale Mehrwert nicht mehr gewünscht – oder sollen stattdessen andere Formate in den Vordergrund rücken?
Die Entscheidung, Pressezugänge zu limitieren, mag aus Sicht der Veranstalter „fair“ gegenüber kleineren Redaktionen erscheinen. In der Praxis jedoch wirkt sie wie eine Missachtung der journalistischen Realität. Denn ein einzelner Journalist kann schlicht nicht das leisten, was ein Team stemmen könnte – weder inhaltlich noch organisatorisch.
Statt den Pressezugang willkürlich zu beschneiden, wäre Transparenz, frühzeitige Kommunikation und ein Dialog mit den Betroffenen das Mindeste gewesen. So aber entsteht der Eindruck: Die Gamescom zieht die Grenzen enger – und verliert dabei genau jene, die sie über Jahre mit aufgebaut haben.