Am 21. März wurde nach langem Warten endlich MASS EFFECT: ANDROMEDA veröffentlicht. Ob das Spiel die hohen Erwartungen erfüllen kann, erfahrt ihr im Test.
Im November 2007 brachte das kanadische Entwicklerstudio BioWare den ersten Mass Effect Teil exklusiv auf die Xbox und den PC. Erst im Jahr 2012 konnten die PlayStation Spieler sich damit vertraut machen. Nach zwei weiteren Ablegern folgt nun Andromeda.
Ersteindruck
Shepard und seine Crew haben enorm große Fußstapfen hinterlassen. In diese soll nun MASS EFFECT: ANDROMEDA treten. Schon beim Charakter-Editor merkt man allerdings, dass es sich nicht zu sehr an den Vorgängern orientieren will sondern eine eigene Identität entwickeln möchte. Ob man dies nun gut oder schlecht findet, kann man so oder sehen, Fortsetzungen oder lieber was neues zu bringen ?!
Die Einstellungsmöglichkeiten für euren Charakter beschränken sich auf das nötigste und sind nicht so umfangreich, wie man es sich gewünscht hätte. Konnte man bei den Vorgängern noch einige Details über die Vorgeschichte des Charakters einstellen, so kann man hier nur einstellen, ob Shepard männlich oder weiblich war. Neben der Erwähnung einiger Figuren aus den Vorgängern in der Story ist das die einzige Verbindung zur klassischen Trilogie.
Allerdings könnt ihr sowohl euren eigenen Charakter einstellen, als auch euren Bruder, bzw. eure Schwester. Je nachdem, ob ihr selbst einen männlichen oder einen weiblichen Charakter spielt. Diese Einstellungen haben Einfluss darauf, wie euer Vater im Spiel aussieht. Ein nettes kleines Detail.
Um euch nicht zu sehr zu spoilern, belasse ich es bei der Beschreibung der Story mal beim Nötigsten. Die Menschheit sucht eine neue Heimat in einer fernen Galaxie und als sogenannter Pathfinder seid ihr derjenige, der auf den in Frage kommenden Planeten nachschauen soll, ob die Menschen und ihre Verbündeten sich dort ansiedeln könnten.
Das wäre nicht all zu schwer, gäbe es dort nicht seltsame Bauwerke einer uralten Zivilisation, welche die nicht ganz so freundlichen Kett genau so interessant finden. Und zu allem Überfluss gibt es auch noch die Geißel. Eine Wolke aus dunkler Energie, die das Erkunden der neue Heimatgalaxie nicht gerade ungefährlicher macht.
Gameplay
Die Steuerung unterscheidet sich nicht wesentlich von den Vorgängern. Zwar ist die Nutzung des Jetpacks zum Springen anfangs noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber den Dreh hat man nach kurzer Zeit raus.
Bei der Deckungssteuerung hatte ich jedoch das Gefühl, dass sie etwas störrisch ist. Es kann im hektischen Gefecht schonmal kritisch werden, wenn die Spielfigur sich nicht hinter eine Deckung hockt, sondern auf sie drauf klettert oder einfach drüber springt.
Die Steuerung der Begleiter beschränkt sich auf einfache Befehle und Anweisungen. So kann man seinen Mitstreitern z.B. befehlen wo sie Deckung suchen sollen und von wo sie den anrückenden Feind bekämpfen sollen. Wirklich taktisches und Strategisches Vorgehen ist dadurch nur sehr eingeschränkt möglich. Hier hat man etwas Potential verschenkt.
So richtig Spaß kommt allerdings beim Herumfahren mit dem Bodenfahrzeug auf. Ob ihr nun auf Wegen fahrt, oder quer durch das teilweise unwegsame Gelände bleibt fast vollständig euch überlassen. Das lädt immer wieder zu Erkundungsfahrten in Bereichen ein, in denen man sich zu Fuß wahrscheinlich sämtliche Knochen brechen würde. Und mit etwas Glück entdeckt man dabei sogar das ein oder andere kleinere Geheimnis.
Grafik/Sound
Optisch muss sich MASS EFFECT: ANDROMEDA die ein oder andere Kritik gefallen lassen. Zwar sieht es im laufenden Spiel fantastisch aus und vermittelt eine enorm gute Atmosphäre, vor allem auf den betretbaren Planeten, in Raumstationen und Schiffen. Befindet man sich z.B. gerade im Orbit eines Planeten, so kann man seine ganze Schönheit durch die Fenster seines Schiffes bewundern.
Auf den zweiten Blick sieht man jedoch immer wieder flackernde Texturen, aufploppende Gegenstände, seltsame Animationen und Bewegungsabläufe bei den NPCs. Besonders die Gesichts- und Sprachanimationen in den Zahlreichen Dialogen wirken alles andere als zeitgemäß. Das macht es schwer, die Charaktere und ihre Emotionen ernst zu nehmen. Bei einem Spiel in dem ein so großer Teil aus Dialogen und emotionalen Gesprächen besteht, darf man in diesem Punkt etwas mehr erwarten.
Auf der PlayStation 4 Pro wird euch zudem wahres HDR geboten, dennoch wirkt alles im Kontrast zu körnig.
Der Sound hingegen ist fantastisch. Die Geräuschkulisse wirkt lebendig und vielfältig. Angefangen bei den Gesprächen der herumstehenden NPCs, bis hin zu den Waffen und Umgebungsgeräuschen auf den Planeten passt das alles wunderbar zusammen. Der räumliche Klang kommt einem Kinosound sehr nahe, da Dialoge im Center liegen und alles andere gut räumlich platziert wurde.
Seid ihr z.B. auf einem Planeten ohne Atmosphäre, klingt alles so dumpf als wäre man tatsächlich im Weltraum und im Dschungel kommen Tiergeräusche aus allen möglichen Himmelsrichtungen.
Auch die Musikuntermalung kann sich hören lassen. Der Soundtrack schafft ein enorm gutes Weltraum-Erforschungs-Feeling und schafft die nötige Atmosphäre um noch ein wenig mehr zu erforschen als man eigentlich wollte.
Umfang
Der große Umfang des Spiels ist gleichzeitig eine Stärke aber auch eine Schwäche. Über die Hauptgeschichte kann man sich streiten. Ich persönlich finde sie für das Setting sehr passend und gut umgesetzt. Wäre MASS EFFECT: ANDROMEDA ein Film, hätten wir hier gutes Popcorn-Kino mit einer typischen „Die Menschheit muss gerettet werden“-Story. Nicht besonders spektakulär, aber sehr unterhaltsam.
Bei den Nebenaufgaben sieht es da schon ein wenig anders aus. Unzählige immer wieder gleich ablaufende Sidequests ziehen das Geschehen wie Kaugummi in die Länge. Und wenn man zum 10. Mal die gleiche Aufgabe erfüllt hat, hat man dabei irgendwann nicht mehr wirklich Spaß. Dazu kommt, dass man immer wieder die gleichen Wege gehen muss, weil zwei unterschiedliche Aufgaben im selben Gebiet zu erfüllen sind, aber eben nicht gleichzeitig.
Auch das Erforschen des Weltraums ist nur am Anfang wirklich fesselnd. Es gibt zwar unzählige Planeten, aber nur eine Handvoll davon kann man betreten. Bei den meisten beschränkt es sich auf das Scannen und Einsammeln von Gegenständen aus dem Orbit heraus. Und das wiederholt sich immer und immer wieder.
Dadurch kommt zwar am Ende eine enorme Spielzeit zusammen, aber wenn man die Hälfte davon nur damit beschäftigt war eine belanglose Nebenaufgabe nach der Anderen zu erfüllen, kann man hier wirklich nicht von einem Spielerlebnis sprechen.
Fazit
Die großen Fußstapfen der Vorgänger kann MASS EFFECT: ANDROMEDA leider nicht ganz ausfüllen. Die kleinen aber zahlreichen Schönheitsfehler machen das Spiel zwar nicht kaputt, aber sie ziehen den Gesamteindruck ein gutes Stück nach unten. Dennoch ist es ein guter Start in ein neues MASS EFFECT-Universum. Wenn der Entwickler die kleinen Fehler nachträglich mit ein paar Patches korrigiert, könnte es bis zum Start eines eventuellen Nachfolgers tatsächlich das MASS EFFECT werden, welches wir uns gewünscht haben.
Getestet wurde die Spielversion 1.05 auf der PlayStation 4 Pro.