Wir haben uns über die Feiertage ein wenig Zeit genommen und einen ausführlichen Blick auf das bereits am 14. November 2017 erschienenen LEGO Marvel Super Heroes 2 geworfen. Ob das Spiel so gut ist wie die bisherigen LEGO-Titel, erfahrt ihr im Test.
Ersteindruck
Ein größenwahnsinniger will die Erde erobern, packt Orte aus verschiedenen Zeitlinien an einen Ort und nennt die neue „Stadt“ Chronopolis. Und die einzigen, die ihn aufhalten können, sind diverse Marvel-Helden. Inklusive den Guardians of the Galaxy. Na das kann ja Eiter werden.
So ungefähr kann man die Story des Spiels kurz zusammenfassen. Das Hört sich im ersten Moment nach ner Menge Spaß und viel Abwechslung an. Und genau das ist es auch.
Schon in den ersten Minuten wird klar, dass LEGO Marvel Super Heroes seine Sache ähnlich gut machen wird, wie die bisherigen LEGO-Titel. Der typisch kindliche LEGO-Charme hatte mich vom ersten Moment an schon gepackt und und auch nach etlichen Spielstunden nicht nachgelassen. Sowas schaffen nur LEGO-Spiele.
Gameplay
LEGO Marvel Super Heroes 2 ist von oben bis unten vollgepackt mit Nebenaufgaben, Geheimnissen und Missionen. An praktisch jeder Ecke der großen Spielwelt gibt es was zu erledigen. Und nur selten kommt dabei Routine auf. Die Aufgaben sind so abwechlungsreich und kreativ, wie man es von einem LEGO-Spiel erwarten kann. Angefangen bei typischen „sammle mir mal das ein“-Missionen, über Rennen, Begleitmissionen, bis hin zu Sport- und Geschicklichkeits-Missionen, ist so ziemlich alles dabei, was man sich vorstellen kann. Dabei kommen die verschiedensten und abwechslungsreichsten Gameplay-Mechaniken zur Anwendung, die ich bisher in einem einzigen Spiel erlebt habe.
Aber leider hat das Spiel beim Gameplay auch seine wohl größten Schwächen.
Die Steuerung ist an vielen Stellen fummelig und wirkt schlecht durchdacht. Auch die Doppelbelegung einiger Buttons für die vielen Fähigkeiten ist oft eher störend, als hilfreich. Nicht weil es nicht funktionieren würde. Im Gegenteil. Es funktioniert zu gut. Bei doppelt belegten Buttons ist das Timing entscheidend. Drückt man den Button auch nur eine Millisekunde zu lang, wird z.B. die falsche Fähigkeit ausgelöst und man muss neu ansetzen. Besonders bei Geschicklichkeits- und Sprungpassagen wird das Spielen, allein durch diese Sache zu einer echten Tortur und kann jede Menge Frust verursachen. Zwar kann man im freien Spiel und außerhalb von Missionen jederzeit zwischen den über 200 (!) Charakteren mit unterschiedlichsten Fähigkeiten wechseln, aber ganz sauber hat man die Fähigkeitssteuerung nicht umgesetzt. Da wäre weniger vielleicht Mehr gewesen.
Den größten Fehlgriff hat man sich allerdings mit der Kamera- & Flugsteuerung (vor allem in der offenen Welt) geleistet.
Bei einer so großen und offenen Welt ist es normal, dass man auch mal einfach so über die Map fliegen will und sich vielleicht etwas umgucken möchte um vielleicht das ein oder andere Geheimnis zu entdecken. Fliegen ist dafür die einfachste und beste Variante. Wenn einem beim Fliegen dann aber so eine Kamerasteuerung vorgesetzte wird (die man dann noch nicht mal entsprechend ändern kann), dann wird aus dem gemütlichen Erkundungsflug schnell ein krampfhaftes Gefummel, das alles andere als Spaß macht, weil man ständig nur damit beschäftigt ist, die Kamera irgendwie so hin zu fummeln, dass man die gewünschte Stelle sehen kann.
Auf dem rechten Stick (der nach meinem Verständnis) die sinnvollste Wahl für die Kamerasteuerung ist, steuert man nämlich nicht nur die Kamera, sondern auch die Flughöhe. Mit Rechts/Links dreht man die Kamera um den Charakter herum und mit Oben/Unten steuert man die Flughöhe des Charakters. Freies und übersichtliches Umsehen ist dadurch völlig unmöglich. Sobald man (vor allem wenn man schnell fliegt) den Stick nutzt und dabei auch nur LEICHT schräg drückt, schlägt die Kamera Haken wie ein Karnickel und man verliert völlig die Orientierung. Ärgerlich ist das vor allem, weil man die Flughöhe AUCH mit den Taste X & Kreis steuern kann. Es ist mir ein Rätsel, warum man sich hier für eine solche Belegung entschieden hat und dadurch eine vernünftige und frei drehbare Kamera über Bord geworfen hat.
Das mag im ersten Moment wie Erbsenzählerei klingen, aber da die meisten wahrscheinlich sehr viel Zeit in der Luft verbringen werden, ist dieser Punkt alles andere als unwichtig.
Auch an einigen Stellen mit fester Kameraperspektive konnte man kaum vernünftig spielen, da die Kamera sehr ungünstig positioniert und das Spielgeschehen praktisch nicht zu sehen war.
An sonsten kann man dem Spiel in Punkto Gameplay absolut nichts vorwerfen. Die meisten Mechaniken funktionieren enorm gut, sind abwechslungsreich und sinnvoll umgesetzt. Dabei kommen auch die grauen Zellen nicht zu kurz, denn einige Rätsel verlangen schon ein wenig Hirnschmalz und kreatives Denken.
Grafik / Sound / Technik
Wo LEGO drauf steht, ist auch LEGO drin. Das kann man im Fall von LEGO Marvel Super Heroes 2 ohne schlechtes Gewissen auch so unterschreiben. Es sieht genau so toll aus, wie die bisherigen LEGO-Titel und lässt sofort das typischen Feeling der Spiele entstehen.
Einige Male brach jedoch die Framerate auf der Standard-PS4 leider etwas ein. Vor allem beim „Bauen“ von größeren Objekten war das sehr deutlich spürbar. Hier muss auf jeden Fall noch nachgebessert werden.
Sämtliche Haupt- und auch einige Nebendialoge sind komplett vertont und machen es einfacher, dem Spielgeschehen zu folgen. In vielen Szenen werfen die Charaktere auch ihre Meinung und den ein oder anderen witzigen Spruch in den Raum und lockern das Spielgeschehen dadurch wunderbar auf. Einziger Wehrmutstropfen ist, dass die Charaktere nicht von den Originalsprechern der Filme gesprochen werden, wodurch einige Stimmen leider auch nicht so ganz zu den Figuren passen, wie z.B. im Fall von Rocket Raccoon von den Gurdians of the Galaxy.
Die Musik hingegen ist fantastisch und untermalt das Geschehen dezent, aber immer passend. Manchmal dramatisch, manchmal locker, aber immer zur jeweiligen Situation passend und nie zu aufdringlich.
Auch die Geräuschkulisse ist typisch LEGO. Das markante Klappern der Legosteine allein lässt Euch sofort wieder 10 Jahre alt werden und verliert dabei nie seinen Charme. Auch sonst gibt es bei der akustischen Untermalung nichts zu meckern. Klingt super, ist super.
Gelegentlich wurde ich mit ein paar kleinen Fehlern im Gameplay konfrontiert, was dazu geführt hat, dass ich einige Level neu starten musste. So hing z.B. eine für das Vorankommen nötige Kiste frei schwebend in der Luft herum und nicht dort, wo sie hin musste. Oder ein KI-Charakter hing während einer Verfolgungsjagd an einer Laterne fest, weswegen der Event nicht weiter lief und neu gestartet werden musste. Solche ärgerlichen Fehler hielten sich zwar in Grenzen, haben aber schon ein wenig gestört.
Umfang
Der Umfang von LEGO Marvel Super Heroes 2 könnte nicht besser sein. Die Spielwelt bietet unzählige kleinere und größere Aufgaben, Events, Geheimnisse und so viel Abwechslung, dass Langeweile hier praktisch nicht möglich ist. In einer Mission bekämpft ihr z.B. einen Bösewicht und in der nächsten müsst ihr eine Geburtstagsparty vorbereiten und in LEGO-Manier die Instrumente der Band und eine Discokugel zum Laufen bringen. So viel Abwechslung habe ich selbst in LEGO-Spielen nur selten erlebt.
Dazu kommt eine gigantische Anzahl an spielbaren Charakteren, die es vorher natürlich freizuschalten gilt. Über 200 Figuren mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten stehen euch zur Verfügung. Einige davon ähneln sich zwar, sind aber dennoch notwendig, um alle Aufgaben zu meistern, denn einige davon können nur mit speziellen Fähigkeiten erledigt werden. Wollt ihr z.B. alle Minikits in den Story-Leveln einsammeln, müsst ihr jedes Level mindestens ein zweites mal im freien Spiel in Angriff nehmen. Denn nur hier könnt ihr die Charaktere frei wechseln und deren Fähigkeiten nutzen.
Und wem das immer noch nicht reicht, der kann im Charakter-Creator bis zu 10 eigene Charaktere erstellen, mit den gewünschten Fähigkeiten ausstatten und frei nutzen.
Und natürlich ist auch der König der Gastauftritte, Sten Lee, wieder mit dabei. In jedem Story-Level (und auch in der offenen Spielwelt) hat er sich in eine andere Misere hinein manövriert und will gerettet werden.
Fazit
LEGO Marvel Super Heroes 2 ist eines der Spiele, die mit enormer Kreativität, unzähligen Missionen, Events, Extras und Abwechslungsreichtum immer wieder zu weiteren Spielrunden einlädt. Langeweile wird zum Fremdwort und man entdeckt immer wieder etwas neues in der großen, bunten und überaus lebendigen Spielwelt. Und es könnte so schön sein, wenn da nicht das teilweise haarsträubende Gameplay und die fürchterlich in die Hose gegangene Flug- & Kamerasteuerung wäre. Wem das nichts ausmacht und wer über solche Schwächen hinwegsehen kann, der kann sein Weihnachtsgeld hier jedoch getrost anlegen, denn ein ungeschriebenes Gesetz besagt zu Recht: „LEGO-Spiele sind IMMER gut“.