Die Hölle ist leer markiert das dritte und letzte Kapitel des Episodenspiels Life is Strange: Before the Storm. Ob das Finale den beiden vorangegangenen Episoden gerecht wird, erfahrt ihr im Test.
zum TEST – Episode 1:“Erwachen“
zum TEST – Episode 2:“Schöne neue Welt“
Ersteindruck
Die ersten Beiden Episoden erzählten in einem ruhigen und sensiblen Tempo die beiden Schicksale von Chloe Price und Rachel Amber. Wir erlebten in einfühlsamen Szenen mit, was die Leben beider Mädchen belastet, was sie bewegt. Wir sahen, wie eine innige Freundschaft entstand und auf eine harte Probe gestellt werden würde.
Die zweite Episode „Schöne neue Welt“ endete mit einem dramatischen Streit zwischen Rachel und ihrem Vater, der viel zu lang ein schwerwiegenden Geheimnis mit sich herum trug. Rachels Leben wird für immer auf den Kopf gestellt und mittendrin befindet sich Chloe, die sich zu allem übel auch noch selbst in eine gefährliche Sache mit einem Drogendealer manövriert hat.
Im Vergleich zu den beiden sehr guten Episoden „Erwachen“ und „Schöne neue Welt“ fällt das Finale „die Hölle ist leer“ deutlich ab. Die Story, die wir bis hierhin erzählt bekommen haben, entfaltete sich langsam und behutsam und nahm sich stets viel Zeit, die Charaktere lebendig wirken zu lassen. Wir bekamen einen sensiblen Blick auf die inneren Welten zweier verletzter Teenager. In der dritten Episode wirft Entwickler Deck Nine dieses Rezept über Bord und drückt deutlich aufs Gaspedal. Zum einen zieht dadurch der Spannungsgrad deutlich an, aber zum anderen leidet die so mühsam konstruierte Handlung darunter. So hetzten wir von einem Schauplatz zum anderen und führen Dialoge mit eher unwichtigen Charakteren, die man wohl noch schnell abfrühstücken wollte. Was bei der ganzen rasanten Reise in Rachel und Chloes Köpfen so vorgeht, spielt dabei nur noch eine untergeordnete Rolle.
Grafik / Sound
Life is Strange: Before the Storm unterstützt auch die Vorzüge der PS4 Pro mit knackig-scharfer 4K-Grafik und 30 bilder pro Sekunde. Der Grafikstil ist mit seiner eher weichen pastelfarbenen Stimmung ein Blickfang und noch schöner gelungen, als im Hauptspiel Life is Strange von 2015. Leider wirken die Bewegungen und Gesichtsanimationen immer noch sehr eingeschränkt. Insbesondere weil Life is Strange: Before the Storm so eine emotionale Geschichte ist, wäre es authentischer, die Gefühle der Charaktere auch aus ihren Gesichtern lesen zu können.
Der sehr empfehlenswerte Soundtrack schlägt passend zur Story eher leise Töne an und wird zum Großteil von der britischen Band Daughter getragen.
Umfang
Die Spielzeit beträgt pro Episode etwa zweieinhalb Stunden. Als kleine Nebenaufgabe dürfen wir geheime Graffitis finden und sprayen. Jedes der zehn Graffitis lässt uns zudem eine Trophäe freispielen. Fernab davon, birgt das Spiel allerdings keinen Wiederspielwert.
Fazit
Mit Life is Strange: Before The Storm wurde die Hauptgeschichte von Life is Strange um ein würdiges Prequel erweitert. Die Beweggründe, Gedanken und Gefühle der Charaktere nimmt hier sehr viel Raum ein und lässt die Protagonisten sehr menschen-nah und glaubwürdig agieren. Die Story ist spannend und vielschichtig erzählt, besitzt aber nach hinten heraus einige Schwächen. Auch dass die Entscheidungsfreiheiten, die im Hauptspiel immer wieder vertreten waren, in Before the Storm praktisch keine Rolle mehr spielen und wir einem sehr starren Drehbuch folgen, ist enttäuschend.
Life is Strange: Before The Storm ist ein packendes Drama, dessen Charaktere uns schnell ans Herz wachsen.