Square Enix und Koei Tecmo haben kürzlich den 3v3-Arena-Brawler Dissidia Final Fantasy NT veröffentlicht. Wir haben uns für euch in die Schlacht gestürzt und sagen euch, was das Spiel zu bieten hat.
Ersteindruck
Man nehme diverse Charaktere aus den unterschiedlichsten Final Fantasy-Teilen, ein paar der Landschaften aus den selben Spielen, packe alles in ein neues Spiel, schreibe eine kleine Geschichte drum herum und würze es mit jeder Menge schneller Action. Und fertig ist Dissidia Final Fantasy NT. Kling im ersten Moment wie Gulasch, in dem von allem etwas steckt, ist aber in der Tat ein überraschend gutes Gericht, dem allerdings doch ein paar Zutaten fehlen.
Wer schon mal ein Final Fantasy gespielt hat (soll ja Leute geben, die vorher noch nie eins gespielt haben), der weiß, dass die FF-Reihe in einem Punkt immer besonders hervor sticht: Inszenierung! Angefangen bei den fantastischen CGI-Sequenzen bei denen jeder Animationskünstler ins Schwärmen kommt, über Geschöpfe die man noch nie gesehen hat, bis zur Mode, die selbst Karl Lagerfeld & Co. ein Glitzern in die Augen zaubern würde.
Und all das findet sich natürlich auch in Dissida wieder. Da wir hier einen Mix aus diversen Final Fantasy-Spielen haben, sogar noch mehr, als in jedem „normalen“ Ableger des Franchise.
Ich für meinen Teil, war von den ersten Stunden und meinen ersten Eindrücken begeistert, OBWOHL ich mit dem Genre, zu dem das Spiel gehört eigentlich nicht das geringste anfangen kann.
Gameplay
Wer das erste Mal Dissidia spielt, dem rate ich, sich unbedingt das Tutorial anzusehen. An sonsten könnte es passieren, dass ihr im Kampf hoffnungslos überfordert seid. Dissidia gehört zu der Sorte Spiele, die zwar leicht zu erlernen, aber schwer zu meistern sind. In den Kämpfen hat so ziemlich alles einen Einfluss auf das Gameplay. Die Zusammenstellung eurer Gruppe, die gewählten Fähigkeiten, das Areal, der gewählte Esper (da kommen wir gleich nochmal im Detail zu) und natürlich eure Fähigkeiten als Spieler.
Zu Beginn wählt ihr euren sogenannten Esper. Das ist praktisch der Gott, der euch im Kampf unterstützt. Er gewährt euch einerseits einen speziellen Stärkungseffekt, kann aber zusätzlich im Kampf beschworen werden um euch zu unterstützen. Der allererste Esper wird euch zufällig zugewiesen. Im weiteren Verlauf des Spiels schaltet ihr alle weiteren jedoch Stück für Stück frei.
Bei der Wahl eures Kämpfers habt ihr die Qual der Wahl. Dreißig Charaktere aus den verschiedensten Final Fantasy-Spielen stehen zur Auswahl. Jeder mit seinen eigenen Fähigkeiten und Eigenheiten. Dabei fängt es schon mit der Klasse an. Frontkämpfer sind klassische Nahkämpfer mit viel Schadensoutput. Assassinen sind etwas schwächer, sind jedoch schnell und wendig und decken den Gegner mit vielen Angriffen ein. Oder soll’s ein Fernkämpfer sein, der den Gegner aus sicherer Entfernung bearbeiten kann? Für jede Spielweise ist etwas dabei. Auch weil alle Charaktere sich von ihrer Spielweise grundlegend unterscheiden. Soll heißen: Frontkämpfer ist nicht gleich Frontkämpfer, denn auch Charaktere der selben Klasse spielen sich vollkommen unterschiedlich.
Stürzt ihr euch das erste Mal in einen richtigen Kampf, dürften die meisten wahrscheinlich völlig überfordert sein. Für was ist die Anzeige da? Was soll mir die Zahl da sagen? Was ist das für eine Linie über meinem Kopf? Warum bin ich schon down? So in etwa dürften die ersten Matches ablaufen. Da die Matches auf maximal 4 Minuten begrenzt sind, ist das allerdings nur halb so dramatisch, wie es im ersten Moment klingt.
Die Flut an Informationen auf dem Schirm allein ist schon etwas viel für den Anfang. Dann kommt noch das Geschehen im Kampf selbst dazu. Nach den ersten paar Matches war bei mir der Ofen fast schon aus. Das war mir zu viel auf einmal. Und so ähnlich dürfte es den meisten anderen Neueinsteigern auch gehen.
Ich kann auch aber beruhigen. Nach einer Weile bekommt man das Geschehen in den Griff und weiß auch mit den Einblendungen und Informationen auf dem Bildschirm was anzufangen. Und auch mit dem Effektfeuerwerk im Kampf kommt man relativ schnell zurecht. Wer also wie ich in den ersten Matches wegen der Reizüberflutung dem Koma na war, den kann ich hiermit beruhigen.
Wer ein bisschen mehr dazu sehen will, der findet ein paar Kämpfe in meinem Vorstellungsvideo zum Spiel.
Grafik / Sound / Technik
Was die Grafik angeht ist Final Fantasy ja schon seit Jahren über jeden Zweifel erhaben. Wohl kaum eine Spieleserie schafft es immer wieder, sich auf so beeindruckende Art und Weise zu präsentieren und immer wieder eine Schippe drauf zu legen.
Auch Dissidia sieht gewohnt fantastisch aus und ist in seiner Gestaltung eben so stilsicher, wie alle bisherigen Final Fantasy-Spiele. Angefangen bei den Charakteren, über die Arenen, bis hin zu den Menüs wirkt das Spiel wie aus einem Guss. Auch wenn es optisch mit Spielen wie Final Fantasy XV nicht ganz mithalten kann, so wirkt das, was man hier bekommt wie ein perfekt abgestimmtes Gesamtpaket.
Auch beim Sound und der Musik bleiben keine Wünsche offen. Die bekannten Musikstücke aus den bisherigen Ablegern der Serie sind und bleiben fantastisch und könnten kaum mehr Abwechslung biete. Für jeden Geschmack ist was dabei. Ob rockig, orchestral, poppig oder elektronisch. So ziemlich alle Geschmäcker werden bedient. Im Laufe des Spiels könnt ihr euch darüber hinaus noch etliche weitere Musikstücke aus dem Final Fantasy-Universum freischalten und die Musikpalette noch abwechslungsreicher gestalten.
Die Geräuschkulisse ist ebenso gut gelungen. Die wuchtigen Kampfgeräusche klingen so wie sie klingen müssen. Eben als würde man seinen Gegner so richtig schön verdreschen.
Rein technisch gibt es hier und da ein wenig Luft nach oben. So macht vor allem die Kamera gelegentlich kleine Probleme. Vor allem sobald ein Kampf beendet wird und die Kamera auf den Charakter fokussiert, der den finalen Schlag ausgeführt hat. Hier zuckt sie mitunter in paar mal etwas seltsam.
Und auch in den Zwischensequenzen kann man die in oder andere flackernde Kante beobachten. Insbesondere bei Schatten und kleineren und entfernteren Objekten stört das die an sonsten fantastische Optik etwas.
Die größte Schwäche des Spiels ist wohl der Inhalt. Zwar habt ihr viele Charaktere und abwechslungsreiche Kämpfe, aber die Spielmodi selbst bieten etwas wenig.
Mit nur 2 (richtigen) Spielmodi fällt die Auswahl leider etwas mager aus. Euch stehen lediglich die Modi „Standard“, in dem ihr ein klassisches 3v3-Match spielt, oder die „Kristallschlacht“, in der ihr den Heimatkristall des Gegners zerstören müsst, zur Verfügung. Auch wenn jeder Kampf anders abläuft, ist das Spielprinzip IMMER gleich. Gegner umhauen, oder Kristall zerstören. Das war es schon. Hier währe etwas mehr Abwechslung wünschenswert. Zum Beispiel in Form von Modifikatoren, die man vor dem Kampf bestimmen kann. Spontan fallen mir da z.B. solche Dinge ein wie veränderte Schwerkraft, nur bestimmte Klassen, keine Spezialangriffe oder auch deaktiviertes Sprinten oder Fliegen. Die Möglichkeiten sind praktisch unbegrenzt. Dadurch könnte man dem an sonsten immer gleichen Spielgeschehen etwas mehr Abwechslung verleihen. Bei nur 2 verfügbaren Spielmodi kann sonst schnell Routine oder sogar Langeweile aufkommen.
Fazit
Dissidia Final Fantasy ist sicher nichts für den durchschnittlichen Final Fantasy-Fan. Wer aber gerne mal ein wenig die Sau raus lässt und vielleicht schon immer mal einen der Bösewichte aus einem der zahllosen Final Fantasy-Titel spiele wollte, kann bei Dissidia nichts falsch machen. Zwar ist man als Einsteiger anfangs völlig überfordert und wird mehr als hektisch rumspringen und ziellos um sich schlagen wohl nicht zustande bekommen, aber hat man die Steuerung erstmal ein wenig im Griff, kommt mächtig Spaß auf.
Zwar ist der Inhalt mit 2 (richtigen) Spielmodi eher überschaubar und wäre ausbaufähig, aber wer braucht schon x Spielmodi, wenn er sich wild Prügeln und mit allerlei magischem Zeug um sich werfen kann?
Jemandem wie mir, der mit solchen Action-Kloppereien im Arena-Stil eigentlich überhaupt nix anfangen kann, ein solches Spiel zu präsentieren und mich trotz meiner Zweifel zu überzeugen hat schon eine extra Priese Lob verdient.
Getestet wurde Version 1.01 auf der PlayStation 4 Pro.