[ TEST ] TT – ISLE OF MAN: Ride on the Edge – Hart, härter, Tourist Trophy

Mit TT – Isle of Man: Ride on the Edge hat Big Ben Interactive das offizielle Spiel zum wohl prestigeträchtigsten Motorradrennen der Welt veröffentlicht. Ob das Spiel der Tourist Trophy gerecht wird, oder ob es eher ein Crash ist, erfahrt ihr im Test.


Ersteindruck

Die Tourist Trophy auf der Isle of Man, welche genau zwischen dem Vereinigten Königreich und der Irischen Insel liegt (etwa auf Höhe von Nordirland), dürfte zu den legendärsten Motorradrennen der Welt gehören. Viele sagen sogar, dass die Fahrer als die „letzten Gladiatoren“ bezeichnet werden können. Bei keiner Rennveranstaltung in der Geschichte, sind bisher mehr Menschen ums Leben gekommen. Seit der ersten Austragung im Jahre 1907 waren es über 300. Darunter nicht nur Fahrer, sondern auch Zuschauer. Seit 1911 wird auf dem sogenannten Sneafell Mountain Course gefahren. Die 60,725 km lange Strecke ist dabei eigentlich eine ganz normale Landstraße mit allem, was man von Landstraßeneben eben so  kennt. Bodenwellen, geflickte Schlaglöcher, bröckelnder Asphalt, Vorgärten und Alleen. Auslaufzonen oder „weiche“ Reifenstapel und dergleichen gibt es nicht. Zuschauer stehen nicht hinter verstärkten Absperrungen oder Zäunen, sondern teilweise direkt an der Straße. Auf keiner anderen Rennstrecke der Welt ist die Aussage „Der Tod fährt mit“ treffender als hier.
Nach dieser kleinen Geschichtsstunde nun aber zum eigentlichen Thema.

Die Menüs sind praktisch ein Showroom in dem eure Maschine in all ihrer Pracht bewundert werden kann. / TT Isle of Man
Die Menüs sind praktisch ein Showroom in dem eure Maschine in all ihrer Pracht bewundert werden kann. / TT Isle of Man

Nach einem Tutorialrennen, bei dem euch das nötigste beigebracht wird, könnt ihr zwischen einem schnellen Rennen, der Karriere, einem Zeitrennen und dem Onlinemodus wählen.
Die ersten Rennen waren bei mir geprägt von Stürzen am laufenden Band. So wie sich das für einen Neueinsteiger eben gehört. Hat man das Handling der Maschinen und den Verlauf der Strecken aber erstmal halbwegs verstanden und verinnerlicht, kann man schnell erste Siege verzeichnen und das sehr gute Geschwindigkeitsgefühl so richtig genießen.

3 von 5 Sterne

Gameplay

Wer schon mal das ein oder anderen Motorradrennspiel gespielt hat, wird beim Einstieg keine großen Probleme haben. Lediglich an die Art der Strecken (ohne Auslaufzonen, Curbs oder Reifenstapel) muss man sich erst etwas gewöhnen. Während man auf klassischen Strecken z.B. in langen Auslaufzonen oder im Kiesbett landet, wenn man zu schnell ist, landet man bei TT – Isle of Man auf der nächsten Kuhweide oder in Nachbar Müllers Vorgarten (oder auch direkt an seiner Hauswand). Es gilt also eine Gewisse Vorsicht zu waren. Mit Dauervollgas ist der Sturz vorprogrammiert.

Für Anfänger stehen einige Fahrhilfen zur Verfügung. Zum Beispiel Wheelie- & Stoppie-Schutz um nicht unfreiwillig schon beim Anfahren vom Bike zu fliegen, oder bei einer starken Bremsung über den Lenker „abzusteigen“. Auch die Anzeige der Ideallinie ist für Neueinsteiger eine enorme Hilfe. An ihr kann man sehr gut erkennen, ob man es ohne Sturz durch die nächste Kurve schafft, oder ob man zu schnell ist. Die Einblendung zeigt darüber hinaus auch, ob eine Kuppe oder eine Bodenwelle bei aktueller Geschwindigkeit zur Gefahr werden kann. Dazu gesellen sich dann noch weitere Einstellungen wie z.B. automatische Schaltung. Zwar wird das Spiel nicht zur vollwertigen Simulation, wenn alle Hilfen ausgeschaltet sind, aber die Schwierigkeit nimmt ganz ordentlich zu.

Der Karrieremodus lässt euch eine komplette Fahrerkarriere durchleben. / TT Isle of Man
Der Karrieremodus lässt euch eine komplette Fahrerkarriere durchleben. / TT Isle of Man

Die Schwierigkeitsgrade des Spiels bereiten mir allerdings noch etwas Kopfschmerzen. Während man bei einem schnellen Rennen zwischendurch aus 4 Stufen wählen kann und als Anfänger auch sehr schnell Erfolge erzielt, scheinen diese Einstellungen im Karrieremodus nicht zu funktionieren, auch wenn man sie hier ebenso einstellen kann. Die KI ist in der Karriere um ein vielfaches schwerer als im „normalen“ Spiel, egal, welchen Schwierigkeitsgrad man wählt. Als Einsteiger braucht man den Karrieremodus gar nicht erst zu versuchen. Da ist nicht das geringste zu holen. Ich hoffe, und gehe auch ein wenig davon aus, dass es sich hier um einen Fehler handelt, der bald mit einem Patch korrigiert wird.

4 von 5 Sterne

Grafik/Sound/Technik

Optisch bekommen wir zwar kein Feuerwerk, aber dennoch ein Spiel, das zu gefallen weiß. Besonders das Geschwindigkeitsgefühl kommt extrem gut rüber. Besonders in der Helmperspektive hat man das typische Tunnelgefühl, das bei hohen Geschwindigkeiten auftritt. Kleine Details wie tote Insekten auf der Cockpitscheibe runden das Feeling dann noch ein wenig ab.
Leider sieht die Umgebung nicht ganz so schön aus. Trotz ganz netter und detailgetreuer Darstellung, wirkt die Streckenumgebung sehr leblos und bringt den Eventcharakter der Tourist Trophy kein bisschen rüber. Hier und da stehen ein paar Zuschauer und winken unspektakulär mit den Armen, aber das war es dann auch schon. Die besondere Atmosphäre des Events verpufft dadurch leider sehr stark.

Mit Tempo 300+ über Landstraßen, durch Alleen und an Vorgärten vorbei. Das ist die Tourist Trophy. / TT Isle of Man
Mit Tempo 300+ über Landstraßen, durch Alleen und an Vorgärten vorbei. Das ist die Tourist Trophy. / TT Isle of Man

Der Sound kommt eher unspektakulär daher. Die Musik ist zwar ganz nett, aber haut keinen wirklich vom Hocker. Zumal im Rennen selbst auch keine musikalische Untermalung vorhanden ist. Diese beschränkt sich voll und ganz auf die Menüs.
Die Geräuschkulisse macht es da schon ein wenig besser. Zwar kann man nur schwer einschätzen, ob die PS-Boliden tatsächlich so klingen, wie im echten Leben. Das könnte ein echter Experte wohl auch viel besser einschätzen als ich. Mir persönlich gefällt der Klang aber sehr gut. Jedes Bike hat seinen eigenen, markanten Sound, was etwas Abwechslung rein bringt.
Ein nettes Detail ist das Geräusch des Fahrtwindes. Je schneller man unterwegs ist, desto lauter rauscht der Wind aus den Lautsprechern, bzw. Kopfhörern. Ein schönes Detail, das zur Gesamtatmosphäre beiträgt.

Rein technisch gab es nichts zu bemängeln. Zwar gab es während meiner Testzeit 2 Spielsbstürze, aber an sonsten keine Bugs oder Glitches, die als solche zu erkennen gewesen wären. Von daher gibt’s hier nicht viel zu berichten.

3 von 5 Sterne

Umfang/Inhalt

Natürlich gibt es in TT – Isle of Man nicht nur „die eine“ Strecke. Insgesamt 10 Kurse stehen euch zur Auswahl. Bis auf den Sneafell Mountain Course sind diese jedoch nicht real, sondern nur an die Gestaltung der legendären Rennstrecke angelehnt und ähnlich aufgebaut. Zum Einen ist dadurch für etwas Abwechslung gesorgt und zum Anderen kann man nur auf den anderen Strecken auch mal ein schnelles Rennen zwischendurch fahren. Auf dem Mountain Course dauert allein eine Runde nämlich schonmal gute 20 Minuten. Eine komplette Runde findet ihr in meinem Vorstellungsvideo zum Spiel.

Eine Runde auf dem legendären Sneafell Mountain Course kann schonmal gute 20 Minuten dauern. / TT Isle of Man
Eine Runde auf dem legendären Sneafell Mountain Course kann schonmal gute 20 Minuten dauern. / TT Isle of Man

Die Strecken sind optisch alle ziemlich ähnlich, unterscheiden sich aber im Aufbau teilweise grundlegend. Vom relativ einfachen, als Dreieck gestalteten Kurs durch eine Kleinstadt, bis hin zur engen und verwinkelten  Strecke auf einem Hafengelände ist von allem etwas dabei. Und da jede der Strecken euer fahrerisches Können auf unterschiedliche Weise fordert, ist genug Abwechslung vorhanden.

Für noch mehr Abwechslung sorgt der Karrieremodus. Hier fahrt ihr neben den Standardstrecken auch einzelne Etappen auf dem Mountain Course. Dabei sammelt ihr nicht nur Preisgelder um euch neue Motorräder kaufen zu können, sondern auch Fans. Wie sich das auf den Fortschritt der Karriere auswirkt hätte ich zwar gerne getestet, aber so wie es scheint, gibt es im Karrieremodus noch einen Fehler der verhindert, dass man den Schwierigkeitsgrad einstellen kann. Egal wie oft man die Settings ändert, es zeigt keinerlei Wirkung. Und gegen die bockschwere KI hatte ich als Anfänger bisher in keinem Rennen auch nur die geringste Chance. Das wird also warten müssen.

Die Zuschauer und die Umgebung wirken leider etwas leblos. / TT Isle of Man
Die Zuschauer und die Umgebung wirken leider etwas leblos. / TT Isle of Man

Der Multiplayer lässt euch mit bis zu 8 Fahrern auf allen Strecken des Spiels um Ruhm und Ehre fahren. Zum Testzeitpunkt war hier allerdings noch nicht sehr viel los. Das eine Rennen, das ich finden konnte lief allerdings rund und ohne Verbindungsprobleme oder ähnliches.

Zu den Strecken gesellen sich außerdem die offiziellen Fahrer wie z.B. TT-Legende John McGuinness und natürlich die lizenzierten Bikes der Fahrer. Außerdem werden die 2 Motorradklassen (Supersport & Superbike) im Mai kostenlos per DLC um die Beiwagenklasse ergänzt. Es steht also schon Nachschub in den Startlöchern.

3 von 5 Sterne

Fazit

Mit TT – Isle of Man: Ride on the Edge bekommen wir zwar kein Meisterstück der Spielekunst, aber ein durchaus solides Rennspiel. Vor allem der besondere Spirit der Tourist Trophy macht es interessant und hebt es zumindest aus spielerischer Sicht von klassischen Motorradrennspielen ab. Leider fehlt es dem Spiel aber an etwas entscheidendem: Atmosphäre. Speziell solche Events wie die Tourist Trophy leben erst durch die Atmosphäre die auch durch das Drumherum entsteht. Seien es nun die Zuschauer, die kleinen Rituale oder auch die letzten Minuten vor dem Start, in denen die Fahrer nochmal in sich gehen und fast wie in Trance in einer ruhigen Ecke sitzen und schweigen. All diese Kleinigkeiten, die in ihrer Summe aber zur Atmosphäre und Authentizität beitragen würden, sind im Spiel nicht vorhanden. Mit kleinen Einstellungen und Einspielern, z.B. während der Ladezeiten, hätte man ein paar dieser Punkte ohne weiteres erfüllen können. So ist TT – Isle of Man am Ende zwar ein ganz brauchbares Rennspiel, aber leider nicht das Spielerlebnis, das es hätte sein können.

Getestet wurde Version 1.02 auf der PlayStation 4 Pro.


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