Die prügelwütige Spielreihe Yakuza bildet nun seit beinahe 15 Jahren eine feste Größe unter den PlayStation-Exklusiv Titeln. Der viel gefeierte Hit aus dem Hause Sega geht in die sechste Runde. Wir haben Yakuza 6: The Song of Life für euch getestet.
Ersteindruck
Die Story der Yakuza-Reihe ist wohl einer der komplexesten Handlungsstränge der gesamten Spieleindustrie. Die besonders in Japan ungeheuer populäre Spielereihe dreht sich dabei um Kazuma Kiryu – seineszeichens ranghohes Mitglied der Yakuza. Doch Kazuma möchte die organisierte Kriminalität hinter sich lassen und ein normales, ruhiges Leben im Sunshine-Waisenhaus führen, zusammen mit den Waisenkindern, die er als seine Familie betrachtet. Kazuma geht einen Deal mit der Polizei ein, die ihn drei Jahre lang im Gefängnis absitzen lässt. Nach dieser Zeit soll sein sträfliches Leben abgegolten sein.
Als Kazuma nach drei Jahren rehabilitiert aus dem Gefängnis entlassen wird, muss er allerdings feststellen, dass Haruka, eines der Waisenkinder, das Waisenhaus hinter sich gelassen hat und seitdem als vermisst gilt. Auf der Suche nach Haruka müssen wir bald darauf feststellen, dass Kazuma seine Vergangenheit nicht einfach abstreifen kann. Einmal mehr tauchen wir ein, in die kriminelle Welt der Yakuza, die obendrein Krieg gegen die chinesischen Triaden führen.
Gameplay
Yakuza 6 nimmt sich sehr viel Zeit, uns in die komplex gewobene Handlung heranzuführen. Veteranen der Serie dürften gebannt den Fortgang der Story verfolgen. Für Neulinge ist die Rahmenhandlung durch ihre einfache und direkte Erzählweise leicht verständlich. Allerdings fühlen wir uns etwas von den zahlreichen Charakteren erschlagen, die besonders zu Beginn des Spiels im Minutentakt die Bühne betreten. Um gleich zu Beginn mit der Frage aufzuräumen: Muss man die Vorgänger gespielt haben, um in Yakuza 6 eintauchen zu können? Nein, das ist nicht zwingend notwendig, doch wer jedes Detail der Handlung verstehen will, der sollte die früheren Ableger erlebt haben.
Nach einer etwa einstündigen Zwischensequenz dürfen wir die Spielwelt endlich selbst erkunden und uns frei durch Kamurocho bewegen – dem verruchten Rotlicht- und Partyviertel Tokios. Dabei bewegen wir uns stets zu Fuß durch die detailverliebten Straßenzüge. Yakuza 6 ist vordergründig ein simples Prügelspiel, in dem wir immer wieder auf ganze Gegnergruppen verfeindeter Gangs stoßen und sogar fordernde Boss-Fights austragen. Die Kampfsteuerung ist dabei äußerst flüssig und einfach verständlich ausgefallen. Mit der L1-Taste blocken wir beispielsweise die feindlichen Angriffe, während wir mit Quadrat Faustschläge und mit Dreieck Tritte austeilen. Mit der Kreis-Taste nehmen wir unsere Widersacher in den Griff und schleudern sie mit Schmackes in eine Kühltruhe – oder was gerade eben so in der Gegend herumsteht. Schnell wird uns klar, dass wir die einzelnen Moves auch zu komplexen und äußerst stylischen Combos aufbauen können. Schon nach kurzer Zeit gehen uns die Kampfmechaniken in Fleisch und Blut über. Daraus entwickelt sich eine spielerische Dynamik, die einfach nie langweilig wird.
Apropos Langeweile: die dürfte in Yakuza 6 kaum einen Platz finden. Für Abwechslung ist gesorgt. Ein absolutes Aushängeschild der gesamten Yakuza-Serie waren schon immer die zahlreichen Mini-Games, in denen man sich stundenlang vertiefen konnte. Auch diesmal ist Yakuza angefüllt mit Nebenbeschäftigungen. In den Bars Tokios spielen wir Dart, welches mit allen gängigen Spielmodi auffährt und dabei so umfangreich und unterhaltsam ausgefallen ist, dass Sega daraus glatt ein eigenständiges Dart-Spiel machen könnte. Bei unseren Streifzügen durch die engen Straßen entdecken wir bald darauf die Karaoke-Bars, in dem Kazuma sein Gesangstalent unter Beweis stellen darf. In den Spielhallen finden wir hingegen einen ganzen Haufen alter Sega-Klassiker: Space Harrier, Puyo Puyo, Super Hang-Out, Fantasy Zone oder Virtua Fighter V: Final Showdown. Und damit haben wir noch längst nicht alle Nebenbeschäftigungen genannt. Baseball, Angeln, Mah-Jong… die Liste findet einfach kein Ende. Soviel Spiel im Spiel gab es wahrscheinlich noch nie. Yakuza 6 versteht es dabei hervorragend diese Nebenbeschäftigungen glaubhaft in die Spielwelt zu integrieren und sie gleichzeitig in einer Qualität abzuliefern, dass wir uns leicht in dem ein oder anderen Mini-Spiel verlieren können und uns stundenlang nur beim Baseball oder in der Karaoke-Bar vergnügen.
Garniert wird das ganze Spielgeschehen auch noch mit einem umfangreichen Skill-System, das unsere Fähigkeiten im Kampf und außerhalb davon beeinflusst. Die nötigen Skillpunkte bekommen wir als Belohnung durch nahezu jede Tätigkeit. Wenn wir eine Gruppe Triaden aufmischen, oder uns ein leckeres Mittagessen in den Lokalitäten schmecken lassen. Für all unserer Aktionen regnet es Skillpunkte, die wir jederzeit im Skillbaum ausgeben können.
Grafik / Sound
Befeuert wird Yakuza 6 durch die neuentwickelte Dragon-Engine, die Japans Straßenzüge in noch nie dagewesener Qualität erstrahlen lassen. Verglichen mit dem direkten Vorgänger Yakuza 0 ist die grafische Weiterentwicklung wirklich beachtlich. Besonders die Gesichter und die Spielumgebungen wirken wunderbar detailliert und klar. Ein weiterer großer Schritt nach vorn: während die Spielwelt in früheren Ablegern noch durch störende Ladezeiten „zerschnitten“ wurde, präsentiert sich Kamurocho in Yakuza 6 komplett in einem Guss ohne Ladezeiten. Die Innenstadt erstrahlt liebevoll gestaltet. Unsere Augen können sich kaum an den vor Details vollgestopften Straßen satt sehen.
Im Vergleich mit anderen Open-World Spiele-Hits wirkt die Technik hinter Yakuza 6 allerdings veraltet und nicht mehr ganz zeitgemäß. Viele Umgebungen wirken noch immer sehr quadratisch und unnatürlich. Die Animationen der Passanten und Autos sind viel zu abgehakt und facettenarm um ein wirklich natürliches und glaubhaftes Stadtbild zu vermitteln
Auf der PS4 und PS4 Pro läuft Yakuza 6 mit einer Auflösung von 1080p und sehr stabilen 60 Bildern pro Sekunde. Die PS4 Pro Version hält keine weiteren Verbesserungen bereit.
Der Sound von Yakuza hüllt sich in fetzige Rocksounds, die die Prügelstimmung unterstützen. Die Umgebungssounds der Großstadt sind lebhaft und sorgen für eine glaubhafte Atmosphäre. Schade ist allerdings, dass es auch diesmal keine deutsche Sprache ins Spiel geschafft hat. Wie schon seine Vorgänger, verfügt Yakuza 6 lediglich über eine sehr gelungene japanische Vertonung mit englischen Untertiteln. weitere Sprachen gibt es nicht.
Umfang
Wer strikt die Hauptstory und ein paar Nebenquests spielt, der wird nach circa 30 Stunden den Abspann zu sehen bekommen. Wer Yakuza 6 allerdings in all seinen unzähligen Facetten erleben will, der wird leicht die 100 Stunden-Marke knacken. Die Story, Nebenquests, Skillen, Prügeleien in den Straßen und Tonnenweise Minispiele lassen uns schnell jegliches Zeitgefühl vergessen.
Fazit
Kenner der Serie erhalten von Yakuza 6: The Song of Life genau das, was sie erwarten: eine spannende Hauptstory, die fast wie ein kurioser Thriller aus Fernost wirkt. Immer wieder gelingt Yakuza 6 dabei der Spagat aus Klamauk und Ernsthaftigkeit und aus simplem Spieldesign und gut durchdachtem Gameplay. Neben dem lohnenswerten roten Faden lohnen sich die unterhaltsamen Nebenquests. Das überarbeitete Kampfsystem ist auch für Neueinsteiger ein intuitiver Prügelspaß. Die unzähligen Mini-Spiele sind liebevoll in die Welt unseres wortkargen Anti-Helden integriert.
Yakuza 6: The Song of Life ist eines der vielseitigsten und spaßigsten Open World Titel der Gegenwart. Einzig die etwas angestaubte Grafik trübt den Spielspaß, sowie die fehlende deutsche Lokalisierung.
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