[ TEST ] 11-11: MEMORIES RETOLD

Ziemlich genau 100 Jahre ist es nun her, dass der erste Weltkrieg sein Ende nahm. Am 11. November 1918 wurden die Verträge von Versailles unterzeichnet und der zermürbende Stellungskampf in den Schützengräben, in denen Millionen Menschen ihren Tod fanden, war vorbei.

Ersteindruck
Einzelschicksale im Krieg

Das Antikriegsspiel 11-11: Memories Retold lenkt dabei die Sicht auf die Schicksale zweier Soldaten.  Da wäre der deutsche Mechaniker Kurt – er befindet sich bereits in seinen Vierzigern und wirkt wie ein gesetzter, ruhiger Mann. Kurt arbeitet in einer Zeppelin-Werft, als der Krieg aller Kriege bereits seit 2 Jahren tobt. Eigentlich möchte sich Kurt aus allem heraushalten und nie das Schlachtfeld der Westfront betreten, doch er kann nicht anders. Sein Sohn ist samt seiner Einheit im Krieg verschollen. Ob er wohl wie Millionen Soldaten zuvor vom endlosen Granatenfeuer den Tod fand? Daran will Kurt noch nicht einmal denken. So beschließt er bald darauf, sich zum Kriegsdienst zu melden und sich an jene Front versetzen zu lassen, an der sein Sohn das letzte Mal lebend gesehen wurde. Voller Hoffnung, ihn zu finden und mit ihm nach Hause zurückkehren zu können.

Der zweite Akteur in der Geschichte ist der junge Harry aus Kanada, der seinen Lebensunterhalt als einfacher Fotograf verdient. Harry ist frisch verliebt, lebhaft und vor allem naiv. Eines Tages trifft er auf den profilierten Major Barrett, der gefeiert wird wie ein Held und dessen stolzes Auftreten eine begeisterte Sogwirkung auf Harry ausübt. Major Barrett bietet Harry an, sich ebenfalls für den Krieg zu verdingen. Als Kriegsreporter könnte er mit seiner Kamera wichtige Propaganda-Arbeit leisten und die Moral gegen den Kampf mit dem Feind stärken. Harry wittert seine Chance, nicht nur ein berühmter Fotograf  zu werden, sondern auch als gefeierter Held aus dem Krieg zurückkehren zu können – so wie der stolze Major Barrett.

11-11: Memories Retold ist keine actiongeladene Schlachtplatte, die den ersten Weltkrieg möglichst spektakulär abhandeln möchte, wie es beispielsweise Battlefield 1 getan hat. Vielmehr ist es ein narratives Abenteuer, das sich darauf konzentriert, uns  die traurige Dramatik des Krieges zu verbildlichen. Und das Stichwort „verbildlichen“ wird hier mehr als wörtlich genommen, denn die stilistische Besonderheit ist der einmalig künstlerische Grafikstil. Dieser zaubert uns die Spielwelt nämlich in den groben Pinselstrichen eines Ölgemäldes auf den Bildschirm.  In Zeiten ultra-hochauflösender Bildschirme und immer detailverliebteren Spielwelten brechen die Entwickler  bewusst mit dem Trend moderner Games. Auf diese Weise passierte während meiner Spielsessions etwas, dass sonst nur wenigen Titeln gelingt. Es regt unweigerlich meine Fantasie an. Die diffusen Abbilder der Szenerien und die unbestimmt wirkenden  Gesichter meiner virtuellen Mitstreiter werden in meinem Kopf um ihre fehlenden Teile ergänzt. 11-11: Memories Retold schafft es, mich unweigerlich in seinen Bann zu ziehen.


Gameplay
Ein narratives Erlebnis

Gameplay-technisch fällt das Antikriegs-Abenteuer von Bandai Namco einfach aus. Wir erleben den Alltag des Krieges abwechselnd aus der Sicht Kurts und Harrys. Die einzelnen Levelabschnitte können wir die meiste Zeit frei erkunden, führen kurze Gespräche mit unseren Mitstreitern. Wenn wir Harry spielen, haben wir zudem die Möglichkeit, unsere Kamera zu zücken und Fotos zu machen, die auch parallel in der Aufnahmegalerie unserer PS4 gespeichert werden. Stilecht in Schwarz-Weiß im 1:1 Bildformat. Auf unserer Reise müssen wir zudem immer wieder kleine Aufgaben meistern. So reparieren wir beispielsweise ein defektes Funkgerät, kriechen in den geheimen Tunneln unter den feindlichen Linien entlang, spionieren gegnerische Stellungen aus oder manövrieren unser Schiff durch ein Minenfeld. Im späteren Spielverlauf gibt man uns die Möglichkeit, eine Katze und eine Taube zu steuern, und so Ecken und Winkel der Level zu erkunden, die uns in menschlicher Gestalt sonst verwehrt bleiben würden. Der Fokus liegt die ganze Zeit aber immer im Erzählen der Story um Harry und Kurt.


Grafik / Sound
Wie ein Ölgemälde von Claude Monet

Der Grafikstil besticht, wie bereits erwähnt durch seinen einzigartigen Stil im Ölbild-Design und zeichnet diffuse und anschauliche Szenenbilder nicht nur auf den heimischen Bildschirm,sondern auch direkt in unsere Köpfe, wie es sonst nur die Gemälde von Claude Monet zu können vermögen. Hinter dem besonderen Art-Design steckt das Film-Studio Aardman Animations, die sich bereits mit Projekten wie Wallace & Gromit oder Schaun das Schaf in der Filmindustrie einen Namen gemacht haben.

Aufgelöst wird das Bild dabei in 1080p in einer stabilen Präsentation und angenehm kurzen Ladezeiten. Die englische und deutsche Sprachausgabe zeichnet sich ebenso durch eine sehr gelungene Vertonung aus. Die beiden Schauspieler Elija Wood und Sebastian Koch leihen den beiden Protagonisten Harry und Kurt ihre Stimmen.

Der Soundtrack fällt immer wieder angenehm auf und zeichnet die Emotionen des Geschehens auf akustische Weise ab. Die orchestrale Musik ist ein wahres Highlight von11-11: Memories Retold und zählt meiner Meinung nach zu den stärksten Spiele-Soundtracks des Jahres.


Umfang
Kompakte Geschichte, gut erzählt

Der Umfang zeigt auf, dass es sich um ein eher kompaktes und kleines Spiel handelt. Nach etwa 6 bis 7 Stunden bekommen wir den Abspann des drei Kapitel umfassenden Abenteuers zu sehen. Danach bietet uns das Hauptmenu die Möglichkeit, einzelne Spielabschnite anzuwählen, um sie noch einmal zu erleben oder aber die Sammelgegenstände zu vervollständigen, mit denen uns immer wieder kleine wissenswerte Anekdoten aus dem Kriegsalltag geschildert werden. Für den schmalen Preis von derzeit 19,99 Euro ist 11-11: Memories Retold ein mehr als fairer und lohnender Kauf.


 

Fazit
Ein unverhofftes Highlight

4 von 5 Sterne empfehlenswert blauWer hätte das gedacht. Mit 11-11: Memories Retold präsentiert uns Bandai Namco zum ausklingenden Jahr 2018 ein kleines Highlight unter den Spielen. Im Schatten von großen Open-World Blockbustern wie Red Dead Redemption oder Assassins Creed Odyssey wird uns eine dramatisch-schöne Geschichte zugeflüstert.

Wer ein gut erzähltes Abenteuer für die heimische Konsole sucht, der wird mit 11-11: Memories Retold einen kleinen Schatz finden.

11-11: Memories Retold ist ab dem 9. November 2018 für PS4, Xbox One und PC erhältlich


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