Die schwedischen Avalanche Studios sind bekannt für Shooter wie Just Cause, The Hunter oder MadMax. Dass auch in der schwedischen Provinz so einiges im Argen liegen kann, zeigen sie uns mit ihrem neusten Werk. Generation Zero spielt im Schweden der Achtziger Jahre und wir kämpfen gegen mysteriöse Maschinen. Klingt spannend? Ja, das könnte es sein…
Die Avalanche Studios sind ein schwedischer Videospielentwickler mit Sitz in Stockholm. Die im März 2003 von Linus Blomberg und Christofer Sundberg gegründeten Avalanche Studios konzentrieren sich auf die Entwicklung von Open-World-Projekten, die auf ihrer eigenen Apex Game Engine basieren. Das Unternehmen ist vor allem für die Entwicklung der Just Cause und The Hunter Spiele bekannt. Avalanche wurde im Mai 2018 als Co-Entwickler von Rage 2 zusammen mit id Software angekündigt. In einem Videointerview mit Game Informer verriet Sundberg, dass sich das Unternehmen in Zukunft auf die Entwicklung neuen geistigen Eigentums konzentrieren, und sich der Fokus des Unternehmens auf das Self-Publishing verlagern wird.
Worum geht’s?
Schweden, Ende der Achtziger
Wir beginnen unser Spiel in Generation Zero wie man es von ähnlichen Shootern kennt. Anfangs entscheiden wir uns für einen Charakter und offenbar sind wir Teenager, können wählen ob Junge oder Mädchen, ob Punk oder Streber oder ob wir vielleicht das klischeehafte Aussehen des beliebten Kerls aus der Oberstufe darstellen wollen. Dabei stehen uns verschiedene Klamotten zur Verfügung, die sich später noch um viele weitere Accessoires erweitern und anpassen lassen. Soweit so gut, also ab ins Spiel! Die Vorgeschichte ist schnell erzählt. Wir gehören zu einer Gruppe Teenager die nach einem Ausflug in Südschweden zurückkehrt und die heimatlichen Orte menschenleer vorfindet. Alle Häuser sind verlassen, Lichter brennen, Essen steht auf den Tischen aber weit und breit ist niemand zu sehen…Außer merkwürdige Maschinen. So beginnt Generation Zero mysteriös und nimmt langsam Fahrt auf.
Ersteindruck
Kein Urlaub in Schweden
Nachdem wir die ersten, sehr detailverliebten Häuser erkundet und bereits diverse Gegenstände, wie Taschenlampe und Pistole eingesammelt haben, finden wir an einer Kreuzung die Überreste eines Unfalls. Hier muss es einen Kampf gegeben haben. Überall liegen Metallteile einer Maschine und Blut ist ebenfalls zu sehen. Was ist hier los, fragen wir uns. Auch in den Fahrzeugen finden wir Munition, Bekleidung oder andere Gegenstände. Dann, ganz sanft, setzt die Musik ein. Wir sind sofort begeistert, denn das was wir da hören sind geniale Synthie-Wave Sounds im Stil der Achtziger Jahre. Wer die Serie „Stranger Things“ kennt und mag, ist sofort in der richtigen Stimmung. Die Atmosphäre in Generation Zero ist phänomenal und bedrückend zugleich. Warum, erklären wir aber später noch genauer. Wir gehen weiter die Straße entlang. Südschweden im Herbst. Die Bäume tragen bunte Blätter durch die der Wind rauscht, die weite Landschaft ist wunderschön und lädt zum Erkunden ein. Alles wirkt sehr realistisch und stimmig. Wer noch nie in Schweden war, kann sich hier einen Eindruck verschaffen. Was wir hier sehen und hören begeistert uns. Vorerst.
Nach ein paar Metern auf der Straße entdecken wir etwas – Eine Maschine. Sie bewegt sich auf uns zu, fast wie ein Hund, vielleicht etwas größer. Irgendwie niedlich, denken wir. Statt uns allerdings freundlich zu begrüßen und mit dem nicht vorhandenen Schwanz zu wedeln, erklingt ein Alarmton und der Blechhund greift an. Nicht nur das er uns anspringt und umwirft, er verfügt über eine Waffe mit der er auf uns feuert. Offenbar hat sein Alarm weitere Maschinen angelockt und wir finden uns schnell in einem wilden Scharmützel mit den vierbeinigen Gegnern wieder. Nachdem wir herausgefunden haben, dass die an der Oberseite befindliche Energiezelle ihr Schwachpunkt ist, haben wir die Situation schnell im Griff. Mit nur wenigen gezielten Schüssen zerbröseln die Maschinen in einer wunderschönen Explosion. Klappe zu, Blechhund tot!
Das Gunplay wirkt dabei sehr gut und erfrischend präzise. Dennoch hat dieser erste Kampf uns recht stark mitgenommen und wir nutzen daher die gefundenen Verbandspäckchen um uns zu heilen. Das Inventar lässt sich ähnlich wie in anderen Loot-Shootern bedienen, wird uns später allerdings noch einige Nerven kosten. Außerdem finden sich in diesem Menü die Karte der etwa 150 Quadratkilometer großen Welt, ein Fertigkeitsbaum in dem wir unsere Fähigkeiten ausbauen können, die optische Anpassung unseres Charakters und ein Missionslog. Ja es gibt Missionen zu erledigen. Immerhin ist Schweden von Maschinen überrannt worden. Das geht so nicht!
Gameplay
Einsam unter Maschinen
Nach den ersten Spielstunden hat sich die anfängliche Begeisterung leider etwas gelegt. Wir erkunden Südschweden, treffen auf weitere Maschinen und erledigen die ersten Aufgaben der Story. Diese wird uns allerdings nicht in Filmsequenzen erzählt, sondern in kleinen Happen in Form von Audiologs, Briefen und Mitteilungen der verschwundenen Bewohner oder durch Funksprüche in Polizei- und Militärfahrzeugen geliefert. Es bleibt mysteriös und führt zu einer gewissen Spannung, die sich anfangs auch halten kann, im späteren Spielverlauf allerdings merklich schwindet. Die Maschinen werden größer und damit auch stärker, sie variieren in der Bewaffnung und sind zunehmend schwerer zu bekämpfen. Die Kämpfe gestalten sich dabei meist sehr actionreif, können aber auch enorm schwer werden. Hier hilft nur List und Vorsicht. Dabei helfen uns Gegenstände wie Gasflaschen, Feuerwerkskörper oder der gute alte Ghettoblaster. Mit lauter Musik oder einer Leuchtfackel, lenken wir die Maschinen ab oder locken sie zu einem platzierten Gastank oder einer Energiezelle, die wir dann gekonnt mit Jagdgewehr, samt Zeilfernrohr, zur Explosion bringen. So lassen sich meist sogar Gruppen von Gegnern ausschalten, gegen die wir im Nahkampf später kaum noch eine Chance haben. Leider lassen sich stärkere Maschinen wie der zweibeinige Hunter oft nur durch das Verstecken in Gebäuden bekämpfen, da sie gut gepanzert und stark bewaffnet sind. Hat man es gar mit mehreren von Ihnen zu tun, wird es schnell brenzlig.
Oftmals funktioniert die KI nicht perfekt und die Maschinen entdecken uns, obwohl wir uns in einem Haus verstecken. Teilweise können die Maschinen uns durch Wände töten oder stehen gar plötzlich im Gebäude. Dabei entstehen oft sehr frustrierende Situationen, denen man als Einzelspieler kaum gewachsen ist und regelmäßig wegen dieser Fehler das Zeitliche segnet. Hat man dann keine Adrenalinspritzen mehr, spawnt man am zuletzt entdeckten Unterschlupf, was bedeuten kann, dass man einen weiten Weg auf sich nehmen muss. Alle auf diesem Weg bereits zerstörten Maschinen sind zwar ebenfalls wieder gespawnt, lassen sich aber mit nur einem Schuss zerlegen.
Was die Maschinen an Variationen bieten, kann die Spielwelt nicht halten. Die Häuser sehen sich alle sehr ähnlich und wie per Copy & Paste in die Welt gestellt. Anfängliche Highlights wie ein Bunker, eine Burg oder spezielle Landmarken werden im späteren Spiel ebenso eintönig wie die Orte, die wir erkunden. Der Aufbau der Häuser ist dabei teilweise absurd. Wo man in einem Haus die normale Aufteilung aus Küche, Bad, Wohn- und Schlafzimmer findet, haben die Bewohner eines anderen Gebäudes statt Schlaf- und Kochgelegenheiten gleich drei Badezimmer. Außerdem hat jeder Südschwede den gleichen Schuppen, samt Garage, wie alle anderen. Hat man also einen Ort gesehen, hat man alle Orte gesehen. Bedrückend ist vor allem die Einsamkeit. Außer ein paar Vögeln und den Maschinen gibt es kein Leben in Generation Zero. Kein Tier ist zu sehen, nur zu hören. Auch hören und lesen wir von den Menschen, aber wir finden sie nicht. Obwohl, es gibt die Leichen von Soldaten, die ebenfalls alle aus dem Clonlabor zu stammen scheinen. In einem Ort sollen sich die Bewohner gegen die Evakuierung durch das Militär gewehrt haben. Wir finden nichts außer einem Haus in dem scheinbar unerschöpfliche Gasflaschen den Tod verströmen, dem wir auch mit unserer Gasmaske nichts entgegenzusetzen haben. Lösungen suchen wir vergebens. Zumindest nimmt uns das Spiel nicht an die Hand. Damit zieht sich das Gameplay, wie auch die Story sehr zäh in die Länge. Es passiert so gut wie nichts. Außer den Gefechten mit den Maschinen, die teilweise überstark gegen uns vorgehen.
Offensichtlich ist Generation Zero stark auf Koop-Gameplay ausgelegt. Mit Freunden im 4 Mann starken Team macht das Spiel sicher deutlich mehr Spaß und bietet viele taktische Möglichkeiten. Allerdings hat die Sache einen Haken. Lediglich der Host, dem die anderen Spieler beitreten, erhält die volle Progression. Die Mitspieler müssen also das Spiel für sich und ihren Fortschritt alleine spielen oder hosten. Auch die Geschichte erlebt man weniger intensiv und teilweise merkt man es kaum, wenn die Mitspieler eine Mission für das Team beenden, weil sie etwas aufheben oder anklicken. Dieses Model einen Koop-Spiels ist unserer Meinung nach unnötig und führt dazu, dass die Spieler weniger das Verlangen haben an einem kooperativen Spiel teilzunehmen. Vor allem wenn der Spielinhalt lediglich aus den immer gleichen Dingen besteht. Durchsuche alle Häuser nach Loot und töte Maschinen. Da geht sicher mehr. Zumindest verschenkt Generation Zero viel Potenzial.
Grafik und Sound
Atmosphärisch durch und durch
In Sachen Grafik und Sound macht Generation Zero alles richtig. Die hauseigene Apex Engine, die auch in den „The Hunter“ oder „Just Cause“ genutzt wird, liefert alle Eigenschaften die man von modernen Game-Engines erwartet. Die Beleuchtung ist grandios und die Welt wirkt hochgradig realistisch. Zusätzlich sorgen dynamische Wetter- und Tag/Nachtwechsel für Stimmung. Wer in Generation Zero einen Sturm, samt Gewitter erlebt, wird wissen was wir meinen. Schöner geht es nur in der Realität. Auch die Darstellung der Natur, die Nutzung von Texturen für Bodenflächen in Wald und Feld. Ist sehr gelungen. Die Texturen sind hochauflösend und es fallen keine großen Patzer diesbezüglich auf. Die Maschinen sind hervorragend animiert und wenn wir sie zerstören erleben wir schönste Explosionen. Was Generation Zero in der Grafik bietet, hält es auch im Sound. Der Wind rauscht in den Wäldern, er lässt auch hörbar nach oder wird laut tosend wenn ein Sturm aufzieht. Zumindest hört man Tierlaute in den Wäldern, auch wenn die Soundquellen nicht zu sehen sind. Die Geräusche die die Maschinen von sich geben sind deutlich zu orten und teilweise angsteinflößend. Zumindest wissen wir genau, wann ein Roboter uns erspäht hat. Vor allen die Flugdrohnen geben einen lauten Alarm von sich wenn wir erfasst wurden. Die Waffensounds sind allesamt brachial realistisch und teilweise etwas zu laut.
Verschießt man Salven mit dem Sturmgewehr wird es schnell sehr laut und auch die Schrotflinte sorgt für Ohrensausen. Ganz anders als die Musik, denn die ist wirklich toll ausgesucht und inszeniert so manchen Augenblick im Spiel hervorragend. Oft setzt sie leise ein und entwickelt sich zu einem opulenten Meisterwerk aus Synth-Wave-Songs im Stil der Achtziger Jahre. Ganz weit vorne, würden wir sagen. Wie schon erwähnt, ist hier der Vergleich mit der grandiosen Theme der Serie „Stranger Things“ anzumerken.Es gibt grundsätzlich bei Grafik und Sound wenig zu bemängeln. Hier haben die Jungs in den Avalanche Studios alles richtig gemacht. Die Darstellung der Welt in Generation Zero sucht Ihresgleichen und kann mit einer unglaublich tollen Atmosphäre punkten.
Fazit
Im Ansatz gut
Generation Zero macht vieles richtig was man bei anderen Survival-Loot-Shootern vergeblich sucht. Die gesamte Atmosphäre im Spiel ist getragen durch eine wunderschöne Welt, tolle Sounds und grandiose Musik. Außerdem gibt es höhere Ziele als das blanke Überleben oder Loot zu sammeln. Wir erfüllen Missionen und finden so langsam heraus was passiert ist. Die Kämpfe gegen die Maschinen sind stets actionreif inszeniert und taktisch herausfordernd. Wer im Team spielt hat mindestens doppelt so viel Spaß daran. Alleine kann das Spiel schnell frustrieren, vor allem weil sich die Geschichte lange zieht und die Spielwelt sehr groß ist. Schnell wird es zu einsam, denn außer Maschinen bewegen sich maximal ein paar Vögel am Himmel. Die Gebäude und Fahrzeuge wiederholen sich stets, so dass es wenig Abwechslung gibt. Dennoch hat Generation Zero viel Potenzial und wir hoffen, dass die Entwickler noch einige Inhalte hinzufügen. Ob es dann allerdings noch einen wirklichen Anreiz bietet, das Spiel erneut zu spielen, ist fraglich. Der Wiederspielwert ist von uns als eher gering eingestuft.
Möglicherweise hätte man bei Avalanche nicht mehrere Projekte beginnen sollen oder Generation Zero noch etwas mehr Zeit lassen müssen. Wir geben 4 von 5 Sternen.
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