Bild: Yamaha

Wer sich heutzutage einen AV-Receiver anschafft, wird auf der Rückseite regelrecht mit Anschlussmöglichkeiten überhäuft, obwohl mit dem HDMI schon vieles einfacher ist. Ob nun 7 oder gar nur 5 Boxen im Heimkino, wenn nicht sogar ein Dolby Atmos System, schnell kann ein Aufbau komplexer erscheinen als er ist. Wir haben uns schon immer gefragt, was es mit dem Front-Pre-Out-Anschluss auf sich hat und sind der Sache einmal nachgegangen.

Wer sich schon mal mit dem Thema Heimkino oder gar dessen Aufbau beschäftigt hat, dem wird ein Blick auf die Rückseite eines AV-Receivers nicht fremd erscheinen. Hier finden wir – Bei uns der Yamaha RX-V6A – alle notwendigen Anschlüsse vor, die uns ein Dolby Atmos mit 5.1.2 aufbauen lassen. Neben modernen HDMI 2.1 Anschlüssen können wir weitere analoge und digitale Geräte anschließen, bis hin zum Plattenspieler. Uns interessieren aber nicht die Eingänge, sondern die Ausgänge, die sich neben dem HDMI out auch als Zone 2, Front und Subwoofer offenbaren.

Rückseite des Yamaha RX-V6A AV-Receiver

Im Grunde ist der Anschluss der gebotenen Möglichkeiten mit deren Geräte und Lautsprechern klar. Der Yamaha RX-V6A richtet sich in erster Linie an den Otto-Normal-Kunden, der gerne ein kraftvolles Heimkino sein Eigen nennen will und zusätzlich weitere Geräte daran nutzen kann. Insgesamt 9 Lautsprecher können wir anschließen, die leider nur in Kombination von 7 Lautsprechern genutzt werden können.

AV-Receiver in der unteren Preisklasse von 1000 Euro liefern alle ein 7.1 Heimkino oder 5.1.2 Dolby Atmos, wobei auch ein 5.1.2 mit 2 Subwoofern kein Problem darstellen. Der RX-V6A bewegt sich mit seinem Preis von rund 850 Euro in einem ansprechenden Verhältnis und macht selbst Gamer an der modernen PlayStation oder Xbox glücklich. Gedanken über den Pre-Out oder eine Zone macht man sich da wenige, da hier nur ein Subwoofer eine relevante Rolle spielt. Jener wird neben den Lautsprechern einfach per Cinch an den vorhanden Subwoofer-Pre-out eingesteckt.

Wenn die Ansprüche wachsen…

An einem AV-Receiver der neusten Generation lassen sich problemlos Satelliten-Lautsprecher betreiben, die uns mit ihrem Klang ein räumliches Gefühl vermitteln. Mit der Zeit wachsen nicht nur unsere Ansprüche, sondern auch die technischen Möglichkeiten haben sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Ein Film auf DVD reicht keineswegs an die audiophile Reichweite einer modernen 4K UHD heran, da nun über HDMI eine höhere Datenrate möglich ist, statt über den optischen Anschluss. Ähnlich sieht es bei den Boxen aus, die gerade für komplexere Heimkinosysteme wachsen und sich als Standboxen etablieren. Gleiches gilt für den Subwoofer, der einst nur als passives Basselement genutzt wurde und indessen aktiv seine Kraft entfalten kann. Da kann so manchen AV-Receiver schnell die Puste ausgehen, da wir jedoch Lautsprecher betreiben, die deutlich über mehr Leistung verfügen und diese auch vom Receiver beanspruchen.

So gerät man schnell an einem Punkt, wo statt mehr einfach weniger wird. Hier können wir mit separaten Leistungsverstärker im Setup neue Möglichkeiten eröffnen, die aufgrund von Leistungsbeschränkungen zuvor nicht erreichbar waren. Dazu zählt der Front-Pre-Out-Anschluss.

…und wie geht das jetzt?

Im Grunde ist alles einfacher, als es erscheint: An den Front-Pre-Out können wir über eine Cinch-Verbindung einen externen Stereo-Verstärker anschließen, auch als Leistungsverstärker oder Endstufe bekannt, der für die beiden Frontlautsprecher zum Tragen kommt. Hier bieten sich sogar weitere Möglichkeiten, da je nach Stereo-Verstärker wir auch die Lautsprecher im BI-AMP in Betrieb nehmen können. Beim BI-AMP werden die einzeln verbauten Treiber von Höhen und Tiefen mit einem extra Kabel einzeln angesteuert. Sie teilen sie somit nicht einen Verstärker!

Dazu benötigt unser Front-Boxenpaar eine entsprechend-verbaute Frequenzweiche und auch die dafür notwendigen Anschlüsse. Hier müssen dann die Brücken entfernt werden und je zwei Kabel pro Box verlegt werden.

Wir ziehen also die Lautsprecher-Kabel von AV-Receiver raus und stecken sie einfach in den externen Stereo-Verstärker ein. Je nachdem, ob wir nun die Möglichkeit von BI-AMP haben und nutzen wollen, wird ein weiteres Lautsprecher-Kabel pro Box benötigt. So entlasten wir unseren vorhandenen AV-Receiver, da die verbliebenen Lautsprecher mit ihrer höchsten Kapazität arbeiten können. In unserem Fall kam der Yamaha A-S201 zum Einsatz. Er ist preisgünstig zu haben, ermöglicht die Nutzung von BI-AMP und bietet weitere analoge Anschlüsse.

Der Handel und Markt bietet aber auch Stereo-Verstärker an, die neben dem BI-AMP-Anschluss der Lautsprecher auch den Anschluss eines Subwoofers ermöglichen. Bei einem aktiven Subwoofer ist das aber nicht unbedingt notwendig, da er von AV-Receiver einfach nur ein Signal benötigt und dann mit dem eigenen Verstärker verarbeitet.

Rückseite – Etwas spartanisch ausgestattet, aber für die Zwecke mehr als ausreichend.

Kurzum: Stereo-Verstärker mittels eines Cinch-Kabels zum Pre-Out am AV-Receiver verbinden. Hier bietet sich der Line-In-Anschluss am Stereo-Verstärker an. Frontboxen vom AV-Receiver trennen und mit dem Stereo-Verstärker verbinden. Möglichkeit von BI-AMP in Betracht ziehen. Nun geht es an das Einmessen: Am Stereo-Verstärker die genutzte Eingangsquelle wählen und die Lautstärke auf 100 Prozent drehen (Keine Panik, Erklärung folgt gleich). Den Einmessvorgang am Yamaha RX-V6A starten, was über das Einstecken des YPAO-Mikrofons (Yamaha Parametric Room Acoustic Optimizer) erfolgt. Je nach Hersteller kann eine andere Bezeichnung vorliegen. Es erfolgt alles automatisch und ihr müsst nur den Anweisungen folgen. Der AV-Receiver erkennt den Anschluss eines Pre-Outs und bringt keine Fehlermeldung über fehlende Frontboxen. Eine Einstellung der Lautstärke von 100 Prozent am Stereo-Verstärker ist daher wichtig, weil über den Pre-Out am AV-Receiver entsprechend der gewünschten Lautstärke mehr oder weniger Leistung ausgegeben wird. Die Lautstärke regelt ihr am AV-Receiver und nicht am Stereo-Verstärker. So entsteht eine Symbiose. Schade nur, dass der Yamaha A-S201 sich nicht automatisch mit einschaltet. Aber so ist das in der Touristenklasse.

Schon bei der erstmaligen Nutzung wird euch ein Klangbild geboten, welches deutlich intensiver in Erscheinung tritt, was sich in Kraft, Volumen und Dynamik zeigt. Unsere Standboxen im BI-AMP-Betrieb öffnen sich nun deutlich mehr und liefern ihr vom Hersteller getätigtes Versprechen ab.

Wahrer Klang, pur und unverfälscht

Die Nutzung eines Stereo-Verstärkers bringt auch einige Vorteile mit sich. Es geht um das pure Stereo-Musikerlebnis, welches sich gerade bei der guten Schallplatte an diesem Verstärker besser entfalten kann. Es wirkt deutlich ehrlicher und garantiert unverfälscht, auch wenn der AV-Receiver von Yamaha eigentlich einen guten Job macht. In puncto Streaming kann inzwischen auch noch ein Schritt getätigt werden, indem an sich einen externen Bluetooth-Transmitter besorgt und ihn am Stereo-Verstärker nutzt. So lassen sich deutlich höhere Klangqualitäten erzielen, an die ein herkömmlicher AV-Receiver nie heranreichen wird. Unsere Wahl fiel auf den Besign BE-RCA Bluetooth Musikempfänger, der uns Klangqualitäten von 24Bit/ 96 kHz ermöglicht und wohl noch deutlich mehr. Beim Yamaha AV-Receiver war immer bei 24 Bit/ 48 kHz Schluss und wir wissen nicht warum. Auf die Option des internen Streamings eines AV-Receivers haben wir nie gesetzt, da dessen Bedienung wohl aus der Hölle stammt und es am Smartphone deutlich bequemer und ansehnlicher ist.

Schlusswort

Unsere Entscheidung auf einen Pre-Out zu setzen haben wir nicht bereut. Der Klang ist nun deutlich besser. Das führen wir auf eine Entlastung des AV-Receivers zurück, der indessen die freien Kapazitäten besser im Raumklang von Dolby Atmos zur Geltung bringen kann. Gleichzeitig wirkt der Stereo-Verstärker wie ein Turbo, der unsere Frontboxen viel besser auslasten kann und ein BI-AMP Betrieb nicht nur eine Sache von Überzeugung ist, sondern einen spürbaren Mehrwert darstellen. Wir können unsere Möglichkeiten viel besser auslasten, statt nur mit Halbgas durch die musikalische Welt zu tuckern.

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