Mit dem neuen Assassins Creed entführt uns Ubisoft in die nordische Mythologie, die uns das Leben der Wikinger näherbringt. Wenn wir an Wikinger denken, so fallen uns zuerst die rothaarigen wilden Barbaren ein, die mit ihren Schiffen die Küsten besegeln und alles rauben, brandschatzen und morden. Dabei waren die Wikinger eifrige Seefahrer, gelten als Entdecker von Amerika und betrieben Handel. Wir haben uns in die skandinavischen Lande begeben und schlüpften in die Rolle von Eivor.
Wir haben das Spiel Assassins Creed Valhalla auf der PlayStation 4 Pro getestet in Verbindung mit einem Samsung 4K QLED-TV. Für den Sound nutzen wir eine Yamaha-Heimkino-Anlage und auch das SteelSeries Arctis 7P. Zum Testzeitpunkt lag uns die Version 1.02 des Spiels vor.
Ersteindruck
Kindstage – von Blut getränkt
In Assassins Creed Valhalla werden wir mitten in ein Freudenfest geworfen, in die noch junge Gestalt von Eivor gesteckt, wo Met im Überluss fließt und wir von unserem Vater beauftragt werden, dem König ein wahrhaftes Geschenk zu überbringen. Doch die Gute Stimmung wird gekippt, denn vor der Tür entbrennt ein Kampf – Der Schnee wird von Blut getränkt und unser Schicksal schon in Kindstagen geprägt. Da Eivor noch ein Kind ist, entfliehen wir dem Kampf und werden auf dem rasanten Ritt durch den dunklen Wald von einem Wolf angegriffen, der uns zudem an der Gurgel packt – So sind wir nun unter dem Namen Wolfsmal bekannt und der Unterwerfung hingegeben. Aber noch ist nicht aller Tage Abend und wir befreien uns, können die ersten Lande erkunden und stecken mitten in einem bekannten Assassins Creed drin.
Der erste Eindruck ist durchaus positiv, denn die Stimmung passt und grafisch kann Assassins Creed Valhalla auch für eine gewisse Begeisterung sorgen. Gepaart mit einem sehr kraftvollen Soundtrack machen wir uns nun auf den Weg zu unserm Schiff. Doch vorher müssen wir noch unsere Mannschaft befreien und stellen uns dem ersten Widersacher, der gleich mit Thors Hammer auf uns niederprügeln will. Damit hier auch jeder seine Herausforderung findet, bietet Ubisoft uns gleich 4 unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, die wie immer, vom einfachen Erleben bis hin zum ultimativen Kampf unterschiedliche Möglichkeiten bieten. Für das gewisse Extra sorgen weitere Einstellungen, welche uns verborgene Orte offenbaren oder wir gar alles selber suchen müssen. Wer etwas weiter in den Einstellungen Einsicht nimmt, kann dort auch das „blutige“ Spiel ausschalten sowie weitere jugendgefährdenden Optionen deaktivieren.
Gameplay
Auf sie mit Gebrüll!
Wer schon ein Assassins Creed wie Origins oder andere gespielt hat, wird sich sehr schnell im neuen Valhalla zurechtfinden. Das grundlegende Gameplay hat sich zu den Vorgängern nicht verändert, aber kleine Feinheiten können wir dennoch vernehmen. Sämtliche Interaktionen lassen sich problemlos mit dem DualShock 4 ausführen, könnten aber für unseren Geschmack mehr Feingefühl aufweisen. Es kann durch die Wildnis gelatscht werden, mit Pferden geritten werden, über die See gerudert und gesegelt werden, Berge und Felsen bestiegen werden und natürlich jeder Widersacher mit Gebrüll erledigt werden. Das Kampfsystem gleicht zwar in erster Instanz einem Hack-and-Slay, kann aber mit einer zweiten Waffe, wie dem Bogen und einem Schild, schon sehr unterhalten und blutig für unsere Feinde enden. Interessant und neu in Valhalla ist die Ausdauerleiste, damit wir nicht wie ein wilder Ochs blind auf unseren Controller draufhämmern. Damit kommt etwas mehr Taktik in jeden Kampf und lässt uns den „Rundumschlag“ nicht dauerhaft anwenden.
Werde zu Eivor: Aufgewachsen unter Wikingern, erzogen, um furchtlos auf kriegerische Raubzüge zu gehen. Du führst deinen Clan aus dem eisigen Ödland Norwegens in eine neue Heimat auf dem fruchtbaren Boden Englands im neunten Jahrhundert. Gründe deine Siedlung und erobere dieses feindselige Land mit allen Mitteln, um dir deinen Platz in Walhall zu verdienen. Das England des Wikingerzeitalters ist ein Flickenteppich kleiner Reiche und sich ständig bekriegender Könige. Hinter all diesem Chaos verbirgt sich ein reiches und ungezähmtes Land, das nur auf jemanden wartet, der es erobert. Wirst du es sein?
Ubisoft spricht von modernen fortschrittlichen RPG-Mechaniken, die aus unserer Sicht deutlich präziser hätten ausfallen können. Gerade das Klettern an Felsen und das Tauchen unter dem Eis sind uns nicht gerade entgegengekommen. Hier stellen sich Lara Croft und Nathan Drake in ihren Abenteuern deutlich besser an und lassen sich mit viel mehr Feingefühl vorantreiben. So manche Bergtour endete verloren und tödlich am Fuße des Berges, während Eivor im eiskalten Wasser uns fast erfroren wäre. Das führen wir auf die doch sehr wackelige Kameraführung zurück, denn eine direkte Interaktion zum Auf- und Abtauchen fanden wir nicht. Das macht jetzt das Gameplay nicht kaputt oder führt zu verzweifelten Situationen, sorgt aber hin und wieder für etwas Frust im Spiel, wenn Eivor mal wieder nicht das macht, was wir uns vorgestellt haben. Es wird aber Unterhaltung garantiert, denn wir alleine entscheiden den weiteren Weg, um Evoir zum erhofften Ruhm zu führen.
Gespannt warten wir auf die PlayStation 5 Version, bei der uns das haptische Feedback der Trigger des DualSense-Controllers geboten werden soll. Gerade in Kämpfen und auf der Jagd könnte hier mehr Feingefühl in den Interaktionen zum Tragen kommen. Das werden wir aber zugegeben Anlass nochmal näher beleuchten.
Grafik, Sound & Technik
Ein würdiges Ende der Current-Gen
Assassins Creed Valhalla benötigt auf unserer Festplatte keine 50 GB an Speicherplatz und ordnet sich damit in den akzeptablen Bereich ein. Optisch kann das Spiel für so machen Moment zum Verweilen einladen, da gerade die Nordlichter sich mit HDR wunderbar offenbaren. Doch hier wird auch das Ende der aktuellen Konsolen-Gerneration deutlich, da nicht alle Effekte, Reflexionen und Spiegelungen perfekt rüberkommen. Hin und wieder zeigt sich eine stufenförmige und gar verwaschene Darstellung, die einen unsauberen Übergang darstellen. So erkennen wir, dass wohl die PlayStation 5 Version deutlich mehr zu bieten hat, denn die Trailer versprechen deutlich mehr. Dafür halten sich die Ladezeiten bei unserer PlayStation 5 mit verbauter SSD-Festplatte in Grenzen – Missen wollen wir diese aber nicht.
Obwohl wir auf der PlayStation 4 nur mit einem 5.1 DTS-Sound bedient werden, kann dieser für eine schöne Stimmung und Atmosphäre sorgen. Das Gebrüll in den Schlachten, der Wind um unsere Ohren und der doch imposante Soundtrack von Jesper Kyd und Sarah Schachner ziehen uns mitten in das Geschehen. Es wird viel Dynamik geboten, gerade wenn Äxte zum Spalten von Schädeln angesetzt werden. Das einzige Manko bildet ein wenig die deutsche Synchronisation, die uns etwas die fahrt aus den Segeln nimmt. Wer mag, kann aber auf die englische Sprache umschalten. Sehr interessant bleibt aber die nordische Aussprache, die wir eher als Zungenbrecher wie die Namen von Möbeln eines schwedischen Möbelhauses sehen.
Umfang & Langzeitmotivation
Eiskalt und etwas gestreckt, aber viel besser
Eines muss vorab gesagt werden: Assassins Creed Valhalla ist nicht nur ein einfacher Abklatsch von Origins oder Odyssey, denn für das Leveln wurde deutlich an der Motivation geschraubt. Sicherlich können wir auch hier unsere Rüstung aufwerten, den Skillbaum ausbauen oder Handel betreiben, um die notwendigen Items zu erhalten. Kritisch sehen wir aber die urgewaltige Größe, die zwar etwas übersichtlicher gestaltet wurde, aber auch diesmal kaum ein Ende erkennen lässt. Der Skillbaum hält viele nette und interessante Fähigkeiten bereit, die wir mit erspielten Punkten erreichen können. Doch alles zieht sich hier in unzähligen Stunden zu einem sprichwörtlichen Wahnsinn heran, denn mit dem einmaligen Durchspielen der Story haben wir ihn nicht komplett ausbauen können. Dazu müssen Reichtümer gesucht und gefunden werden, Rätsel gelöst werden und unzählige Widersacher mit der Axt gespalten werden. Das war aber schon in den Vorgängern der Fall, dass hier alles ein wenig künstlich in die Länge gezogen wird. Das wird gerade dann deutlich, wenn wir unser Inventar wie auf einer Handelsreise zu müllen, statt dem eigentlich Kreuzzug für Ruhm und Ehre folgen wollen. Klamotten, Helme, Äxte und Schilder, die nur minimale Veränderungen mit sich bringen und kaum wirksamer sich im Kampf zeigen, haben wir dann einfach in freier Wildbahn entsorgt.
Obwohl Valhalla sich im Vergleich zu Odyssey stark von der Vielzahl an Nebenmission distanziert und sich weniger gleiche und wiederholte Nebenmissionen zeigen, ist nicht alles, was wir nebenbei machen können, immer unterhaltsam. So zeigt sich hier ein Würfelspiel, von dessen Sinn und Regeln wir keine Ahnung haben. Lustig ist sicherlich das Trinkspiel, aber auch nur beim ersten Mal.
Für die richte Motivation sorgen sicherlich die Raubzüge, die im Gegensatz zum Vorgänger nun nicht mehr wie die Schlacht der 300 in einem wahren Gemetzel enden, sondern auch etwas für sich bringen. Das muss man natürlich mögen, denn die Story alleine hat uns trotz guter Erzählweise nicht vom Hocker gehauen. Hier fehlt uns der Kick, den ein Uncharted oder gar andere Adventures bieten. Damit es in Zukunft nicht langweilig wird, hat Ubisoft weitere Inhalte angekündigt, die entweder kostenlos erscheinen werden oder Teil des Season-Pass sind.
Gamern, denen das Erkunden einer Welt wichtiger sind, als dem Ruf der Story zu folgen, können hier ungeahnte Stunden zubringen und auch den Skillbaum füllen. Auch wenn das Looten hier deutlich abgenommen hat, um vorwärts zu kommen, gibt es immernoch genügend Spielraum sich in der Open-World austoben zu können.Es gibt viel zu entdecken, viele Nebenmissionen und reichlich Orte zum Verweilen.
Fazit
Ein weiterer Streifzug durch die Geschichte
Assassins Creed Valhalla zeigt einmal mehr, dass sich Ubisoft immer mehr vom Ursprung der Assassins Creed Serie entfernt und nur noch am Grundstein festhält. Assassins Creed ist nur noch der Name, während wir ein unterhaltsames Open-World-Spiel erhalten, dass Streifzüge durch die Geschichte unternimmt. Das sorgt aber weiterhin für zahlreiche unterhaltsame Spielstunden, denn Langeweile ist hier nicht angesagt. Es kann geschlachtet und ehrenhaft gekämpft werden, die Welt mit Wanderungen und Wind in den Segeln erkundet werden, während wir uns doch mehr als Wikinger fühlen und nicht mehr als Assassine, wie einst ein Ezio.
Assassins Creed Valhalla macht einiges besser als seine Vorgänger und will damit seine Fans weiterhin fest im Sattel halten, damit diese ihre Erkundungen in einer weiteren riesigen Welt fortsetzen. Dabei erfindet sich Assassins Creed Valhalla nicht neu, denn Innovationen sind nicht mit eingefloßen – Könnten der Serie aber nicht schaden. Wir vermissen hier ein wenig den Mut von Ubisoft, mal neue Wege zu gehen oder gar zum Ursprung der Serie zurückkehren zu wollen. Dennoch ist Valhalla ein mehr als nur schönes Spiel, dass für viele Stunden seinen Fans die Akkus aus dem Controller saugen wird. Der große Durchbruch ist es nicht, aber allen Wikingern wärmsten zu empfehlen – Wir hatten Spass und wurden gut unterhalten. Dann mal auf nach England!