Bild: Activision

[ TEST ] CALL OF DUTY: VANGUARD – Drei Spiele in einem Paket

Und jährlich grüßt das Murmeltier. Vanguard ist der diesjährige Ableger der erfolgreichen Shooterserie Call of Duty. Wir haben den Spiele-Blockbuster für euch getestet.

https://youtu.be/q7xsvg4wj6A

Ersteindruck

Drei zum Preis von einem

Call of Duty: Vanguard ist ein Gesamtpaket in drei Akten: Zuerst begrüßt uns im Hauptmenü die Story-Kampagne, darauf folgt der allseits beleibte Zombie-Modus und zuguterletzt verspricht der Multiplayer klassische Online-Gefechte. Lasst uns Vanguard in seine drei Hauptbestandteile auseinandernehmen und jeden Modus beleuchten:

Kampange

Bombast-Action mit Schwächen

Die Kampagne entführt uns auf eher unbekannte Schlachtfelder des Zweiten Weltkrieges. Das ist durchaus von Activison beabsichtigt. Die Story nimmt bisher kaum beleuchtete Geschehnisse des Weltkrieges in den Fokus. Innerhalb des Spiels erleben wir die Geburtsstunde der Spezialkommandos. Eine damals völlig neue Form der effektiven Kriegsführung. Kopf des Teams ist der Brite mit afrikanischen Wurzeln Arthur Kingsley, der Australier Lucas Riggs ist der Sprengstoffexperte der Truppe, Wade Jackson stammt aus den USA und ist eingefleischter Kampfpilot und die Letzte im Team ist die sowjetische Soldatin Polina Petrova, die gern auch aus dem Verborgenen angreift.
Der etwa achtstündige Storyverlauf erweist sich dabei als ein sehr zweischneidiges Erlebnis. Auf der einen Seite glänzt die Kampagne auf der PS5 durch fabelhafte Grafikqualität. Hut ab, was die Entwickler hier auf den Bildschirm zaubern ist großes Kino. Besonders hervorzuheben ist hier die Lichtstimmung und die Atmosphäre. Wenn wir zum Beispiel mit Riggs am D-Day aus dem Flugzeug in ein versprengtes französisches Dorf abspringen, dann weckt das nicht nur direkt Erinnerungen an die Kampagne des allerersten Call of Duty Ablegers von 2003 – mehr noch, die gesamte Atmosphäre ist so dicht und überzeugend gestaltet, dass einem der Atem stockt.

Im Zombies-Mode wollen uns die Untoten ans Leder.

Und so erweist sich die Kampange von Vanguard als ein sehr vielseitiges Abenteuer, dass uns die Vorgeschichte der Charaktere erleben einzeln in kleine Vorgeschichten erleben lässt und uns auf die Schlachtfelder von Stalingrad entführt, in den Pazifik führt, oder nach Nordafrika versetzt, während eine hervorragende Umgebungsvielfalt dargestellt wird und der pulsierende Soundtrack das Blut in Wallung bringt, bleibt alles um diese Elemente herum in der Flaute. Da die Erzählung von Szene zu Szene springt, fällt keine der Figuren ins Gewicht. Sie sind leblose Figuren, die uns zu keiner Zeit wirklich interessant erscheinen oder ans Heez wachsen.
Diese Charaktere sind in langweiligen und formelhaften Abschnitten untergebracht. Während große Arenen voller Gegner nichts Neues für Call of Duty sind, ist es noch ermüdender, sich in den Segmenten außerhalb der schlauchigen Level zu bewegen. Es gibt keine coole Geheimmission oder Abwechslung, die den Trott auflockern können, sondern nur Aufgaben, bei denen man darum bettelt, einfach nur einen weiteren Killroom zu säubern. Das ist schade, denn einige dieser Szenarien und Charaktere fühlen sich an, als ob sie ein Volltreffer hätten sein können.

Vanguard hat alles, was ein fertiges Enemy At The Gates-Scharfschützen-Szenario ausmacht. Leider lässt es den Ball fallen und liefert eine Gegnerkonfrontation nach der anderen. Wir müssen unter Schreibtischen hindurchlaufen und gegen eine nicht enden wollende Flut von deutschen Wehrmachtssoldaten ankämpfen, während wir dazwischen Felsen und Wände hochklettern. Unglaublich nervige Trial-and-Error-Stealth-Abschnitte werden mit bombastischen Actionsequenzen kombiniert. Ich fand es rätselhaft, dass einer der Charaktere im Spiel im Grunde genommen über Superheldenkräfte verfügt, die es ihm ermöglichen, Feinde durch die sichtbehindernde Landschaft zu sehen und bei Bedarf mit einer Kombination aus Gottessicht und Bullet-Time automatisch zu zielen.

Die zahlreichen Szenarien und Abschnitte sehen wunderschön aus, aber das gute Aussehen kann diese Reise nicht retten oder von den Schwächen hinwegtäuschen. Die Erzählung kann sich nie entscheiden, ob sie in der harten Realität des Zweiten Weltkriegs verankert bleiben oder mit absurden Karikaturen wehleidiger Bösewichte, die eher in einem schlechten Comic zu Hause wären, auf die Schippe nehmen will. Diese Dissonanz ist ausgeprägt, bizarr und zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Spielerlebnis. Call of Duty-Kampagnen tendieren dazu, von seltsam über spektakulär bis hin zu emotional mitreißend zu sein – diese hier ist nichts davon und kann leicht übersprungen werden.

Die Kampange bietet grafisch beeindruckende Kulissen.

Multiplayer

Gewohnt stark mit kleinen Neuerungen

Der Mehrspielermodus ist gelungen, aber nicht wegen der zusätzlichen Waffen-, Perks oder Jetpack-Mechanik. Der Schlüssel zum Online-Angebot sind einige äußerst wirkungsvolle Entscheidungshilfen zusätzlich zu den bereits erstklassigen Schieß- und Anpassungsmöglichkeiten.

Atmosphärische Lichtstimmung: Hier durch eine brennende Windmühle.

Die wirkungsvollste Neuerung der Kernsysteme ist die Hinzufügung eines Kampfgeschwindigkeitsreglers. Mit dem Combat Pacing können wir die Anzahl der Spieler und die Zeit bis zum Einsatz aller von Ihnen bevorzugten Aktivitäten beeinflussen. Das scheint wahrscheinlich eine Kleinigkeit zu sein, aber es ist großartig, weil man genau die Art von Multiplayer-Matches auswählen kann, die man möchte, zusätzlich zu den Hauptspielmodi wie Kill Confirmed, Hardpoint oder Domination. Wenn ich Lust hatte, einen Haufen Granaten zu verschießen, während ich eine Schrotflinte mit Brandmunition ausgerüstet hatte, wählte ich den Blitz-Modus, der für sofortige Action bis zum ersten Einsatz sorgt. Wenn ich etwas wollte, bei dem ich einen Spieler nicht sofort sehen konnte und Zeit hatte, mit dem Gewehr zu zielen, bevor ich erschossen wurde, war das taktische Tempo perfekt. Selbst wenn wir nicht an den Reglern drehen wollen, ist Assault ein großartiger Ersatz für den Standard-Multiplayer von Call of Duty.
Combat Pacing ist subtil, aber eine größere Sache als alle neuen Multiplayer-Angebote. Dennoch bietet Vanguard eine Handvoll neuer Modi. Patrouille“ bietet einen beweglichen Zielpunkt, den es zu beschützen gilt. Champion Hill ist eine Art Weiterentwicklung des Gunfight-Modus, mit mehr Auswahlmöglichkeiten für die Spieler und vielen Teams, die alle gleichzeitig im Turnierstil spielen. Wenn man seinen Weg zum Sieg über Käufe im Hub wählt und gegen andere Teams um Leben und Geld antritt, fühlt sich das Geplänkel im kleinen Rahmen anders an, das hat uns gefallen.

Natürlich bietet der Waffenschmied eine Fülle von Optionen für den Mehrspielermodus, mit denen man jede Waffe nach Herzenslust verändern kann, bis hin zu Munitionstypen, die für einen kleinen Extra-Knall sorgen.

Zombie-Mode

Komplexes Roguelike mit hohem Wiederspielwert

Zu guter Letzt ist da noch der Zombie-Mode, der von Treyarch entwickelt wurde. Das Gespür des Studios für Untote verfehlt nur selten seine Wirkung, und auch in Vanguard sind die fleischhungrigen Leichen auf dem besten Weg, den besten Part des Spiels zu bieten. Anders als frühere Versionen des Zombie-Mode, verhält sich dieser hier ein bisschen wie ein Roguelike Zombie Dungeon Crawl, und das ist ziemlich genial gelungen. In Anlehnung an den kürzlich erschienenen Outbreak-Modus müssen die Spieler eine dämonische Entität zur Strecke bringen und dabei ihre eigenen überirdischen Kräfte einsetzen, darunter Feuerringe und eisiges Verhängnis, mit dem man einen Schneesturm herbeirufen kann. Alle lustigen Zombies-Elemente wie Pack-A-Punch, Mystery Box und andere Upgrades werden im Hub-Stil in einer Basis serviert, in der sich die Spieler zwischen den Missionen aufhalten. Doch glaubt nicht, dass wir in der Stadt eine Pause einlegen können, der Zombie-Modus ist so rasant wie immer, mit einem neonfarbenen Arcade-Action-Glanz und jeder Menge Upgrades, die uns in der Action halten.

Die Zombies lassen uns keine Verschnaufpause.

Viele dieser Elemente haben wir schon einmal gesehen, aber sie sind auf eine unglaublich wirkungsvolle Weise angeordnet. Mir hat zum Beispiel gefallen, dass es in Outbreak keine langwierige Reisezeit gibt – ein Klick auf ein Portal und schon landet man bei der nächsten Aufgabe. Spezialfähigkeiten, die man nach Portalen erwirbt und auflevelt, können die Ausrüstung erheblich verändern. Im Wesentlichen destilliert Vanguard eine Menge der coolen Sachen vom klassischen Zombie-Mode in ein kompaktes Paket und streut dann coole Witze und Dialoge ein.

Grafik & Sound

Ein audiovisueller Leckerbissen

Grafisch und technisch feuert Activison mit Call of Duty Vanguard ein echtes Bombast-Feuerwerk ab. Besonders die Kampagne gehört zu den optisch schönsten Spielen, die wir im ersten Jahr der neuen Konsolengeneration erleben durften. Auf der Standard-PS4 bietet Vanguard eine dynamische 1080p Auflösung, die in aufwendigen Szenen auch schon mal schnell unterhalb der Full-HD-Grenze fallen kann. Die PS4 Pro Version bietet mit einer Auflösung oberhalb der 1440p Auflösung, die auf 4K hochskaliert wird, schon ein deutlich schärferes Bilderlebnis. In allen Fällen läuft das Spiel in 60 Bildern pro Sekunde.

Auch die Charaktere sind lebensecht annimiert worden.

Die PS5 Version verfügt über einen 60 fps Modus, der zudem native 4K bietet und einem 120 fps Modus, der die Auflösung auf 1440p beschränkt. Auch soundtechnisch ist Vanguard großes Kino. Die deutsche Vertonung der Dialoge ist hochkarätig gelungen. Die Waffen- und Effektsounds lassen besonders in den actionlastigen Abschnitten die Subwoofer beben und auch der Soundtrack stammt vom preisträchtigen Komponisten Bear McCreary, der sich bereits mit seiner Komposition zu God of War (2018) einen Namen machen konnte.


Fazit

Technischer Bombast und ein Gesamtpaket aus drei sehr umfassenden Spielmodi bieten jede Menge Spielspaß, auch wenn die Kampange ihre Stärken bereits in den ersten Missionen ausspielt und danach deutlich abfällt.

Vanguard atmet den Geist der Shooterserie und ist durch und durch ein Call of Duty, wie man es erwartet und kennt. Die Story-Kampange beeindruckt mit einer dichten Atmosphäre und technisch grandiosen Grafik und Präsentation. Letztlich scheitert das Singleplayer-Erlebnis aber mit zunehmender Spielzeit an der eigenen Ideenlosigkeit in Sachen Gameplay und der sehr seichten Story und Charakterzeichnung.
Der Multiplayer und Zombi-Mode können da bereits umfassender überzeugen. Kleine Änderungen an der richtigen Stelle wirken sich angenehm auf den Spielspaß aus. Besonders im Kampf gegen untote Horden beweist Call of Duty einmal mehr seine ganzen Stärken und wandelt den Zombie-Mode zu einem komplexen Roguelike-Erlebnis, das einem im Koop unzählige Stunden fesseln kann.

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