Mit dem Franchise One Piece kann vermutlich jeder etwas anfangen, selbst wenn man sich für Manga und Anime nicht interessiert. 25 Jahre dauert die Suche nach dem größten Schatz der Welt – dem One Piece – nun schon an. Ruffy und seine Freunde sind in dieser Zeit nicht besonders viel älter geworden. Im neusten Spiel der Serie, das den Namen One Piece Odyssey trägt, verschlägt es uns in die Welt Oda Elichiro. Der Einstieg wird mit einem abrupten Unwetter, das selbst die Navigatorin Nami, nicht vorhersehen konnte, eingeleitet. Dies können wir in einer schönen Zwischensequenz beobachten. Nach dem Sturm sind wir an einem Ufer einer fremden Insel angespült worden, unser Schiff, die Thousand Sunny, hat dadurch auch zum ersten Mal seit Bau, Schiffsbruch erlitten.
Ersteindruck
Die Strohhüte auf Suche nach Ihrer Erinnerung
Natürlich lassen sich die Strohhüte davon nicht entmutigen und überprüfen, ob noch die ganze Crew vollzählig und wo Ruffys Hut abgeblieben ist. Der Anfangsbereich der Insel ist schnell erkundet und die fehlenden Mitglieder wurden mit Leichtigkeit wieder eingesammelt. Dabei wurde uns Schritt für Schritt jede neue Funktion erläutert.
Abgesehen von dem Erkunden, wird uns auch die Möglichkeit gegeben das Kampfsystem auszuprobieren. Für dieses One Piece Abenteuer haben sich die Entwickler ILCA für ein rundenbasierendes Kampfsystem entschieden. Später dazu mehr, denn gerade Anfangs mit Startlevel 40 gibt es keine Herausforderung.
Wir fanden es eine gute Entscheidung, die berüchtigte Piratenbande von Monkey D. Ruffy ihre Fähigkeiten, die sie sich über ihr langes Abenteuer angeeignet haben zu belassen und nicht wieder bei null anfangen zu müssen. Diese Freude hielt jedoch nur knapp eine halbe Stunde. Denn diese Insel ist nicht ganz unbewohnt und gestrandete Piraten sind nirgends gerne gesehene Gäste. Es gibt zwei Inselbewohner, ein Mann namens Adio und ein Mädchen mit dem Namen Lim. Gerade Letztere ist eine Katastrophe und eine einfache Ausrede, unsere Freunde mit der Totenkopfflagge, in waschechte Rookies zu verwandeln. Sie besitzt eine Gabe oder Macht, vermutlich durch eine Teufelsfrucht verliehen, die Fähigkeiten anderer in Erinnerungsblöcke zu verwandeln. Diese Blöcke werden dann, wie die sieben Dragonballs, in alle Richtungen geschossen.
Gameplay
Rundenbasierende Kämpfe in Oldschool-Manier
Um unsere Erinnerungen wiederzuerlangen, müssen wir die geheimnisvolle Insel Waford weiter erkunden. Wie wir in den ersten Spielmomenten festgestellt haben, gibt es hier Feinde, die so nicht überall auf der Grandline anzutreffen sind. Dazu zählen insbesondere die elementaren Kolosse, wo wir schon den Feuerspielenden begegnet sind. Unsere Aufgabe ist es jetzt einen der vier aufzuspüren, da diese anscheinend einen Großteil unserer Erinnerungen aufbewahren. Die Kolosse sind in verschiedenen Tempel anzutreffen und Adio ist so freundlich und zeigt uns den Weg, sollten wir mal vom Weg abkommen. Die Tempel bieten immer ein paar nette Rätsel, sind aber relativ schnell gelöst und enden dann immer in Bosskämpfe. Sind wir in Waford unterwegs, hilft Adio auch in den Kämpfen mit aus.
Wie schon erwähnt, wird in One Piece Odyssey ein rundenbasierendes Kampfsystem benutzt. Hier können wir vier Charaktere von den Strohhüten gleichzeitig in den Kampf schicken. Die Mitglieder auf der Ersatzbank können wir ohne Zugverlust beliebig oft austauschen. Jedes Crewmitglied hat einen normalen Angriff. Dieser Angriff verursacht mal mehr, mal weniger Schaden, generiert aber immer Spannungspunkte. Wie hoch der Schaden ausfällt, hängt von den Statuswerten des Mitgliedes ab und ob wir die Schwäche der Gegener berücksichtigt haben. Ein Stein, Papier, Schere-System beeinflusst den ausgeteilten und verursachten Schaden.
Neben den normalen Angriffen, gibt es die Spezialfähigkeiten, die von den Spannungspunkten leben. Hier gibt es die ikonischen Attacken, die schon dutzend Male im Anime begutachtet werden konnten. Manche davon richten die nur auf ein einzelnes Ziel, um sehr hohen Schaden zuzufügen oder gleich an eine ganze Gruppe von Widersachern. Die Spannungspunkte können wir mit den Spezialangriffen nicht selbst sammeln, werden aber am Ende des Kampfes nicht gelöscht, sondern immer wieder in den nächsten Kampf übernommen. Sollte unsere Gesundheit leiden, ist zum einen Chopper, der Schiffsarzt, zur Stelle oder wir können die reichhaltigen Köstlichkeiten vom Schiffskoch Sanji in den Kämpfen verspeisen. Hier benutzen wir die Gegenstände, die wie ein normaler Angriff einen Spielzug verbrauchen. Im späteren Verlauf des Abenteuers können wir noch Kombinationsangriffe freischalten, die ihre eigenen Kosten mit sich bringen und besonders mächtig ausfallen. Hier ist die Kraft der Freundschaft der Schlüssel zum Erfolg.
Öfters in den Schlachten gibt es besondere Events, die extra Erfahrungspunkte versprechen und die Herangehensweise beeinflussen können. Vor jedem Strohhut gibt es ein Feld, wo sich die Gegner versammeln können. Wir können die vorbestimmenden Felder mit einem Kombinationsangriff jedoch wechseln, oder greifen auf Fernangriffe zurück, um unsere in der Patsche steckenden Freunde zu helfen. Die ganzen Gefechte laufen reibungslos ab und geben keinen Grund zu Panik. Ein paar Fragen stellen sich uns jedoch dennoch. Wäre ein Gameplayansatz wie in dem Final Fantasy 7 Remake nicht spannender gewesen?
Warum verteidigen sich die Strohhutpiraten nicht und lassen sich von jedem kleinen Wicht umboxen, auch wenn dieser kaum Schaden verursacht. Eine Abwehranimation könnte dies Problem schon lösen. Die Animation der Spezialangriffe sehen wirklich fantastisch aus, allerdings gibt es nach dem Angriff immer eine Art Teleportation, die uns in die Anfangsposition zurückschickt. Das reißt uns immer wieder aus dem Kampf, da es so abrupt passiert. Unsere Lieblingspiraten haben, je länger das Abenteuer dauert, immer eine größere Auswahl an Manövern. Jedoch unsere Feinde beschränken sich auf zwei bis vier Angriffsmuster, das fällt gerade bei längeren Bosskämpfen negativ auf. Positiv ist die Abwechslung der Monster und das generelle Feindbild, auch wenn nur wenige aus der Originalserie mit dabei sind.
Haben wir das gerade erklärte Kampfsystem gegen die Kolosse optimal eingesetzt, erlangen wir unsere Erinnerungsblöcke wieder. Natürlich nur einen Teil davon und wir können diese auch nicht gleich wieder in uns aufnehmen. Hier kommt Lim, die Verursacherin ins Spiel, wir werden mit ihr zusammen unsere größten Erinnerungen erneut erleben. Dies hilft Lim Ruffy und seine Freunde besser verstehen zu lernen. Da es sich hier aber um Erinnerungen handelt, laufen diese nicht so ab wie es wirklich gewesen war. Fans der Serie werden sicher die größten Herausforderungen der Strohhüte kennen und beim Wiederspielen sicher so wie wir denken, dass das originale Abenteuer wesentlich besser war.
Beispielsweise kommen große bekannte emotionale Szenen in den spielbaren Abschnitten vor, die dem Anime einfach nicht gerecht werden. Dies liegt am meisten daran, wie das Spiel zusammengesetzt ist. Wir laufen zu einem roten Ausrufezeichen, wenn wir Glück haben wird uns eine tolle Zwischensequenz gezeigt, wie die am Anfang von One Piece Odyssey. Oftmals ist es jedoch ein Dialogabschnitt wo wir ständig weiter klicken müssen und die Charaktere kaum Körpersprache aufzeigen und nur ihre Lippen bewegen. Dann, wenn das eine Ausrufezeichen erledigt wurde, laufen wir wieder zehn Schritte zum nächsten und bekommen wiederum einen Dialog vorgesetzt. Wir haben uns oft beim Augenrollen erwischt und uns gefragt, wer das für einen guten Spielablauf gehalten hat. Es wäre viel einfacher gewesen eine zusammenhängende Zwischensequenz zu benutzen, da die auch sehr schön anzusehen sind. Leider kommen diese für unseren Geschmack zu selten vor und auf die zehn Schritte bis zur nächsten Unterbrechung hätten wir verzichten können.
Abgesehen von der Hauptgeschichte in den Erinnerungen, die auch gerne durch Kleinigkeiten wie Diebstahl-Quests in die Länge gezogen werden. Gibt es auch noch Nebenmissionen, die die Piratenbande in billige Lieferjungen verwandelt. Dann gibt es hier noch Kopfgeldmissionen mit bekannten Namen aber unbekannten Gesichtern, hier zeigt es sich wieder, dass uns die Erinnerungen schnell betrügen. Die letzte Freizeitbeschäftigung wären kaputte Erinnerungen. Bewältigen wir diese Hürde erhalten wir neue schön in Szene gesetzte Kombinationsangriffe.
Die Welten entdecken wir immer mit einer Hauptfigur, jeder der Freunde hat seinen eigenen Vorzug. Zum Beispiel ist Zoro imstande Eisentore zu zerschneiden, Nami hat einen Spürsinn für versteckte Schätze oder Franky kann Brücken errichten, um abgelegene Orte zu erreichen. Nico Robin hat wohl eine der besten Fähigkeiten, diese kann eine Maschine bedienen um Artefakte zu Verschmelzen. Diese Artefakte sind in der ganzen Spielwelt versteckt oder können bei Händlern mit den erbeuteten Berrys erworben werden.
Mit diesen Artefakten können wir die Charakterwerte stark beeinflussen, wie wir das Handhaben steht uns frei, Hauptsache es passt ins Raster. Was wir uns aber gewünscht hätten, wäre, dass alle Crewmitglieder gleichzeitig zu sehen wären und gemeinsam durch die Gegenden spazieren. Erhalten haben wir ein Mitglied, das die anderen wie eine Matroschka-Puppe in sich versteckt. Zwar können wir diese sehr schnell auswechseln, aber einen faden Beigeschmack hinterlässt es trotzdem.
Technik, Sound, Grafik
Die aktuellen Konsolen spielen ihre Stärken aus
In Odyssey können wir entweder in Full-HD und 60fps oder in 4k und 30fps unterwegs sein. Wir hatten in der Gesamtdauer unseres Tests keine Leistungseinbrüche oder störende Bugs zu verzeichnen. Das einzige, was bei uns aufgetreten ist, war ein Absturz des Spiels, was für ca. drei Minuten verlorenen Spielvorschritt verantwortlich war.
Bei der ausgelieferten Version gibt es nur eine Audioausgabe und diese ist mit der japanischen Originaltonspur versehen. Da wir japanisch bevorzugen, ist das für uns kein Kritikpunkt, allerdings gibt es sicher einige Spieler, die die deutsche oder englische Synchronisation bevorzugen. Gerade auch, weil One Piece ein sehr beliebter Anime ist und die Synchronsprecher der beiden Sprachen vorhanden sind. Leider wurden selbst in der einzigen Tonspur, die in Odyssey anzutreffen ist, nicht alle Gespräche vertont und gibt das Gefühl eines unfertigen Spiels. Die bekannten Synchronsprecher leisten wie gewohnt sehr gute Arbeit und zaubern auch ohne die seltenen Zwischensequenzen ein Lächeln auf unsere Lippen.
Der grafische Look weiß zu gefallen, die Charaktermodelle sind schön gestaltet und geben ein klares Bild wieder. Die Animationen wirken jetzt nicht in jeder Situation lebensecht, haben aber ihre Höhepunkte in den Kämpfen, wenn wir die Spezialattacken loslassen. Die Umgebungen wirken mit dem ganzen funkelnden Sammelgegenständen und Abgrenzungen jetzt nicht zwangsweise wie aus dem Anime entrissen, lassen sich aber fehlerfrei erkunden.
Fazit
Ein Fest für Fans der Anime-Serie
Mit ein paar wenigen Änderungen hätte One Piece Odyssey mehr geben können als was es uns jetzt bietet. Gerade die roten Ausrufezeichen und die daraus führenden Unterbrechungen hätten sich einfach vermeiden lassen können.
Wir sind Fan der Serie seit es damals auf RTL2 lief und sind mit der Suche nach dem größten Schatz der Welt immer noch nicht gesättigt. Trotz Schwächen haben wir unseren Spaß in Odyssey, gerade auch deswegen, weil es ein sehr einfaches Spiel ist und ohne Stress gekämpft und erkundet wird. Ein wählbarer Schwierigkeitsgrad ist nicht vorhanden, was die Reise nur noch weiter erleichtert. Die Hauptmissionen können sich wie Gummi ziehen, da immer wieder Ereignisse vorkommen, die den Veteranen von den Strohhüten nicht passieren dürften.
Gerade wenn die diebische Katze Nami beklaut wird, fragen wir uns, ob wirklich Oda selbst für die Geschichte verantwortlich ist. Es geht immer hin und her zwischen der Insel Waford und den Erinnerungen an die alten Tage. Bis das große Final nach ca. 60 Stunden einschlägt. Unserer Meinung nach sollte BANDAI NAMCO Games, mit der Lizenz von One Piece in der Hand an der Tür von Arc System Works klopfen, denn das ist das Piratenabenteuer auf das wir eigentlich wirklich warten.
- One Piece Odyssey
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 12 Jahren