Wolfenstein: Youngblood_20190731204913

[ TEST ] WOLFENSTEIN: YOUNGBLOOD – Zwillings-Action im besetzten Paris

Bethesda startet mit Wolfenstein: Youngblood, eines der ältesten Shooter-Serien, in die nächste Runde. Doch diesmal heißt es eher Zwei-Frau-Armee statt Ein-Mann-Armee. Youngblood ist, anders als seine Vorgänger, ein Koop-basiertes Abenteuer.

Ersteindruck
Zwei-Frau-Armee statt Ein-Mann-Armee

Mit beiden Vorgängern The New Order und The New Colossus verlieh Bethesda der angestaubten Serie einen neuen Anstrich. Mit Erfolg. Beide Ableger stießen auf ein sehr positives Echo seitens der Käufer und die Serie erfreute sich ganz neuer Fans. Die Kritiker spendierten Höchstwertungen. Es sind also durchaus große Fußstapfen, in die das Spin-off Youngblood nun treten muss. Doch worin bestehen überhaupt die Unterschiede zur Hauptserie?

Wolfenstein bedient sich einer alternativen Zeitlinie, in der die Nazis den zweiten Weltkrieg gewonnen und nun praktisch den gesamten Erdball unter ihrem Joch haben. Nur wenige Rebellen finden überhaupt den Mut und die Kraft sich gegen den übermächtigen Feind zu stellen. Einer von ihnen ist B.J. Blaskowicz, der in den 60er Jahren dem Nazi-Regime mächtig einheizt.

Youngblood macht da einen deutlichen Zeitsprung und versetzt uns in die 80er Jahren. Die Macht der Faschisten ist noch immer ungebrochen, doch diesmal ziehen die beiden Töchter von Blaskowicz in den Kampf. Denn Youngblood ist nicht länger ein reiner Singleplayer-Shooter, sondern vielmehr für Koop-Action ausgelegt. Und es existiert noch eine weitere Besonderheit: Youngblood ist der erste Ableger der Serie, von dem auch die ungeschnittene internationale Version auch in Deutschland verkauft werden darf. Simultan dazu existiert aber weiterhin die geschnittene deutsche Version. In der sind nach wie vor alle Hakenkreuze und andere verfassungsfeindliche Symbole entfernt worden, auch ist nie offen von den Nazis die Rede, sondern vielmehr vom „Regime“. Dabei verfügt die deutsche Version über eine deutsche Sprachausgabe, die internationale Version bietet hingegen nur die englische Vertonung. Beide Versionen sind ab 18 Jahren freigegeben.


Gameplay
Team-Play heißt das Zauberwort

Wolfenstein: Youngblood lässt sich zwar auch ganz altmodisch allein im Singleplayer erleben, doch ist es unverkennbar, dass Bethesda es als Koop-Spiel konstruiert hat. Im Hauptmenü können wir uns ganz unkompliziert dazu entscheiden, ob wir selbst ein Spiel hosten oder einem bestehenden Spiel beitreten. Zusätzlich lässt sich diese Wahl noch verfeinern, in dem wir etwa direkt in ein Spiel mit einem Freund beitreten oder das Spiel zusammen mit einem fremden Spieler unsicher machen. Käufer der Deluxe Edition bekommen zudem einen Buddy Pass, mit dem es möglich ist einen Freund zum Spielen einzuladen, auch wenn dieser das Spiel nicht selbst besitzt.

Wir persönlich empfehlen die gesamte Kampagne zusammen mit einem Freund abzuschließen. Zu zweit entfaltet sich der gesamte Spielspaß in seiner vollen Blüte und auch die Teamplay-Komponente funktioniert am besten, wenn wir uns gegenseitig absprechen können. Eine weitere Neuerung im Wolfenstein-Universum ist das Levelsystem. Das funktioniert genauso, wie wir es bereits aus Rollenspielen kennen. Mit jedem beseitigten Gegner und jeder abgeschlossenen Herausforderung sammeln wir Erfahrungspunkte und steigen Level auf. Mit jedem Levelaufstieg erhalten wir wiederum einen Skillpunkt, den wir in einer der drei Fähigkeitsbäume Kraft, Macht und Verstand investieren können.

Auch unsere Gegner besitzen einen Level, durch den sich deren Kräfte definieren. Das führt immer wieder dazu, dass wir auf sehr mächtige Gegner treffen, gegen die wir entweder gar keine realistische Chance haben oder aber auf die wir magazinweise Kugeln hineinpumpen müssen. Ermüdend und ärgerlich ist das schon, da das oft bedeutet, dass wir im Zweikampf kreuz und quer durch einen Raum rennen, um einen bestimmten Feind immer wieder aufs Korn zu nehmen, während wir seinen Attacken ausweichen. Denn anders als unsere Widersacher sind wir längst nicht so robust beschaffen. Selbst auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad sind wir nur im Stande sehr wenige Angriffe einzustecken, bevor wir verwundet am Boden liegen. In diesem Fall erhält unser Koop-Partner die Chance, uns wieder auf die Beine zu helfen, sodass wir uns weiter in den Kampf stürzen können. Bekommen wir die helfende Hand nicht gereicht, so bluten wir aus und verlieren ein Leben. Zusammen mit unserem Koop-Partner teilen wir uns drei Leben, sind diese erst einmal aufgebraucht, müssen wir das gesamte Level von vorn beginnen. Wenn uns dadurch schnell mal 30 bis 45 Minuten an Spielfortschritt verloren gehen, weil wir im letzten großen Showdown des Levels versagt haben, artet dies schnell in Frustration aus. Als weitere Schwäche stellt sich die dünne Story heraus. Die beiden Schwestern bleiben während der ganzen Geschichte ziemlich blass und auch sonst weiß die Handlung längst nicht so zu überzeugen wie die der Vorgänger, die mit grotesken Einfällen, schwarzem Humor, beißender Rassismus-Kritik und charismatischen Charakteren aufwarten. Dagegen wirkt die Geschichte in Youngblood schon sträflich vernachlässigt.


Grafik & Sound
Coole Effekte und satte Explosionen

Wolfenstein: Youngblood wird auf der PS4 Pro und Xbox One in 4K mit HDR wiedergegeben. Die Grafik zeichnet in großen Teilen des Spiels ein sehr stimmiges Bild vom nazibesetzten Paris der 80er Jahre. Die Level sind recht offen und weitläufig gestaltet und laden zum Entdecken ein. Die Effekte krachen richtig und werden richtig spektakulär eingesetzt. Das Haar in der Suppe sind teils hässliche Texturen und Charaktermodelle.

Soundtechnisch haben sich die Entwickler von Mashine Games und Arkane Studios wieder jede Menge Mühe gegeben und liefern satte Waffensounds und donnernde Explosionen, sowie coole Musik und eine überzeugende deutsche Vertonung.


Umfang
Viel Umfang, wenig Abwechslung

Der Umfang ist für ein Spiel zum halben Preis mehr als ordentlich. Bis zu 30 Stunden sind wir zu zweit im besetzten Paris unterwegs und kämpfen und skillen uns durch weitläufige Level. Da wir regelmäßig auf übermächtige Gegner treffen, müssen wir uns zudem immer wieder durch Nebenmissionen grinden. Die Nebenmissionen sind oftmals sehr ideenlos gehalten und drehen sich im Allgemeinen darum, dass wir zu „Punkt a“ laufen und „Person x“ ausschalten. Darüber hinaus dürfen wir uns in täglichen und wöchentlichen Herausforderungen Extrapunkte verdienen.

Mikrotransaktionen sind auch im Spiel integriert. Gegen Echtgeld werden uns allerdings nur kosmetische Spielinhalte angeboten wie etwa neue Designs für unsere Rüstungen oder Waffen-Skins. Spielverändernde Inhalte, mit denen wir uns einen Vorteil verschaffen könnten, sind nicht zu finden.


Fazit
Gutes Koop-Gameplay, maue Story

Mit Wolfenstein: Youngblood trauen sich Bethesda viele Neuerungen einzuführen. So gibt das Koop-Gameplay dem Oldschool-Shooter einen neuen Anstrich und sorgt für spaßige Stunden zusammen mit einem Freund. Die Schwächen liegen dann in dem ideenlosen Missionsdesign und auch die Story weiß längst nicht mehr so zu unterhalten wie in den vorangegangenen Ablegern. Wobei Bethesda keinen Hehl daraus macht, dass es sich mit Youngblood lediglich um ein kleineres Abenteuer handelt und es definitiv kein Hauptableger im Kanon der neuen Trilogie um The New Order ist. Es ist lediglich ein Spin-off.

Auch die Rollenspiel-Elemente sorgen für mehr Anpassungen und motivierendes Leveln, lästiges grinden wird aber leider auch oft zum Pflichtprogramm. Insgesamt betrachtet lässt sich sagen, dass Wolfenstein: Youngblood ein spaßiger Shooter mit einem gut funktionierenden Koop-Modus ist, im direkten Vergleich zu seinen vorangegangenen Vorgängern erreicht er aber nicht annähernde deren Qualitäten.


Wolfenstein: Youngblood erschien am 26. Juli 2019 für PlayStation 4, Xbox One, Nintendo Switch und PC. Außerdem könnt ihr euch zudem mit Wolfenstein: Cyberpilot in die virtuelle Realität begeben. Als Teil der französischen Résistance hackt ihr euch in die Kriegsmaschinerie der Nazis, um sie gegen sie zu verwenden. Die Wolfenstein: Youngblood Deluxe Edition hält eine Vielzahl von Ingame-Boni sowie den Buddy Pass bereit, mit dem ihr zusammen mit einem Freund Wolfenstein: Youngblood spielen könnt, auch wenn dieser das Spiel gar nicht besitzt.

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