Mit Sid Meier´s Civilization 6 feiert das legendäre Geschicklichkeitsspiel sein Comeback auf die Konsolen. Wir haben die PS4-Version samt Erweiterung für euch unter die Lupe genommen.
Ersteindruck
Das Comeback der Konsolen
Civilization 6 schickt uns bereits seit 1991 durch die Epochen der Menschheit. Anfangs starten wir in der Antike und verfügen über nichts weiter als primitive Krieger, die ihre Keulen schwingen. Unsere Siedlungen sind nichts weiter als einfachste Behausungen. Doch der Mensch hat allen anderen Lebenwesen eine entscheidene Eigenschaft vorraus: Die Fähigkeit zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Und genau das greift Civilization in sein Spielprinzip auf.
Ich persönlich habe die Serie Ende der 90er Jahre für mich entdeckt. Damals erschien Civilization 2 für die PS1 und war eine fantastisch komplexe Spieleerfahrung. Doch danach herrschte lange Ebbe. Zumindest für Konsolenspieler, denn obwohl die Serie konsequent mit neuen Add-Ons und Fortsetzungen weitergeführt wurde, gingen die Konsolen stets leer aus. Civilization hatte sich ganz dem PC verschrieben. 2008 und 2014 erschienen dann mit Civilization Revolution und Revolution 2 Spin-Offs, die speziell für Konsolen entwickelt wurden. Das Spielprinzip wurde zugänglicher und deutlich simpler gestaltet. Das traf besonders bei der Fangemeinde auf wenig Gegenliebe. Nun veröffentlichte Publisher Take 2 den sechsten Ableger der Reihe überraschend auch erstmals wieder für die heimischen Konsolen.
Gameplay
Handeln, Verhandeln, Forschen und Kämpfen
Schnell beginnen wir im Forschungsbaum erste Entwicklungen freizuspielen. Anfangs erlernen wir somit Fähigkeiten wie die Viehzucht, Landwirtschaft oder der Minienarbeit. Gestützt von den neuen Erkenntnissen, dürfen wir neue Gebäude bauen und neue Einheiten entsenden. Daraus entwickelt sich schnell eine Dynamik, bis wir von der Antike in die Klassische Epoche wechseln, danach ins Mittelalter. Irgendwann erreichen wir das Industriezeitalter, die Gegenwart und machen letztlich sogar Schritte hinein in die Zukunft.
Aus den einfachen Lehmhütten werden robuste Häuser aus Stein und Mörtel, die letzlich zu imposanten Wolkenkratzern heranwachsen. Auch unsere Streitkräfte bleiben vom Wandel der Zeit nicht unberührt und entwickeln sich zu Speerträgern und Armbrustschützen, dann zu berittenen Streitkräften, bis wir in der modernen Zeit angekommen sind und wir unser Arsenal um Flugzeuge, Infanterie, Schlachtschiffe, Raketensilos und Panzer erweitern. Am Spielprinzip von Civilization hat sich dabei seit den Anfängen vor fast 30 Jahren nur sehr wenig geändert.
Doch Civilization 6 konzentriert sich längst nicht nur aufs Forschen und aufs Militär. Wir teilen uns die Weltkarte mit zahlreichen KI-Gegnern, mit bis zu 6 lokalen-Mitspielern oder mit bis zu 4 Online-Spielern und müssen unsere Geschicke auch in Sachen Diplomatie, Handel, Religion und Wirtschaft unter beweis stellen. Gespielt wird dabei rundenweise. Auch optisch erinnert Civilization 6 dabei an ein Brettspiel, Paralellen zu den Siedlern von Catan sind nicht von der Hand zu weisen. Die gesamte Spielwelt wird dabei in sechseckige Felder eingeteilt, wobei wir für gewöhnlich mit unseren Einheiten pro Runde ein Feld weiterrücken dürfen. Im späteren Spielverlauf erlangen wir auch Einheiten, mit denen wir größere Sprünge über mehrere Felder hinweg machen dürfen, doch das bleibt eher die Ausnahme.
Die Menüführung und die Steuerung wurden dabei sehr gut und funktionell auf die wenigen Tasten des Controllers verteilt. Mit den Sticks lässt sich die Kamera navigieren und zoomen und mit den Schultertasten rufen wir die Menüs auf. Alles geht leicht von der Hand und bedarf nur einer kurzen Eingewöhnungszeit. Der einzige Kritikpunkt in dem Ganzen ist die sehr kleine Schrifthöhe, mit der wir während des gesamten Spiels konfrontiert werden. Wer alles problemlos lesen möchte, sollte den eigenen Hintern zwangsläufig näher zum Fernsehbildschirm platzieren. Ein weiterer Kritikpunkt ist die eigenartige KI der computergesteuerten Mitstreiter. Die handeln oft überstürzt und kaum nachvollziehbar. So passiert es, dass wir uns in der einen Runde noch in einer gut ausgebauten Handelsbeziehung zu Indien befinden und uns Oberhaupt Mahatma Gandi bereits wenige Runden später den Krieg erklärt, obwohl es dafür keinen Anlass gibt. Und überhaupt – irgendwie hatten wir uns Herrn Gandi friedliebender vorgestellt. Das kann unsere Pläne auf Handel und Diplomatie schnell mal über den Haufen werfen. Im Kampf selbst verhält sich der Gegner auch nicht immer besonders schlau. Für gewöhnlich greift der erst einmal mit seinen Nahkampftruppen an und schickt dann in der zweiten Angriffswelle die Fernangreifer los. Wirklich herausfordernd wird der KI-Gegner erst, wenn wir entweder gleich an mehreren Fronten kämpfen oder auf einem hohen Schwierigkeitsgrad.
Und dennoch beweist Civilization 6 an vielen Punkten eine wunderbar taktische Tiefe. Besonders dann, wenn es um den Ausbau unserer Städte geht. Auf den sechseckigen Feldern, die wir für unsere Nation erschlossen haben, dürfen wir entscheiden, auf welche Weise wir sie nutzen. Nahrung anbauen, wichtige Rohstoffe wie Eisen oder Uran gewinnen oder sie benutzen, um etwa Weltwunder und andere Gebäude wie Universitäten auf ihnen zu platzieren. Gewinnen lässt sich das Spiel dabei längst nicht nur durch Konfrontation und Krieg. Viele Wege führen zum Ziel. Auch über Tourismus, Forschung oder der Reise ins Weltall haben wir die Möglichkeit, am Ende als strahlender Sieger vom virtuellen Platz zu gehen.
Umfang
Vielseitiger Süchtigmacher
Civilizationon 6 birgt zig Stunden an Spielzeit, in dem wir aus 27 verschiedene Nationen wählen dürfen. Dabei dürfen wir bei der Erstellung eines Spiels alle nur erdenklichen Einstellungen vornehmen. Leider sind die Add-Ons Gathering Storm und Rise and Fall nicht im rund 50 Euro teuren Hauptspiel enthalten. Für die Erweiterungen verlangt Take 2 weitere 40 Euro.
Auch wenn es ärgerlich ist, dass die Erweiterungen nicht im Hauptspiel inbegriffen sind, dennoch sind sie sehr lohnenswert. Sie bringen ganz neue Spielelemente ins Gameplay und konfrontieren unsere Nationen mit Naturkathastrophen und weiteren Nationen und Kampange-Missionen.
Grafik & Sound
Große Übersicht und kleine Texte
Der Grafikstil präsentiert sich verspielter und bunter als frühere Ableger der Serie. Die Menus sind übersichtlich aufgebaut und die Texte leider sehr klein gewählt. Die Auflösung fällt spürbar geringer aus als bei der PC-Version.
Der Sound überzeugt besonders mit einem epischen orchestralen Soundtrack, der sich mit vielfältigen Musikstücken präsentiert. Gesprochene Passagen gibt es keine, weshalb wir relativ viele Texte zu lesen bekommen.
Fazit
Vorbildliche Konsolenportierung
Mit Civilization 6 ist endlich eines der wohl motivierensten Geschicklichkeitsspiele für die Konsolen erschienen, welches uns über Stunden und Stunden zu fesseln weiß. Besonders der Forschungsbaum, das Handels- und Aufbausystem ist wunderbar miteinander verwoben. Die vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten, die vielen verschiedenen Nationen spornen uns dazu am, immer wieder unser Vorgehen zu ändern. Zumal uns das Spiel nie zu einer bestimmten Spielweise zwingt. Viele Wege führen zum Sieg und jeder Spiele entscheidet, wohin er die eigene Nation führt. Wermutstrophen finden wir bei der geringen Schrifthöhe, der seltsam launischen KI und der Tatsache, dass Take 2 für die Erweiterungen weitere 40 Euro haben möchte.
Eines der besten Aufbau- und Geschicklichkeitsspiele endlich für die aktuelle Konsolengeneration.
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