Ein Strategie-Titan erobert die PlayStation 5: Wir haben Age of Empires II: Definitive Edition auf Herz und Nieren geprüft. Kann die legendäre PC-Erfahrung mit dem DualSense-Controller überzeugen oder erweist sich die Portierung als strategischer Kompromiss? Unser Test liefert die Antworten.
Ersteindruck
Ein König kehrt zurück – Majestätisch oder mühsam auf der PS5?
Die Rückkehr eines wahren Königs auf eine neue, für ihn bislang unerschlossene Plattform – so fühlte es sich an, als wir Age of Empires II: Definitive Edition das erste Mal auf der PlayStation 5 starteten. Es ist ein besonderer Moment, einen derart prägenden PC-Klassiker, der für viele von uns als die beste Inkarnation der gesamten Age of Empires-Reihe gilt, nun auf einer Sony-Konsole zu erleben. Diese Mischung aus wohliger Nostalgie und gespannter Neugier wurde sogleich von einer gewissen Erwartungshaltung begleitet. Die bereits vor einiger Zeit erschienene Xbox-Version wurde schließlich als „the real McCoy“ und als eine dem PC ebenbürtige, vollumfängliche Umsetzung gelobt. Dieser Umstand legt die Messlatte für die PlayStation 5-Portierung natürlich hoch, denn die Entwickler haben damit bereits signalisiert, dass die komplexen Herausforderungen einer Konsolenadaption für dieses Genre gemeistert werden können. Ein Straucheln an dieser Stelle wäre daher umso enttäuschender.
Unsere erste Interaktion mit dem Spiel konzentrierte sich auf die Menüführung und die Anpassung der Benutzeroberfläche. Wie intuitiv lässt sich ein derart komplexes Strategiespiel mit dem DualSense-Controller durch die zahlreichen Menüs navigieren? Die gute Nachricht ist, dass die Entwickler hier offenbar von den Erfahrungen mit der Xbox-Portierung profitiert haben. Das Interface wirkt aufgeräumt und wurde erkennbar für die Bedienung vom Sofa aus optimiert. Ähnlich wie bei der Xbox-Fassung, die mit einer „komplett überarbeiteten“ Nutzeroberfläche und „intuitiven Radialmenüs“ punkten konnte, setzt auch die PS5-Version auf zugängliche Auswahlräder und eine klare Struktur.
Die Skalierbarkeit des Interfaces trägt ebenfalls zur Übersichtlichkeit bei. Diese Anpassungen sind von immenser Bedeutung, da Echtzeitstrategiespiele traditionell auf die Präzision von Maus und Tastatur angewiesen sind. Eine umständliche oder überladene Menüführung würde die ohnehin schon anspruchsvolle Spielmechanik unnötig verkomplizieren und den Spielspaß empfindlich schmälern. Glücklicherweise scheint diese Hürde auf der PlayStation 5 mit Bedacht genommen worden zu sein.

Gameplay
Strategische Finesse per DualSense – Eine gelungene Übersetzung?
Das Fundament von Age of Empires II ist auch nach über zwei Jahrzehnten unerschütterlich und faszinierend zugleich. Die Kernmechaniken, bestehend aus dem sorgfältigen Aufbau einer florierenden Siedlung, dem effizienten Sammeln der vier lebenswichtigen Ressourcen – Nahrung, Holz, Gold und Stein –, der strategischen Weiterentwicklung der eigenen Zivilisation durch vier prägnante Zeitalter von der Dunklen Zeit bis zur Imperialzeit, dem Ausbilden und stetigen Verbessern einer beeindruckenden Vielfalt an militärischen Einheiten sowie dem Erforschen zahlreicher Technologien, bilden ein komplexes und doch zugängliches Gerüst. Aus diesen Elementen erwächst eine enorme strategische Tiefe, die das Spiel auch heute noch so fesselnd macht. Die Definitive Edition bündelt dabei Inhalte für über 200 Stunden Spielzeit und umspannt mehr als 1000 Jahre Menschheitsgeschichte, was sie zu einem wahren Koloss im Genre macht – eine gelungene Mischung aus Städtebau und Kriegssimulation, die ohne übermäßige Verkomplizierung auskommt.
Der wohl kritischste Aspekt einer jeden Konsolenportierung eines Echtzeitstrategiespiels ist jedoch die Übertragung der Steuerung auf den Controller. Hier entscheidet sich, ob die strategische Finesse des Originals erhalten bleibt oder ob die Bedienung zum unüberwindbaren Hindernis wird. Wir haben uns intensiv mit der Umsetzung auf dem DualSense-Controller der PlayStation 5 auseinandergesetzt. Wie gut lassen sich komplexe Befehlsketten erteilen, wie präzise können Einheiten im Mikro- und Makromanagement geführt werden und wie schnell kann auf dynamische Spielsituationen reagiert werden? Die Entwickler haben sich sichtlich bemüht, eine funktionale Lösung zu finden. Die Tastenbelegung wirkt durchdacht, und die von der Xbox-Version bekannten Radialmenüs kommen auch hier zum Einsatz, um den Zugriff auf Bauoptionen und Einheitenfähigkeiten zu erleichtern. Shortcuts über das D-Pad, beispielsweise für den schnellen Zugriff auf untätige Dorfbewohner oder militärische Einheiten, erweisen sich als äußerst praktisch. Auch die Auswahlmechanismen für einzelne und multiple Einheiten sind an die Controller-Bedienung angepasst.
Komfortfunktionen, wie das Auswählen aller sichtbaren Einheiten eines Typs durch schnelles doppeltes Drücken der Aktionstaste oder das gleichzeitige Trainieren von fünf Einheiten durch Halten einer Schultertaste in Kombination mit der Aktionstaste (ähnlich der LT + A Kombination auf der Xbox), sind vorhanden und erleichtern das Management des eigenen Imperiums spürbar.
Es ist offensichtlich, dass eine intuitive und effiziente Controller-Steuerung nicht nur eine Frage des Komforts ist, sondern direkt darüber entscheidet, ob wir als Spieler die strategische Tiefe des Spiels überhaupt voll ausschöpfen können. Eine klobige oder unpräzise Steuerung würde fortgeschrittene Taktiken und schnelles Reagieren, insbesondere im Bereich des Mikromanagements, nahezu unmöglich machen und somit das Kern-Gameplay entwerten. Die positiven Rückmeldungen zur Steuerung der Xbox-Version ließen uns hoffen, und die PS5-Umsetzung enttäuscht hier glücklicherweise nicht, auch wenn eine gewisse Einarbeitungszeit und eine Akzeptanz für die systembedingten Unterschiede zur Maus-Tastatur-Steuerung nötig sind.

Was den schieren Umfang angeht, so ist Age of Empires II: Definitive Edition ein wahres Fest für Strategen. Die Edition beinhaltet sämtliche Erweiterungen, darunter auch „The Last Khans“, welches drei neue Kampagnen und vier neue Zivilisationen hinzufügt. Damit steigt die Gesamtzahl auf beeindruckende 35 spielbare Völker und über 24 historische Kampagnen. Und das Spiel wächst stetig weiter, wie neuere DLCs, beispielsweise „The Three Kingdoms“ mit fünf weiteren Zivilisationen und drei zusätzlichen Kampagnen, eindrucksvoll belegen – auch wenn wir uns in diesem Test primär auf den Kernumfang der für die PS5 veröffentlichten Definitive Edition konzentrieren.
Jede Zivilisation verfügt über einzigartige Einheiten, spezielle Technologien und individuelle Boni, was eine enorme Vielfalt und Wiederspielbarkeit garantiert. Die schiere Menge an Zivilisationen ist zwar einerseits ein Segen, birgt aber für Neueinsteiger potenziell die Gefahr der Überforderung. Umso wichtiger sind daher gut strukturierte Tutorials und eine klare Darstellung der jeweiligen Stärken und Schwächen der Völker direkt im Spiel – Aspekte, die in der Konsolenversion glücklicherweise berücksichtigt wurden, ähnlich den bereits auf der Xbox verfügbaren Einführungen und Hilfestellungen.
Grafik & Sound
Historische Schlachtfelder in 4K und mit Orchesterklang
Visuell präsentiert sich Age of Empires II: Definitive Edition in einer ansprechenden Form, die den beworbenen „atemberaubenden 4K Ultra HD Grafiken“ durchaus gerecht wird, wenn man die Ursprünge des Spiels bedenkt. Die Einheitenmodelle, Gebäude und Umgebungsdetails wurden liebevoll überarbeitet und zeigen einen deutlichen Sprung gegenüber dem Original. Besonders die verbesserten Zerstörungsanimationen von Gebäuden sorgen für befriedigende Momente, wenn feindliche Festungen unter dem Beschuss unserer Kriegsmaschinen in Schutt und Asche gelegt werden.
Die integrierte Zoom-Funktion erlaubt es, näher an das Geschehen heranzurücken, offenbart aber auch, dass es sich hier um ein Remaster eines ursprünglich auf 2D-Sprites basierenden Spiels handelt. Während die allgemeine grafische Qualität überzeugt, sollte man keine fotorealistische 3D-Pracht moderner AAA-Titel erwarten. Die Schönheit liegt hier im Detailreichtum der handgezeichnet wirkenden Elemente und der gelungenen künstlerischen Überarbeitung. Die auf dem PC vereinzelt geäußerte Kritik an „fürchterlichen Pixelhaufen“ bei starkem Zoom oder die gemischten Meinungen zur Grafikqualität auf der Xbox, die von „erstaunlich“ bis „unsensationell“ reichten, können wir für die PS5-Version nur bedingt nachvollziehen; das Gesamtbild ist stimmig und dem Alter des Grundgerüsts angemessen.

In puncto technischer Leistung liefert die PS5 eine solide Vorstellung. Das Spielgeschehen läuft auch bei größeren Schlachten mit einer Vielzahl von Einheiten überwiegend flüssig. Signifikante Einbrüche der Bildrate oder störende Ruckler konnten wir während unserer Testzeit kaum feststellen.
Die Xbox Series X-Version wurde seinerzeit für ihre stabile Performance selbst auf Ultra-Einstellungen gelobt, mit nur gelegentlichen, sehr kurzen Pausen beim automatischen Speichern. Ein ähnliches Bild zeichnet sich auf der PlayStation 5 ab. In einem Echtzeitstrategiespiel ist eine stabile Bildrate ohnehin wichtiger als die allerhöchsten Grafikeinstellungen, da Ruckler die Präzision der Steuerung und die Übersichtlichkeit negativ beeinflussen können. Hier scheinen die Entwickler die richtigen Prioritäten gesetzt zu haben. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil der PS5 ist ihre schnelle SSD.
Die Ladezeiten für Kampagnenmissionen, Scharmützelkarten und auch beim initialen Spielstart sind angenehm kurz, was den Spielfluss deutlich verbessert und Frustmomente durch lange Wartezeiten minimiert.
Die akustische Untermalung von Age of Empires II: Definitive Edition ist schlichtweg exzellent. Der vollständig remasterte Soundtrack und die überarbeiteten Soundeffekte tragen maßgeblich zur dichten Atmosphäre bei. Die orchestrale Musik, die als „wunderschöner Begleiter der Action“ beschrieben wurde, untermalt sowohl ruhige Aufbauphasen als auch epische Schlachten mit passenden Melodien. Die Kampfgeräusche, die charakteristischen Aussagen der Einheiten und die subtilen Umgebungslaute sind überzeugend und immersiv.
Ein besonderes Lob verdienen die vollständig neu vertonten Kampagnen, die in verschiedenen Sprachen verfügbar sind und den historischen Erzählungen zusätzliches Leben einhauchen. Diese akustischen Verbesserungen sind weit mehr als nur kosmetischer Natur; sie steigern das epische Gefühl des Spiels und die emotionale Bindung an das Geschehen auf dem Bildschirm signifikant, was besonders für Spieler, die tief in die historischen Kampagnen eintauchen möchten, von großem Wert ist.

Fazit
Eine Krönung auf der Konsole
Nach ausgiebigen Feldzügen und dem Aufbau zahlreicher Imperien auf der PS5 können wir ein klares Urteil fällen: Die Portierung von Age of Empires II: Definitive Edition ist ein bemerkenswerter Erfolg. Es ist den Entwicklern gelungen, die zeitlose Magie, die strategische Tiefe und den schieren Umfang dieses Klassikers auf beeindruckende Weise auf die Sony-Konsole zu übertragen.

Die Herausforderungen, ein derart komplexes, traditionell Maus-und-Tastatur-dominiertes Genre für den Controller aufzubereiten, wurden mit Bravour gemeistert, auch wenn eine gewisse Umgewöhnung und Akzeptanz für die systembedingten Unterschiede unumgänglich sind.
Zu den unbestreitbaren Stärken der PS5-Version zählen der gigantische Inhalt, der für Hunderte Stunden Spielspaß sorgt, die durchdachte und weitgehend intuitive Controller-Anpassung, die von den Erfahrungen mit der Xbox-Version profitiert, die spürbare, wenn auch nicht revolutionäre Nutzung der DualSense-Features, die liebevoll überarbeitete Grafik und der herausragende, remasterte Sound sowie die dank der PS5-SSD angenehm kurzen Ladezeiten. Demgegenüber stehen die systemimmanenten Herausforderungen der RTS-Steuerung auf einer Konsole, die auch die beste Anpassung nicht gänzlich eliminieren kann. Gravierende technische Probleme oder Bugs sind uns während des Tests jedoch nicht begegnet.
Für wen eignet sich also diese Version von Age of Empires II: Definitive Edition? Langjährige Fans der Reihe, die den Klassiker nun bequem vom Sofa aus auf ihrer PS5 erleben möchten, können bedenkenlos zugreifen. Auch Strategie-Neulinge, die bereit sind, sich in die komplexe, aber lohnende Spielmechanik einzuarbeiten, finden hier einen exzellenten Einstiegspunkt, nicht zuletzt dank der guten Tutorials.
Es bleibt dabei: Dieses Spiel ist primär für Liebhaber des Originals und für Fans des Echtzeitstrategie-Genres gedacht, die keine grundlegend neue Erfahrung suchen, sondern die Perfektionierung eines Meisterwerks. Der Erfolg der Portierung bemisst sich nicht nur an der technischen Umsetzung, sondern auch daran, ob das Spielprinzip auf der Konsole langfristig fesselt. Die Tatsache, dass man auch mit dem Controller vier Stunden mit einer einzigen Scharmützelkarte gegen KI-Gegner verbringen kann, spricht Bände über die anhaltende Faszination des Spiels, vorausgesetzt, die Steuerung ist adäquat gelöst – was hier der Fall ist.
Potenzielle Käufer müssen für sich abwägen, ob die Bequemlichkeit des Konsolenspielens die naturgemäß geringere Präzision der Controller-Steuerung im Vergleich zu Maus und Tastatur aufwiegt. Doch auch Spieler, die bei RTS-Spielen auf Maus und Tastatur schwören, kommen auf Konsole auf ihre Kosten, denn ähnlich wie bei der Xbox-Version wird auch auf der PS5 eine optionale Maus- und Tastaturunterstützung geboten. So oder so: Der König ist angekommen, und sein Reich auf der PS5 ist beeindruckend.
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