[ Aufgeklärt ] Die Sounds von PlayStation 5 & Xbox Series X

Mit den kommenden Konsolen PlayStation 5 und Xbox Series X erwarten den Gamer, neben einem brachialen 4K-Bild, auch moderne Sounds, die einen immersiver in das Spiel ziehen sollen. Doch dabei kann es auch schnell zu Missverständnissen kommen, da hier gerne alles in einen Topf geworfen wird. Wir haben die einzelnen Fachbegriffe für euch herausgezogen und helfen euch damit auf die Sprünge, damit ihr euch neben der neuen Konsole auch für das richtige Headset entscheidet oder gar euch eine Heimkino-Anlage aufbauen könnt.

Tonformat ist nicht gleich Audioformat

Sehr gerne wird das Tonformat in Einklang mit dem Audioformat gebracht, was in dieser Hinsicht aber falsch ist. Als Tonformat werden die digitalen Speicherformate bezeichnet, die uns unter der namentlichen Kennung der Hersteller bekannt sind. Dazu gehören das DTS und Dolby sowie PCM. Diese beschreiben die Codierung des Tonformats, das sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt hat und heute in zahlreichen Varianten vorhanden ist. Dazu gehören zum Beispiel Dolby Atmos und DTS HD, aber auch der einfache Stereoton kann als PCM 2.0 vorliegen. Je nach Tonformat können mit modernen AV-Heimkino-Receivern bis zu 14 Boxen angesteuert werden, wenn es die Variante des Tonformats zulässt – Hier zählen die Angaben wie z.B. Dolby Digital 7.1 oder Dolby Digital 2.0, während mit Dolby Atmos aktuell 32 Audiokanäle/ Boxen möglich sind.  Ein Dolby Atmos Cinema Processor unterstützt bis zu 128 einzelne Tonspuren und bis zu 64 separate Ausgangssignale/ Lautsprecher.

Ein Audioformat hingegen ist zwar auch eine Codierung eines Sounds oder Musiktitels, kann aber ohne Tonformat nicht ausgegeben werden. Bekannte Audioformate sind zum Beispiel mp3, wav oder FLAC. Bei Videos wird gerne mp4 verwendet, da zusätzlich noch eine Videospur vorhanden ist. Die Audioformate müssen von einer Software gelesen werden und auf das Tonformat umgelegt werden. In der Mehrzahl am PC oder TV passiert das im PCM-Audioformat. PCM kann an allen gängigen Geräten ausgegeben werden, währen für DTS und Dolby ein entsprechender lizenzierter Decoder vorhanden sein muss, der dann auch die Varianten an Tonformaten decodieren und ausgeben kann. Ein Film oder Spiel mit der Tonspur Dolby Atmos kann nur dann in Dolby Atmos erlebt werden, wenn der TV oder AV-Receiver auch über einen entsprechenden Chip im Inneren zur Auflösung des Tonformats verfügt. Gleiches gilt natürlich für das weniger vertretene Auro-3D, das bisher nur bei Denon und Marantz zu finden ist. Doch aufgepasst:

Dolby Atmos ist nicht gleich Dolby Atmos!

Dolby Atmos ist ein proprietäres, objektbasiertes Surround-Sound-Format und erfordert die Erweiterung bzw. Modifizierung der Lautsprecherkonfiguration bestehender Heimkino-Anlagen. Es werden mindesten zwei zusätzliche Höhen- oder Deckenlautsprecher benötigt, die einen zwei-Ebenen-3D-Sound ermöglichen. Das Tonformat Dolby Atmos bietet mehrere Tonspuren, die sich im Heimkino mit einer Boxenkonstellation 5.1.2 nutzen lassen. Es sollte auf keinen Fall mit Dolby Atmos Headphone verwechselt werden, da hier durch einen Soundprozess im Grunde nur ein simulierter 3D-Surround über 2 Lautsprecher ausgegeben wird. An der Xbox wird die zusätzliche App benötigt, um es mit einem Headset erleben zu können. Zum Teil bieten auch einige Smartphones heute Dolby Atmos Sound, was einmal mehr die Unterschiede bei den Angaben zu Dolby Atmos deutlich macht. Dolby Atmos lässt sich heute schon bei ausgewählten Spielen an der Xbox One mit einer entsprechenden Heimkinoanlage nutzen. Bei der PlayStation 4 kann Dolby Atmos nur bei der Wiedergabe von Filmen, die über eine Dolby Atmos Tonspur verfügen, genutzt werden. Sowohl an der Xbox One als auch an der PlayStation 4 wird das Dolby Atmos Tonsignal nur durchgeschleift und erst am entsprechend ausgerüsteten AV-Receiver decodiert.

Windows Sonic & Co.

Die Xbox Series X kommt mit folgenden Raumklang-Features am 10. November zu den Gamern: Windows Sonic Sound, Spatial Audio, Project Acoustics und Audio-Raytracing. Alle samt sind auf einer Software basierender „Audioverbesserer“ aufgebaut, die ganz ohne hochwertige Audiohardware einen Surround erzeugen und aufwerten können. Gleichzeitig können diese Sound-Optionen aber auch Klänge verfälschen, wenn zum Beispiel aus einem 2.0 Tonformat ein Raumklang erzeugt wird. Microsoft lässt den Entwicklern hier freie Wahl, welche Option sie in ihren Spielen verwenden wollen. All diese Raumklang-Simulationen werden über das PCM-Tonformat ausgegeben, was den Nutzer von AV-Receivern einschränkt, da hier keine zusätzlichen Optionen wie DTS: Nero 6 ausgewählt werden können, das uns die Höhenlautsprecher bei fehlendem Tonformat mit einbinden lässt.

Windows Sonic Sound & Co. sind keine proprietären, objektbasierten Surround-Sound-Format, dafür bietet die Xbox Series X weiterhin das Dolby Atmos Tonformat. Eine entsprechende Lizenz für Dolby Atmos konnten wir bisher nicht auf der Xbox Series X ausmachen, was bedeutet, dass zur Nutzung von Dolby Atmos ein lizenzierter AV-Receiver nötig ist, der dann das Signal decodiert. Hier müssen die Spieleentwickler eine Lizenz an Dolby Laboratories zahlen und daher wird der kostspielige Sound wohl weiterhin nur selten vorzufinden sein.

Gleiches in Bezug zählt für die Playstation 5. Die ersten Bilder offenbarten ersichtlich nur DTS Master HD Audio und Dolby Audio, kann aber ebenfalls Dolby Atmos durchschleifen kann. Hier kommt das HDMI-CEC Protokoll zum Tragen, das es ermöglicht und einem einen vollwertigen UHD-Player bietet.

Tempest 3D Audio Tech

Die Tempest 3D Audio Tech ist eine Technologie, die auf der CELL-Engine der PS3 basiert und gleich mehrere Ebenen im Raumklang um einen herum berechnet und ausgeben kann. Sony verwendet eine ähnliche 3D-Technologie heute schon bei ihrem Bluetooth-Kopfhörer WH-1000X M3 und seinem Nachfolger M4, die mit 360 Reality Audio arbeiten. Hierzu wurde ein Chip in den Kopfhörer gepflanzt, der die Berechnung und Ausgabe übernimmt. Dazu muss aber der Sound/ Musiktitel schon im 3D-Audio vorliegen. Sony hat für die PlayStation 5 schon verschiedene Titel vorgestellt, die die Tempest 3D-Engine nutzen. Bisher können PlayStation 5 Besitzer den 3D-Sound aber nur über ein an USB oder Klinke angeschlossenes Headset erleben. An der Ausgabe über HDMI für Fernseher, Soundbars und Heimkinoanlagen arbeitet Sony noch, denn die entsprechenden AV-Receiver müssen es auch unterstützen. Unklar ist bisher, über welches Tonformat dies geschehen wird, da PCM maximal 7.1 Kanäle bieten kann und keine Höhenlautsprecher unterstützt.

Der entscheide Vorteil der Tempest 3D Engine ist, dass hier eine Optimierung ganz speziell für den Nutzer stattfinden kann. Jedes Ohr eines Menschen ist wie ein Fingerabdruck und damit wird sich der Schall auch unterschiedlich ausbreiten. Zudem kann das Hörvermögen eines Nutzers auf einen zugeschnitten werden. Dazu muss aber alles eingemessen werden – Hier kommen Apps zum Tragen. Das ist mit anderen Raumklang-Simulationen nicht möglich, denn hier kommt mehr der Kino-Effekt zum Vorschein, der den Sound je nach Sitzposition auf einen unterschiedlich wirken lässt. Die Tempest 3D Audio Tech bringt den Sound so rüber, wie sie von Entwickler beabsichtigt ist und wird nicht durch diverse Raumklang-Simulatoren berechnet.

Wer macht das audiophile Rennen? 

Bisher konnte Microsoft mit ihrem Dolby Atmos Tonformat an der Xbox One das Rennen für sich bestimmen. Leider können die Spieletitel mit Dolby Atmos an einer Hand abgezählt werden, denn vermehrt setzte Microsoft auch auf Dolby Digital 5.1/ DTS 5.1. Mit der Raumklang-Simulation Windows Sonic konnte der Soundeffekt etwas angehoben werden und für jedes Stereo-Headset ein Surround erzeugt werden. Gleiches gilt für Dolby Atmos Headphone. In Zukunft wird aber wohl Sony das Rennen bestimmen, da mit einer 3D-Engine gerade die in Shootern wichtige Ortung deutlich wird und selbst mit Dolby Atmos nicht erreicht werden kann. In welcher Form hier Sony das Rennen bestimmen kann, hängt auch vom Project Acoustics von Microsoft ab. Leider konnten wir uns bisher nur von Sony´s 360 Reality Audio überzeugen und kaum einer kann hier von Project Acoustics und Audio-Raytracing etwas erzählen. Das ist zu viel Neuland und benötigt auch Erfahrungswerte, um eine immersive Wirkung zu erzielen. 3D-Sound wird es auch nur für neue Spiele geben und  für keines der über 4000 Spiele im Xbox Game Pass oder abwärtskompatiblen PlayStation 4 Titeln – Abgesehen von den hauseigenen PlayStation 4 Spieletiteln, die jetzt schon über die Headset-App mit 3D Sound genutzt werden können. So sei uns dieser Seitenhieb erlaubt: Microsoft hat bisher keinen Spieltitel mit 3D-Sound und mit kommenden Spieltiteln sieht es bisher auch etwas mager aus.

Das Tempest 3D Audio kann mit jedem Headset, das an die PlayStation 5 gesteckt werden kann, kostenlos genutzt werden und ihr erhaltet wahren 3D-Sound. An der Xbox Series X wird für Dolby Atmos Headphone eine kostenpflichtige App benötigt, die im Grunde nur ein Raumklang-Simulator ist und nicht mehr als Surround bietet.

 

 

Seit Anbeginn der Datasette von Computergames begeistert. Spielt alles was sich bewegt und für Atmosphäre sorgt. Nimmt gerne Peripherie unter die Lupe und auch auseinander, es bleiben immer Schrauben übrig.