Vor nicht allzu langer Zeit haben wir euch die neuen Pro X-Headsets von Logitech in der kabelgebundenen und der kabellosen Variante vorgestellt. In unseren Tests hat das den Headsets beiliegende Mikrofon nicht allzu schlechten Sund abgeliefert und konnte dank der enormen Möglichkeiten der Blue-Voice-Software auch uns überzeugen. Ohne diese Effekte allerdings, klingt auch das Mikrofon der Pro X-Headsets eher mäßig. So hat Logitech nun nachgelegt und präsentiert in erneuter Zusammenarbeit mit den Soundprofis von Blue, das neue Zusatzmikrofon für die Pro X-Serie mit dem witzigen Namen „Icepop“. Wir haben es für euch getestet.
BLUE Microphones wurde 1995 von einem amerikanischen Session-Musiker Skipper Wise und dem lettischen Toningenieur Martins Saulespurens gegründet. Der Name des Unternehmens ist ein Akronym für Baltic Latvian Universal Electronics. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in Westlake Village, Kalifornien, USA. Blue Microphones begann mit dem Bau von High-End-Studiomikrofonen für die Tonträgerindustrie und machte sich so einen Namen. BLUE entwickelt und produziert Kondensatormikrofone, Bandmikrofone, dynamische Mikrofone, USB-Mikrofone, Mikrofonvorverstärker, Mikrofonzubehör und Kopfhörer. Einige bekannte Modelle sind das Blue Yeti USB-Mikrofon und das Snowball iCE Kondensatormikrofon. Seit kurzem gehört BLUE zum Logitech-Konzern.
Lieferumfang und Verarbeitung
Top Verarbeitung und schickes Design
Dass ein Hersteller von Headsets nun auch Zusatzmikrofone dafür anbietet, ist ein Novum. Meist gab es eher Produkte wie die Modmikrofone von Antlion, die man damit in Verbindung brachte, um einen besseren Sound mit beinahe Broadcast-Qualitäten aus dem Headset zu zaubern. Da Blue nun aber seit einiger Zeit zum Logitech-Konzern gehört, lag es vielleicht nahe diesen Schritt zu wagen und so sind wir schon sehr gespannt, was uns im Blau-Weißen Karton erwartet. Um so mehr überrascht uns dann der Inhalt, der im Grunde nur aus dem Mikrofon und mehrsprachigen Sicherheitshinweisen besteht. Allerdings braucht man ja eigentlich auch nicht mehr, wenn man bedenkt, dass das Icepop nur gegen das Mikrofon am Headset getauscht wird. Das Mikrofon selbst ist insgesamt 134 Millimeter lang und wiegt nur 15 Gramm. Es besteht aus einem biegsamen Schwanenhals, der allerdings robuster wirkt als der des Originalmikrofons, und einer Mikrofonkapsel, die in einem Gehäuse aus feinem Lochblech und Kunststoffrahmen besteht. An der Rückseite der Kapsel befindet sich ein eingelassenes, chromeglänzendes „Blue“-Logo. Der Kontakt wird, wie beim Originalmikrofon, mit einem festen Klinkenstecker zum Headset hergestellt. Der erste Eindruck ist sehr gut. Das Mikrofon wirkt sehr hochwertig und die feinen Details überzeugen. Das Design erinnert etwas an Mikrofone aus der Mitte des letzten Jahrhunderts und spricht klar die Designsprache von Blue. Übrigens: Das Blue Icepo gibt es auch für Astro A40 Headsets.
Installation und Technik
Einstecken und fertig
Die Installation des Blue Icepop ist, wie soll man es auch anders beschreiben, kinderleicht. Als Anleitung dafür dient eine simple Zeichnung auf der Schutzabdeckung im Karton. So nehmen wir lediglich das Originalmikrofon aus seiner Steckhalterung am Pro X-Headset und stecken das Blue Icepop hinein. Einen zusätzlichen Popfilter benötigen wir nicht, denn der ist, laut Hersteller schon im Gehäuse der Mikrofonkapsel verbaut. Um genau zu sein ist es eine 10 Millimeter große Elektret-Kondensator-Kapsel, mit einem Frequenzbereich von 100 Hz bis 10 kHz und einer Empfindlichkeit von -45 dB +/- 3 dB, die im Icepop zum Einsatz kommt. Sie arbeitet in Nierencharakteristik, was natürlich bei einem solchen Mikrofon auch absolut Sinn stiftet, um möglichst wenig Nebengeräusche aufzunehmen. Nutzen wir das Headset, und damit das Mikrofon, direkt per Klinkenstecker an unserer Soundkarte, können wir den puren Sound ohne zwischengeschaltete DAC hören und die Abtastraten unter Windows einsehen. Uns stehen mit dem Blue Icepop jeweils zwei Kanäle in 16, 24 und sogar 32 Bit bei Abtastraten von 44.100 Hz bis sage und schreibe 192.000 Hz zur Verfügung. Das ist mal eine krasse Breite in Sachen Einstellmöglichkeiten. Fraglich ist natürlich, ob man derartige Abtastraten überhaupt braucht. Dass das Icepop diese aber beherrscht ist besonders hervorzuheben. Also Plug & Play mit hochwertiger Technik von Blue. Wir sind gespannt wie es klingt.
Der Sound
Wir sind verwundert
Der Sound des Blue Icepop ist im Vergleich zum Originalmikrofon deutlich voluminöser und basslastiger. Leider fehlt hier eine Betonung der Höhen, was den Sound sogar etwas dumpf erscheinen lässt. Im Grunde ist auch das Originalmikrofon kein schlechtes und mit Hilfe der „Blue Voice“-Software ließ sich ein ziemlich guter Klang aus dem Mikrofon entlocken, der auch Broadcast-tauglich ist. Warum man hier nun ein Zusatzmikrofon mit klanglich weniger guten Werten auf den Markt bring wundert uns doch etwas. Natürlich mag das Blue Icepop eine bessere Kapsel haben und natürlich sind Höreindrücke immer subjektiv. Dennoch hätten wir uns, im Bezug auf das Originalmikrofon, im Klang einen ernsthaften Quantensprung gewünscht. Den erreicht das Blue Icepop aber leider nicht. Natürlich klingt ein Mikrofon auch an jeder Soundkarte und an jedem Mainboard anders. Dabei spielen Chiparchitektur und Treiber auch eine große Rolle. Wir können jedoch nur unsere Eindrücke schildern und sie bescheinigen dem Icepop zwar einen guten und soliden Klang, dem allerdings die klaren Höhen des Originals fehlen. Aber höret selbst!
Fazit
Nicht ganz wie erwartet
An sich ergibt es Sinn, auch Gaming-Headsets mit besseren Mikrofonen auszustatten. Seit langem plädieren wir für bessere Kapseln, weil man auch im Gespräch mit Freunden, in Teamspeak oder Discord nicht klingen muss wie aus dem Kellerloch oder Blecheimer. Dass es möglich ist auch ein Gaming-Headset mit Broadcastingsound auszustatten, haben wir auch schon bewiesen. Leider erreicht das Blue Icepop diese Stufe nicht ganz. Natürlich ist es hervorragend verarbeitet und natürlich spricht Blue als Hersteller und Experte für eine gute Mikrofontechnik. Dennoch kann uns der etwas dumpfe Sound des Icepop nicht auf ganzer Ebene überzeugen. Dabei klingt es clean, also ohne DAC und Blue-Voice-Software, sogar deutlich besser als das Originalmikrofon des Logitech Pro X Headsets. Hier ist eine gute Dynamik zu hören, der Sound ist ausgeglichen uns satt. Schließt man das Headset aber an die zugehörige DAC an und nutzt Blue-Voice, wird der Sound dumpf und bietet kaum klare Höhen und nur mit starkem Nachregeln kann man hier noch etwas anpassen. Da macht das Originalmikrofon dann irgendwie mehr Klang. Nutzt man das Blue Icepop aber ohne die Software ist es besser als das Original. Wir sind daher etwas zwiegespalten und wissen das Icepop nicht so recht einzuordnen. Für einen Preis von knapp 50 Euro für ein Zusatzmikrofon, hätten wir uns allerdings einen deutlicheren Sprung im Sound erwünscht.