2015 veröffentlichte das finnische Entwicklerstudio Colossal Order die Städtebausimulation Cities: Skylines, welche nach nun 8 Jahren einen zweiten Teil erhielt. Wir haben uns Cities: Skylines 2 auf dem PC angeschaut. Die Versionen für die Konsolen sollen im Frühjahr 2024 erscheinen. Kann uns das Spiel genauso begeistern wie ihr Vorgänger?
Cities: Skylines fesselt uns seit dem Erscheinen 2017 für die PlayStation 4 und auch wenn wir etwas neidisch auf die PC-Community schauten, mit all ihren DLCs und den zahlreichen Mods, kann von Langeweile oder schlechten Gameplay auf der Konsole nie die Rede sein. Im Laufe der sechs zurückliegenden Jahre erschienen auch für die Playstation 4 zahlreiche Erweiterungen. Ob indessen Industrie, Straßenbahn, neue Karten, Sportstätten, Universitäten und Parks, die Anzahl an DLC selbst für die Konsolen, können sich sehen lassen. Um ganz ehrlich zu sein: Wir haben alle 13 DLCs, Erweiterung und selbst die kleinen Änderungen und Features auf der PlayStation 4 gehabt und sprichwörtlich genossen. Umso mehr waren wir auf den neusten Teil gespannt, der leider etwas zerrissen wird. Da wir uns gerne ein eigenes Bild machen, schmissen wir unsere PC-Maschine an und installierten Cities: Skylines 2, welches schon für unter 40 Euro im Handel erhältlich ist.
Ersteindruck
Bunt & lebendig
Auch wir müssen zugeben, dass wir einen neuen Teil sehnsüchtig erwartet haben und vom Releasetrailer uns begeistern lassen haben. Letztendlich ist Cities: Skylines 1 schon etwas in die Jahre gekommen, was uns hin und wieder selbst in der Remastered-Version dazu gezwungen hat, den einen oder anderen Bug gekonnt umgehen zu müssen.
Die Installation über Steam mit den knapp 50 Gigabyte ist schnell geschehen und ganz ohne große Umschweife landen wir mitten im Spiel. Der Einstieg ist gewohnt einfach gestaltet, da man auch hier an den grundlegenden Elementen festhielt. Straßen liefern auch weiterhin die notwendige Versorgung, wobei diesmal das Stromnetz mit integriert wurde und nicht mehr flächendeckend mit dem Bau von Häusern praktiziert wird. Das hat den Vorteil, dass wir keine vorläufigen Stromleitungen bauen müssen, nur weil in eine Ecke sich ein Wohngebiet erschließt, welches weit weg vom E-Werk steht.
Sich in das Spiel hineinzufinden, ist nicht schwer. Alles folgt einer gewissen Logik, der man nur zu folgen braucht. Dabei gibt es zahlreiche positive Neuerungen zu entdecken, wie der Ausbau von städtischen Gebäuden und Dienstleistungen, um über mehr Kapazitäten zu verfügen oder flächendeckender alles bedienen zu können. Das spart Zeit und viel Geld. Apropos Geld: Darüber brauchen sich selbst Neueinsteiger keine Gedanken zu machen. Es steht viel zur Verfügung und lässt uns selbst am Anfang weniger auf das Konto schauen, als wir es bisher gewohnt waren. Geld ist ein wenig zur Nebensache geworden und wohl erst im Laufe des Spiels ein Punkt, der im Auge behalten werden muss. Die Angst gleich zu Beginn pleite zu gehen oder ein weiteres Kohlekraftwerk auf Pump kaufen zu müssen, hat sich uns nicht offenbart.
Der für uns einzige Kritikpunkt zum Start des neuen Cities: Skyline 2 zeigte sich nur im mageren Angebot der 8 angeboten Maps. Zudem vermissen wir einen Editor, um uns eigene Maps gestalten zu können. Über diesen Punkt werden wir hinwegsehen, da uns der Entwickler in den letzten Jahren gezeigt hat, wie man Spiele über längere Zeit supportet. Wir sind daher voller Hoffnung, dass eventuell noch vor Weihnachten neue Karten und vielleicht ein Editor folgen werden.
Gameplay
Moderne und zeitgemäße Features
Cities: Skylines 2 ist die Konsequenz aus den Defiziten des ersten Teils zu lernen und es dem Spieler und Stadtarchitekten geschickt anzubieten. Wie schon angesprochen, lassen sich nun Dienstleistungen ausbauen, um den Platz für ein weiteres Gebäude einsparen zu können. Gleichzeit versuchte der Entwickler die zahlreichen Erweiterungen des Vorgängers mit in das Spiel einzubauen. So bietet Cities: Skylines von Anfang an die Erweiterungen Industrie, welches sich in spezialisierten Industrien zeigt, aber auch Parks und mehr. Das wirkt zwar nett, zeigt sich aber nicht ganz so detailverliebt und ausbaubar, wie wir es bisher erleben konnten. Darüber kann gerne gestritten werden, da wir einige DLCs im ersten Teil als zu komplex empfanden und nie richtig zur Geltung bringen konnten. Alleine den Industrie-DLC empfanden wir bisher als Graus, da uns das Zusammenspiel einzelner Industriezweige nie so richtig gelungen ist. Jetzt scheint das alles ein wenig einfach zu gehen, auch wenn die kreisrunden Gebiete zu plump daherkommen.
Natürlich dreht sich in einer Städtebau-Simulation alles um Wohngebiete, Gewerbe, Industrie und Büro. Etwas was eingefleischte Gamer schon längst aus vergangenen Tagen eines SimCity her kennen. Wir bauen Straßen, ob klein oder groß, entscheiden über Wohngebiete und weitere Anlieger. Hier kommt dann eine weitere Neuerung zum Vorschein, die uns jetzt zwischen Einfamilienhäusern, Reihenhaussiedlungen, Wohnblöcken, – mit oder ohne Geschäfte oder gar zum sozialen Wohnungsbau die Entscheidungsfreiheit bietet. Ein ähnliches Bild liefert das Gewerbe, die Büros und Industrie. Wer hier die vielen DLCs aus dem Vorgänger gewohnt ist, wird mit dem mageren Angebot nicht ganz erfreut sein. Ob nun IT-Branche oder Banken, die Möglichkeit gibt es hier noch nicht.
Wichtig ist, das Grundkonzept steht, auch wenn wir den Ausbau der Straßen als zu aufwendig empfinden. Klar, es gibt jedem die Freiheit selbst zu entscheiden, ob jedoch mit Baum oder Grünstreifen, oder gar ohne und nur einseitig oder auf beiden Straßenseiten. Zu viel Aufwand, statt gleich auf den gewünschten Straßentyp zu setzen. Auch die Änderung der Bäume ist und noch nicht erschienen. Gut, das sind Kleinigkeiten und Details, die wohl noch folgen werden. Dafür gibt es aber hervorzuhebende Elemente, die uns inzwischen weniger Polizei oder Feuerwehren bauen lässt, aber auch mehr Platz eingeplant werden sollte, wenn wir Friedhöfe oder gar ein Sozialamt bauen sollten oder müssen.
Grafik, Sound & Technik
Ausbaufähig, aber weniger tragisch
Das Spiel Cities: Skylines 2 wird gerade regelrecht in diversen Fachmagazinen der Gaming-Branche verrissen. Der Grund ist die schlechte Performance und dessen schwache FpS-Rate. Wie immer gilt aber, dass nicht alles so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Selbst auf unserem Rechner mit Ryzen 7 3700X, 32 Gigabyte RAM und nur einer Nvidia GeForce RTX 3050 läuft das Spiel flüssig und auch zufriedenstellen. Okay, auch wir müssen zugeben, dass wir auf der PlayStation 5 mit einer 4K-Darstellungen des ersten Teils regelrecht verwöhnt wurden. Mit einer getätigten Einstellung, wie „Level of Detail Setting auf Very Low“ oder gar auf Simulationsdarstellung statt Frames zu setzen, lässt sich das Spiel gut und gerne erleben. Dennoch freuen wir uns auf die 4K-Version für die Konsolen, statt hier mit 1440p leben zu müssen. Also lasst bitte das Frühjahr kommen und gebt den Entwicklern die Möglichkeit das Problem zu beheben. Hier aber ein Fass wegen schlechter Performance bei einem 40 Euro-Game aufzumachen, ergibt sich uns nicht. Hauptsache man kloppt auf etwas herum, wie es die Kollegen von Webmedia & Co. für noch mehr Klicks brauchen.
Cities Skylines 2 ist deutlich detailverliebter als noch der Vorgänger, da hier wesentlich mehr Gewusel erkennbar ist. Sicherlich hat auch dieser Teil so seine Probleme mit dem Straßenverkehr, aber der steht optisch gesehen nur in zweiter Reihe. Letztendlich ist es nicht relevant, wie die Bürger einparken oder gar mit den Zähnen lächeln. Technisch läuft das Spiel gut und kann als akzeptabel bezeichnet werden, da es immerhin kein Call of Duty ist und hier mit 120 Hertz aufwarten muss. Sicherlich wird uns hier klar, dass die Verschiebung der Konsolenversion seinen Grund hat und auch akzeptiert wird. Wenn wir etwas kritisieren wollen, dann ist es die Darstellung in der Nacht, die unsere Stadt zu dunkel erscheinen lässt, statt in einem Lichtermeer zu erstrahlen. Wir wollen mehr Lampen!
Der Sound spiegelt einmal mehr das Stadtleben oder gar das Leben in der Metropole wider, wenn der Straßenverkehr ohrenbetäubenden Lärm für die Anwohner verursacht, während es mit Blaulicht durch die Häuserschluchten geht. Wer es etwas ruhiger mag, muss Wohngebiete mit breiten Grünflächen und Park schaffen, um auch die Vögel zwitschern hören zu können. Zudem steht einem das Radio zur Verfügung, was mit der Zeit aber wiederholend und nervend wirken kann und genauso abgeschaltet wird, wie wir es in einem GTA schon machten.
Umfang & Langzeitmotivation
Kreativ zur Metropole
Städtebau-Simulationen setzen immer auf Langzeit und müssen die Spieler ständig mit Geschehnissen konfrontieren und beschäftigen. In erster Linie steht immer der Ausbau oder Erweiterung unserer Stadt, damit sie wächst und wächst. Sicherlich ist das Wachstum der Bevölkerung ein Ziel, aber die Ästhetik steht für viele Gamer ebenso im Fokus, wie die reibungslosen Dienstleistungen. Ob nun Feuerwehr, Polizei, ein Krankenhaus, Strom und Wasser bis hin zu den Jobs und Freizeitangeboten. Das Leben in Cities: Skylines 2 ist kein Ponyhof und wir bauen letztendlich keine Gemeinde auf, sondern träumen von New York oder Berlin.
Damit unsere Bürger auch von A nach B kommen, werden sie anfänglich zum Auto greifen. Es wohnt sich schick am See, doch zur Arbeit über die große Straße kommt dem Berufsverkehr in Los Angeles gleich. Das funktioniert zwar sehr gut, denn Parkplätze und Parkhäuser lassen Straßen weniger verstopfen. Auf dieses Pferd zu setzen, wird aber die Anhänger der Grünen aus der Höhle herbeirufen und ein Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel ist nicht nur angebracht, sondern auch spielerisch eine Herausforderung. Hierzu bietet uns der Entwickler die Straßenbahn von Anfang an und auch Züge sowie U-Bahn, Bus, Schiff und Flugzeuge lassen sich bauen. In unseren Augen ist das Planen von Verbindungen mit ihren Haltestellen noch etwas hakelig und ließ sich im ersten Teil deutlich bequemer ausführen.
Zu den deutlichsten Neuerungen gehört der Entwicklungsbaum, der mit freispielbaren Entwicklungspunkten ausgebaut werden kann. Das ist uns sehr entgegengekommen, da wir nun nicht mehr direkt auf ein Wachstum der Bevölkerungszahl setzen müssen, sondern mit diesen Punkten uns vorzeitig neue Gebäude freischalten lassen. So lässt sich frühzeitig eine 8-spurige Straße einbringen, um nicht später die halbe Stadt niederreißen zu müssen. Aber auch Kläranlagen und Recyclingcentern, Kraftwerke und Parks samt Sportanlagen bietet der Entwicklungsbaum. So offenbart der Baum auch Spezialgebäude, die früher erst mit diversen Aufgaben freigegeben wurden. Dazu gehört ein Rathaus oder das Sozialamt, neue Krankenhäuser oder gar ein College. So entdecken wir auch neue Gebäude und Option, für mehr Zufriedenheit der Bürger. Alles in allem trägt das Langzeitmotivation bei, wobei wir dann den einen oder anderen kleinen DLC vermissen. Aktuell gibt es nur Europa und Amerika im Baustil und die schönen Erweiterung von Queens, Korea, Japan oder den Altbau in Deutschland vermissen wir stark.
Fazit
Der Grundstein für eine gute Fortsetzung
Mit Cities: Skylines 2 liefert uns der Entwickler Colossal Order und Publisher Paradox Interactive eine langersehnte Fortsetzung der Städtebau-Simulation, die uns alles mit einem lachenden und weinenden Auge betrachten lässt. So gibt es viele Neuerungen zu entdecken, die wir uns längst erseht haben und uns vor neue Herausforderungen stellt. Zudem ist das Gameplay deutlich besser, da wir nun viel besser eine Stadt bauen können und der Straßenbau mit dessen Anbindungen mehr Optionen liefert. Dennoch blicken wir etwas sehnsüchtig zurück, da hier nur ein Bruchteil der gebotenen Möglichkeiten und Erweiterungen aus dem ersten Teil integriert wurden. Wir vermissen zahlreiche Erweiterung, die uns eine Stadt kreativer und abwechslungsreicher gestalten ließ. Dennoch ist Cities: Skylines 2 eine würdige Fortsetzung, die aktuell als Grundstein für unsere Stadt gesehen werden kann. Für 40 Euro bekommen wir viel Unterhaltung, die in den kommenden Jahren sicherlich ausgebaut wird. Trotz der Performance-Probleme auf dem PC können wir das Spiel empfehlen und warten sehnsüchtig auf die Konsolen-Version im schicken 4K.
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