Gemeinsam zocken: Was heute mit einem Klick klappt, erforderte in den frühen 90er Jahren viel Arbeit. Damalige Internet-Verbindungen boten nicht genug Datentransfer, um Spiele online zu erleben. Daher trafen sich Gamer der ersten Stunde zu sogenannten LAN-Parties, kurz LANs. Jugendzimmer, Garage, Keller – gespielt wurde da, wo Platz und verfügbare Steckdosen ausreichten. Wer sich das Feeling unter Freunden mit einer eigenen Party nach Hause holen will, muss einiges beachten. InLine erklärt, wie ein gelungener Zocker-Abend aussieht.
1989: Am Anfang war ein Kreis
Begonnen hat der Trend im Jahr 1989. Wie Pacman als First-Person Shooter, so sieht das erste Spiel aus, das durch Zusammenschließen mehrerer Computer zum Mehrspieler-Erlebnis avanciert. Midi Maze erhält seinen Namen, weil Kontrahenten fürs gemeinsame Daddeln bis zu 16 Atari ST über die Midi-Schnittstelle zu einem Kreis verbinden. Über diesen landen alle gleichzeitig auf einer Karte im Labyrinth-Stil, wo sie Smileys jagen um Punkte zu ergattern. Entwickler ziehen nach und ermöglichen bald darauf Partien in einem Netzwerk über LAN-Verbindungen. Erste Titel mit dem neuen Feature kommen vor allem aus dem Rennspiel-Bereich. Nach und nach ergänzen weitere Genre die Funktion, mithilfe von RJ 45-Steckern Rechner untereinander kommunizieren zu lassen. Vor allem Shooter, wie Doom, Counter-Strike und Half-Life, oder die Strategiespiele Command & Conquer oder Warcraft landen in den Laufwerken. Im Vorfeld einer LAN beobachtet die Nachbarschaft häufig eine Kolonne Jugendlicher, die mit allen verfügbaren Mitteln Röhrenbildschirme, Tower, Mäuse, Tastaturen und etliche Meter Kabelage zum Veranstaltungsort karren. Dort angekommen verwandeln Spielende den Ort des Geschehens: Stühle, Tische und zur Not auch Kartons werden zurecht gerückt, Rechner aufgebaut, Equipment angeschlossen. Wenn die letzten Verbindungsschwierigkeiten aus dem Weg geräumt sind, geht‘s los!
Auf der Mainstage – das dritte Jahrtausend
In den frühen 2000er Jahren dämpft die Kombination erster Multiplayer mit Onlineanbindung und besserer Internetverbindungen zunächst den Enthusiasmus für private LAN-Partys, doch florieren lokale Zockerrunden bis heute im Rahmen von Großveranstaltungen wie E-Sport-Events. FIFA-, LoL- und Fortnite-Turniere füllen ganze Arenen und bieten begeisterten Fans die Möglichkeit zum persönlichen Austausch. Auch wer kein Gefallen an den klassichen LAN-Genre findet, kommt auf seine Kosten. Immer öfter stehen Titel wie Fall Guys, Minecraft oder Hearthstone ebenfalls auf dem Programm. Wettbewerbe in Präsenz bringen zudem für die Wertung einen deutlichen Vorteil, da Aufpassende Cheats mit einem Blick auf die Monitore ausschließen können. Vor Ort garantieren bewährte Patchkabel stabile Leitungen für alle Teilnehmende. Die bisher größte Party ihrer Art fand im Jahr 2013 statt: 22.810 Personen nahmen auf der Dreamhack gleichzeitig teil. Noch aktueller die Leistung einiger malaysianischer Gamer – 274 von ihnen brachten 2019 für 40 Stunden am Stück ihre Tasten zum Glühen. Organisatoren schaffen eine Umgebung, die zu Kommunikation und Miteinander einlädt. Und am Ende feiern alle zusammen den oder die Beste*n.
Do it yourself!
Zuhause starten Spieler Online-Runden aufgrund immer schnellerer Internetleitungen zwar ohne Aufwand. Doch fehlt dabei der Nervenkitzel, der durch das Wissen entsteht, dass der Gegner im selben Raum sitzt. Auch bleiben Headsets meist stumm; viele Partien laufen ohne Gespräche. Auf spaßiges Flachsen kann bei einer LAN unter Freunden gewettet werden! Und am wichtigsten: Pizza schmeckt gemeinsam besser. Wer den Retro-Kick ausprobieren will, benötigt Vorbereitung – für den Nostalgie-Faktor greifen Interessierte in die Kabel-Kiste. Mit RJ 45-Verbindern stecken Technik-Fans ihre Rechner zusammen. Für einen Zocker-Abend mit dem/der besten Freund:in genügt ein Ethernetkabel, bei Gruppen ab drei Teilnehmenden erweitern Switches das Netzwerk. Gastgeber überprüfen ihre Steckdosen-Kapazität und rüsten notfalls mit Mehrfachsteckdosen auf, damit keinem Bildschirm der Saft fehlt. Ob Klassiker oder neue Titel, welche Spiele den Abend füllen entscheidet die Gruppe. Wer aktuellere Multiplayer bevorzugt, probiert Borderland, Age of Empires 4 oder Iron Harvest aus. Snacks, Softdrinks und der Lieblings-Lieferservice runden die Session ab.