In diesem Monat brachte der norwegische Entwickler Misc Games, mit Ships At Sea, die dritte Fischerei-Simulation auf den PC, die ihre virtuelle Odyssee im Jahr 2013 begonnen hat. Die beiden Vorgänger Fishing Barents-Sea und Fishing North Atlantic hatten wir einst auch schon gezockt. Was der neue Farming-Simulator zur See so kann, haben wir seit dem Early-Access in Erfahrung bringen können. Seit dem 23. Mai ist das Spiel nun für alle auf Steam verfügbar.
Misc Games entführt uns diesmal in die Gewässer der authentisch nachgebauten Häfen von Lofoten in Norwegen. Als Neuheit werden uns in der Schiffssimulation Dienst- und Frachtschiffe geboten, wo wir uns eine kommerzielle Fischereikarriere aufbauen können.
Ersteindruck
An die Ruder!
Nach einer erfolgreichen Installation landen wir im Hafen einer norwegischen Kleinstadt namens Rost, wo wir zugleich einen Charakter aus einigen Option zusammenstellen können. Die Auswahl ist nicht gerade als reichhaltig zu bezeichnen, was aber auch nicht weiter stört. In den Optionen können wir einige Einstellungen tätigen, die uns sogar mit dem DLSS von Nvidia zahlreiche Grafikeinstellungen tätigen lassen.
Jetzt stehen wir hier am Per und marschieren in das Büro, welches den ersten Auftrag für uns bereithält. Einen eigenen Kutter besitzen wir noch nicht und unser Konto weist gerade mal 10.000 Norwegische Kronen auf (entspricht rund 867 Euro). Nicht viel, um den Traum von einem eigenen Kutter wahr werden zu lassen. Unser erster Auftrag verspricht aber, weitere 20.000 verdienen zu können. Dazu müssen wir nur mit einem Ruderboot, das wohl eher einer Nussschale näherkommt, eine Lieferung tätigen. Die See ist etwas rau und das Rudern gestaltet sich mit dem Controller besser, als wir jemals Finger auf der Tastatur bewegen können.
Gameplay
Umfangreich, aber selbsterklärend
Nachdem wir unsere erste Lieferung heil überstanden haben und mit dem Ruderboot nicht untergegangen sind, ist unser Konto auf 30.000 Kronen angewachsen. Das reicht aber immer noch nicht für einen eigenen Kahn und so muss ein weiterer Auftrag her. Diesmal müssen wir eine Boje repariert und benötigen dazu auch Werkzeug, welches wir im Shop einkaufen. Einmal mehr rudern wir über die raue See und müssen dabei aufpassen, dass uns die Wellen nicht an die Klippen drücken. Endlich angekommen, öffnen wir den Sicherungskasten und setzen dort eine neue Sicherung ein. Nochmal 20.000 Kronen verdient.
Wieder zurück am Pier sollen wir uns einen Jigger kaufen. Einen Jigger? Wir kennen sowas als Cocktail-Messbecher. Hier handelt es sich eher um eine Angelschnur, die wie eine Wäscheleine auf einem Holzgestell aufgewickelt ist. Damit sollen wir nun drei Fische fangen gehen. Damit wir mit dem Jigger auch angeln gehen können, müssen wir die Fähigkeit in dem Skillbaum freischalten. So rudern wir wieder los, während unsere Petroleumlampe am Boot dem Rhythmus des Seegangs folgt.
… an dieser Stelle haben wir dann unser Spiel gespeichert, um am nächsten Tag weiterzocken zu können. Hier trafen wir dann auf den ersten Bug, einen ärgerlichen Savegame-Bug. Unser Charakter entsprach nicht mehr dem gewählten Äußeren und auch unsere Mission zum Fischen mit dem Jigger ging verloren. Es gab noch einige Liefermissionen, die uns etwas Geld in die Kasse spülen, aber 2,3 Seemeilen mit dem Ruderboot waren selbst uns dann zu weit. So mussten wir von vorne beginnen, um den Weg des Tutorials folgen zu können. Starten wir hingegen eine Karriere, indem wir das Tutorial überspringen, landen wir übrigen am selben Punkt des Speicherpunkts zuvor, nur dass wir schon 50.000 Kronen auf unserem Konto vorfinden.
Nach dem Neustart sind wir nun endlich in dem Fischgebiet angekommen und werfen unsere Wäscheleine ins Wasser. Obwohl uns der Entwickler hier ein Fenster mit einer Anleitung bereitstellt, erscheint das Fischen uns auf die Geduldsprobe zu stellen. Die Interaktion mit der Taste E und dem Drücken und Halten der linken Maustaste, erfordert Geschick und Gehör, die Spannung der Angelschnur herauszuhören, damit uns die Schnur nicht abreißt. Man muss etwas erahnen, immer bei Grün die linke Maustaste zu drücken, bis ein Fisch anbeißt. Jetzt heißt es, die Ohren offenzuhalten und die Schnur aufzuwickeln. Hier empfiehlt es sich, die Musik leiser zu stellen, um das Geräusch der Spannung auf der Schnur heraushören zu können. Wir haben unseren ersten Fisch gefangen, drei sollen wir fangen.
Nachdem wir die drei Fische verkauft haben, können wir uns endlich ein Boot kaufen und das Tutorial ist damit abgeschlossen. Die Auswahl an angebotenen Booten ist dürftig, was uns mit unserem knappen Kontostand vorerst nicht interessiert. So entscheiden wir uns für das Cargo-Boat Roster, welches für 44.990 Kronen angeboten wird. Jene Boote lassen sich mit einigen Extras aufrüsten und verbessern. Im Laufe unserer Fischerboot-Karriere wird dann deutlich mehr geboten.
Umfang & Langzeitmotivation
nicht einfach nur Fischen
Auch wenn sich der Start in Ships At Sea mit einem Ruderboot als sehr mühselig bezeichnen lässt, startet das Spiel binnen der ersten Stunde mit einem eigenen Boot, mit dem wir nicht nur die ersten Fische fangen können. Im Laufe unserer Karriere können wir unsere Boote aufrüsten und mit besserer Technik ausstatten, was aber alles hart verdient werden muss. Damit das auch klappt und wir nicht gleich zu Beginn mit unserem Kahn absaufen, bietet es sich an den Postbooten zu spielen, bei dem wir Pakete ausliefern und kräftig Kronen auf unser Konto scheffeln können. Mit jenem Geld lässt sich auch ein neues Boot anschaffen und das notwendige Equipment zum Fischen.
Wie viele Schiffe es in dem Spiel gibt, lässt sich derzeit nur mit einer Hafenrundfahrt im norwegischen Rost erahnen. Mit diesen Schiffen können wir einfach mit dem Jigger angeln gehen oder das Langleinen- und Netzfischen ausüben. Gefangen können Fischarten wie Heilbutt, Lachs, Gefleckter Wels, Kabeljau, Schellfisch, Pollack, Rotbarsch und Hering.
Auch wenn der kommerzielle Fischfang im Forderung steht, gibt es auch Serviceschiffe und den Transport. Letzteres bietet sich an, wenn man schnell mal mehr Geld im Spiel benötigt. Wer genug vom Fischen hat, kauft sich ein Serviceschiff, um andere Boote oder Spieler durch die Lieferung von Treibstoff und anderen notwendigen Dingen zu unterstützen oder führen Wartungs- und Reparaturarbeiten durch und schleppen diese ab.
Genauer ins Detail zu gehen, was hier alles möglich ist, würde den Rahmen sprengen, da Ships At Sea ein fast so reichhaltiges Angebot an Beschäftigung anbietet, wie wir es vom berühmten Farming-Simulator her kennen. Auch hier können wir dann im Einzelspieler einen dicken Fang machen oder gemeinsam im Multiplayer mit bis zu 4 Spielern.
Ships At Sea ist von Misc Games als Langzeitprojekt geplant, welches sich in den nächsten 10 Jahren erweitern wird. So plant der Entwickler in den kommenden Jahren und speziell mit dem finalen Release im Jahr 2026 mehr und mehr Schiffe zu bringen, die dem Spieler eine Karriere im Fischfang, Transportlogistik und Servicedienstleistungen eine Karriere starten lässt. So wird es in Zukunft auch Speedboote, Schlepper, Fähren und Containerschiffe geben. Der Fischfang wird hier sicherlich weiterhin im Fokus stehen, so wie wir es auch den beiden Vorgängerspielen her kennen. Wie das ganze dann aussehen wird, lässt sich aktuell noch nicht sagen und daher nur erahnen. Der Grundstein mit der Early-Access-Version wurde gelegt und lässt viel Spielraum nach oben. Anfangen würden wir mit einer Bedienungsanleitung, denn spätestens beim Leinenfischen steht der Anfänger mit einem riesigen Fragezeichen über dem Kopf am Pier, da unklar ist, welches Werkzeug dazu notwendig ist und wie das Gameplay dazu gehandhabt werden muss. Hier wäre es von Vorteil, das Spiel auch in mehreren Sprachen anzubieten. Aktuell wird alles in English zu Wort gebracht, wobei Deutsch und Französsisch auch ganz nett wären.
Grafik & Sound
Optisch eine Augenweide
Optisch glänzt das Spiel zu Beginn, da der Entwickler Misc Games einen neuen Wasser-Shader, der in Zusammenarbeit mit NVIDIA entstand, für eine Ozeansimulation in Kinoqualität sorgt. Das komplett überarbeitetes Auftriebssystem, das Schiffe aller Größen realistisch schwimmen lässt und ein dynamisches Wettersystem, das durch die Simulation von Wetterbedingungen wie Regen, Nebel, Blitzen und Stürmen das allgemeine Eintauchen verbessert, sorgte bei uns für eine wahre Imposanz. Neben den authentisch nachgebauten Häfen der Lofoten in Norwegen können die Schiffe so richtig in ihrem Auftritt punkten. Jene lassen sich frei begehen und zahlreiche Interaktionen auf dem Schiff heben das Spielgefühl.
Misc Games braucht sich mit Ships At Sea nicht verstecken und mit der Nvidia DLSS-Technologie sind hier hochauflösende Grafik mit einer Framerate von 100 fps kein Problem. Das Wasser mit seinem Wellengang kann als atemberaubend schön bezeichnet werden, was uns auch weit in den Horizont blicken lässt. Was wir bei all der Schönheit vermissen, ist Lebhaftigkeit. Auf dem Pier herrscht noch gähnende Leere und sonst auch scheint kein Schiff unterwegs zu sein.
Da steht der Sound passend zum Spiel, der uns das Brummen der Motoren näherbringt, während uns der Wind um die Ohren pfeift. Wer mag, kann sich die anfängliche Ruderpartie mit Musik untermalen lassen, die in unseren Ohren sehr passend erscheint.
Fazit
Der Beginn einer wunderbaren Fischerei
Mit Ships At Sea bietet uns Misc Games eine wunderbare Schiffssimulation an, die aktuell nur als Early-Access-Version auf Steam erhältlich ist und wir daher über einige Ungereimtheiten, die noch etwas hakelige Steuerung in einigen Interaktionen und den Savegame-Bug hinwegsehen können. Es ist ein Spiel, welches ein außergewöhnliches Ambiente samt Atmosphäre schafft. Stress ist hier sicherlich nicht angesagt, da wir neben den Walen auch den Horizont beobachten können, während die Fische beißen und unsere Netze sich füllen.
Aufgrund der uns noch vorliegenden Early-Access-Version sehen wir aktuell von einer Bewertung ab, können aber sagen, dass dieses Spiel schon jetzt zu empfehlen ist. Wann das Spiel im angepeilten Jahr 2026 seinen Goldstatus erreicht, konnten wir nicht in Erfahrung bringen, genauso, ob es in Zukunft noch DLCs geben wird und wie der komplette Umfang aussehen wird. Leider müssen Konsolenspieler sich noch in Geduld üben, da ein Release auf PlayStation 5 und Xbox noch nicht angekündigt wurde.