Bild: EA / Codemasters

F1 24 im Test: Assessment von teuren Extras, einsteigerfreundlichem Handling & schicker Grafik

Alle Jahre wieder startet eine neue Formel 1 Saison und mit ihr bringt Electronic Arts auch ein neues Spiel heraus. Wir haben einmal mehr zum Controller und Lenkrad gegriffen und sind auf den berühmten Rennstrecken der Welt virtuell zur Pole-Position gerast.

Das Spiel F1 24 wird zum Release zu einem Preis von rund 70 Euro angeboten. Wer mag, kann zur Champions-Edition greifen, die euch neben dem Basisspiel 18.000 an In-Game-Währung, statt nur 5.000 gewährt, sowie 2 neue My Team Icons und das F1 World Stoßfänger-Pack beinhaltet. Dafür muss man dann aber schon knapp 100 Euro auf den Tisch legen.

Willkommen zur neunen Formel 1 Sasion

Ersteindruck

Das Spiel ist auf der PlayStation 5 schnell installiert und es kann sofort zum Controller gegriffen werden. Doch etwas Geduld ist notwendig, da eine interne, weitere Installation erfolgt. Letztendlich benötigt ihr rund 52,34 GB auf der Festplatte.

Einmal im Hauptmenü angekommen, erhält man Einblick in die Möglichkeiten, die zugleich etwas Stöbern erfordern. Ein schnelles Spiel ist nur über die F1 World zugänglich, während die Karriere wohl im Fokus steht. Neben den aktuellen Boliden der 2024er-Saison können wir auch hinter das Lenkrad der 2023er-Formel 1 Fahrzeuge sowie der 2023er-F2-Boliden greifen. In den Einstellungen lassen sich zahlreiche Änderungen und Einstellungen vornehmen, um sich das Spiel mit Eingabegeräten und Handhabung samt Schwierigkeitsgrad personalisierten zu können. Hier wird nicht nur ein barrierefreies Gaming ermöglicht, sondern auch die Vielfalt samt Gendern hervorgehoben. Dieser Doppelpunkt hinter jeder Person ist schon sehr auffällig und ein Punkt, den wir als störend empfunden haben. Wir sind halt immer „Fahrer:in des Tages“ und ein „Spieler:innen“. Das zeigt sich dann auch bei der Gestaltung eines Charakters, der einmal mehr nur aus vorgegebenen Gesichtern in allen Farben und länderspezifischen Persönlichkeiten sich zeigt.

Eine Rückblende gibt es auch wieder

Darüber kann man gerne hinwegsehen, aber immer so flach und zusammengedrückt auszusehen, ist absolut nicht mehr zeitgemäß. Zudem scheinen die Gesichter eines Michael Schumacher oder gar Mika Häkkinen eher an eine Comic-Figur zu erinnern, statt an Legenden der Formel 1. Obwohl wir uns im Hauptmenü einen Charakter gestaltet haben, der nun auch in Freizeitkleidung sich anpassen lässt, müssen wir uns für jeden Game-Modus, ob nun Karriere als Fahrer oder Teamchef immer einen neuen Charakter erstellen. Auf Dauer und gerade zum Anfang, wo wir alles ausprobieren wollen, ein zeitraubender Effekt. Hier wird dann auch deutlich, dass das Angebot für die Kreativität sehr, sehr mau ist, gar als mager bezeichnet werden kann. So wird den Spielern nur ein Helmdesign und Bolidendesign geboten. Wer die Champions-Edition besitzt, schaut genauso in die Röhre, kann aber mit dem Podium-Pass sich mühselig weitere Designs frei fahren.

EA setzt hier vermehrt auf die In-Game-Währung, für die es schon ab 1,99 Euro 2.000 Points gibt. Ein Helm kostet rund 600 Points, ein Rennanzug schon 800 Points und selbst für Gesten und Funksprüche muss man extra bezahlen, da kann eine einzelne Geste oder ein Funkspruch schon mal 2.500 Points extra verschlingen. Bei dem Erwerb der Champions-Edition hätten wir deutlich mehr Inhalte erwartet, und das mit dem Erwerb an extra In-Game-Inhalten, kann schon als dreiste Abzocke bezeichnen werden, da es sich hier nur um optische Inhalte für unseren Charakter handelt. Als wäre das nicht schon genug, können wir so richtig Geld für unsere Freizeitbekleidung lassen. Das erinnert stark an die PGA-Golf-Serie von EA, die ein ähnlich reichliches Angebot bereithält. Letztendlich sind wir hier doch nicht bei Fortnite!

Gameplay

Mit den zahlreichen Möglichkeiten können wir unsere Fähigkeit wunderbar an das Spiel anpassen. Ob nun Einsteiger oder Gelegeheitsfahrer bis hin zum ultimativen E-Sports-Skill. Dank der Einstellungen lassen sich Bremsen, Lenkung, Ideallinie, Boxenstopphilfen und vieles mehr anpassen. Ob wir indessen das ABS nutzen wollen oder nicht. Einfach Ein- oder Ausschalten. Hier punktet der Entwickler Codemasters einmal mehr, denn auch nichts anderes hätten wir erwartet. Selbst die Schwierigkeit der KI-Gegner lässt sich mit einem Schieberegler bis zu 110 einstellen. Diese Option wäre für die Traktionskontrolle oder das ABS sehr wünschenswert, dass uns das Aus, Mittel oder Voll einfach zu wenig erscheint.

Die Handhabung ist schnell erlernt und zu jederzeit haben wir die Kontrolle über unseren Boliden. So können wir das Auto ausreizen, auch wenn dazu ein Setup sich als notwendig erachtet. Man spürt schon die Unterschiede, ob wir indessen in einem F2-Wagen sitzen, einen Red Bull über die Strecke steuern oder gar einen Williams. Wenn wir allerdings im My Team Modus ein neues Team aufbauen, müssen wir mit unserem Boliden schon schwer kämpfen.

Das Spiel F1 24 kann mit dem DualSense-Controller gesteuert werden und das Feedback bringt uns auch mitten auf den Asphalt und lässt jeden Curb spüren. Dennoch ist F1 24 mehr für das Lenkrad ausgelegt, da wir hier locker mal an die 2 bis 3 Sekunden schneller sind. Gerade in Multiplayersitzungen haben wir mit dem Controller schnell das Nachsehen und tuckern sprichwörtlich den anderen Spielern hinterher. Das muss aber jeder für sich entscheiden und als Couchgamer im Singleplayer-Modus ist der PlayStation 5 Controller ein gutes Werkzeug.

Bei strömenden Regen mit Slicks zu fahren, ein schweres Unterfangen

Bei aller Liebe zum Gameplay, gibt es aber noch Ungereimtheiten. So mussten wir in unserer Karriere als F2-Fahrer mit den Slicks über die von Regen überströmte Strecke von Spielberg donnern und ein Boxenstopp wurde nicht empfohlen. Alle anderen Fahrer flogen wie die Geisteskranken mit ihren Reifen über die Pfützen, während unser Wagen über Traktionsprobleme klagte und ständig in den Kurven am Ausbrechen war. Das kennen wir aus den Vorgängern nicht so, da, sobald die ersten Tropfen auf dem Visier sichtbar wurden, die Reifen gewechselt wurden.

Grafik & Sound

Optisch tritt F1 24 im vollen glitzernden Königskleid auf, was uns sehr viele Details erkennen lässt und sogar einen flüssigen 120 Hz-Performance-Modus bietet. Sicherlich reicht der Glanz nicht an einen PC mit hochwertiger Nvidia-Grafikkarte auf, aber 4K und 60 Hertz sind auch schon beeindruckend auf der PlayStation 5.

Die Strecken sind authentisch und bringen uns virtuell direkt vor Ort. Die Autos sind reichhaltig an Details und lassen zudem die Unterschiede zwischen den Teams erkennen. Da gesellt sich der Sound wunderbar hinzu, der uns akustisch den Motor von Ferrari oder Mercedes ins Ohr brüllen lässt. Wer einmal in das Lenkrad eines F2-Boliden gegriffen hat, wird das Zwitschern des Turbo nicht vergessen.

Kuriose Gestalten prägen die Startaufstellung

Bemängeln müssen das Drum-Herum. Die Gesichter in der Charaktererstellung sehen matschig und lieblos aus. Wie schon erwähnt, erinnert alles an Comic-Figuren. Dabei kann das EA doch deutlich besser, was wir so aus einer großen Fußball-Simulation her kennen. So tummeln sich auch zahlreiche Leute im Grid vor dem Start, die in ihren grauen Anzügen vor dem Safetycar eher an Gestalten eines FBI erinnern oder einfach von Team zu Team geklont wurden. Vielleicht sollte EA und Codemastes endlich mal auf die Frostbite-Engine umsteigen, um den Feinschliff wie in einem FC 24 hinzubekommen, den in F1 24 sieht selbst die Siegerehrung sehr stupide und langweilig aus.

Das Gesamtbild passt aber und die Performance ist in jedem Rennen sehr gut, wenn man mal in der Boxengasse angekommen ist, da die Ladezeiten bei weitem hinter den einstigen Versprechen von Sony und den ultrakurzen Ladezeiten sich bewegen. Teilweise können wir uns noch in die Küche begeben, um uns mit Getränken einzudecken, bis endlich die Strecke geladen wurde. Da hilft uns auch kaum, den Soundtrack für gut zu befinden, der bei uns etwas nostalgischen Flair aufkommen lässt. Etwas Nedd For Speed oder gar Fifa Frankreich 98 gepaart mit Klängen, die uns die Musik eher auf einer Party erleben lassen, statt höchste harmonische Konzentration hervorzubringen.

Langzeitmotivation

F1 24 bietet den kompletten Formel 1 Zirkus mit all seinen Fahrern, Team und Strecken. Hier können wir die komplette Distanz mit allen Strecken fahren oder alles etwas abspecken, um schneller Weltmeister werden zu können. So lassen sich die Strecken auswählen, für eine kürzer Saison oder gar die Rundenzahl herunterschrauben, während das Training und die Qualifikation entweder voll oder gekürzt absolviert werden können.

Das Angebot sich hier austoben zu können, ist reichhaltig, auch wenn einige wohl den Storymodus vermissen werden. Dafür baute der Entwickler die Karriere weiter aus, die uns nun auch neben der Rennstrecke mehr Unterhaltung bietet. Ob jedoch Schnelles Rennen, ein einzelner Grand Prix oder eine allumfassende Karriere als Fahrer oder Teamchef, Kilometer um Kilometer können wir hier auf allen Strecken der Welt einen Sieg einfahren oder uns als Neuling etablieren. Der Multiplayer ist da als selbstverständlich anzusehen, auch wenn sich so manches Rennen als Chaos oder chancenlos bezeichnen lässt. Der E-Sport hält auch hier Einzug und lässt jeden Couchgamer mit dem Controller schnell dumm aus der Wäsche schauen.

Unser Arbeitsplatz in der Boxengasse

Wie schon in den Jahren zuvor, müssen wir in den Trainings Aufgaben erfüllen, um unser Team nach Vorne zu bringen. Leider hat sich hier kaum etwas geändert und so müssen wir auch weiterhin nach dem Schema F einzelne Runden drehen, um Punkte für die Entwicklung einfahren zu können. Da kommt uns die Fahrerkarriere sehr entgegen, die uns unseren Fahrer ähnlich eines FIFA-Spielers aufbauen lässt.

Letztendlich hat sich nur wenig getan im neuen F1 24. Ärgerlich ist dabei die mangelnde Kreativität, die uns anfänglich nur ein Design zur Seite stellt, während weitere Design zum Großteil käuflich zu erwerben gilt. So darf sich EA und Codemasters gerne mal eine Scheibe bei Gran Turismo anschauen, die hier wohl den besten Car-Design-Creator dem Gamer anbieten. Die belanglosen Aufkleber, die wir hier auf ein vorgefertigtes Design klatschen, die dann eher den Wagen mehr verschandeln als verschönern, stören uns nicht nur seit dieser aktuellen Version. So fehlt immer noch der Motorenhersteller auf den Boliden, egal welchen Vertrag wir in unserer My Team Karriere auswählen. Das wirkt alles so lieblos und vergessen.

F1 bietet viele Möglichkeiten sich zum Weltmeister in F1 24 zu krönen oder gar einfach mal ein Teil der großen schnellen Welt in der Königsklasse zu sein. Doch es zieht sich, da wir auch hier wissen, ein Team aufzubauen geschieht nicht über Nacht und Erfolge kommen erst, nachdem man einige Jahre gefahren ist. Das haben wir zu oft in den Vorgängern gehandhabt und auch gelernt. So zieht es sich und wir folgen dem Rhythmus des Kalenders, während wir doch so gerne einen Mick Schumacher in unserem Team hätten, der wohl einfach unter den Tisch gefallen ist.

Sicherlich gibt es auch einige Legenden, wie Mansell, Schumacher & Co, aber ohne klassische Fahrzeuge sind jene nichts wert und so lassen wir sie außen vor und ihre wohlverdiente Rente genießen. Zu gerne würden wir Monza mal im Ursprung fahren oder mit alten Formel-1-Wagen aus James Hunts Zeiten durch Monaco donnern. Aber nichts da, was es zu bedauern gilt.

Fazit

Mit F1 24 liefert uns Electronic Arts und Codemasters eine Formel 1 Spiel mit aktueller Lizenz, passend zur diesjährigen Saison. Alle Fahrer, alle Auto und alle Strecken. Leider sucht man spürbare Innovationen oder gar neue Modi vergebens, die uns letztendlich nur ein weiteres Formel 1 Spiel bieten. Grafisch-Technisch ist F1 24 mehr als nur schick und kann einen so richtig in den Zirkus ziehen, auch wenn hier und da, Dinge nicht mehr zeitgemäß erscheinen und fast schon lächerlich anzusehen sind. Der große Glückswurf ist F1 24 sicherlich nicht, aber es fährt sich einfach genial und macht Runde um Runde einmal mehr Spaß. Nur das Drum-Herum hinkt hinterher und von den käuflichen Zusatzinhalten wird uns einfach nur schlecht. Dennoch können wir auch diesem Jahr das Spiel F1 24 empfehlen, auch wenn in den letzten Jahren die Formel 1 Game-Serie stark nachgelassen hat und die Standard-Version vollkommen ausreicht, da die Champions-Editions nichts Besonderes beinhaltet.

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