Die Gamescom gab heute bekannt, dass die Jury aus deutschen und internationalen Games-Journalisten und Creators aus einer Vielzahl an Einreichungen die vielversprechendsten Titel ausgewählt hat.
Schauen wir uns auch in diesem Jahr die Liste der Nominierten an, die sich aus Spielen, Erweiterungen, Aussteller, Ankündigungen und Trailer, die auf der gamescom präsentiert werden, zusammensetzt, so kommen einmal mehr Fragen auf. In 15 verschiedenen Kategorien werden Spiele ausgezeichnet. Es finden sich Kategorien wieder, wie Grafik, Audio, Unterhaltung, am gesündesten oder es wird gar in unterschiedliche Plattformen unterteilt.
Die erste Frage richtet sich an die Jury, ein kunterbunter Haufen, der wohl selten einen Controller in der Hand hat oder über die aktuellen Spiele informiert ist. Laut einem Jury-Mitglied, Petra Fröhlich von Gameswirtschaft, dürfen zudem nur Spiele nominiert werden, die in der Entertainment-Area für Endverbraucher spielbar sind. Das widerspricht der Aussage der Gamescom, dass der Gaming-Award herausragende Spiele, Erweiterungen, Aussteller, Ankündigungen und Trailer auszeichnet, die auf der Gamescom 2024 präsentiert werden – nicht explizit anspielbar sein müssen. Was denn nun?
Die zweite Frage stellen wir der Jury selbst. Die Gamescom kann in diesem Jahr 1.400 Aussteller aus 64 Ländern verbuchen. Wie kann es dann sein, dass nur eine geringe Anzahl an Spielen eingereicht wurde, die sich gerne nominieren lassen wollen? Einige sind in verschiedenen Kategorien gelistet, andere nicht, was die Gesamtanzahl an Spielen deutlich reduziert.
Die dritte Frage geht einmal mehr an die Kategorien und deren Nominierungen. Eine Kategorie nennt sich Most Wholesome? Das lässt sich kurz und knapp mit „am gesündesten“ übersetzen. Also, was einem guttut? Woher will die Jury wissen, wie die Grafik oder das Audio ist, gar das Gameplay, wenn das Spiel erst nach der Gamescom veröffentlicht wird? Anhand von Beta-Versionen kann man doch keine Bewertung abgeben, gar einen Preis verleihen?
Wenn ein Publisher wie Bandai Namco ihr Spiel Little Nightmares 3 als bestes Xbox und gleichzeitig als bestes PlayStation Spiel einreicht und so nominiert wird, kommt die vierte Frage auf. Was macht das Spiel auf der Xbox besser oder auf der PlayStation? Zumal das Spiel nicht direkt für eines dieser Plattformen entwickelt wurde.
Die fünfte Frage ist eigentlich keine Frage, sondern eine Feststellung. Es können nur Spiele nominiert werden, die dann auch die Möglichkeit erhalten zu gewinnen, die auf der Gamescom vertreten sind und von dem Aussteller eingereicht wurden. So schafft es dann ein Spiel in die Nominierung, welches sich „Planetenverteidigungskanonenkommandant“ nennt. Bei aller Liebe, wir bekommen viele PR-Meldungen von den Entwicklern und Publisher oder deren Agenturen, aber davon haben selbst wir noch nicht gehört. Das Spiel ist noch gar nicht verfügbar, wurde aber in der Kategorie bestes Gameplay und Most Entertaining (Höchst unterhaltsam) nominiert?
Wo sind Spiele wie EA Sports FC25, Call Of Duty Black Ops 6, Assassin’s Creed: Shadows oder Indiana Jones oder die Vielzahl an VR-Games? Das ist dann die sechste Frage. Wir können sicherlich noch mehr Spiele aufzählen, wie Titan Quest II, Dibalo IV DLC Vessel of Hatred, Endzone 2, S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl, …..
Ist der Gamescom-Award eine Gelddruckmaschine? Schon sind wir bei der siebten Frage. Schaut man sich die Teilnahmegebühr für das Einreichen eines Spiels an, dann schon. Nur 440 Euro muss ein Aussteller bezahlen, um in den Kreis der möglichen Spiele mit aufgenommen zu werden, die dann von der Jury nominiert werden können. Wie viele Spiele insgesamt eingereicht wurde, darüber wurde nichts öffentlich bekannt. Der Sieger einer Kategorie darf sich dann aber mit dem Award brüsten, auf der weltgrößten Videospielemesse einen Preis erhalten zu haben – Zuvor muss er dafür bezahlen und sagen: Wir wollen auch zu den Gewinnern gehören und dann hoffen. Ob letztendlich ein kleiner Aufkleber auf dem Cover eines Spieles die Verkaufszahlen erhöhen, kann gerne bezweifelt werden.
Wir könnten sicherlich noch weitere Frage stellen. Warum gibt es kein Best of Game? Also das beste Spiel überhaupt und absolut? Über welche Kompetenz verfügen die Jury-Mitglieder, von denen gleich drei bei USK tätig sind? Wie können diese ein Spiel mit bester Grafik auszeichnen ohne zu sagen, ob es auf einem PC in High-Performance läuft, auf der Konsole gar in 4K samt HDR oder das Audio beurteilen ohne zu wissen, ob eventuelle Dolby Atmos anliegt? Sicherlich sind das Faktoren, die bei einem kleinen Entwickler weniger Relevanz erhalten, aber bei Ubisoft’s Star Wars: Outlaws erwarten wir schon mehr als nur Pixel und Stereoton. Erst recht, wenn das Spiel für einen Preis zwischen 70 und 130 Euro angeboten wird. Letztendlich handhabt das auch jeder bei der Überlegung eines Headsets. Ach, ja … keine Hardware-Kategorie? Immerhin sind zahlreiche Hardware-Hersteller von Mainboards bis hin zu Maus und Headsets vertreten, gar Gaming-Seats und Lenkräder?
So kommen wir auch in diesem Jahr zu dem Schluss, dass die Gamescom-Awards als Witz gesehen werden können, die von einem Haufen Planetenverteidigungskanonenkommandanten verliehen werden, die aus dem Bauch heraus Preise vergeben, ohne auch nur annähernd ein Spiel gründlich unter die Lupe genommen zu haben. Eine PR-Aktion, die dem wahren Gamer nicht als Kaufentscheidung dient und auf Trailern und Beta-Versionen basiert. Wenn das die vielversprechendsten Titel für das kommende Jahr sind, dann gute Nacht!