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Gamescom wird mit Steuergeldern unterstützt

In dieser Woche gaben die Veranstalter der Gamescom, game – Verband der deutschen Games-Branche, und die Betreiber der Koelnmesse, die Stadt Köln und das Land Nordrhein-Westfalen, bekannt, dass eine langfristige Vertragsverlängerung für die Austragung der weltgrößten Videospielemesse Gamescom beschlossen wurde. Diese Entscheidung trifft nicht nur auf Unverständnis im Branchenumfeld, sondern wird nun auch noch mit öffentlichen Geldern aus den Haushalten der Stadt Köln und des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt.

In Zeiten von klammen Kassen und erneuter Aufnahme von Schulden, wo die Kommunen ein Defizit von 26 Mrd. Euro aufweisen, erhält die Koelnmesse Zuschüsse von Land und Stadt. Dabei weist die Stadt Köln laut ihrem Haushaltsbericht alleine in diesem Jahr ein Haushaltsdefizit von 400 Millionen auf und im Jahr 2026 sogar von 490 Millionen Euro. Gameswirtschaft hat dazu in dieser Woche die Zahlen der finanziellen Unterstützung und Zuschüsse veröffentlicht.

Das Land Nordrhein-Westfalen spendiert satte 430.000 Euro für den eintägigen Gamescom-Congress. Die Düsseldorfer Staatskanzlei gibt 225.000 Euro für den Gamescom-Congress dazu, wobei die Stadt Köln nochmals 11.000 Euro drauflegt. Insgesamt werden 666.000 Euro aus Steuergeldern für den Gamescom-Congress verwendet. Doch das ist noch nicht alles.

Die Stadt Köln macht für das Gamescom-Festival, welches zu den Tagen der Gamescom in der Innenstadt stattfindet, weitere 225.000 Euro locker, um die Party zu finanzieren, will das sogar noch aufstocken und zusätzlich Sponsoren finden.

Für die Devcom, eine Entwickler-Messe, die im Vorfeld der Gamescom stattfindet, macht das Land Nordrhein-Westfalen weitere 135.000 Euro locker. Für den Gamescom Invest Circle, eine Art Eigenwerbung für Gamescom, kommen weitere 50.000 Euro vom Land Nordrhein-Westfalen. Zusätzlich kommen nochmals 50.000 Euro vom Land, um kräftig Werbung im Umfeld der Gamescom tätigen zu können. Die Stadt Köln beteiligt sich hierbei auch, um Flaggen und Banner aufzuhängen, dessen Gegenwert nicht beziffert wird.

Für das Jugendforum Nordrhein-Westfallen, ein Stand in Halle 10.2, der Stand von Jugendzentren, Vereinen bis hin zum Roten Kreuz wird mit weiteren 44.000 Euro von der Stadt Köln unterstützt, wobei das Land Nordrhein-Westfalen sich mit einer nicht genannten Summe beteiligt.

Insgesamt werden mindestens 1.179.000 Millionen Euro vom Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Köln für die einwöchige Messe aus Steuergeldern finanziert. Der Kritikpunkt dabei ist eigentlich, dass die Koelnmesse ein eigenständiges Wirtschaftsunternehmen ist, das zu 79,07 Prozent der Stadt Köln gehört, weitere 19,99 Prozent dem Land, während der Rest mit 0,94 % von Industrie-, Handels- und Handwerkskammern sowie Wirtschafts- und Handelsverbänden der Region gehalten werden.

Ein Unternehmen, wie die Koelnmesse, erzielt im Jahr 2024 einen Jahresumsatz von 365 Mio. Euro und machte dabei einen Gewinn von 20 Mio. Euro. Die Messe erhält aber steuerliche Zuwendungen in Höhe von mehr als 1,179 Mio. Euro, was als Steuerverschwendung gesehen werden kann, da die Koelnmesse letztendlich den Betrag selber stemmen kann.

Stefan Marcinek, ehemaliges Vorstandsmitglied bei game – Verband der deutschen Games-Branche, Event Organizer bei GDD – German Dev Days, Stellv. Vorstandsvorsitzender bei Gaming Aid e. V. und Geschäftsführer des deutschen Entwicklerstudios Assemble Entertainment gab in den sozialen Medien, zum Vorwurf der Steuerverschwendung, folgende Aussage:

 … der Kommentar ist Verschwendung von Energie. Und sowieso total blödsinnig …

Den Vorwurf der Steuergeldverschwendung muss sich die Gamescom aber gefallen lassen, da hier ein Wirtschaftsunternehmen, die Koelnmesse, im privaten Besitz der Stadt Köln und des Landes Nordrhein-Westfalen ist. Sie erhält Gelder aus dem Steuertopf, den Haushalten von Stadt und Land, für die Austragung einer Messe, die weder vom Land noch von der Stadt auf kommunaler Ebene ausgetragen wird. Man könnte sich sogar zur Aussage wagen, dass hier öffentliche Mittel zu privaten Zwecken verwendet werden. Letztendlich fährt die Koelnmesse mit der Austragung der Gamescom auch Gewinne ein, die dem Unternehmen zugutekommen.

Diese Kritik ist daher in keinster Form Verschwendung von Energie oder gar als blödsinnig anzusehen! Es macht eher deutlich, dass die Politik jeglichen Bezug zum Geld verloren hat und damit um sich wirft, als würde es nur bedrucktes Papier sein, welches es eigentlich nicht gibt.

Würden die genannten Gelder für die Infrastruktur ihre Verwendung finden, damit Besucher und Touristen günstig anreisen und parken könnten, würde die Kritik sicherlich unberechtigt sein. Die Gelder für den kostenlosen Nahverkehr, den Besucher nutzen können, kommen aber aus einer anderen Kasse, die hier nicht erwähnt wurde. Stattdessen mach die Stadt Köln alleine schon durch die enorm angehobenen Hotelübernachtungen einen deutlichen Gewinn in Bezug des Umsatzes und der Gewerbesteuer. Von den unverschämten Preisen des Caterings für Besucher mal abgesehen, wenn für eine halbe Liter-Flasche Wasser 5 Euro verlangt wird und man an Flughafenpreise heranreicht.

Auch wenn sich die Kritik hier nur an 1,179 Mio. Euro richtet, sollte das nicht einfach hingenommen werden. Machen wir das jede Woche, kommt schon ein Betrag von 60,840 Mio. Euro zusammen, der zugleich das vorhandene Budget der Gamesförderung des Ministeriums für Wirtschaft übersteigt.

Seit Anbeginn der Datasette von Computergames begeistert. Spielt alles was sich bewegt und für Atmosphäre sorgt. Nimmt gerne Peripherie unter die Lupe und auch auseinander, es bleiben immer Schrauben übrig.