Bild: JBL & PE

Kabelloser Hi-Res-QuantumSPATIAL 360-Sound: JBL Quantum 910P Console Wireless-Headset im Test

Mit dem Quantum 910P Console Wireless möchte JBL den Gamern ein Headset liefern, das mit der Head-Tracking-Technologie und dem QuantumSPATIAL 360 Sound aufwiegen kann und so Spieler an der PlayStation und der Switch mitten in das Game ziehen will. Ob es sich lohnt hier mehrere hundert Euro zu investieren, sagen wir euch in diesem Test.

Nachdem wir das Quantum 360P Wireless auf Basis des kabelgebundenen Quantum 100P in den letzten Wochen für euch getestet haben, bewegen wir uns mit dem Quantum 910P Console Wireless nun etwas mehr in Richtung Premium-Segment. Das zeigt sich nicht nur im Preis, der hier mit einer UVP von 212,99 Euro angeben wird, sondern auch in den Features. Dazu gehören die Hi-Res-Zertifizierung, der JBL QuantumSPATIAL 360 Sound – soll ganz ohne PC-Software auch an der PlayStation zum Einsatz kommen – aber auch die integrierte Head-Tracking-Technologie sowie der JBL QuantumSPHERE 360 Sound, aktives Noise-Cancelling und Bluetooth runden die Sache dann ab. Letztendlich bildet das Quantum 910P Console Wireless das Flaggschiff unter den Headsets aus dem Hause JBL.

Verarbeitung & Komfort

Ein Mitglied der neuen JBL Quantum-Familie

JBL liefert das Quantum 910P Console Wireless in einem zum Verwechseln ähnlichen Karton aus. Die Unterschiede zum 360P Wireless lassen sich nur bei genauer Betrachtung erkennen und machen es aufgrund der optischen Ähnlichkeit für den Kunden nur sehr schwer, sich hier entscheiden zu können. Auf den ersten Blick gleicht sich alles, nur der etwas größere Spatial-Sound-Aufkleber und die Kennung zur Hi-Res-Zertifizierung springen einem augenscheinlich entgegen. Was Hi-Res ist und was es bringt, dazu kommen wir später.

Kurze Rede, denn das Auspacken gehört immer wieder zu den schönsten Dingen: Das Headset wird in einem velourartign Stoffbeutel ausgeliefert, der uns später das Headset sauber und staubfrei aufbewahren lässt. Das Zubehör offenbart sich sehr reichhaltig, da neben dem USB-Ladekabel und dem Dongle, der sowohl in USB-A als auch USB-C-Buchsen verwendet werden kann, noch ein 3,5-mm-Audiokabel samt Remote-Controll-Einheit, ein Pop-Schutz und ein Kalibrierungsmikrofon bei. Das Kalibrierungsmikrofon erscheint uns hier neu oder gar fremd, da wir mit solchem Zubehör noch nicht in Kontakt getreten sind. Was hat es damit aus sich? In der Bedienungsanleitung erkennen wir, dass dieses Kalibrierungsmikrofon für die Verwendung mit der JBL QuantumENGINE seinen Einsatz findet. Diese Software steht nur am PC zur Verfügung und daher ist dieses Feature für Gamer an der Konsole wohl als überflüssig zu bezeichnen. Letztendlich bezueichnet sich das JBL Quantum 910P auch als „Console Wireless Headset“, was dann auch einmal mehr dieses Feature infrage stellt. Hier werden unnötige Ressourcen verwendet, die später eher in der Ecke liegen und eines Tages wohl auch im Müll.

Okay, schauen wir uns das Headset einmal genauer an: Wenn man das Quantum 910P Console Wireless in der Hand hält, macht sich dessen Gewicht bemerkbar, welches sich doch als schwer bezeichnen lässt. Das Gewicht lässt vermuten, dass hier ein ordentlicher Akku und weitere wertige Materialien zum Einsatz gekommen sind. Leider macht sich das auch beim Tragen bemerkbar, da die in Kunstleder gehüllten Ohrpolster sehr straff anliegen und auch das Kopfband zu wenig Komfort aufweist. Zudem baut sich ein Unterdruck auf, der hier eine passive Geräuschunterdrückung erzeugt. Für unseren Geschmack ist den Ingenieuren auch keine optimale Passform gelungen, da ein kurzes Joggen zum Kühlschrank das Headset verrutschen lässt. Mit der Zeit verspürten wir auch ein unangenehmes Drücken auf die Fontanelle. Das Problem beim Quantum 910P Console Wireless ist, dass wir uns dem Headset anpassen müssen und nicht umgekehrt.

Bei der Verarbeitung tritt der Kunststoff als dominantes und tragendes Element in den Vordergrund. Einen stählernen Federbügel oder gar sichtbare Verschraubungen lassen sich nicht erkennen. Selbst die Größenverstellung tritt hier als Acryl in Erscheinung, was dann wohl auch in der Handhabung die Langlebigkeit infrage stellt. Es wirkt alles sehr amerikanisch, wo Plastik das Design prägt und zugleich die Stabilität erzeugt. Da passt dann die RGB-Beleuchtung perfekt dazu, die wir bei Headset sowieso als unnützes Feature empfinden, was nur die Akku-Laufzeit verkürzt.

Rein optisch betrachtet, tritt das JBL Quantum 910P Console Wireless sehr verspielt auf. Hier steht das Marketing, also Kleider machen Leute, mehr im Fokus, als einen Klangkörper in Funktion zu designen, der uns mit Sound verwöhnen will. Das zeigt sich dann auch in den Bedienelementen oder auch Buttons am Headset. Alles viel zu klein, alles viel zu unhandlich, was sich im Eifer des Gefechts auch schlecht ertasten lässt.

Sound/ Klangbild 

Viel Augenwischerei, ansonsten ganz ordentlich

Beim Quantum 910P Console Wireless kommen 50 mm Treiber zum Einsatz, die uns einen dynamischen Frequenzgang von 20 Hertz bis 40.000 Hertz liefern. Diese Angaben beschränken sich aber auf eine passive Nutzung. Das bedeutet, dass bei einer aktiven Nutzung nur der bekannte Frequenzbereich von 20 Hertz bis 20.000 Hertz zur Verfügung steht. Klingt kompliziert, bedeutet aber, dass bei einer Zuschaltung des internen Klangverstärkers oder gar Programmen wie dem QuantumSPATIAL 360 Sound das Hi-Res für die Katz ist. Selbst wenn wir das Quantum 910P Console Wireless nur passiv nutzen, also direkte Verbindung über das beiliegende Kabel mit Remote-Control-Einheit, ist kein Hi-Res-Audio garantiert, weil dazu die notwendige Quelle, also das Gerät, auch verfügbar sein muss. Um das zu verstehen, muss auch wissen, was Hi-Res-Audio eigentlich ist.

Was ist Hi-Res-Audio (High Resolution Audio)?

Hi-Res-Audio ist alles, was im Grunde besser in der Qualität ist, als die uns bekannte CD (Compact Disc), die mit Musikdaten mit einer Auflösung von 44,1 kHz / 16 Bit liefert. Eine Audioauflösung von 48 kHz/ 16 Bit, wie sie die PlayStation 5 liefert, gilt dabei noch nicht als Hi-Res-Audio. Eine Auflösung von 48 kHz/ 24 Bit hingegen schon. Kurzum, an der PlayStation 5 oder gar einem PC mit On-Board-Soundkarte, diversen Laptops oder Tablet erhalten wir kein Hi-Res-Audio! Wer gerne mehr darüber wissen will, kann dazu hier nachschlagen.

So können wir hier und zu diesem Punkt sagen: JBL hat mit dem Quantum 910P Console Wireless ein Headset kreiert, welches nie die teuer eingekaufte Hi-Res-Zertifizierung ausspielen kann. An der für die PlayStation 5 gemachte Videospielekonsole schon gar nicht. Diesen Marketingzug hätte sich JBL sparen können!

Kommen wir aber mal zum Klang, da der Sound doch das wichtigste ist. Beim Quantum 910P Console Wireless habt ihr verschiedene Möglichkeiten eine Quelle nutzen zu können. Als Gamer an der PlayStation 5 steht hier der USB-Dongle zur Verfügung, der sowohl an einem USB-A als auch an einem USB-C angeschlossen werden kann.

Der Klang ist in erster Linie sehr solide, da wir nicht direkt vom Hocker gehauen wurden. Ja, er kann Bass, für einen Gamer gerade richtig, wobei musikalische Szenen dann etwas überdosiert wahrgenommen werden. Die Mitten sind so gediegen, wie das Headset an sich. Sie verrichten ihren Dienst und tragen dabei die Bässe als auch Höhen, wobei die Höhen im ersten Moment klar erscheinen, aber den Feinschliff untergehen lassen. Das kann zu einem an der laufenden Software des QuantumSPATIAL 360 Sound liegen, aber auch an der internen Tempest 3D Engine der PlayStation 5. Irgendwie wäre uns ein ehrlicher und natürlicher Stereo-Sound lieber, der sich hier aber nicht offenbaren vermag. Leider finden wir keine Taste am Headset, um den QuantumSPATIAL 360 Sound deaktivieren zu können. Er ist immer mit von der Partie. Ob man das nun mag oder nicht, für uns ist das doppeltgemoppelt und einmal mehr ein Feature, was wir nicht unbedingt begrüßen.

Bei der Nutzung via Bluetooth sieht die Sache dann etwas anders aus, da hier nicht auf die JBL-Software gegriffen wird. Das macht sich dann auch im Sound bemerkbar, der etwas authentischer wirkt, aber bei Weitem noch nicht unseren Ansprüchen gerecht wird. JBL betont einmal mehr, dass das Headset in der Soundkurve speziell für Spiele entwickelte und abgestimmt wurde. Da es aber schon eine Rolle spielt, ob wir indessen einen Shooter zocken, mit dem Auto über den Bildschirm donnern oder gar ein bildgewaltiges Abenteuer erleben, kann diese eine Soundkurve niemals allem gerecht werden. Jeder handelsübliche Studiokopfhörer meistert das besser!

Zu guter Letzt brauchen wir auf das Mikrofon eigentlich nicht einzugehen. Das wirkt wirklich sehr primitiv, wirkt fast schon labil und kommt aus der untersten Schublade. Dementsprechend verrichtet es nur seinen Dienst, kann aber nicht einmal mit einem guten alten Nokia 3210 mithalten. Bei einem Headset oberhalb der 200 Euro-Grenze erwarten wir einfach mehr.

Fazit

Zu viel des Guten

Mit dem Quantum 910P Console Wireless präsentiert JBL ihr Flaggschiff an Headset für die PlayStation, welches sich auch durch das „P“ im Namen definiert und dessen Zugehörigkeit unterstreicht. Dabei setzen die Herrschaften von JBL auf ein Multiplattform-Konzept, um das Headset auch an der Switch, dem PC, mobilen Geräten nutzen zu können. Vollgestopft mit Feature soll das Headset Käufer überzeugen, die letztendlich die ganze Technik und Software nicht nutzen werden oder gar können. Obwohl wir hier ein Hi-Res-zertifiziertes Headset haben, kommt dessen Leistung an der PlayStation nicht zur Geltung, sondern verschlimmbessert den Klang. Ehrlicher und wahrer Klang kann nicht geboten werden, auch wenn der Bass viele Gamer in den 7. Himmel heben wird.

Die Frage ist, ob wir uns das Headset kaufen würden und es somit empfehlen können? Das Headset wird zu einer UVP von 239,99 Euro angeboten. Das ist viel Geld für ein Wireless-Headset mit knapp 39 Stunden Laufzeit und da reißt es eine Preissenkung auf 200 Euro auch nicht raus. Für diese Unsumme erhalten wir auf dem Markt eine breite Auswahl, die weniger verspielt sind, mehr Klang können und sogar über mehr Akku-Laufzeit verfügen. JBL versucht hier mit aller Gewalt das amerikanische Marketing ihrer Kollegen vom Strand der Schildkröten durchbringen, die auch nur mit Design punkten können, aber weniger mit einem überragenden Sound oder gar durchdachter Nachhaltigkeit – Eine RGB Beleuchtung ist wohl das unnötigste Gimmick an einem Headset! Wir würden es uns nicht kaufen und können es nur indirekt empfehlen. Wer es aber hat, wird nicht schlecht bedient.

Seit Anbeginn der Datasette von Computergames begeistert. Spielt alles was sich bewegt und für Atmosphäre sorgt. Nimmt gerne Peripherie unter die Lupe und auch auseinander, es bleiben immer Schrauben übrig. Germany 48.406558, 9.791973

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