Bild: Creative & PE

Outlier Free Pro+ – Die Knochenschall-Kopfhörer von Creative im Test

Sicher habt ihr schon einmal davon gehört oder jemanden damit gesehen. Kopfhörer, die das Ohr nicht bedecken und die man auch nicht hineinstecken muss. Perfekt für Sport oder andere Aktivitäten, bei denen man auch noch etwas von seiner Umwelt mitbekommen muss. Knochenschall – das ist das magische Wort, denn der Sound wird bei diesen Kopfhörern eigentlich erst im Ohr erzeugt. Wir stellen euch die neuen Outlier Free Pro+ von Creative vor.

Lieferumfang und Verarbeitung

Hochwertig und Anpassbar

Im kleinen Karton der neuen Outlier Free Pro+ steckt neben den eigentlichen Kopfhörern nicht allzu viel Zubehör. Zum einen wäre da eine Bedienungsanleitung in mehreren Sprachen, ein wirklich ziemlich kurzes Ladekabel, welches an einem Ende einen USB-A-Stecker und am anderen Ende einen magnetischen Anschluss hat. Außerdem gibt uns Creative einen kleinen durchsichtigen Behälter mit, in dem sich zwei Ohrstecker aus Kunststoff und drei Abdeckstöpsel für das Mikrofon befinden. Die Ohrstecker verschließen unsere Ohren im Wasser, wenn wir die Kopfhörer beim Schwimmen benutzen. Die Abdeckstöpsel sind aus Gummi und mit einer kleinen Öse versehen, sie werden am Kopfhörer befestigt und schützen das Mikrofon vor Wassereintritt beim Schwimmen. Wie bitte? Ja genau. Die Outlier Free Pro+ können wir auch beim Schwimmen tragen. Beste Mucke beim Kraulen ist also garantiert. Diese merkwürdigen Kopfhörer, die man auch Bone-Conduction-Headphones nennt, wollen wir uns nun aber einmal genauer ansehen.

Die Outlier Free Pro+ sind aufgebaut wie Kopfhörer mit Nackenbügel. Die Elektronik ist in zwei gleich großen Seitenelementen verbaut, die mit einem weichen, satinierten Kunststoff beschichtet sind. Diese beiden Elemente sind durch den elastischen Bügel miteinander verbunden. Auch dieser ist mit dem gleichen Material beschichtet. Erhältlich sind die Outlier Free Pro+ in zwei Farbvariationen. Bei unserem Testgerät liegt die Farbauswahl bei blauen Seitenelementen und einem schwarzen Bügel. Bei der zweiten Variante wäre der Bügel in Orange gehalten. Als kleinen Farbakzent hat man die einzelnen Elemente des Kopfhörers mit weißen Kunststoffstreifen abgegrenzt. An den Seitenelementen befinden sich auch die sogenannten Wandler oder Transducer. Diese sind an einem verstellbaren Ohrbügel befestigt und lassen sich damit perfekt am Schläfenknochen ausrichten. Die von den Wandlern erzeugten Vibrationen erzeugen den Schall direkt am Innenohrknochen, mit dem wir dann die Musik hören. Um die Kopfhörer zu steuern, sind am rechten Seitenelement unterseitig drei Tasten eingearbeitet. An der Innenseite findet sich der magnetische Anschluss für das Ladekabel und am Wandler vorne ist ein kleines Loch, hinter dem sich das Mikrofon verbirgt.

Bedienung und Komfort

Federleicht und komfortabel

Bei ersten Aufsetzen der Outlier Free Pro+ brauchen wir etwas Übung. Zu ungewohnt ist es, wenn man den Kopfhörer nicht ins Ohr stecken oder auf das Ohr setzen muss. Perfekt sitzen die beiden Transducer auf den kleinen Knorpeln vor dem Gehörgang. Dank der beweglichen Gelenke, können wir diese aber letztlich gut positionieren. Der Nackenbügel sitzt auch ganz ohne Druck und dank des geringen Gewichts von 3 Gramm vermitteln diese besonderen Kopfhörer einen angenehmen Tragekomfort. Um die Outlier Free Pro+ zu starten, genügt ein 2-sekündiges Halten der mittleren Steuertaste. Automatisch startet beim ersten Aktivieren der Pairing-Mode. Nach kurzer Suche sind die Kopfhörer vom Smartphone gefunden und gekoppelt. Um die Kopfhörer wieder zu deaktivieren, halten wir die mittlere Taste für 3 Sekunden. Um ein weiteres Gerät zu verbinden oder eine gelöschte Verbindung zu erneuern, müssen wir die mittlere Taste ganze 5 Sekunden gedrückt halten. Das Pairing startet so erneut. Alle Statusvorgänge werden übrigens mit einer Computerstimme bestätigt. Die mittlere Taste ist zudem als Abspiel- und Pausetaste im Einsatz. Hier genügt nur ein kurzer Druck, um Musik zu stoppen und wieder abzuspielen. Um die Lautstärke zu ändern oder einen Titel vor- oder zurückzuspringen, sind die beiden zusätzlichen Tasten. Mit einem kurzen Druck ändern wir die Lautstärke, ein langer Druck springt zum nächsten Titel. Die mittele Haupttaste hat aber noch weitere Features, die wir hier aber nur kurz anschneiden wollen. So können wir Siri oder den Google-Assistenten nutzen, zwischen Bluetooth und dem eingebauten Musikspeicher wechseln oder in den Low-Latency-Modus schalten. Erhalten wir einen Anruf nehmen wir diesen mit der Haupttaste an oder legen damit auf. Somit ist die Steuerung aller Features nur mit diesen drei Tasten möglich und sehr komfortabel.

Technik und Sound

Klarer Sound mit Technik aus der Natur

Wie funktioniert das denn jetzt überhaupt? Wie wird der Schall jetzt genau erzeugt? Im Grunde übertragen diese Kopfhörer die Schwingungen entlang von Knochen. In der Natur nutzen etwa Delfine oder Wale diese Methode, um Schall zu übertragen. Der bekannte Komponist Ludwig van Beethoven nutzte dies, um trotz Schwerhörigkeit zu komponieren. Diese Kopfhörer erzeugen also auch Schwingungen mit einer Spule, die dann an die Oberfläche mit Kontakt zum Körper abgegeben wird. Diese Technik hat aber auch Nachteile, denn Knochen übertragen die mittleren Frequenzen zwischen 600 und 3000 Hertz. Tiefbass und der Höhenbereich wird also weniger stark wiedergegeben. Die Transducer sind aber soweit an ihrer Oberfläche optimiert, da man mit den Outlier Free Pro+ dennoch Bassfrequenzen und auch die Höhen gut hören kann. Sie arbeiten zumindest im üblichen Frequenzbereich von 20 bis 20.000 Hertz. Übertragen wird von Smartphone und allen anderen Geräten in Bluetooth 5.3. Dank Multipoint-Konnektivität können wir sogar zwei Geräte gleichzeitig verbinden. Als Audiocodecs nutzen die Kopfhörer AAC, SBC und dienen Low-Latency-Modus, etwa für Spiele. Bei letzterem ist die Verzögerung aber dennoch deutlich hörbar. Der Akku liefert mit einer Ladung ganze 10 Stunden Musikgenuss und der interne Speicher für Musik beträgt 8 GB. So könnten wir auch ganz ohne Smartphone unser Lieblingsalbum genießen.

Der Sound der Outlier Free Pro+ ist trotz der Einschränkungen in der Übertragung sehr gut optimiert. Immerhin sind Teile der Musik auch zu hören, wenn wir sie in der Hand halten. Sie geben also auch Schall an die Umgebung ab. Zumindest würde es erklären, warum wir dennoch Bassfrequenzen zwischen 60 und 200 Hertz gut wahrnehmen können. Der wahrnehmbare Höhenbereich geht uns erst bei etwa 15.000 Hertz verloren. Damit bilden die Outlier Free Pro+ einen breiten Frequenzbereich ab und darum klingen sie auch so überraschend gut. Dennoch ist von einem voluminösen Klang freilich nicht zu reden, denn der würde einen Schallraum benötigen. Trotzdem klingen die Outlier Free Pro+ recht gut, wenn man bedenkt, wofür sie konzipiert sind. Die maximale Lautstärke ist recht gut, allerdings zeigt sie auch die Grenzen solcher Kopfhörer auf. Der Sound wird leicht unpräzise und das Kitzeln an den Auflageflächen etwas störend. Das eingebaute Mikrofon ist für Telefonate geeignet, klingt aber eher gedrückt und bietet keine besonderen Klangeigenschaften.

Fazit

Perfekt für Sport und Spiel

Die Outlier Free Pro+ Knochenschall-Kopfhörer haben uns wirklich begeistert. Einerseits weil es eine interessante Technologie ist, die aus der Natur adaptiert und optimiert wurde und andererseits, weil wir uns nicht vorstellen konnten, wie gut diese dann auch funktioniert. Der Lieferumfang ist überschaubar, bietet aber eben genau das, was wir benötigen. Das Design der Outlier Free Pro+ ist dem Zweck angepasst und ähnelt Produkten anderer Hersteller. Dennoch hat man der Form eine gewisse Eleganz gegeben. Die Verarbeitungsqualität ist sehr gut und die verwendeten Materialien wirken hochwertig und robust. Einzig der wasserdichte Verschluss des Mikrofons hat uns etwas gestört. Sicher findet sich bei zukünftigen Produkten eine elegantere Lösung ohne den zusätzlichen Stöpsel. Der Tragekomfort ist sehr gut und der Kopfhörer, dank des geringen Gewichtes, kaum zu spüren. Die Akkulaufzeit ist absolut ausreichend und die Ladedauer recht kurz. Auch das Laden mit dem magnetischen Adapter funktioniert gut, eine kabellose Lademöglichkeit wäre natürlich zukünftig wünschenswert. Dank Bluetooth 5.3 steht die Verbindung stabil und ohne Aussetzer. Die Soundqualität hat uns trotz der physischen Grenzen dieser Technik sehr begeistert. Zwar fehlt dem Sound das Volumen eines geschlossenen Kopfhörers, aber dennoch sind Bassfrequenzen und auch Höhen sehr gut hörbar. Ideal also, um beim Sport, Radfahren oder Schwimmen sorgenfrei Musik zu genießen und dennoch von der Umgebung nicht entkoppelt zu sein. Wir sprechen eine Empfehlung aus und finden den Preis von 129,99 Euro absolut angemessen. Das Einstiegsmodel Outlier Free ist sogar für schon 89,99 Euro zu haben.

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