In der letzten Woche präsentierte Sony, durch den Architekten Mark Cerny, die Hardwarespezifikationen der PlayStation 5. Dabei ging Mark Cerny sehr ins Detail, was für viele Gamer einfach zu viel Fachchinesisch war. So ist es nicht zu verdenken, dass viele dieser Aussagen auch falsch interpretiert wurden. Eine davon ist, dass die PlayStation 5 kein Dolby Atmos besitzen wird – Das ist so nicht ganz richtig! Die PlayStation 5 wird ein 4K UHD Laufwerk besitzen und damit wohl auch zahlreiche Filme von einer 4K UHD und Blu-ray Disk abspielen können. Viele der heute verfügbaren Filme bieten eine Dolby Atmos Tonspur, die jeder BD/ UHD-Player auch ganz ohne Dolby Atmos Lizenz an einen AV-Receiver mit Dolby Atmos Decoder/ Lizenz ausgeben kann. Dies geschieht über das High Definition Multimerdia Intertface, kurz HDMI. Dieses Thema können wir heute schon an der PlayStation 4 nachvollziehen, da die PlayStation 4 auch nicht über eine Dolby Atmos Lizenz verfügt, dennoch Filme mit Dolby Atmos Tonspur ohne Probleme wiedergeben kann. Details dazu könnt ihr hier nachlesen: Link.
Warum Sony bei der PlayStation 5 nicht auf Dolby Atmos setzt, erklärte Mark Cerny in der Präsentation ab Minute 45:00. Für Sony wäre es der einfachste Weg gewesen auf Dolby Atmos zu setzen, müsste sich aber auf die derzeit verwendeten 32 Tonspuren, die Dolby Atmos verwendet, einschränken. Sony möchte mit der PS5 den Sound in der Evolution der PlayStation-Konsole revolutionieren und setzt dabei auf das Temptest 3D Audio. Diese Soundtechnologie kommt heute schon bei der PlayStation VR zum Einsatz und auch wir konnten uns mit dem Sony Bluetooth Kopfhörer WH-1000X M3 einen ersten Eindruck verschaffen.
Mit der Temptest 3D Audio-Engine können statt 32 Tonspuren, die Dolby Atmos aktuell verwendet, mehr als 200 Tonspuren zum Einsatz kommen ohne auch nur ein Dolby Atmos lizenziertes Ausgabegerät, wie Soundbar oder AV-Receiver samt Heimkino oder TV, besitzen zu müssen. Die Ausgabe von 3D Audio der PlayStation 5 erfolgt über die unkomprimierte Pulse-Code-Modulation, kurz PCM. Dieses finden wir heute schon auf der PlayStation 4 und lässt uns Spiele in 7.1 Sound erleben, während Dolby Digital oder DTS nur 5.1 möglich machen. Der Nachteil einer PCM-Übertragung liegt in der sehr hohen Datenübertragungsrate. Ein sehr schönes Beispiel ist das Spiel The Last Of Us. Nur wer in den Einstellungen der PlayStation 4 die Audioausgabe auf PCM linear stellt, kann den Sound über 7 Boxen plus Subwoofer erleben. Klangfetischisten setzen aber eher auf DTS, da hier ein wesentlich besseres und fülligeres Bild selbst mit nur 5.1 Boxen wahrgenommen wird. Das liegt wohl daran, dass Sony bei PCM linear auf ein adaptiertes und erweitertes PCM-Verfahren zur Anwendung setzt und digitale Information mittels Quellenkodierung reduziert. Die Temptest 3D Audiotechnologie kommt heute schon bei der PSVR zum Einsatz und erklärt auch den kleinen Decoder, der zwischen der HDMI Verbindung sich vorfinden lässt. Bei Sonys Kopfhörern nennt sich die Technologie kurzum 360 Reality Audio. Sony definiert das 360 Reality Audio folgendermaßen:
360 Reality Audio ist ein neues Klangerlebnis mit der objektbasierten räumlichen Audiotechnologie, die einzelne Klänge in einem sphärischen 360-Grad-Klangfeld platziert werden, wodurch Künstler und Schöpfer eine neue Möglichkeit erhalten, ihre Kreativität auszudrücken. Die Zuhörer können genau so in ein Klangfeld eintauchen, wie es von Künstlern und Schöpfern beabsichtigt ist. Damit können Gegner in Räumen genauer platziert werden und auch entsprechend punktgenau geortet werden, während Umgebungsgeräusche sich ebenso genau platzieren lassen. Dazu gehören Fahrzeuge, Flugzeuge, Regen, sich bewegende Tiere und Insekten oder der Wind, der auch seine Richtung ändern kann. So lassen sich gleichzeitig über 5000 Klangquellen einbringen. Das führt in erster Linie zu einem besseren Gameplay und damit zu einem besseren Spieleerlebnis.
Hier könnt in einen kleinen Einblick in 360 reality Audio erhaschen – Kopfhörer ran und genießen:
Doch wie funktioniert das nun an der PS5?
Das menschliche Ohr ist kein Produkt von einem Fließband und sehr unterschiedlich ausgeprägt. Der eine hat große Ohren oder kleine, ein anderer eng anliegende Ohren, während so mancher mit „Segelohren“ kämpft. Dementsprechend ist das Ohr mit seinen Knoten und Falten sehr vielfältig ausgeprägt. Beim 360 Reality Audio wird jedes Ohr eingemessen und abfotografiert. Nur so kann der Schall wunderbar an jeden einzelnen angepasst werden. Wir sollten auch bedenken, dass mit zunehmenden Alter unser Ohrvermögen nachlässt und es daher zur unterschiedlichen Wahrnehmung eines Klangs kommen kann. Daher wird Sony uns wohl per App oder mittels einer Kamera an der PlayStation 5 uns unsere Ohren einmessen lassen. Diesen Vorgang mussten wir bei unserem Test des Sony Bluetooth Kopfhörers schon tätigen. Das ist aber nur der Schritt bei einer Nutzung eines Headsets an der PlayStation 5. Bei der Nutzung einer Heimkinoanlange oder Soundbar wird wohl ein ähnlicher Vorgang erforderlich werden, wie es zum Einmessen aller Boxen zur Positionierung eines Heimkinos möglich ist. Die Einbindung von Höhenboxen, notwendig für Dolby Atmos, wird dabei ebenfalls zum Tragen kommen. Das aber jetzt schon genau sagen zu können, kann mit einem Blick in die Glaskugel verbunden werden.
Aus unserer Erfahrung heraus, kann ein 3D Sound derzeit nur mit speziellen Kopfhörern erlebt werden, denen eine zugehörige App geboten wird. Das zeigen die Bluetooth Kopfhörer mit 360 Reality Audio oder das PlayStation Platinum Headset, welches über eine App auf der PlayStation 4 erkannt wird. Da können wir nur hoffen, dass Sony nicht genauso stur auf der PlayStation 5 einem entgegenwirkt und Bluetooth bietet und die Temptest 3D Engine für alle Headsets offen gestaltet, statt auf hauseigene Headsets setzen zu wollen. Immerhin bieten jetzt schon viele Headsets Bluetooth und eine Neuanschaffung ist mit weiteren Kosten verbunden.
…und was ist nun mit Dolby Atmos?
Ob die PlayStation 5 nun eine Dolby Atmos Lizenz bieten wird, dazu hat Mark Cerny nichts gesagt. Eins ist aber schon sicher: Auch die PlayStation 5 wird Dolby Atmos ausgeben können. Dies erfolgt mittels „Durchschleifen“ an einen AV-Receiver oder Fernseher. So könnte die PlayStation 5 dennoch Spiele mit Dolby Atmos bieten, auch wenn keine Lizenz geboten wird. Ähnlich macht es schon Microsoft bei der Xbox One S und X. Im Grunde besitzt die Xbox One S und X keine Dolby Atmos Lizenz. Die Lizenz wird von den Spieleentwicklern erworben, die Dolby Atmos in ihren Spielen nutzt. Die Xbox One S und X schleifen das Dolby Atmos per HDMI einfach durch. Das sollte nicht mit Dolby Atmos Headphone verwechselt werden, für dessen Lizenz Microsoft seine Nutzer zur Kasse bittet. Ein sehr schönes Beispiel ist das Game Metro Exodus. Der Entwickler hat Dolby Atmos per Update nachgeschoben und das Tonformat kann nur per HDMI ausgegeben werden, wenn die richtigen Einstellungen auf der Xbox getätigt wurden. So könnte Sony das Dolby Atmos den Spieleentwicklern überlassen und mittels Bitstream das Tonsignal unkomprimiert einfach durchschleifen lassen. Wie schon angesprochen, bei Filmen auf Blu-ray und 4K UHD sicherlich kein Problem. Ob die Spieleentwickler auf diese Art zurückgreifen werden, eine ganz andere Frage.
Welche Spiele werden uns 3D Sound bieten?
Diese Frage kann zum aktuellen Zeitpunkt sicherlich noch nicht beantwortet werden. Wir können aber davon ausgehen, dass Sony ihre Spiele damit ausstatten wird, während andere Publisher wie Ubisoft und Electronic Arts eher den bekannten Weg der allgemeinen Verfügbarkeit wählen werden und uns weiterhin nur mit Dolby Digital abspeisen werden. Das ist dann eher auf die plattformübergreifende Lauffähigkeit der Spiele zurückzuführen, denn das 3D Audio wird weder auf dem PC noch auf der neuen Xbox Series X geboten. Hier könnten aber die Soundkartenhersteller nachziehen, während Microsoft wohl eher auf Dolby Atmos setzen wird. Das 3D Audio ist eine „Sony-Erfindung“ und ähnlich wie das Touchpad und die Lightbar wird die Temptest 3D Engine vorab nicht bei jedem Entwickler zum Einsatz kommen, da der Sound wesentlich komplexer und umfangreicher in ein Spiel eingebracht werden muss. Noch heute gibt es Spiele, wie PUBG, die uns nur einen reinen Dolby Digital 2.0 Stereo-Sound bieten. Es liegt also im Ermessen des Entwicklers, welcher Sound uns in den Spielen geboten wird.
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